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Die Schicksalsjahre der Pabonen

Burggraf Heinrich III.

Die ersten Jahre als Burggraf von Regensburg

Burggraf Heinrich III. von Regensburg, mit Ornat, Barrett und Gesetzbuch. Skulptur in der Heinrichskapelle von Ebrantshausen, Replik einer Jakobsstatue des Holzschnitzers Hans Leinberger (1480 bis 1531), heute im Bayerischen Nationalmuseum München.
Graf Heinrich III. von Riedenburg wurde um 1100 geboren. Als er um 1142/1143 das Erbe seines Vaters antrat, war er bereits ein reifer und mächtiger Mann, vermutlich voller Ehrgeiz und Ambitionen. Er hatte vermutlich zuvor auf der Rosenburg bei Riedenburg glückliche Jahre mit seiner um mindestens 10 Jahre jüngeren, österreichischen Gattin Bertha verbracht.

Im Todesjahr seines Vaters stand nun ein Ortswechsel an. Nachdem man diesen in allen Ehren beigesetzt hatte, übernahm Heinrich III. als amtierender Burggraf von Regensburg den Sitz bei St. Emmeram und damit die oberste Gerichtsbarkeit für den weltlichen Teil der Stadt. Ein ganzer Stab von Mitarbeitern war an seiner Seite, darunter nachweislich ein Truchsess und ein Hausgeistlicher [01].

In seinem Amt waltete Heinrich III. mit glücklicher Hand. Verwurzelt in der Tradition seiner bayerischen Heimat und bemüht um die auf Interessenausgleich gerichtete Politik seiner Vorväter, stand er, soweit man es den Akten entnehmen kann, mit den Herzögen und Grafen Bayerns und seiner angeheirateten Babenberger Verwandtschaft in gutem Einvernehmen und ließ sich mit keinen von diesen auf irgendwelche Auseinandersetzungen ein, es sei denn notgedrungen.

Innerhalb der Burggrafschaft Regensburg übernahm er zusätzlich zu seinen angestammten Funktionen auch noch die einträglichen Vogteien über das Hauskloster St. Emmeram, über das Schottenkloster St. Jakob und die aufstrebenden Klöster in Prüll und Prüfening [02]. Auch das Verhältnis zum Regensburger Bischof Heinrich I. von Wolfratshausen scheint ungetrübt gewesen zu sein. Bischof Heinrich war ein Vetter und damit ein Mitglied der Familie [03].

Heinrichs Ehe mit Bertha von Babenberg war im Sinne der feudalen Sozialordnung eine erfolgreiche. Nach und nach schenkte ihm Bertha in den Jahren bis spätestens 1147 drei Kinder, darunter die Stammhalter Friedrich und Heinrich und ein Töchterchen namens Adelheid [04].

Eine erste Bewährungsprobe als Burggraf brachten die Jahre 1145 und 1146, als Heinrichs Schwager, Herzog Heinrich II. Jasomirgott von Bayern, wie schon zuvor sein Bruder Leopold IV. aus Böhmen slawische Söldner holte und die Stadt Regensburg mit Bischof Heinrich und ihren Bürgern angriff. Damals kam es im ganzen Regensburger Land zu Raubzügen, Brandschatzungen und Verwüstungen [05]. Ob die Steinerne Bürcke in Regensburg, die gerade zu dieser Zeit ihrer Fertigstellung entgegenging, in die Kampfhandlungen einbezogen war, entzieht sich der Kenntnis.

Der Burggraf war, wenn auch nicht in der Person angegriffen, insofern in dieser "gravissima guerra" involviert, als er kraft seines Amtes für seinen Vetter, Bischof Heinrich, die Stadtverteidigung zu bewerkstelligen hatte und dabei sogar gegen seinen Schwager und vielleicht sogar Teile der Regensburger Bürgerschaft hätte vorgehen müssen. Wie weit er damals ging, ist ungewiss, denn er hätte sich mit seinem Einsatz sogar gegen seine eigenen Söhne gestellt, welche trotz ihres jugendlichen Alters ihren Onkel mütterlicherseits, Herzog Heinrich, unterstützten. Vielleicht hielt er sich angesichts der verzwickten Lage ganz einfach aus den Auseinandersetzungen heraus.

Die Angreifer, darunter auch der Herzog von Böhmen und möglicherweise auch Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach (oder sein Bruder Otto?), wurden vom greisen Erzbischof Konrad I. von Salzburg - aus dem Hause Abenberg, wohl der Sohn einer Tochter Burggraf Heinrichs I. - vorübergehend exkommuniziert. Papst Eugen III. bestätigte das Anathem am 2. Juli 1146 [06]. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Konflikt bereits wieder abgeebbt; schon im selben Juli 1146 saßen die Kontrahenten mit Kaiser Konrad III. wieder friedlich am Verhandlungstisch, wie eine Urkunde belegt [07].

Der Anlass zu diesem Krieg liegt völlig im Dunklen. Möglicherweise gab die feindselige Haltung des Bischofs gegen die Bürger von Regensburg den Ausschlag, welche im Vorjahr von ihm ebenfalls mit dem Anathem belegt worden waren, weil einige von ihnen unter Bruch des Kirchenasyls und Umgehung bischöflicher Jurisdiktion einen Delinquenten in eine Kirche hinein verfolgt und dort der Lynchjustiz unterzogen und umgebracht hatten.

Welche Rolle Burggraf Heinrich von Regensburg in dieser Auseinandersetzung spielte, ist also ungewiss; er dürfte sich jedoch seit dieser Zeit eine gewisse Antipathie gegen seinen angeheirateten Schwager Heinrich Jasomirgott zurückbehalten haben, der selbst von seinem leiblichen Vater wegen seiner unangenehmen Wesensart nicht besonders geliebt worden war [08]. Zumindest spricht dafür seine weitere Biographie. Dass sich die Burggrafen-Söhne an den herzoglichen Aktionen beteiligt hatten, machte für Heinrich die Sache gewiss nicht leichter; eventuell deutet sich hier ein gewisser Bruch innerhalb der Familie an. Hinzu kam wohl auch die Sorge wegen der brutalen Übergriffe der Böhmen, zumal diese viele Kirchen im Land in Brand gesteckt hatten [09].

Das Verhältnis zu König Konrad III.

Sonst sind in dieser Zeit in Regensburg keine weltbewegenden Dinge zu verzeichnen; die politischen Verhältnisse scheinen unter dem Stauferkönig Konrad III. doch die meiste Zeit geordnet gewesen zu sein. Der Herrscher bemühte sich zwar, trotz seiner ständigen Querelen mit Herzog Welf VI. seine Hausmacht durch Zuerwerb von Land in der Nordoberpfalz und im Egerland auszubauen, doch auf Regensburg selbst griff er nicht zu, der weltliche Teil der Stadt blieb in burggräflicher Hand [10] und die königlichen Aktionen tangierten das Burggrafenamt nie direkt. König Konrad III., der mit dem Regensburger Burggrafen doppelt verschwippschwägert war - Gertrud, die Enkelin seiner Cousine Adelheid hatte den König geheiratet, seine Gattin Bertha von Babenberg war eine Halbschwester des Königs, über die gemeinsame Mutter Agnes von Waiblingen - war deshalb in Regensburg ein gern gesehener Gast, was sich auch in den relativ häufig abgehaltenen Reichstagen manifestiert, die er jedoch immer in der Pfalz am Alten Kornmarkt abhielt und nie in der Arnulfpfalz bei St. Emmeram. Diese stand also damals ausschließlich in der Verfügung des Burggrafen. In den Jahren 1141, 1142, fraglich 1146 und dann wieder 1147 fanden Reichstage in Regensburg statt, und jeweils erscheint Burggraf Heinrich III. in den beurkundeten Diplomen an hoher Stelle in der Zeugenliste, fast ausschließlich direkt hinter den Herzögen, Pfalz- und Markgrafen und noch vor den sonstigen Grafen. Daraus mag man ersehen, in welch hohem Ansehen am Hof er damals stand [11].

Im Frühsommer 1147, nach 2 klimatisch ungünstigen Jahren mit Hungersnot und sintflutartigen Regenfällen, brach König Konrad mit einem Kontingent von fast 70 0000 Rittern von Regensburg aus ins Heilige Land auf. Wenige Wochen später wird ihm der französische König Ludwig VII. auf einer ähnlichen Route mit einem weiteren Truppenkontingent folgen. Gerade zur selben Zeit trat Burggraf Heinrich III. von Regensburg anlässlich der Gründung eines Augustinerchorherrenstiftes auf Burg Säbnich bei Sarmingstein an der Donau zugunsten des Stiftes seinen Anteil am sog. "Peinwald" ab, einer Gemarkung am Rand des niederösterreichischen Waldviertels. Den Vorgang erwähnt ein Königsdiplom, welches zu Beginn der Kreuzfahrt bei Wien, am 4. Juni 1147, ausgestellt wurde [12].

Danach bricht Heinrichs Erwähnung in den Königsurkunden ab, wobei man einräumen muss, dass Konrad III. bis Mai 1149 wegen des Kreuzzugs außer Landes weilte, mithin keine Schriftstücke im Deutschen Reich mehr signieren konnte, und sich anschließend nur noch zweimal in Regensburg aufhielt, ehe er im Februar 1152 ohne direkten Nachfolger auf dem Thron verstarb.

Hatte sich Burggraf Heinrich III. dem deutschen Heer angeschlossen?

Mitnichten!

In der Teilnehmerliste des Zweiten Kreuzzugs finden sich unter anderen Herzog Friedrich III. von Schwaben, der künftige Kaiser Friedrich Barbarossa, die Herzöge Welf VI. [13], Heinrich II. Jasomirgott und Wladislaw von Böhmen, der Regensburger Bischof Heinrich I. von Wolfratshausen, die Bischöfe Otto von Freising und Konrad I. von Passau, der Regensburger Domvogt Friedrich IV. von Bogen [14], nicht jedoch der Regensburger Burggraf, wobei nicht ganz klar ist, ob er wie Herzog Heinrich der Löwe aktiv die Teilnahme verweigert hatte - eventuell gewarnt durch die schlechten Erfahrungen seiner Vorväter [15] - oder einfach nur dem Umstand Rechnung trug, dass ohne ihn Regensburg völlig ohne Ordnungsmacht geblieben wäre. Ob damals in den Auen von Barbing, wo sich König Konrads Ritterheer sammelte, schon die Kreuzhofkapelle stand, eine der am besten erhaltenen Kirchen mit profanem Obergeschoß, muss mangels dokumentarischer Hinweise offen bleiben. Dass Burggraf Heinrich III. an diesem Kreuzzug nicht teilnahm, erwies sich im Nachhinein als ein kluges Unterfangen [16], denn er kostete nicht nur vielen Rittern das Leben, sondern war auch in politischer Hinsicht ein völliger Fehlschlag.

Förderung der iroschottischen Klosterkultur in Regensburg

Über die Generationen hinweg hatte die Burggrafenfamilie die iroschottische Kultur in Regensburg gefördert. Burggraf Heinrich III. und seine Frau Bertha handelten ganz im Sinne dieser Tradition.

Es muss schon kurz nach dem Amtsantritt Heinrichs gewesen sein, als dieser mit Abt Christian von St. Jakob (aus der Familie der Mac Carthaig im Süden Irlands) gemeinsam an die Gütermehrung des Konventes ging. Während der Abt von Papst Innozenz II. die Exemption - später von Papst Eugen III. bestätigt - erlangte und anlässlich einer Irlandreise zweihundert Silbermark als Spenden auftrieb, weil die Geldmittel des Klosters bedenklich abgenommen hatten, verschaffte Burggraf Heinrich über seine Verwandtschaft aus dem Hause Laaber [17] (vor allem Werner von Laaber und seine Gattin), über eine weitere edelfreie Familie (ein gewisser Gundekar und Gattin, auch aus dem Hause Laaber) und über Regensburger Bürger (genannt ist ein gewisser Hermann Branner und ein Engelmar) dem Kloster Grundstücke, Ackerland und Weinberge, also eben jenes Gut, über das die vormaligen Wandermönche bis dahin nur eingeschränkt verfügt hatten und welches der Konvent zur weiteren Prosperität benötigte. Darüber berichten nicht nur die "vita Mariani", sondern auch weitere Quellen [18].

Als weiterer Spender trat damals der Hochadelige Berthold von Schwarzenburg auf den Plan, dessen Stammsitz in der Landgrafschaft Stefling lag. Er stammte aus der angeheirateten Verwandtschaft Berthas von Babenberg, der Gattin Burggraf Heinrichs III., über deren Großmutter Ida von Formbach-Ratelnberg [19]. Berthold stiftete nach der vita Mariani vor dem zweiten Kreuzzug dem Kloster St. Jakob 30 [!] Stück Land, Wiesen und Wälder in Didindurb, während der sog. "libellus" von einem Hof, einer Mühle und drei Fischereien in Dydoldorf sowie Besitzungen bei Markstetten und Machtlwies (in unmittelbarer Nähe) sprach. Didindurb und Dydoldorf dürften Synonyme sein und dem heutigen Dietldorf an der Vils entsprechen, das nur wenige Kilometer vom Stammsitz eines späteren Sohnes Burggraf Heinrichs, Rohrbach bei Kallmünz (Obergeschoßkirche!), entfernt liegt. Berthold soll aus dem desaströsen Kreuzzug nicht mehr zurückgekehrt sein.

Schließlich wird als großzügiger Spender in der "vita Mariani" ein edelfreier Mann namens Rupert Wolf - Rudpertus Lupus - genannt, dessen Name auch in einzelnen Barbarossa-Urkunden auftaucht und "der sich und viele Güter" stiftete. Rupert Wolf stand als Ministeriale mit Sitzen in Schönleiten, Gögglbach bei Schwandorf und/oder Bocksberg in der heutigen Hallertau den Pabonen sehr nahe, wenn er nicht sowieso mit diesen verwandt war. [20].

Wiederum hatten also die Pabonen ihre Verwandten und Alliierten aktiviert, um zugunsten des Konventes zu spenden, und wieder waren es Burggraf Heinrich III. und sein Bruder Landgraf Otto von Stefling, die bei diesen Schenkungen wie schon zuvor Vater Otto I. als sogenannte "mediatores" (Mittelsmänner) tätig waren. Auch wenn es nirgends schriftlich erwähnt ist: Es ist anzunehmen, dass die beiden Grafen dem Kloster schon in der zweiten Generation als Vögte vorstanden [21]. Dies bestätigt allerdings nur die formale Amtsaktivität der Burggrafen. Dass das Engagement der Burggrafen nicht bei der Mediator-Rolle endete und indes noch viel weiterging, erschließt sich aus oben genanntem Engagement und weiteren Informationen:

Als ganz besondere Person schätzt z. B. der anonyme Autor der "vita Mariani" Bertha von Babenberg ein, die Frau an der Seite Burggraf Heinrichs III. von Regensburg. Sie wird als "gütig", als "eine schlichte Taube ohne Arg", als "ein leuchtender Stern der Liebe", als "Stern des Reiches" apostrophiert. Sie habe zwei Weinberge und sieben Stück Land aus ihrem Hausgut in Österreich dem irischen Orden zugedacht und aufgrund ihres segensreichen Wirkens die außerordentliche Ehre erfahren, Seite an Seite mit Luitgard, der Witwe des Domvogtes Friedrichs III., welche bereits seit Jahren keusch im Schottenkonvent gelebt hatte, im Kapitelsaal des Klosters begraben zu liegen - also dort, wo normalerweise nur Äbte bestattet werden.

Der Tatsache eines Ehrengrabes im Kapitelsaal von St. Jakob für Bertha - Seite an Seite mit den Äbten - entnimmt man die besonders innige Verbindung der Burggrafenfamilie mit den irischen Mönchen von Regensburg.

Leider verstarb Burggraf Heinrichs Gattin schon relativ früh, um 1147. Sie wurde ihrem Wunsch gemäß im Kapitelsaal des Schottenklosters beigesetzt, Luitgard von Bogen folgte ihr nach geraumer Zeit nach. Spätere Quellen meinen, dass ihr Grab in der Folge möglicherweise transferiert wurde, laut "tentamen" in einen Kirchturm, damit in eine Seitenkapelle des Chores, nach Aventinus in eine eigene Kapelle, die derselben entsprochen haben könnte. Überreste von ihrem Grab haben sich heute nicht mehr erhalten. Dagegen wissen wir durch das tentamen relativ genau, wo Berthas Besitzungen, welches sie St. Jakob übertrug, einst lagen: In Pergern und Saaß bei Steyr und in Langenacker bei Linz. Nur die Orte Terern und Reutarn ließen sich nicht näher lokalisieren. Eventuell handelt es sich dabei um den Babenbergischen Besitz bei Persenbeug an der Donau, der später in Händen von St. Jakob dokumentiert ist und ebenfalls aus der Hand Berthas stammen dürfte.

Irgendwann zwischen 1148 und 1156 starb Abt Christian nach einer zweiten Irlandreise. Zu seinem Nachfolger wurde der Prior des Konvents mit Namen Gregor gewählt. Dieser Mann, der dem "libellus" zufolge zuvor Augustiner-Chorherr gewesen war, entwickelte nun, nachdem unter seinem Vorgänger vornehmlich der Güterbesitz des Konventes, nicht jedoch seine bauliche Substanz gefördert worden war, den besonderen Ehrgeiz, die bereits zu Schaden gekommene Klosterkirche zu erneuern, zu erweitern und zu einem Gesamtkunstwerk umzugestalten. Geschickt erwarb der neue Abt von Papst Hadrian IV., einem Engländer, der seiner Muttersprache mächtig war, nicht nur die Bestätigung der "libertas" und "exemptio" seiner Vorgänger, sondern auch einen 40-tägigen Ablass und vor allem das Recht, in seinem Kloster künftig alle freien Personen, die das wünschten, bestatten zu dürfen. Das Bestattungsrecht war auf jeden Fall mit recht erträglichen Einnahmen, den sogenannten Stolgebühren, verbunden. Wenn sich obendrein der Regensburger Adel und die reiche Bürgerschaft in St. Jakob bestatten ließen, bedeutete dies auch reiche Schenkungen zur Gestaltung der Anniversarien. All dies geschah kurz vor 1156 [22].

Wenig später holte Abt Gregor aus Irland das Spendengeld ab, das zuvor noch Abt Christian eingesammelt hatte, sowie weitere Geschenke des Königs Murchertach O’Brien und des Erzbischofs von Cashel. Vermutlich wurden anlässlich dieser Reise in Irland auch Priorate des Schottenklosters zur Rekrutierung des Mönchsnachwuches in Regensburg gegründet. Abt Gregor verfügte also nicht nur über Tatkraft und Erfahrung, sondern auch über einen außerordentlichen Geschäftssinn und Weitblick. Es war auch er, der später die Zweigklöster von Eichstätt und Memmingen mit Mönchen besetzte.

Derselbe Abt Gregor ging zwischen 1150 und 1160 an den Neubau der Kirche St. Jakob. Er ließ die alte Kirche bis auf die Türme und die Chorpartie, in der man weiterhin die Gottesdienste feiern konnte, abreißen und die Fundamente des Kirchenschiffes erheblich nach Westen verschieben, wo ein stattlicher Westbau vorgesehen war. Bindeglied zwischen Alt- und Neubau sollte jedoch jenes monumentale Portal werden, welches sich bis heute erhalten hat und wegen seiner eigenartigen Ikonographie unter dem Namen "Schottenportal" zum Unesco-Welterbe und zu den berühmtesten romanischen Sehenswürdkeiten der Stadt Regensburg gehört. Seine Baugeschichte wurde erst kürzlich ausgiebig erforscht [23].

"…a fundamento usque ad summum quadris ac politis lapidibus construens idem monasterium plumbo contexit, pavimento quadris etiam lapidibus superficietenus levigatis, nec minus claustro capitellis sculptis ac basibus aque insuper ductus intus eandem ecclesiam decoravit… - Er errichtete die Kirche von Neuem, vom Fundament bis zur Spitze aus fein zugerichteten Quadersteinen, er versah sie mit einem Dach aus Blei, er schmückte auch die Kirche innen mit einem Fussboden aus geglätteten, viereckigen Steinplatten, desgleichen mit einem Kreuzgang mit skulpierten Säulenkapitellen und -sockeln, sowie mit einer Wasserleitung…"

Das Schottenportal von St. Jakob in Regensburg. Lithographie von Chapuy, Paris, Gopary Guibert et comp., um 1830
Die Bautechnik, die hier beschrieben wird, ist im Hinblick auf die Sorgfalt ihrer Ausführung genau diejenige, welche wir beim Bau der allermeisten Obergeschoßkirchen bereits kennengelernt haben und welche sich in den beiden folgenden Jahrhunderten in Bayern so nicht mehr wiederholen wird. Als Bauleute stehen zur Diskussion Steinmetze aus Como, die auch um die Jahrhundertmitte in St. Mang in Regensburg nachweisbar sind, sowie aus der Lombardei bzw. Südwestfrankreich. Sie sorgten in erster Linie für den verfeinerten Steinschmuck von St. Jakob. Daneben können, wie man durch die Ausführung eines Kreuzgangsportals vermuten kann, auch normannische und irische Skulpteure tätig gewesen sein. Nicht zu vergessen ist ein sicher nicht zu vernachlässigendes Kontingent begabter einheimischer Steinmetze, deren Aktivitäten im gesamten Donauraum und damit auch beim Bau der Obergeschoßkirchen nachweisbar ist [24]. Obendrein waren auch Mauerer, Installateure und Dachdecker am Werk und schufen technische Innovationen: Das gesamte Kirchendach wurde mit Blei gedeckt und das Kloster selbst mit einer Bleiwasserleitung, in Konzession des Abtes von Prüll [25], vermutlich von Königswiesen oder Dechbetten her, ausgestattet, so wie es analog bereits für St. Emmeram geschah.

All diese Aktivitäten tragen nicht nur die Handschrift des neuen rührigen Abtes, sondern unseres Erachtens auch diejenige Burggraf Heinrichs III.!

Den Klostervogt, der wohl der Grabstätte seiner ersten Frau entscheidende Ehre antun wollte, sehen wir als entscheidenden Förderer im Hintergrund, auch wenn beweisende Dokumente - Planungsdokumente, Kostenrechnungen, Arbeiterlisten etc. - fehlen. Man ahnt jedenfalls den ungeheuren Aufwand, den man bei der komplizierten Planung, bei der Erschließung des Steins in den Kelheimer Steinbrüchen und bei der nachfolgenden Bearbeitung der Quader betrieb, man ahnt den immensen Aufwand an Kost, Logis und Bezahlung, der für die Steinmetze und ihre zahlreichen Hilfsarbeiter nötig war, bis die Kirche schließlich eingeweiht werden konnte. All das erforderte eine koordinierende Hand, eine weitreichende Weisungsbefugnis sowie Reichtum. Diese Eigenschaften sehen wir für die damalige Zeit jedenfalls nur beim Burggrafen, zumal der Bischof der Stadt sicherlich nichts mit dem Bau von St. Jakob 2 zu tun hatte. Naturgemäß übergehen spätere Klosterchroniken geflissentlich den Einsatz, der durch die weltlichen Größen im Dienste der Klöster stattfand; sie heben lediglich die Äbte als Baumeister und die Mönche als Handwerker hervor. Dadurch entsteht ein schiefes Bild. So auch in der "vita Mariani".

Just zur selben Zeit gründete Heinrich Jasomirgott als Ableger von Regensburg das erste Schottenkloster in Wien; Heinrich war der Halbbruder Berthas und der Schwager Burggraf Heinrichs.

Erwähnt wird anlässlich des Neubaus von St. Jakob in Regensburg allerdings, dass der Abt dazu "viel Land zusammengekauft und nutzbringend Weinbau betrieben habe". Handelt es sich hierbei um die Schenkungen der Bertha von Babenberg und anderer, etwa der oben erwähnten Spender?

Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Erweiterung des Klosterbesitzes unter Abt Gregor, so wie ihn der "libellus" und in Variation auch andere Quellen (u. a. ein Diplom König Heinrichs VI.) ausweisen: Zwei Höfe in Wirnsing, drei Höfe bei Großköllnbach, zwei Höfe bei Gebelkofen, ein Hof bei Stockhof, ein Hof bei Embach, das Dorf Griesstetten mit Wäldern, Weiden, Äckern, Fischrechten und Mühlen (erworben von einem Albertus de Brandanbrunne = vermutlich Breitenbrunn im Tal der Wissinger Laber), das Dorf Gundlfing, zwei Höfe mit Einkünften bei Inderiut (?) und bei Schwaighausen. Das alles soll Gregor auf eigene Initiative und mit irischem Geld erworben haben. Doch wer war bereit, alle diese Liegenschaften an das Schottenkloster abzutreten? Es handelt sich wohl nicht um eine Selbstverständlichkeit, vielmehr war dazu der landgräfliche Einsatz des amtierenden Pabonen nötig. Nicht erwähnt wird im "libellus" auch, dass alle genannten Orte entweder aus dem Besitz der Pabonen direkt stammten, oder in der Verfügungsgewalt ihrer Verwandten, Ministerialen und adeligen Freunde standen: Griesstetten, Gundlfing und Kevenhüll (nicht Defenhuel, wie es im "libellus" heißt) gehörten direkt zur Grafschaft Riedenburg, Wirnsing und Großköllnbach lagen in der Grafschaft Frontenhausen, Schwaighausen, Gebelkofen, Stockhof und Embach in der Burggrafschaft Regensburg.

Wo immer man auch hinsieht, man erkennt einen wohlgefügten Plan und die eindeutige Handschrift Burggraf Heinrichs III.! Und: Man darf davon ausgehen, dass es sich dabei zum großen Teil um Schenkungen, nicht um Verkäufe handelte! Erst, wenn man das "mundiburgium" Kaiser Friedrichs II. für St. Jakob vom 16. Februar 1213 hinzuzieht, erkennt man den ganzen Umfang der pabonischen Schenkung: Enthalten sind einige Dutzend weiterer Ortschaften, darunter viele, die sich sicher den Pabonen zuordnen lassen - sei als Allode, sei es als Lehen oder pabonische Ministerialensitze, z. B. einige Mühlen bei Sinzing, Prunn und Laaber, Einsiedel bei Grießstetten, Dietfurt, Vogelthal, Stetterhof, Hainsberg, Keilsdorf, Jachenhausen, Kager, Pfatter, Persenbeug u. v. a. m.

Angesichts dieser vielfältigen Verflechtung darf man bei St. Jakob 2 getrost von einer pabonisch-irischen Gemeinschaftsgründung sprechen. Dies gilt auch dann, wenn die Autarkie des Ordens von der Burggrafenfamilie nicht nur nicht angetastet, sondern sogar eigens gefördert wurde. Und dies gilt umso mehr, als über die Generationen hinweg ein schlüssiges wirtschaftliches Gesamtkonzept erkennbar ist: Zunächst Grunderwerb bei der Stadt, dann Aufbau des ersten Klosters, anschließend Erschließung einer funktionierenden Zensualenwirtschaft, schließlich Bau einer Klosterkirche mit überregionaler Attraktivität. Den Hauptanteil dieses Engagements schreiben wir Burggraf Heinrich III. von Regensburg und seinem Vater Otto I. zu.

Wenn sich zur selben Zeit oder schon früher in Einsiedel bei Grießstetten an der Altmühl - exakt an der Grenze zwischen den Bistümern Regensburg und Eichstätt und damit auf halben Weg zum neu gegründeten Schottenkloster in Eichstätt, aber immerhin noch auf Riedenburger Gebiet - drei irische Mönche namens Marinus, Vimius und Zimius niederließen, dann wird auch das unter dem Schutz und der Förderung der Burggrafenfamilie geschehen sein. Bei Marinus handelt es sich u. U. genau um jenen Prior Marianus, der für diese Zeit im "libellus" erwähnt ist. Er soll zuvor in den Philosophie- und Theologieschulen von Paris studiert haben, so wie auch Bischof Otto von Freising.

Unklar bleibt, ob der repräsentative Ausbau von St. Jakob als dreischiffige, neunjöchige, querhauslose Basilika mit gestaffeltem Drei-Apsiden-Chor, zwei Osttürmen und großem Westbau vor oder nach dem großen Stadtbrand in Regensburg begonnen wurde. Im ersteren Fall hätte der notwendige Wiederaufbau der Stadt durch Abzug von Bauhelfern den weiteren Ausbau wohl eher verzögert als gefördert. Alles in allem wurde die neue Kirche erst in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts fertiggestellt.

Zahllose Fachleute haben sich inzwischen an der Datierung des Schottenportals und an einer Deutung seines Figurenfrieses versucht [27]. Es steht zu vermuten, dass dieses in 6 verschiedenen Bauphasen, zwischen 1153/56 und 1181 entstand, mithin schon vor 1156 projektiert wurde.

Mysteriöse Thronfigur hoch oben am Schottenportal von St. Jakob
Beschäftigt hat uns die westliche der beiden Sitzfiguren, die hoch oben über dem Portal, jedoch abgestuft zu Jesus Christus und seinen Aposteln, damit in einer Stellung der Demut gegenüber dem Allerhöchsten, angebracht sind. Die östliche Figur scheint erst spät und außerhalb des projektierten Bildprogramms eingefügt worden zu sein. Sie hätte gut dem "Bauherrn" Abt Gregor entsprechen können, was jedoch insofern ausgeschlossen erscheint, als der Figur Habit und Tonsur fehlen. Die westliche Figur sitzt auf einem Thron - ohne die sonstigen Attribute, die auf ein Königtum hinwiesen. Handelte es sich hierbei um den Mäzen und Vogt des Schottenklosters? Wir erinnern uns: Burggraf Heinrich III. saß an Gerichtstagen auf einem ähnlichen Thron, dem alten Richterstuhl der Pabonen (siehe oben). Wir fügen diese originelle Lesart der Portalfigur den sonstigen Interpretationsvarianten hinzu, ohne sicher zu sein. Dies gilt umso mehr, als sich die Gegenfigur auf der anderen Seite des Portals einer zwingenden Deutung entzieht (der Baumeister vor Ort? ein irischer Adeliger als weiterer Mäzen?).

Es waren politische Umstände, die verhinderten, dass Burggraf Heinrich III. den allmählichen Ausbau der Kirche St. Jakob 2 und die Fertigstellung des Schottenportals nach 1166 noch persönlich erlebte. Und so wird er denn in diesen Zusammenhang auch nicht erwähnt. Über die Gründe wird der Leser mehr weiter unten erfahren.

Bei unseren Recherchen fiel immer wieder auf, wie sehr sich die zeitgenössischen Quellen über die Gestaltungskraft und den Einfluss der Pabonen ausschweigen. Wir erinnern in diesem Zusammenhang nochmals an die Gründungsumstände des Klosters Reichenbach am Regen, welche im vorigen Kapitel geschildert wurden.

So hat auch eine spätere, missgünstige Hand aus der "vita Mariani" die unleugbare Tatsache, dass der Pabone Otto von Riedenburg als Bischof für die erste Ansiedlung der Mönche verantwortlich zeichnete, übergangen und stattdessen den Heiligen Bischof Otto von Bamberg als Förderer der Wandermönche eingesetzt, was aus chronologischen und inhaltlichen Gründen nie stimmen kann [28]. Welches Bewandtnis es mit dem Entfernen wichtiger Textteile der "vita" zu Lasten der Pabonen auf sich hat, wird erst am Ende dieses Buches, nach Kenntnisnahme der rigorosen Akquisition der "terra imperii" durch Kaiser Friedrich Barbarossa, vollends klar geworden sein.

Zur Gefahr staufischen Zugriffs in Regensburg passt z. B. die Erwähnung der "vita Mariani", dass St. Jakob allein von den irischen Wandermönchen gegründet worden sei. Dass dies so nicht stimmt, haben wir nachgewiesen. Wenn der Schreiber dennoch darauf insistiert, dass der Konvent keinerlei externe Hilfe gebraucht hätte, dem Zugriff von Kaiser, Bischof und Herzog, aber auch dem der Burggrafen völlig entzogen und eigenständig sei und erst recht keinem Erbrecht der genannten Größen unterliege [29], dann handelt sich hier u. E. um eine ganz bewusst getätigte Aussage mit politischer Konnotation. Denn man darf davon ausgehen, dass all diese Teile erst zu dem Zeitpunkt in die "vita" gelangten, als es opportun geworden war, die frühere Rolle der Pabonen abzuschwächen oder ganz zu verleugnen. An der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert ging es dem Kloster in erster Linie darum, nach dem Aussterben des Pabonengeschlechtes Zugriffe auf das Kloster von kaiserlicher oder herzoglicher Seite, die sich aus früherem Pabonenbesitz herleiteten, zu verhindern.

Wenige Zeilen später rückt man in anderem Kontext der vita dann doch mit der Wahrheit heraus: Beim Besitzübergang von Weih St. Peter auf St. Jakob hätten sich z. B. Papst Kalixtus und Kaiser Heinrich IV. "consilio et licentia - mit Rat und Erlaubnis" - eingesetzt, der Bischof von Regensburg sei "laude et licentia" - mit lobender Zustimmung" tätig gewesen, jedoch allein die Burggrafenbrüder Otto und Heinrich hätten "consilio et auxilio - mit Ideengebung und konkreter Hilfe, mit Rat und Tat" - zur Verfügung gestanden [30].

Consilium et auxilium - der Rat und der Einsatz der Pabonen[31], das ist der rote Faden, der sich durch dieses ganze Buch zieht .

Nach diesem Exkurs zurück zur Biographie Heinrichs III. und zum weiteren Lauf der Geschichte.

Die Wende unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa

Ab dem Frühjahr 1152, mit der Machtübernahme des zweiten Staufers im Reich, wendete sich für Burggraf Heinrich III. das Blatt, und es zogen dunkle Wolken am Horizont auf, Wolken, die Unheilvolles ankündigten.

Denn mit dem Tod König Konrads III. und der Wahl Friedrichs I. Barbarossa zu seinem Nachfolger entwickelte nicht nur der staufisch-welfische Gegensatz neue Varianten, sondern es waren auch die guten Zeiten für die Burggrafschaft Regensburg vorbei.

Zwei Monate, nachdem der alte Herrscher gestorben, und ca. einen Monat, nachdem sein Nachfolger in Aachen zum König gekrönt worden war, genau am 14. April 1152, brannte bei einer Feuersbrunst die gesamte Innenstadt von Regensburg nieder. Sechs große Stadtkirchen, die Kirchen St. Peter, St. Johann, Niedermünster, St. Paul und die "Alte Kapelle", wurden ein Raub der Flammen, desgleichen die gesamte Herzogs- und Königspfalz am Alten Kornmarkt [32]. Mag sein, dass die Leute von Regensburg dies schon damals als Fanal auffassten. St. Jakob im Westen, vor dem Toren der Stadt, scheint von den Flammen verschont geblieben zu sein.

Trotz dieses Unglücks ließ sich Friedrich I. Barbarossa am 29. Juni 1152 in St. Emmeram vom gesamten bayerischen Adel huldigen, während draußen das Volk hungerte und darbte. Mit dieser Staatsvisite suchte erstmalig ein deutscher Herrscher seit langer Zeit wieder die Arnulfpfalz und damit die Burggrafenresidenz auf, weil diese im Gegensatz zur Pfalz am Alten Kornmarkt von den Flammen verschont geblieben war.

Bischof Otto von Freising erzählt, dass sich in dieser hochrangigen Versammlung der dreißigjährige Monarch als Zeichen der Machtdemonstration habe erneut krönen lassen [33]. Der Ausdruck "in monasterio sancti Emmerami… coronatur - er lässt sich im Kloster St. Emmeram krönen..." ist unmissverständlich und unterscheidet sich deutlich von der Formulierung Ottos für den nachfolgenden Reichstag in Bamberg, wo Friedrich lediglich "die Krone getragen habe - coronam gestans" [34].

Wenngleich die Krönung in Regensburg eine Schaukrönung war und kein konstitutioneller Akt, so handelte es sich angesichts der in Schutt und Asche liegenden Stadt und der darbenden Bürgerschaft doch um einen reichlich unsensiblen Vorgang. Und so verweigerten die bayerischen Fürsten dem neuen Souverän auch gleich die Gefolgschaft, als er ihre Teilnahme an einem Feldzug gegen die Ungarn einforderte [35]. Dieser Reichstag endete also mit einem Eklat. Der in Regensburg unbeliebte Schwabenkönig musste seine Pläne verschieben; er dürfte vor Wut geschäumt haben.

Ein oder zwei Tage später kam es zu einem ersten Rückschlag für die Pabonen, durch einen Königsentscheid, der die künftigen Möglichkeiten der Burggrafenfamilie deutlich einschränkte. König Friedrich I. stellte in einem ersten Grundsatzurteil in Regensburg klar, dass die Lehensgüter des Klosters St. Emmeram und des Regensburger Bischofs künftig nicht mehr über die weiblichen Mitglieder einer Familie weitervererbt werden durften. Entzündet hatte sich die Problematik an einem Fall von geringer Bedeutung (es ging um das Erbe eines Hartwig von Tann), Konsequenzen hatte das Urteil aber vornehmlich für die Pabonen, denn diese waren in Regensburg diejenigen Hochadeligen, die bei Weitem den größten Teil der Kloster- und Bischofslehen hielten. In der Tat gingen drei Jahrzehnte später zwei überlebende Töchter Burggraf Heinrichs III. leer aus, als ihre Brüder verstorben waren. Damit war letztlich das Ende der Familie beschleunigt und die nachfolgend unschöne Art der Besitzverteilung besiegelt. Doch damit greifen wir weit vor.

Burggraf Heinrich III. wird schon 1152 ein erstes Licht über die Konsequenzen des Barbarossa-Urteils aufgegangen sein. Fünf Jahre später, bei einem Reichstag in Ulm am 5. Februar 1157, wird Kaiser Friedrich die Regelung von 1152 wieder aufnehmen und erneut bekräftigen. Dazu waren speziell Burggraf Heinrich III. und sein Bruder, Landgraf Otto II., mit einer ganzen Reihe ihrer Verwandten und Ministerialen geladen. Die beiden Grafenbrüder waren gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen; an vorderster Stelle, gleich hinter dem Bischof von Regensburg, unterzeichneten sie die Urkunde. [54a] Zu diesem Zeitpunkt war also die Stoßrichtung des Kaisers bereits klar. In beiden Urkunden scheint aber auch auf, dass das Verhältnis des Burggrafen zu St. Emmeram unter dem neuen Abt Adalbert I. nicht immer ungetrübt war. Als Jahrzehnte später Abt Adalbert merkte, dass Friedrich Barbarossa mit solchen Urteilen letztlich nur seinen eigenen Prärogativen bei der Lehensverteilung unterstrichen hatte, änderte sich das gegenseitige Verhältnis wieder. Doch da war es bereits zu spät. Dazu mehr später.

Summa summarum ist es recht eindeutig, dass es schon 1152 zu einer Antipathie und Entfremdung zwischen dem Staufer Friedrich I. und dem Burggrafen Heinrich III. kam, der bei aller Unbill die umstrittene Krönungsfeier in St. Emmeram als Hausherr hatte ausrichten müssen.

Aber zunächst nahmen die Dinge noch ihren gewohnten Lauf. Regensburg wurde in den Folgejahren von seinen Bürgern wieder aufgebaut, und Burggraf Heinrich III. wird als Stadtherr das Seine dazu beigetragen haben.

Ehebündnis mit dem Grafenhaus Oettingen

Schon fünf Jahre zuvor, vermutlich am 4. Juni 1147, war Heinrichs Gattin Bertha von Babenberg gestorben und in St. Jakob bestattet worden. Es ist anzunehmen, dass Burggraf Heinrich III. schon einige Zeit vor dem Regensburger Reichstag von 1152 ein weiteres Mal geheiratet hatte.

Heinrichs zweite Frau, deren Name uns leider nicht überliefert ist, stammte aus dem Grafenhaus Oettingen, mit Stammsitz am Nordrand des Rieses. Eine Unterstützung König Konrads III., wie sie bereits bei der ersten Ehe vorgelegen hatte, ist auch hier anzunehmen.

Einige Indizien deuten darauf hin, dass Burggraf Heinrich III., der bereits durch seine Ehe mit Bertha von Babenberg seinen politischen Einfluss nach Niederösterreich und in die Markgrafschaft Österreich hinein ausgedehnt hatte, mit der erneuten Eheschließung nunmehr eine neue politische Allianz in Richtung Westen suchte und besiegelte [36].

Dass Geschlecht derer von Oettingen stammte wahrscheinlich aus der älteren Adelsschicht derer von Auhausen an der Wörnitz ab, in der bereits ein Grafentitel nachweisbar ist [37]. Vermutlich hatte der erste Oettinger die Niederungsburg bei Auhausen [38] oder einen weiteren Sitz seiner Familie in Alerheim verlassen und sich einige Kilometer südlich von Auhausen mit einem eigenen Stammsitz Oettingen in Tallage neu angesiedelt, während das Auhausener Stammhaus an Bedeutung verlor, zumal schon 1133 ein Teil des dortigen Landadels zur Lobdeburg in Thüringen (heute Lobeda bei Jena) abgewandert war.

Der erste Vertreter der neuen Oettinger Dynastie wurde in den Jahren 1141 und 1142 erstmals aktenkundig, als "Ludevicus quidam de Otingin - ein gewisser Ludwig von Oettingen". Im Jahr 1142 geschah dies ausgerechnet in einer Urkunde, die einen Fernbesitz des Adeligen im Sulzgau beim Kloster Plankstetten, in der Landgrafschaft der Riedenburger Pabonen, nachweist. Das "praedium" Biberbach an der Sulz war Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen den Klöstern Plankstetten und Wessobrunn auf der einen und dem Adeligen Ludwig von Oettingen auf der anderen Seite. Das Gut war zuvor von einer gewissen Gisela von Seefeld, einer Nichte Ludwigs von Oettingen, als Erbe aus ihrer Ehe mit Hohold von Wolnzach dem Kloster Wessobrunn vermacht worden. Die Schenkung wurde jedoch von ihrer Mutter und nach dieser von ihrem Onkel Ludwig angefochten, was gewisse Ansprüche des Hauses Oettingen am Ort an der Sulz belegt. Indirekt dokumentiert ist dies auch dadurch, dass schon die Gründungsurkunde von Plankstetten im Jahr 1129 gerade von Vertretern des Auhausener Adelsgeschlechts mitunterzeichnet worden war, was deren Ortspräsenz im weit entfernten Sulzgau untermauert [39].

Der Streit um Biberbach wurde 1142 durch eine Ausgleichszahlung des Klosters Wessobrunn an Plankstetten und durch Eigentumsverzicht Ludwigs von Oettingen abgeschlossen. Biberbach liegt unmittelbar bei einem alten Reichslehen der Eichstätter Kirche, welches Hartwig, Graf von Grögling, Domvogt von Eichstätt, mit Zustimmung seines Bruders Gebhard, Bischof von Eichstätt, über den erkrankten Bruder Ernst im Jahr 1129 zur Gründung des Klosters Plankstetten gegeben hatte. In Biberbach war seit dem 11. Jahrhundert auch das Benediktinerinnen-Kloster Kühbach begütert, also ein Konvent aus der alten Heimat der Burggrafen. Vielleicht stammte der Besitz sogar aus der Hand eines frühen Pabonen. Kein Wunder also, wenn der Streitfall mit Ludwig von Oettingen auf einem Reichstag König Konrads in Nürnberg unter dem Beisein Burggraf Ottos I. von Regensburg und seiner beiden Söhne Heinrich und Otto sowie vieler ihrer Vasallen entschieden wurde. Er zog sich im Weiteren bis in die 90er Jahre des 12. Jahrhunderts hin [40].

Dass bei der Auseinandersetzung um Biberbach auch nachbarliche Rechte der Pabonen tangiert waren, ergibt sich aus ihrem und ihrer Vasallen Beisein auf dem Nürnberger Reichstag [41]. Jahrzehnte später taucht der Ort Biberbach konkret als Pabonengut auf, im Walderbach'schen Erbe aus der Hand der Landgräfin Richardis von Stefling. Vielleicht gehörte Biberbach zur Morgengabe von Burggraf Heinrichs III. zweiter Frau aus dem Haus Oettingen und kam so in die Verfügungsgewalt der Pabonen - das "praedium", das 1142 an Plankstetten gefallen war, natürlich ausgenommen.

Man darf davon ausgehen, dass Heinrichs zweite Frau die Schwester oder eher noch die Tochter dieses neuen Riesgrafen Ludwig war, der wohlgemerkt auf Eichstättischem Hoheitsgebiet - nicht auf staufischem Reichsland! - seine Grafschaft errichtet hatte. Fünf Jahre später, im Jahr 1147 und gerade zu der Zeit, als sich Burggraf Heinrich von Regensburg das zweite Mal verheiratete, wird Ludwig von Öttingen, vermutlich sein künftiger Schwiegervater, auch als "comes" aktenkundig [42].

Auffallenderweise lässt sich zeitnah eine weitergehende Durchflechtung der regionalen Einflusssphären der Grafenhäuser von Oettingen und Riedenburg nachweisen - über Filialgründungen von Klöstern: Ein Schlüssel zum Verständnis dessen, was damals geschah, liegt beim Kloster Auhausen an der Wörnitz, nur wenige Kilometer von Oettingen entfernt. Als Gründungsvater dieses Klosters gilt wiederum der Ortsadel von Auhausen, das vermutete Stammgeschlecht der Oettinger Linie. Das Kloster Auhausen war bereits vor 1102 gegründet worden und in Kürze so gediehen, dass es schon im Jahr 1136 bei Papst Innnozenz II. die Exemption beantragen konnte [43]. In Auhausen hat sich bis heute als Relikt der in den Stürmen der Bauernkriege und der Reformationszeit untergegangenen Klostergründung die herrliche romanische Klosterkirche "St. Maria und St. Godehard" erhalten, wie Plankstetten eine in Hirsauer Tradition errichtete Dreiapsiden-Anlage. Sie gibt von der Bedeutung der einstigen Klostergründung ein anschauliches Zeugnis und ist wegen ihres Erhaltungszustandes unbedingt einen Besuch wert.

Dass aber dieses Kloster Auhausen noch vor 1171 - in mehr als 70 km Luftlinie Distanz - in der Landgrafschaft der Pabonen einen Fernbesitz zwischen nördlicher Westermannmark und Sulzgau überschrieben erhielt, einen Besitz, welcher sogar größer war als der unmittelbare Klosterbesitz um Auhausen, mutet schon sehr ungewöhnlich an. Ein Edelfreier namens Berthold von Thannbrunn hatte dem Kloster an der Wörnitz seine weitläufige Domäne hoch über dem Tal der Weißen Laaber übertragen, inklusive seiner Burg Thannbrunn. Berthold stand, wie das gemeinsame Auftreten in Zeugenlisten belegt, als Edelfreier den Riedenburger Pabonen sehr nahe, ja er war wahrscheinlich über die Linie der Heidecker direkt mit ihnen verwandt [44].

Vermutlich zur selben Zeit oder etwas früher soll am selben Ort unter Mitwirkung der Grafen von Riedenburg und Stefling und anderer Lokaladeliger dem supranationalen Templerorden zur Gründung einer Kommende in Thannbrunn Besitz übertragen worden sein. So berichtet eine singuläre Quelle des frühen 19. Jahrhunderts [45].

Wir halten diese Doppelumwandlung von weltlichem in geistlichen Besitz, deren Historizität wegen der einzigen Quelle mitunter - u. E. zu Unrecht! - angezweifelt wurde, nicht für einen Zufall, sondern für eine konzertierte Aktion, hinter der letztlich die durch Ehebündnis verknüpften Adelsgeschlechter derer von Oettingen und Riedenburg standen. Mehr noch, vermutlich handelte es sich um eine Aktion, die darauf abzielte, durch Schaffung eines homogenen klösterlichen Kultur- und Besitzraumes, der vom Ries bis zur Landgrafschaft auf dem Kels- und Sulzgau reichte und reichsunabhängig war, der staufischen Reichspolitik und ihrer Landgier etwas Wirksames entgegenzusetzen.

In diesem Zusammenhang sollte man also eher von einer "Oettingen-Pabonischen Familienallianz" als von einer "Oettingen-Gröglingischen Familienallianz" sprechen, wie irrig geschehen [46]. Kein Wunder, wenn genau dieses Vorgehen nach dem Tod König Konrads III. die Missbilligung des neuen Stauferkönigs Friedrich Barbarossa hervorrief. Ohne an dieser Stelle den aufbrechenden staufisch-pabonischen Gegensatz, der im Folgenden noch ausführlich an Beispielen demonstriert werden wird, vorwegnehmen zu wollen, sei darauf verwiesen, dass in der Folge nicht nur Burggraf Heinrich III. von Regensburg und seine Familie, sondern auch das Grafenhaus Oettingen am staufischen Hof in Ungnade fiel. Dies geschah just zu der Zeit, als die staufische Landnahme im Ries anlief [47]:

Ähnlich wie beim Pabonengeschlecht kommt die Beurkundungstätigkeit der Oettinger Grafen kurz nach ihrem Erscheinen auf der politischen Bühne völlig zum Erliegen! Es klafft in der Folge eine dokumentarische Lücke von fast drei Jahrzehnten!

Das Haus Oettingen kam erst dann wieder zu Ehren, als es sich in der zweiten Generation in staufische Dienste begab [48]. So findet man erst ab 1180 das Haus Oettingen wieder in den Zeugenlisten, und erst ab 1193 erscheint es wieder mit eigener Handlungsfähigkeit - zu einem Zeitpunkt, als Graf Ludwig I. von Oettingen und Burggraf Heinrich III. längst verstorben waren [49]. Dass die Oettinger Grafen über die Linie Wallerstein nahe mit den Staufern verwandt gewesen sein sollen, wie einst H. Bühler angenommen hatte, erscheint vor diesem Hintergrund abwegig [50]. Wegen der Allianz der jüngeren Linie der Oettinger mit den Staufern hatte das Kloster Auhausen später sogar einige Sträuße auszufechten.

Kehren wir von diesem Ausflug ins Nördlinger Ries zunächst zurück in die Zeit Burggraf Heinrichs III. von Regensburg und seiner Vermählung mit der Oettinger Grafentochter. Über den Trauungsort und das Binnenverhältnis des neuen Paares erfahren wir nichts. Jedenfalls war auch die Nachfolgerin Berthas von Babenberg gebärfreudig und schenkte Heinrich III. in der Folge einen Sohn namens Otto sowie eine namentlich nicht bekannte Tochter und nach ihr wohl eine Mechthild. Erstere Tochter verheiratete der Burggraf später mit Graf Friedrich I. von Hohenburg, der auch Graf von Poigen-Wildberg im heutigen Niederösterreich war[51], letztere mit Graf Poppo von Wertheim am Main. Den Kindern aus beiden Ehen wird weiter unten noch ein eigener Abschnitt gewidmet.

Die Verweigerung

Am ersten Italienfeldzug Friedrichs Barbarossa, vom Herbst 1154 bis Herbst 1155, auf dem die Kaiserkrönung Friedrichs I. durch Papst Hadrian IV. erfolgte, nahm der Burggraf von Regensburg nicht teil - und dies, obwohl der Imperator absolut Wert auf Gefolgstreue legte und all denen, die sich seinem Marschbefehl widersetzten, die Lehen entziehen ließ [52]. Ob allerdings zuvor eine entsprechende Order auch an Burggraf Heinrich ergangen war, wissen wir nicht; ein Lehensentzug ist zu diesem Zeitpunkt nicht fassbar.

Dass der Burggraf jedoch in der Gunst des neuen Kaisers sofort deutlich fiel, erkennt man daran, dass er von nun an in der Zeugenliste der Herrscherdiplome nicht mehr an erster Stelle der Grafen auftaucht, sondern zum Teil weit dahinter. So wurde ihm ab sofort regelmäßig ein weitschichtiger Verwandter, Graf Gebhard III. von Sulzbach, der im Jahr 1148 Domvogt von Regensburg geworden war und sich gegenüber dem Staufer durch Nibelungentreue auszeichnete [53], in der Zeugenliste vorgezogen [54]. Dennoch bemühte sich Heinrich III. um seine Amtspflichten und reiste zu Reichstagen nach Ulm und Bamberg, wenn es nötig war.

Auffallend ist jedoch sein gänzliches Fehlen bei einem Regensburger Aufenthalt Friedrichs Barbarossa im September 1153 und dann wieder auf dem großen Reichstag von Oktober 1155, auf dem Heinrich der Löwe formell zum Herzog von Bayern erhoben und gleichzeitig Bischof Hartwig II. von Regensburg mit einem Bußgeld belegt wurde, weil er zuvor von Erzbischof Eberhard von Salzburg konsekriert worden war, ohne die Regalien und damit die Zustimmung des Kaisers empfangen zu haben [55]. Vermutlich war Burggraf Heinrich III. mit letzterer Strafaktion nicht einverstanden, was zu diesem Zeitpunkt bereits eine erhebliche Distanz zwischen ihm und dem Kaiserhaus und ein Eintreten für die papsttreue Kirche andeutet [56].

Genauso offenkundig ist sein Nichterscheinen auf der Zeugenliste des "privilegium minus", in welchem Friedrich Barbarossa die Streitigkeiten um die Herzogswürde in Bayern dahingehend beilegte, dass er nach Geheimverhandlungen mit den konkurrierenden Herzögen das Herzogtum Bayern teilte und Herzog Heinrich II. Jasomirgott mit der Ostmark belehnte, Herzog Heinrich dem Löwen dagegen das erheblich verkleinerte Restherzogtum Bayern überließ. Das Treffen, welches die Geburtsstunde des modernen Österreich markiert, fand am 17. September 1156 vor den Toren von Regensburg auf den Wiesen von Barbing statt, wo auch die Unterzeichnung des Dokumentes erfolgte [57].

Warum man als Beurkundungsort nicht die Königs- oder Herzogspfalz gewählt hatte, ist immer wieder diskutiert worden. Dass sich Heinrich Jasomirgott in Regensburg generell nicht sicher fühlte und in der Pfalz seines bisherigen Gegners Heinrichs des Löwen nicht empfangen werden wollte, ist verständlich. Aber die Residenz seines Schwagers bei St. Emmeram wäre als neutraler Konferenzort durchaus in Frage gekommen!

Möglicherweise war das Fernbleiben des Burggrafen ein demonstrativer Akt; denn auch der Kaiser hatte, als er im Frühjahr zuvor mit Heinrich Jasomirgott Geheimverhandlungen aufgenommen hatte, Regensburg und seinen dortigen Statthalter gemieden und vielmehr die Tage zurückgezogen auf Burg Kelheim mit Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach verbracht [58].

"Friedrich Barbarossa belehnt Heinrich Jasomirgott und Heinrich den Löwen", Fresco in der Ruhmeshalle des k. k. Arsenals in Wien, um 1860, von Carl von Blaas (1815-1894).

 
Während Friedrich I. das Abkommen mit Heinrich Jasomirgott als großen Erfolg ansah, sich als Friedenskaiser feiern und in Regensburg einen einjährigen Landfrieden von Pfingsten 1157 bis 1158 ausrufen ließ, wird Burggraf Heinrich III. mit dem Ergebnis aus Sicht der Stadt nicht zufrieden gewesen sein: Unverständlich viele Vorrechte hatte der Barbarossa dem ihm wenig angenehmen Jasomirgott eingeräumt, z. B. die Erblichkeit des Amtes auch über die weiblichen Mitglieder seines Hauses, die vollständige Gerichtshoheit, die Befreiung von allen Reichsdiensten und vieles andere mehr. Damit hatte er Österreich faktisch weniger den Status eines Herzogtums als vielmehr den eines unabhängigen Königreiches eingeräumt, was eindeutig zu Lasten des Herzogtums Bayern ging! Denn was bedeutete die Teilung des alten Herzogtums anderes als ein "divide et impera", als dass Bayern in seiner territorialen und politischen Einheit erheblich geschwächt wurde und damit auch die Hauptstadt Regensburg, die nun in Wien eine ernsthafte Konkurrenz erhielt?

Vermutlich sah Heinrich III. auch die Gefahr, die von einem erstarkten Herzogtum Böhmen seiner Burggrafschaft drohte, und die Tatsache, dass in den folgenden Jahren der Kaiser seinen imperialen Zugriff auf Regensburg immer mehr verstärken würde. Im Übrigen befanden sich nun die Besitzungen des Burggrafen in zwei getrennten politischen Einheiten, was für ihn und seine Familie die Situation kompliziert haben mag. Wie es sich auch immer im Einzelnen zutrug, die allgemeine Begeisterung für eine neue friedliche Ära unter dem Stauferkaiser, wie sie dessen Onkel Otto von Freising in seinen Gesta Friderici ausstrahlte, teilte Burggraf Heinrich III., wie man an seinem weiteren Verhalten erkennen wird, in keiner Weise, vielmehr scheint er eine tiefe Skepsis und Ablehnung entwickelt zu haben.

Falls man nun einwenden möchte, dass das Fehlen der Burggrafenunterschrift auf dem privilegium minus nicht Ausdruck eines aktiven Verweigerns sei, sondern ganz andere, simple Gründe gehabt haben könnte, z. B. die physische Abwesenheit des Burggrafen, so muss man sich eines Besseren belehren lassen. Denn schon in einem Regensburger Kaiserdiplom vom selben Tag taucht Heinrich III. mit seinem Sohn in der Zeugenreihe auf, nunmehr auf einem abgeschlagenen, vorletzten Rang in der Grafenliste, namenlos und lediglich betitelt als "comes Ratisponensis et filius eius". Es handelte sich bei dieser Urkunde um eine Besitzzusage für die Johanniter im neuen Herzogtum Österreich (betreffend die künftige Kommende Mailberg), also um eine Thematik, bei der man den Burggrafen aufgrund seiner Einbindung in der Markgrafschaft Österreich und seiner Rangstellung durchaus in vorderer Stelle und auf jeden Fall vor dem miterwähnten Graf Gerhard von Grögling hätte erwarten müssen [59]. Der Sachverhalt besagt u. E. viel!

Auf dem nachfolgenden Diplom, ausgestellt in Bamberg im Juli 1157, erscheint Burggraf Heinrich, der eigens zum Reichstag angereist war, nur noch unter der Rubrik "Ferner liefen", weit hinten in der Grafenliste und erneut nicht mehr unter dem Titel "prefectus", der ja die Tradition aus der Karolingerzeit betont und eine gewisse Eigenständigkeit widerspiegelt, sondern unter dem eher volkssprachlichen Titel burggravius, der auf die Vassalität gegenüber dem Kaiser abzielt [60].

Der Gunstentzug des Kaisers ist also nicht zu übersehen.

Der Italienfeldzug 1158/1160 und das Schisma

Im nachfolgenden Januar 1158 kam Burggraf Heinrich III. erneut nicht zur Reichstagsversammlung in Regensburg - wohl aus Protest, weil der Kaiser Herzog Wladislaw von Böhmen für den Fall, dass er ihn beim anstehenden Feldzug gegen Mailand unterstützte, die Königskrone versprochen und weitreichende Privilegien eingeräumt hatte, z. B. das Tragen des Königsreifes an Festtagen und die Erlaubnis für den Bischof von Prag, eine Königskrönung vorzunehmen [61]. Burggraf Heinrich war nach den schlechten Erfahrungen, die er und seine Heimat in der Vergangenheit mit den Böhmen gemacht hatten, möglicherweise indigniert, aber er scheint auch bemerkt zu haben, dass er dabei war, den Bogen zu überspannen. In einer fast zeitgleich ausgestellten Urkunde des Kaisers für das Kloster Windberg ist er zwar vertreten, erneut weit hinten in der Zeugenliste [62].

Um sein Verhältnis zum Kaiserhaus, das auf einem vorläufigen Tiefpunkt angekommen war, zu verbessern, entschloss er sich notgedrungen zur Teilnahme am Italienfeldzug für den Sommer 1158 und wurde in Folge dessen prompt wieder in den Rang der Erlauchten aufgenommen [63]. In einem Kaiserdiplom für das Stift Seckau ist jedenfalls seine Unterschrift auf einem Kaiserdiplom wieder zu finden, nunmehr als praefectus von Regensburg in der gewohnten Form und an erster Rangstelle unter den Grafen, gleich nach den Pfalzgrafen Otto und Friedrich von Wittelsbach [64]!

So schnell drehte sich der Wind!

In all diesen Jahren, in denen wir Heinrichs Entwicklung in Bezug auf das Verhältnis zum Stauferkaiser nachvollzogen haben, scheint seine Stellung in Regensburg selbst nicht gelitten zu haben, ganz im Gegenteil. Man findet ihn beteiligt bei vielen Transaktionen, die die unter seiner Vogtei stehenden Klöster St. Emmeram und St. Georg in Prüfening betreffen, er half, wie erwähnt, beim Aufbau des Schottenklosters, strukturierte des Öfteren seine Besitzungen um [65] und besuchte mit demselben Bruder auch die Leichenfeier von dessen Schwiegervater, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach senior, die am 8. April 1156 im Kloster Ensdorf stattfand [67]. Die Familienbande waren also nach Aufteilung des Gesamtbesitzes durch den Vater durchaus intakt geblieben. In Regensburg besaßen die Burggrafen neben ihrer Residenz mehrere Häuser. Es war vermutlich Heinrich III., der das Haus Nr. 6 am St.-Georgen-Platz dem Familienkloster Walderbach als künftige Stadtniederlassung übertrug [68].

Im Juni des Jahres 1158 begann Kaiser Friedrich I. seinen zweiten Italienzug von Augsburg aus - in aufgeheizter politischer Stimmung. Vorausgegangen war die zunehmende Entzweiung mit Papst Hadrian IV., nachdem bei einem Hoftag in Besançon 1157 zwei päpstliche Legaten, darunter Roland Bandinelli, der künftige Papst Alexander III., einen Brief des Papstes vorlegten, in dem vom Kaisertum als einem "beneficium" des Papstes die Rede war. "Beneficium" hieß in der deutschen Lesart (interpretiert von Kanzler Rainald von Dassel), nichts anderes als "Lehen", was die Empörung nicht nur des weltlichen Hofstabes, sondern auch viele reichstreuer Kirchenfürsten hervorrief. Kaiser Friedrich ein Lehensträger des Papstes? Undenkbar!

Pfalzgraf Otto von Wittelsbach junior, genannt der "Rotkopf", hatte Roland Bandinelli in Besançon sogar mit dem Schwert angreifen wollen. Nun eilte er dem "Rotbart" mit einem eigenen Heereskontingent nach Oberitalien voraus. Nachdem sich die kaiserlichen Truppen vereinigt hatten, eroberten sie mit Feuer und Schwert Brescia und belagerten anschließend Mailand, wobei sich der Wittelsbacher durch Tapferkeit, Einsatz und Kaisertreue besonders hervortat. Nach der kampflosen Unterwerfung Mailands und der Kaiserkrönung in Monza überwinterte das Heer in Alba. Infolge eines Aufstandes der lombardischen Städte und eines Mordanschlags auf Kaiser Friedrich I. kam es im Jahr 1160 erneut zu heftigen Kämpfen. Nach langer Belagerung und schlimmen Gräueln wurde die aufrührerische Stadt Crema dem Erdboden gleichgemacht, wobei sich erst jetzt auch Herzog Welf VI. mit einem eigenen Truppenkontingent eingeschaltet hatte.

Wir nehmen an, dass sich bei Welfs Truppen auch Heinrich III. von Regensburg und seine Mannen befanden, da der Burggraf zuvor in den italienischen Kaiserdiplomen nie auftaucht. Dass sich Burggraf Heinrich in dieser Zeit dem Welfenherzog annäherte, obwohl er für diesen zuvor wegen seiner Einbindung in die Familie Babenberg eher zur Feindseite gehört hatte, resultiert wohl nicht nur aus dessen Ablehnung der Italien- und Kirchenpolitik seines kaiserlichen Neffen, sondern auch aus dem konzilianten Politikstil, mit der er seine eigenen weitläufigen Liegenschaften in Italien verwaltete, die dem mathildischen Erbe entstammten. Inwieweit sich der Welfenherzog und Burggraf Heinrich, den wir bisher als sehr fromm und friedfertig kennengelernt haben und der insbesondere als Förderer des Stiftes St. Mang bei Regensburg von dessen guten und positiven Beziehungen zur Mailänder Kirche [69] geprägt gewesen sein dürfte, in die Kampfhandlungen um die lombardischen Städte direkt einschalten musste, entzieht sich unserer Kenntnis. Auf jeden Fall werden beide mit den verheerenden Kollateralschäden, die die kriegerische Expedition Friedrichs I. Barbarossa in Italien mit sich gebracht hatte, hautnah konfrontiert worden sein: Weite Landstriche waren verwüstet, nicht nur die Stadt-, sondern auch die Landbevölkerung in weiten Teilen massakriert. Auf ihr weiteres Schicksal vorgreifend, glauben wir, dass die nachfolgende Entwicklung am Heiligen Stuhl die beiden Fürsten noch mehr irritierte als die Kriegswirren an sich.

Was war geschehen?

Spinello Aretino (1345 - 1410): Papst Alexander III. empfängt einen Gesandten. Fresko im Palazzo Pubblico in Siena.
Im September 1159 war plötzlich Papst Hadrian IV. verstorben. Das Kardinalskonsistorium, welches einen Nachfolger zu wählen hatte, spaltete sich in zwei Fraktionen. Während die kirchentreue Mehrheit Roland Bandinelli als künftigen Papst Alexander III. favorisierte, wählten die kaisertreue Minderheit und das lateranfeindliche Volk von Rom Viktor IV. zum Papst. Deshalb berief Kaiser Friedrich I. nach der Zerstörung Cremas am 2. Februar 1160 ein Konzil nach Pavia ein, um die Papstfrage zu klären. Gemäß der von ihm bevorzugten Doktrin, wonach der Kaiser Vogt der Kirche sei und damit strittige Papstwahlen zu entscheiden habe, ließ er Victor IV. zum allein gültigen Papst ausrufen - unter skandalösen Umständen und ohne über ein komplettes, unabhängiges Kardinalskonsistorium zu verfügen [70].

Gleichzeitig schickte der Konkurrent Alexander III. Schreiben in die christliche Welt und erfuhr reichlich Sympathie und Unterstützung im italienischen und französischen Klerus, aber auch im altbayerischen Raum. Leitfigur der Alexandriner in Bayern wurde Eberhard von Biburg, der greise Erzbischof von Salzburg, der seit Beginn seiner mönchischen Laufbahn hirsauisches Gedankengut in sich aufgesogen hatte und innerhalb der Kirchenreform als große Autorität galt. Er entzog sich der manipulierten Papstwahl dadurch, dass er "krankheitshalber" seine Anreise abbrach und nach Salzburg zurückkehrte. Der Kaiser zürnte ob dieser Eigenmächtigkeit, wagte jedoch zu Lebzeiten des Erzbischofs nicht, weiter gegen ihn vorzugehen. Burggraf Heinrich III. sympathisierte mit dem Salzburger Metropoliten vermutlich nicht zuletzt aufgrund verwandtschaftlicher Bande und der Tatsache, dass Eberhard einst Prüfeninger Mönch und Abt des Klosters Biburg gewesen war, also aus der unmittelbaren Heimat Heinrichs stammte. Da er jedoch im Gegensatz zu diesem dem Kaiser nach Italien gefolgt war, konnte er sich wie Herzog Welf der Paveser Schauveranstaltung nicht entziehen, und so treffen wir ihn denn auch direkt in der Wahlversammlung von Pavia an, als er ein Diplom Friedrichs I. zugunsten des Klosters Windberg gegenzeichnete, eine Urkunde, die an sich schon einmal im Vorjahr ratifiziert worden war [71].

Für die Orthodoxen und Papsttreuen unter des Kaisers Vasallen handelte es sich bei der manipulierten Papstwahl um pure Blasphemie - mit der Folge eines Schismas, das noch viel Leid und die Strafe Gottes nach sich ziehen würde. Und diese hatte sich ja schon durch eine Reihe von Vorzeichen angekündigt: So waren inzwischen nicht nur die Kirchen von Regensburg niedergebrannt, sondern am 5. April 1159 auch alle Kirchen, der Dom und die Pfalz in Freising [72] und zuletzt sogar der Kaiserdom in Speyer, wobei dieser beim Einsturz viele Menschen unter sich begraben hatte [73].

Viele Größen des Reiches waren nachdenklich geworden, nur der Kaiser selbst hatte wenig Einsehen. Als sich nach dem Konzil von Pavia Mailand zur Schutzmacht der Alexandriner erklärte, begann Friedrich Barbarossa gegen die Stadt eine Politik der verbrannten Erde und ließ in einer Reihe von Einzelaktionen das Mailänder Umland verwüsten, ehe er ein weiteres Mal am Ticino überwinterte. Als im Frühjahr 1161 neue Truppen aus Deutschland eingetroffen waren, begann der Kaiser die Belagerung von Mailand, er "säuberte" gleichzeitig Oberitalien von alexandrinisch gesinnten Geistlichen und wetterte immer wieder offen gegen den Erzbischof von Salzburg, weil dieser sich anhaltend weigerte, mit einem Truppenkontingent am Kampf teilzunehmen. In den Märztagen 1162 kapitulierten die Mailänder endlich, getrieben von großer Not. Ohnmächtig sahen die ausgehungerten Bewohner zu, wie Kaiser Friedrich ihre Stadtmauern niederreißen und anschließend ihre Stadt in Schutt und Asche legen ließ.

Für den weitblickenden und auf Ausgleich bedachten Burggrafen Heinrich mag die nicht-kanonische Wahl des Gegenpapstes einen Tiefschlag dargestellt haben. Die deswegen entstandenen Gräuel in Italien hatte er hautnah miterlebt. Es stand zu erwarten, dass der Unfriede, der bereits Italien in Chaos und Zerstörung gestürzt hatte, nun auch auf Deutschland übergriff, dort Spaltung, Kampf und Leid nach sich zog.

Vielleicht hatte sich Burggraf Heinrich mit seinen Leuten schon 1160 unter einem Vorwand oder offen vorzeitig zurück in die Heimat begeben - er ist in keiner der weiteren Kaiserurkunden mehr aufgeführt! -, vielleicht war er regulär mit anderen Truppenteilen entlassen worden, während der Kaiser bis zum Sommer 1162 in der geschilderten Weise seinen Aufenthalt in Italien fortsetzte [74]. Er hatte am Ende zwar Mailand und halb Oberitalien zerstört, nicht aber den Überlebenswillen und den Stolz der dortigen Bevölkerung gebrochen. Die Städte der Po-Ebene blieben auch nach der Kapitulation Mailands sezessionsbereit und die Papstfrage faktisch ungeklärt.

In diesem Jahr ergab sich allerdings nochmals die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung des Konfliktes, als Kaiser Friedrich endlich die diplomatische Schiene betrat und im August 1162 ein Treffen zwischen ihm, König Ludwig VII. von Frankreich und beiden Päpsten auf der Saône-Brücke in Saint-Jean-de-Losne vereinbarte. Zu diesem hochrangigen Treffen rief er alle Herzöge und Pfalzgrafen mit ihrer Gefolgschaft zu sich. Burggraf Heinrich stieß in Landsberg zum Gefolge des bayerischen Herzogs Heinrichs des Löwen [75], danach machten sie sich gemeinsam auf den Weg nach Burgund, wobei auch die Pfalzgrafen Otto und Friedrich von Wittelsbach und zahlreiche andere Größen Bayerns mit von der Partie waren. Kaiser Friedrich Barbarossa hatte mit dem König von Frankreich vereinbart, dass man, falls ein Papst nicht erschiene, einmütig den jeweils anderen anerkennen würde. Als sich Alexander III. dem Treffen von vornherein versagte, erbat der französische König ein Moratorium und erschien ebenfalls nicht. Derart bloß gestellt, berief der Kaiser an Ort und Stelle ein Konzil ein, auf dem er sich mit seiner Parteinahme für Viktor IV. nicht durchsetzte. Die ganze Aktion war somit ein völliger Misserfolg für die deutsche Seite. Zumindest konnten die Bayern in Burgund ein paar landesinterne Angelegenheiten regeln [76].

Auf einem dreitägigen Landtag Heinrichs des Löwen in Karpham an der Rott im Herbst desselben Jahres war der Burggraf von Regensburg zusammen mit seinem Bruder erneut präsent [77]. Recht viel mehr Nachrichten haben wir von ihm aus dieser Zeit nicht. Ob Burggraf Heinrich III. in jenem Jahr 1161, in welchem Heinrich der Löwe mit Bischof Hartwig von Regensburg eine heftige Fehde um die Burg Donaustauf austrug und dabei die Bürgerschaft von Regensburg erneut in zwei Lager zerfiel, bereits aus Italien zurück war, entzieht sich unserer Kenntnis [78]. Die kriegerische Auseinandersetzung führte im Raum Regensburg wieder einmal zu Brandschatzungen und Raubzügen, ehe sie von Erzbischof Eberhard von Salzburg und seinen Truppen geschlichtet werden konnte.

Krisenjahre und Endzeitstimmung

Friedrich Barbarossa mit seinen Söhnen König Heinrich und Herzog Friedrich. Miniatur aus der Welfenchronik (Kloster Weingarten, 1179-1191), Landesbibliothek Fulda.
Während Friedrich I. Barbarossa "um der Ehre des Reiches willen" auf allen möglichen politischen Bühnen seine Machtansprüche gegenüber dem Papst und der Welt durchzusetzen versuchte und 1163 bis 1164 seinen dritten Italienzug unternahm, bei welchem Burggraf Heinrich wiederum nicht dabei war, sah sich Südwestdeutschland neben den Folgen des Schismas alsbald zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, die von einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Welfenherzögen und dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen herrührten. Sie erfasste den ganzen schwäbischen Raum, zog aber auch Regensburg und sein Umland in Mitleidenschaft. Der Herzogssohn Welf VII. war im Gegensatz zu seinem Vater ein Heißsporn. Weil er die ständigen Sticheleien und Übergriffe des Tübinger Pfalzgrafen nicht länger ertrug, griff er mit dem befreundeten Herzog von Zähringen, 15 Grafen und einem Heer von ca. 2200 Rittern die Festung Tübingen an, wo sich Pfalzgraf Hugo und Herzog Friedrich von Schwaben mit ca. 1100 Mann verschanzt hatten. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit unterlag Welf VII. auf der ganzen Linie; er konnte nur mit Mühe sein eigenes Leben retten. Als dies sein Vater Welf VI., der auf seinen Gütern in Italien weilte, erfuhr, war er nicht erfreut; er kehrte jedoch zurück und bewirkte am Ende mit diplomatischen Mitteln das, was sein Sohn mit kriegerischen zuvor nicht erreicht hatte. Mit Hilfe seines kaiserlichen Neffen erreichte er auf einem Hoftag im November 1164 die Herausgabe der Gefangenen gegen einen Waffenstillstand, und die Krise war zunächst beigelegt.

Inzwischen wurde in Süddeutschland und vornehmlich in Bayern die papstfeindliche Politik des Barbarossa mit immer kritischeren Augen gesehen. Als sich die Chance ergab, mit dem englischen König Heinrich II. Plantagenet eine Allianz gegen Papst Alexander III. eingehen zu können [79], zwang Kaiser Friedrich I. auf einer Reichsversammlung in Würzburg die Fürsten und Bischöfe im Jahr 1165 zur eidesstattlichen Erklärung, niemals Alexander III. oder dessen Nachfolger als Papst anzuerkennen. Diese Eide, die als "Würzburger Eide" in die Geschichte eingingen, legten keineswegs alle deutschen Fürsten ab, und es kam sogar zu einem Bruch innerhalb des Hauses Wittelsbach: Während Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach sich weiter auf die Kaiserlinie einschwor, wurde sein Bruder Konrad von Wittelsbach, der in der renitenten Erzdiözese Salzburg als Domherr groß geworden und 1160 zum Mainzer Erzbischof bestimmt worden war, vom Kaiser wegen Verweigerung - er war noch vor Ablegung der Eide heimlich abgereist - für abgesetzt erklärt.

Gleichzeitig verstärkte Friedrich Barbarossa den Druck auf die Erzdiözese Salzburg, deren neuer Erzbischof Konrad, ein Onkel des Kaisers, zu den Eiden erst gar nicht erschienen war. Die kaiserlichen Repressalien wurden im orthodoxen Bayern als empörend empfunden. Bischof Albert von Freising hatte den Mut und das diplomatische Geschick, die Würzburger Eide aktiv zu verweigern. Auch die Zisterzienser, die das Hauskloster der Pabonen, Walderbach, übernommen hatten, setzten sich jetzt deutlich und geschlossen vom Vorgehen des Imperators ab, wofür sie von diesem harsch getadelt wurden [80].

Eine Gruppe von oppositionellen Hochadeligen, unter ihnen Herzog Welf VI. und Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach, soll nach Herbert von Bosham, einem Engländer, in Folge der Eide sogar geplant haben, die Absetzung des Kaisers zu betreiben [81]. Ob es sich hier nur um eine antikaiserliche Propaganda des Auslands handelte, oder ob an den Berichten tatsächlich etwas daran war, ist nicht bekannt geworden.

 Jedenfalls werden wir beide Fürsten wenig später an der Seite des Regensburger Burggrafen erleben.

Dass sich im Winter desselben Jahres Burggraf Heinrich III. zusammen mit dem anderen bayerischen Hochadel zu einem großen Ritterturnier Herzog Welfs in Zürich begeben hätte, wie G. Rüxner in seinem Turnierbuch von 1530 behauptet, ist durch nichts belegt. Die Geschichte gehört ins Reich der Fabel (mehr hierzu weiter unten).

Das darauffolgende Jahr 1166 wurde für Burggraf Heinrich, der wohl inzwischen zum zweiten Mal verwitwet war, zum Schicksalsjahr. Denn alsbald überschlugen sich die Ereignisse:

Die Probleme begannen, als im zeitigen Frühjahr der Waffenstillstand zwischen den Welfen und den Tübingern brach, und Pfalzgraf Hugo von Tübingen König Wladislaw II. von Böhmen zu Hilfe rief. Dieser verwüstete und plünderte mit seinen Truppen fast ganz Süddeutschland. Da die Burggrafschaft Regensburg im Aufmarschgebiet der marodierenden Horden lag, dürfte sie besonders in Mitleidenschaft gezogen worden sein [82]. Nähere Einzelheiten über diese schwere Zeit, die wohl Burggraf Heinrichs alte Vorbehalte gegen die Slawen bestätigte, liegen nicht vor. Den Konflikt selbst beendete Kaiser Friedrich auf Bitten seines Onkels Welf im März 1166 durch ein Machtwort auf einem Hoftag in Ulm; Pfalzgraf Hugo von Tübingen musste den Kniefall machen und sich anschließend in Gefangenschaft begeben.

Wenig später, am 29. März 1166, verhängte Kaiser Friedrich Barbarossa im salzburgischen Laufen über Erzbischof Konrad II. von Salzburg und sein Bistum die Reichsacht. Konrad war als Sohn Markgraf Leopolds des Heiligen ein Schwager Burggraf Heinrichs III. aus seiner Ehe mit der Babenbergerin Bertha. Der fromme und gelehrte Mann war, wie bereits erwähnt, am 29. Juni 1164 zum neuen Erzbischof von Salzburg gewählt worden. Der Kaiser persönlich hatte diese Wahl befürwortet, weil er sich von Konrad wegen der bestehenden Verwandtschaft viel versprach. Im Schisma nahm der Erzbischof zunächst eine zurückhaltende Position ein und vermied jede sichtbare Parteinahme für Papst Alexander III., während die Mehrheit seines Domkapitels der Tradition des verstorbenen Erzbischofs Eberhard folgte und offen für Alexander eintrat.

Kaiser Friedrich Barbarossa witterte die neuerliche Gefahr; schon im Frühsommer 1165 hatte er in einem Schreiben die Ministerialen der Salzburger Kirche verwarnt, sich nicht der aufrührerischen Geistlichkeit anzuschließen, sondern ihm und dem Reich die Treue zu halten [83]. Weil aber nun auch Erzbischof Konrad die Kaiserlinie verließ und die Anerkennung des Gegenpapstes Paschalis III. verweigerte, zog er sich denselben Zorn des Kaisers zu, der sich schon zuvor über seinem Vorgänger entladen hatte. Als mehrfache Aufforderungen zur Linientreue nichts fruchteten, wurde Konrad Anfang 1166 in Nürnberg offiziell angeklagt, sich unrechtmäßig in den Besitz des Erzstiftes Salzburg gesetzt zu haben, eine persönliche Verurteilung unterblieb jedoch. Wenig später erfolgte in Laufen der besagte Bannspruch des Kaisers für das ganze Erzbistum. Im selben Frühjahr 1166 lobte Friedrich Barbarossa in einem Schreiben den Grafen von Plain dafür, dass er die aufrührerischen Salzburger aktiv bekämpft habe [84]. Es muss also zu größeren Kampfhandlungen gekommen sein. Wie schlimm diese waren, berichten die Annalen von Reichersberg:

"Das ganze Jahr kam es zu Brandschatzungen und Plünderungen und gegenseitiger Belagerung… [zwischen papsttreuen und kaisertreuen Leuten] und das ganze Bistum wurde verwüstet, wobei sich die Ritter des Erzbischofs, allen voran Megingoz von Surberg, den Gewaltsamkeiten der Ungerechten tapfer und mannhaft entgegenwarfen…" [85]

Die Strafaktionen gegen die Alexandriner griffen damals auf ganz Süddeutschland über und machten auch vor den Grenzen des Bistums Regensburg nicht halt, in dessen Süden sich die papsttreue Partei ebenfalls verankert hatte! Immerhin war der verstorbene Erzbischof Eberhard, auf welchen die ganze Entwicklung zurückging, zuvor im Kloster Prüfening bei Regensburg erzogen worden und anschließend als Exponent der Hirsauer Reform mit dem Abbaziat des Klosters Biburg bekleidet gewesen, welches direkt vor den Toren des Pabonensitzes Abensberg gelegen war. In Regensburg selbst regierte mit Bischof Eberhard von Schwaben ein ausgesprochen schwacher Mann, ein Schwabe, der als Sympathisant und Strohmann des Kaisers galt. Er hatte weder kanonisch die Weihen erhalten, noch soll er überhaupt Priester gewesen sein. Sein Vorgänger, Bischof Hartwig von Sponheim, der jahrelang gekränkelt hatte und bei seinen Zeitgenossen als untüchtig und töricht verschrien war [86], hatte zuvor mit einer jahrhundertealten Tradition gebrochen und sich im Sommer 1164 nicht in St. Emmeram bestatten lassen, sondern relativ pompös in einem aufwendigen Mausoleum im Domkreuzgang, in der Allerheiligenkapelle, die er durch lombardische Bauleute hatte errichten lassen. Auch der Stuhl von Augsburg war inzwischen mit einem staufischen Bischof, Konrad von Hirschegg, besetzt. An den genannten Beispielen kann man die Verschiebung erahnen, die sich für die süddeutschen Episkopate in der Barbarossa-Ära ergab. Für den traditionsbewussten Burggraf Heinrich III. von Regensburg werden derartige Vorgänge, die seine Vorstellungen von christlicher Demut weit übertrafen, ein Schlag gewesen sein; sie mussten geradezu das strafende Schwert Gottes herausfordern.

Eben in diese unruhige Zeit hinein fällt in Bayern die Errichtung der Kirchen mit profanem Obergeschoß!

Am 10. April 1166 weilte Kaiser Friedrich Barbarossa wieder in Regensburg und zeichnete eine Urkunde bezüglich eines Gütertausches zwischen den Bistümern Bamberg und Regensburg. Heinrich III. findet sich unter den Zeugen, nicht als praefectus, sondern als burggravius, zusammen mit seinem Bruder Otto, dem Landgrafen - relativ weit hinten in der Zeugenliste, nach dem Grafen von Sulzbach und unmittelbar vor den titellosen Edelfreien [87]. In einer weiteren Urkunde für das Kloster Indersdorf, die am Folgetag ausgestellt wurde, erscheinen die Grafen nicht mehr.

Vermutlich bei diesem Aufenthalt in Regensburg stimmte Kaiser Friedrich I. einer Grundstücksübertragung an das Kloster Prüfening zu. Es handelte sich um ein Grundstück, das Burggraf Heinrich III. als Lehen aus der Hand des bayerischen Herzogs, Heinrichs des Löwen, gehalten hatte. Der Kaiser bestand jetzt darauf, dass es sich um ein Reichlehen handelte. "Eadem possessio ad jus regni pertinebat - dieser Besitz unterstand Reichsrecht", so liest man in der Urkunde [88]. Der Vorgang wirkt auf den ersten Blick harmlos, als reiner Vollzug geltenden Rechtes, und doch verspürt man einen gewissen Beigeschmack! Es gilt zu beachten, dass Kaiser Friedrich, indem er im Gegensatz zu seinen Vorgängern zunehmend penetrant auf seinem eigenen Recht als Stadtherr von Regensburg und Sachwalter des Reichsgutes beharrte, damit letztlich den Handlungsspielraum des Burggrafen in Regensburger Ortsangelegenheiten empfindlich einschränkte!

Mit dieser Geste markierte der Barbarossa einen Wendepunkt. Es scheint so, als habe das Stauferhaus erstmals seine Hand nach dem Burggrafenamt ausgestreckt, fast zwanzig Jahre, bevor man dieses Amt als erledigtes Reichslehen endgültig einziehen wird. Es handelte sich sozusagen um eine erste Teilmaßnahme im Rahmen des intensiven staufischen Land- und Rechte-Erwerbs [89], der nach den politischen Niederlagen in Italien zum Schwerpunkt der fridericianischen Innenpolitik wurde und dem Kaiser nach und nach auch den gesamten Nordgau einbringen sollte. Wir werden später noch ausführlicher auf diese Politik eingehen. Burggraf Heinrich III. wird schon in diesem Jahr 1166 verstanden haben, was ihm und seinem Amt dräute!

Nachdem schon im Jahr 1163 ein Teil des Klosters St. Emmeram in Flammen aufgegangen war, wiederholte sich im selben Jahr 1166 dieses Unglück umso schlimmer. Das Kloster brannte völlig aus, das Dach des Kirchenschiffs stürzte ein, desgleichen die "400 Jahre alten Mauern, die aus der Zeit Karls des Großen und des Abtes Sintbert stammten" [90], und auch die Vorhalle, die in baulicher Verbindung mit der Burggrafenresidenz stand [91]. Wir vermuten Brandstiftung. Es ist anzunehmen, dass sich der Burggraf nach der Feuersbrunst seines Sitzes verlustig sah, abgesehen von den Schätzen, die ein Raub der Flammen geworden sein dürften.

So reihte sich Unglück an Unglück.

Im März desselben Jahres, auf dem Hoftag in Ulm anlässlich der Beilegung der Tübinger Fehde, hatte Kaiser Friedrich Barbarossa den Hochadel darauf eingeschworen, im Frühjahr an seinem vierten Feldzug nach Italien teilzunehmen [92]. Der Zeitpunkt war günstig, den Primat des Kaisers über Italien und den Papst wiederherzustellen, weil mit dem baldigen Ableben des Normannenkönigs Wilhelms I. und dynastischen Kämpfen unter seinen Nachfolgern zu rechnen war, so dass Papst Alexander III. von dort vermutlich keine entscheidende Unterstützung erfahren konnte. Diesen Appell wird der Kaiser bei seinem letzten Aufenthalt in Regensburg im April 1166 wiederholt haben. Tatsächlich starb im Monat darauf der Normannenkönig, und das Unternehmen, bei dem Friedrich Barbarossa erstmalig auch Söldnertruppen, die sogen. Brabanzonen, einsetzte, konnte beginnen.

Burggraf Heinrich III. war jedoch nicht mit von der Partie!

 


[01] "Eberhardus Clericus Heinrici Prepositi Ratispone" in: MB Bd. 13, S. 121. "Wezel Dapifer Comitis", erwähnt bei R. Zirngibl, Neue Historische Abhandlungen der churfürstlichen Baierischen Akademie der Wissenschaften, München 1791, Bd. 3, S. 579.

[02] Die Schutzvogtei von Prüll wurde bereits 1143 durch Abt Werner, zu welchem Heinrichs Vater Beziehungen aufgebaut hatte, über Graf Gebhard von Grögling in einem relativ komplizierten Konstrukt auf Burggraf Heinrich III. übertragen. Die Übertragung erfolgte im Beisein Herzog Heinrichs II. Jasomirgott und Pfalzgraf Ottos von Wittelsbach, sowie Landgraf Ottos II. von Stefling. Siehe Ried: Regesten…, Urkunde CCXXIII. S. 210.

[03] Bischof Heinrich von Wolfratshausen (1131-1155) gilt den einen als der Sohn Adelheids von Stefling, der Schwester Burggraf Ottos I., den anderen als der Sohn Graf Ottos II. von Ambras-Wolfratshausen aus seiner ersten Ehe mit Justitia, der Tochter Markgraf Leopolds II. von Österreich. Heinrichs Wahl war ohne Verleihung der Regalien erfolgt, auf Betreiben des entmachteten Domvogts Friedrich II. von Bogen, und rief sofort heftige Reaktionen Herzog Heinrichs des Stolzen, der diesem die Domvogtei entzogen hatte, hervor. Heinrich der Stolze ließ nicht nur das Hochstift Regensburg, sondern in der Folge auch den Stammsitz der Wolfratshausener, Burg Ambras beim heutigen Innsbruck, angreifen und zerstören. Der Bischof konnte sich schließlich den Frieden erkaufen, indem er seine Grafschaft am rechten Ufer des Inns an den bayerischen Herzog abtrat.

[04] Laut Fischers Geschichte des Landes unter der Enns soll Bertha im Jahr 1110 geboren, im Jahr 1133 mit Heinrich vermählt und schon im Jahr 1141, also noch vor des Burggrafen Amtsantritt, verstorben sein. Die Information stammt wohl von C. Hanthaler: Fasti Campililienses,Linz 1747-54, Bd. 1, S. 1311. Wir betrachten das Geburts- und Ehejahr eher als zu spät und das Sterbejahr als zu früh. Siehe hierzu auch F. Wittmann: Die Burggrafen…, S. 386.

[05] "…qui transito Danubio Ratisponensis fines invaserunt atque incendiis et rapinis omnia circumquaque vastantes e regione urbis Ratisponae castrametati sunt…" Siehe Annales Ratisponenses, in: MGH SS, Bd. 17, S. 586.

[06] Siehe Otto von Freising: Gesta Frederici, Ed. F.-J. Schmale, Darmstadt 1965, künftig abgekürzt als Gesta Frederici…, S. 189f. Auch Justizbrief Papst Eugens III., ausgestellt am 2. Juli 1146 in Viterbo, in O. Mitis et al.: Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 4,1, Ergänzende Quellen 976-1194, Oldenburg 1997, Nr. 752. In diesem nicht im Original erhaltenen Schreiben ist von "der Verwüstung und Aufreibung der Regensburger Kirche nach Art von Tyrannen" die Rede, durch Herzog Heinrich Jasomirgott, den Herzog von Böhmen, Advokat Friedrich, den Pfalzgrafen, die Söhne des Präfekten [Heinrich] und andere Rädelsführer. Der Ausdruck "Fridricum advocatum palatinem comitem" ist möglicherweise verderbt, denn er stellt nicht klar, ob Domvogt Friedrich von Bogen und/oder Pfalzgraf Friedrich oder Otto von Wittelsbach gemeint ist.

[07] Siehe Diplom Konrads III. vom 10. Juli 1146, in MGH DD, D K. III., Nr. 153.

[08] "A patre minus diligebatur…" Aus "Chronicon pii marchionis", MGH SS, Bd. 9, S. 610.

[09] Davon berichtet die Chronik von Krems. Siehe MGH SS, Bd. 9, S. 545.

[10] Davon berichtet die Chronik von Krems. Siehe MGH SS, Bd. 9, S. 545. Siehe hierzu auch P. Schmid: Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge…, S. 176ff.

[11] Ab Mai 1142 zeichnete Heinrich III. bereits selbstständig als "praefectus Ratisbonae", dem damals üblichen Synonym für Burggraf. Siehe MGH DD K III., Urkunden Nr. 79, 82, 83b, 154. Es ist allgemein anerkannt, dass die Rangstelle in den Zeugenlisten der Kaiserdiplome, die nach höfischem Protokoll erstellt wurden, einen guten Rückschluss auf Stellung eines Zeugen am Kaiserhof erlaubt.

[12] Siehe MGH DD K III., Urkunde Nr. 192. Hier ist irrtümlich von einer Gründung des Klosters Waldhausen die Rede. Das Stifterehepaar Otto von Machland und Jutta von Peilstein übergab 1147 nicht den Ort Waldhausen, sondern die Festung Säbnich an der Donau den Chorherren als Klosterburg. Dreizehn Jahre später zogen diese den Sarmingbach hinauf zum heutigen Waldhausen um, einem Ort, welcher den monastischen Bedürfnissen mehr entsprach als der steile Burgberg an der Donau. Der Beinwald oder Peinwald trug seinen Namen nach der "Pein", welcher so mancher in den gefährlichen Strudeln der Donau verunglückte Schiffer erlitt. Da Ottos von Machland Besitz am Sarmingbach endete, schenkte Burggraf Heinrich seinen östlichen Anteil, der zwischen dem Sarmingbach und der Ysper lag. In der Urkunde ist auch von einer Zustimmung Markgraf Konrads II. von Znaim die Rede, was auf ein mehrstufiges Lehensverhältnis hinweist (siehe weiter unten). Jutta von Peilstein war eine Cousine von Heinrichs Frau Bertha, Otto von Machland stammte urgroßmütterlicherseits aus dem verwandten Haus Sulzbach in der Oberpfalz.

[13] Er brach den Kreuzzug vorzeitig ab. Siehe Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale, S. 267. Mehr zu diesen Kreuzzug, der sich von denjenigen König Konrads in toto unterschied, der u. E. bei Straubing und nicht bei Regensburg begann, in unser Arbeit: W. Robl: Der Kreuzzug Herzog Welfs und St. Peter in Straubing, Berching 2015.

[14] Er ließ 1148 auf dem Kreuzzug sein Leben und wurde auf dem Templerfriedhof von Jerusalem begraben. Siehe Otto von Freising, a. a. O., S. 263.

[15] Zur Erinnerung: Bischof Otto von Regensburg, der Enkel Pabos I., hatte im Jahr 1064 bei einer Palästina-Reise fast das Leben verloren, und Burggraf Heinrich II. war dort im Jahr 1101 im Kampf gegen die Türken gefallen.

[16] Bischof Otto von Freising gab den Misserfolg unumwunden zu und berichtete von öffentlicher Kritik. Siehe Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale, S. 267.

[17] Aventinus und eine Reihe von Historikern sehen zwischen den Herren von Laaber und den Pabonen eine direkte Verwandtschaft. Zur Abstammungsproblematik und der wissenschaftlichen Diskussion darüber (bis ins 20. Jahrhundert hinein) siehe auch M.J. Neudecker: Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laber auf dem Nordgau, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 54 (1902), S. 1ff.

[18] Siehe S. Weber: Iren…, S, 493ff.

[19] Der Stammsitz der Schwarzenburger lag auf dem Schwarzwihrberg bei Rötz, die Überreste dieser Festung sind heute noch zu sehen. Berthas Großmutter Ida von Formbach-Ratelnburg war in erster Ehe mit einem gewissen Haderich von Schwarzenburg verheiratet, der unter den Babenbergen in Niederösterreich Begründer einer ganzen Dynastie, der sog. der Haderiche, wurde. Haderich war vermutlich der Bruder Heinrichs I. von Schwarzenburg und wurde von Kaiser Heinrich III. mit Gütern im heutigen Wald/Weinviertel versehen. Eine Tochter des Schwarzenburgers Heinrich heiratete einen Sohn Domvogt Friedrichs I. von Regensburg aus der Ehe mit Irmingard von Gilching, deren Enkel war besagter Berthold II. von Schwarzenburg. Zur Dynastie siehe auch K. Brunner: Leopold der Heilige, Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters, Wien 2009, S. 79f. K. Lechner: Die Babenberger…, S. 81. MGH Diplomata, Heinrich III., Urkunde 331, Seite 453f. J. Widemann: Traditionen St. Emmeram…, Urkunde 547, S. 294f. Neben den Grafen von Velburg und Grafen von Hohenburg waren damit die Schwarzenburger die dritte Dynastie der heutigen Oberpfalz, die unter den Babenbergern im heutigen Niederösterreich mit einem reichen Zweitbesitz versehen wurde, mit der Entwicklung eigener Stammhäuser. Siehe auch weiter unten.

[20] So beurkundet er z.B. 1157 zusammen mit Burggraf Heinrich III. und seinem Bruder eine Urkunde Friedrich Barbarossas in Ulm, nach den Grafen, in einer Reihe mit den Anverwandten der Pabonen (Ulrich von Stein, Altmann von Siegenburg, Werner von Laaber). Siehe Ried: Regesten…, S. 228. Der edelfreie, möglicherweise mit den Pabonen verwandte Rupert Wolf (Lupus) stammte ursprünglich aus Gögglbach an der Naab bei Schwandorf, tritt unter anderem als Salmann in dem Testament Pfalzgraf Friedrichs von Wittelbach, einen Pilgergefährtern Burggraf Heinrichs III., auf (siehe unten, MB 10, S. 239f.), sein Geschlecht ist aber im 12. Jahrhundert auch in Schönleiten bei Burglengenfeld nachweisbar, wo wir einen inzwischen leider abgerissenen Turmbau aus der Pabonenzeit nachweisen konnten (siehe oben). 1160 wird auch ein "Routbert Wolf von Bochesberg", also mit dem Gut Bocksberg in Niederbayern erwähnt. Ob Personenidentität besteht ist unklar. Ein Nachfahre der "Wölfe" von Schönleiten gründete 1278 die Burg Wolfsegg nördlich von Regensburg, heute eine der best erhaltendsten Burgbauten der Gotik in der Oberpfalz. Als deren Namensgeber gilt der 1326 erstmals erwähnte Bruno Wolf von Schönleiten. Die Burg fiel später über die Lichtenecker zu Eggersberg an die wohl ebenfalls mit den Pabonen verwandten Herren von Laaber. Weitere Informationen in den persönlichen Aufzeichnungen des Ortsheimatspflegers Franz Hummel von Wolfsegg (bislang unveröffentlicht), und bei http://www.burg-wolfsegg.de. Nachtrag: Dass auch im Namen der Pabonenfestung Lupburg, zeitgenössisch "Loupurg", der Familienname "Lupus" als Sprachwurzel steckt, ist eher unwahrscheinlich, denn schon 960 ist mit Reichzga eine Gräfin von "Luppburg" als Nonne im neu errichteten Stift Niedermünster in Regensburg erwähnt.

[21] Siehe H. v. Walderdorff: St. Merderdach und St. Marian und die Anfänge der Schottenklöster zu Regensburg, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 34 (1879), S. 227f.

[22] Siehe S. Weber: Iren…, S. 582ff.

[23] Zur Baugeschichte des Schottenportals siehe E. von Gaisberg: Das Schottenportal in Regensburg, Bauforschung und Baugeschichte, Regensburg 2005.

[24] Siehe hierzu E. von Gaisberg: Schottenportal..., S. 104ff.

[25] Siehe Ried; Regesten…, Urkunde CCXLIV, S. 225.

[26] Siehe Ried: Regesten…, Urkunde CCCXXII, S. 303f.

[27] Siehe hierzu die Aufstellung bei E. von Gaisberg: Schottenportal..., S. 15ff.

[28] Siehe S. Weber: Iren…, S. 265ff., insbesondere S. 279f.

[29] Siehe S. Weber: Iren…, S. 162f. Hier ging es dem Schreiber darum festzuhalten, dass keiner der genannten Größen St. Jakob als Eigenbesitz in Anspruch nehmen konnte. Deshalb wird auch das Erbrecht erwähnt. Was die Selbstständigkeit des Schottenklosters St. Jakob betrifft, so wird die Regensburger Pabonenfamilie zu keinen Zeitpunkt eigene Besitzansprüche an dem Kloster St. Jakob, etwa im Sinne eines Eigenklosters, geltend gemacht haben, ganz im Gegenteil. Sie wird eher uneigennützig dafür gesorgt haben, dass zusätzlich zum oben erwähnten kaiserlichen Mundiburgium alsbald die päpstliche Exemption, d. h. die Befreiung aus bischöflicher und landesherrlicher Gewalt, erteilt wurde. Es war der Versuch Kaiser Friedrichs Barbarossa, zahlreiche Güter und Landstriche - auch aus dem Erbe der Pabonen - als Reichsbesitz einzuziehen, der die eindeutige und vorsichtige Formulierung erforderlich machte.

[30] Bei der Angabe der Personen ist dem Schreiber der Vita oder vielmehr einem späteren Zweitautor wieder etwas die Chronologie durcheinandergeraten. Bei den Burggrafen Heinrich und Otto handelt es sich u. E. zweifelsfrei um Burggraf Heinrich III. und seinen Bruder, Landgraf Otto I. von Stefling. Nur diese wurden simultan je so genannt. Siehe auch S. Weber: iren…, S. 674f.

[31] Beim Übergang der Güter und Rechte von Weih St. Peter auf St. Jakob.

[32] Siehe MGH SS, Bd. 9, Continuatio Admuntensis, S. 581.

[33] Siehe hierzu auch P. Schmid: Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge…, S. 373, und Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale, S.293.

[34] Siehe Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale, S. 298.

[35] Siehe Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale, S. 293.

[36] Zu den Grafen von Öttingen siehe auch H. Bühler: Die frühen Staufer im Ries, in: Jahrbuch Historischer Verein für Nördlingen und das Ries, Bd. 28 (1996), S. 217ff., und D. Kudorfer in: Historischer Atlas von Bayern, Schwaben Reihe 2, Hft. 3: Die Grafschaft Öttingen, München 1985, künftig abgekürzt mit Hist. Atlas..., S. 1ff. Das alte Auhausener Adelsgeschlecht mit dem Leitnamen Hartmann war nach einer Urkunde Kaiser Ottos I. von 959 nahezu zu selben Zeit in der Gegend um Auhausen zu Besitz gekommen, als Pabo der I. mit der Burggrafschaft Regensburg belehnt worden war - nämlich in Rahmen der Reichsneustrukturierung unter den Luidolfingern/Ottonen. Insofern bestand mit den Pabonen auch eine gemeinsame politische Tradition.

[37] Siehe D. Kudorfer: Hist. Atlas Oettingen, S. 21.

[38] Zur Niederungsburg der Auhausener siehe E. Frickinger, Fränkische Heimat, JG 1928, S. 384f.

[39] Im Jahr 1129 beurkundet ein Hartmann von Alerheim, ein Bruder des Hartmann von Auhausen, und sein Ministeriale Reginwart von Auhausen, die Gründung des Klosters. Siehe auch J. B. Fuchs: Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Plankstetten, in: Jahrbuch des Historischen Vereins von Mittelfranken, Beilage III, S. 44.

[40] Siehe hierzu auch Monumenta Boica 7, Nr. 6, S. 342ff. Zum Kühbacher Besitz in Biberbach siehe Felix Mader: Geschichte des Schlosses und Oberamtes Hirschberg, Eichstätt 1940, S. 150f.

[41] Die bei Biberbach liegende Mühle Gösselthal, heute Kommandozentrale der Main-Donau-Kanal-Betreibergesellschaft, trug im 12. Jahrhundert z. B. den typischen Pabonennamen Rosental!

[42] Der Titel erscheint in einer Urkunde König Konrads III. für das Kloster Waldhausen. Die Schwester des Grafen Ludwig hieß Mechthild, sie war die Mutter der Nichte Gisela von Seefeld. Der Name Mechthild taucht auch bei der Tochter Burggraf Heinrichs III. wieder auf (siehe oben). Dagegen bleibt dahingestellt, ob die Oettinger mit den Grafen von Grögling und Dollnstein, den späteren Hirschbergern, verwandt waren. Eventuell kam es zur Einheirat in der zweiten Generation: Ludwig II. von Öttingen soll mit Sophie von Hirschberg vermählt gewesen zu sein (Hirschsiegel!) Siehe D. Kudorfer: Hist Atlas Öttingen, S. 14.

[43] Zu den Anfängen des Klosters Auhausen siehe auch M. Winter: Zur Geschichte des Klosters Auhausen an der Wörnitz, Online-Publikation 2008, http://www.artefax.de/gesichte/index.html.

[44] Der eigentliche Besitzübergang erfolgte um 1194, als Berthold von Thannbrunn gestorben war. Berthold von Thannbrunn taucht urkundlich oft an der Seite der Burggrafen auf. Vgl. z. B. MGH, Urkunden Heinrichs des Löwens, Urkunde Nr. 97, S. 148, oder: Quellen und Erörterungen, Band 1, Schenkungsbuch St. Emmeram, Urkunde 191, S. 90. Berthold stiftete vor 1171 dem Kloster Auhausen nicht nur sein Stammgut Thannbrunn bei Berching mit einer großen Domäne (dessen spätere Schutzvogtei die Heidecker übernahmen), sondern um 1181 auch seinen Besitz in Frickenhausen am Main. Eine Priorat/eine Probstei scheint in Thannbrunn erst später entstanden zu sein.

[45] Ausführlich zur Ansiedlung des Templerordens im Nordgau und am Lechrain in unserer Arbeit: W. Robl: Das Kloster Grab und der Kreuzstein am Schlüpfelberg - über die Allianz zwischen dem Templerorden und den Pabonen im Herzogtum Bayern um 1170, Berching 2015, online unter [Link].
Zur Thematik siehe auch J. N. von Löwenthal: Geschichte des Schultheißenamts und der Stadt Neumarkt..., 1805, S. 103ff. Löwenthal spricht von einer eigenartigen Doppelstiftung. Während Berthold von Thannbrunn aus dem Haus Heideck seinen Besitz dem Kloster Auhausen an der Wörnitz vermachte, hätten die Burggrafen von Regensburg und Grafen von Riedenburg, Heinrich und Otto, zusammen mit den Grafen von Grögling-Dollnstein (den späteren Hirschbergern) und den verwandten Herren von Heideck unter Einbezug der Wolfsteiner und Ehrenfelser benachbarten Besitz an den Templerorden vergeben. Beide Gründungen, die Auhausener Niederlassung und die Kommende der Templer in Thannbrunn, sind heute abgegangen, die Standorte konnten jedoch nach alter Ortssage und Hinweisen der Bewohner von uns noch identifiziert werden. Zeitgleich seien Kommenden in Weihersdorf und Salmannsdorf (Signifikanz des Namens!) sowie Propsteien in Oberweiling (Obergeschoßkirchenstandort!) und Berching entstanden. Nach Zerschlagung der Tempelherren 1315 habe das Kloster Auhausen, welches auch die Kirchen und den Zehenten in Dietersberg und Thann, den Wald Sachersberg bei Waldkirchen und das Patronatsrecht in Großaffalterbach (alles Landgemeinden bei Berching), besaß, Ansprüche auf ehemaligen Tempelbesitz angemeldet. Das Bistum Eichstätt hatte allerdings schon Jahrzehnte zuvor, 1278, in einem Vergleich eigene Ansprüche befriedigt. Erst 1414 sei Thannbrunn zu einer Propstei von Auhausen und Weihersdorf zu einer davon abhängigen Aue erhoben worden. Siehe hierzu Löwenthal, a. a. O., S. 104f., und HA Neumarkt, Altbayern, Reihe I, Bd. 16, S. 35ff. Auf der Apian'schen Karte ist das Zweigkloster von Thannbrunn abgebildet! Da Philipp Apian durch den Apian’schen Familienbesitz im nahen Ittelhofen sehr ortskundig war, gibt es an der einstigen Existenz der Klostergründung keinen Zweifel! Die Beziehungen des Klosters Auhausen zu Thannbrunn bestanden über Jahrhunderte fort, bis zur Reformation. In der 1818 abgegangenen sog. "Ritterkapelle" von Auhausen befanden sich neben anderen auch Epitaphien für Berthold von Thannbrunn sowie Heinrich Ponlanders (Pollanten bei Berching, nahe bei Thannbrunn).

[46] Siehe D. Kudorfer: Hist. Atlas Oettingen, S. 13.

[47] Siehe D. Kudorfer: Hist. Atlas Oettingen, S. 11.

[48] Auch hier eine Parallele zu den späten Pabonen. Siehe weiter unten!

[49] Siehe D. Kudorfer: Hist. Atlas Oettingen, S. 16.

[50] Zur älteren Theorie der Oettinger als Seitenlinie der Staufer siehe z. B. D. Kudorfer: Hist. Atlas, S 2ff. Neuere Forschung verweist auf eine ganz andere Abstammung des Stauferhauses, nämlich aus dem Elsässischen. Siehe z. B. K. Görich: Friedrich Barbarossa, München 2011, S. 32ff., hier zitierend E. Hlawitschka: Die Staufer - kein schwäbisches, sondern ein elsässisches Adelsgeschlecht? in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschiche 66, 2007, S. 63ff. Siehe hierzu auch S. Weinfurter: Eichstätt im Mittelalter, Regensburg, Eichstätt, S. 109. Den Oettingern wurde vermutlich gerade wegen des Zwistes mit dem staufischen Königshaus das Grafengeschlecht derer von Truhendingen mit nahen Besitzungen in Alten- und Hohentrüdingen quasi vor die Nase gesetzt (D. Kudorfer: Hist Altas Öttingen, S. 5), was diesen in der erst ex post entstandenen Gründungslegende von Auhausen eine Bedeutung zuschrieb, die ihnen gar nicht zukam. Diese Inkongruenz war bereits namhaften Forschen wie F. Heidingsfelder und K. Sturm aufgefallen.

[51] Ausführliche Angaben zu dieser Frau in unserer Arbeit W. Robl: Martinsberg im Waldviertel und in der Oberpfalz, zwei Kirchen in derselben Tradition, mit Anmerkungen zu den Grafen von Hohenburg-Poigen-Wildberg und zu den Pabonen, Berching November 2016, online: http://www.robl.de/martinsberg/martinsberg.html.

[52] So folgte er auf diesem Feldzug dem alten Brauch, sich auf den Ronkalischen Feldern am Po durch einen symbolischen Akt der Treue seiner Lehensmänner zu versichern und all denen, die gegen seinen Befehl zuhause geblieben waren, die Lehen zu entziehen.

[53] Er wird zum Ende seines Lebens Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Universalerben machen; die Konsequenzen wurden bereits weiter oben geschildert.

[54] Siehe MGH DD F I. Nachrangig taucht Heinrich in den Diplomen Nr. 14 vom Juni 1152, Nr. 153 vom September 1156, Nr. 173 und 174 vom Juli 1157 (Bamberg) auf. Ausnahmen sind das Diplom Nr. 70 vom Februar 1154 in Bamberg, wo Heinrich zusammen mit seinem Bruder Otto II. signierte, und eine Schutzurkunde des Kaisers für St. Emmeram, ausgestellt Februar 1157 in Ulm. Hier rangiert Heinrich mit seinem Bruder Otto als "praefectus" gleich hinter dem Bischof von Regensburg, allerdings in einer nur sehr kurzen Zeugenliste. Diese Urkunde dürfte er demnach eher in seiner Funktion als Vogt von St. Emmeram als in der des Burggrafen von Regensburg unterzeichnet haben.

[54a] Siehe MGH DD FI, 1, Nr. 158, S. 271f., unter Berücksichtigung des Transsumpts von 1152.

[55] Mehr hierzu bei P. Schmid: Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge…, S. 375ff.

[56] Zur sog. Hoffahrtspflicht der deutschen Fürsten siehe auch F. Opll: Friedrich Barbarossa, 3. Aufl. Darmstadt 1998, S. 214. Zwischen den konkurrierenden Herzögen Heinrich II. Jasomirgott und Heinrich dem Löwen war es zuvor wiederholt zu schweren Unruhen in Bayern gekommen, und der Jasomirgott hatte sich mehrfach geweigert, vor dem Kaiser zu erscheinen.

[57] Ausführlich hierzu Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale…, S. 389ff.

[58] Siehe hierzu Otto von Freising: Gesta Friderici…, Ed. Schmale…, S. 379.

[59] Siehe MGH DD, D F I. Nr. 152. Das Transsumpt aus dem 16. Jahrhundert ist auch editiert in D. Weltin: Studien zur Geschichte der Johanniterkommende Mailberg, Diplomarbeit Wien 2007, siehe S. 16ff. und 56ff. D. Weltin nimmt an, dass es sich um ein Dokument mit späterer Interpolation handelt, der Autor zweifelt allerdings nicht an der Echtheit des Ausgangsdokuments.

[60] Siehe MGH DD, D F I. Nr. 173 und 174.

[61] Siehe MGH DD, D F I. Nr. 201.

[62] Siehe Monumenta Boica, Bd. 14, Nr. 10, S. 24f.

[63] Es handelte sich hiermit um den ersten Heereseinsatz Burggraf Heinrichs III., denn am Zweiten Kreuzzug und an der ersten Italienfahrt des Kaisers hatte er bekanntlich nicht teilgenommen.

[64] Siehe MGH DD, D F I. Nr. 202.

[65] Siehe hierzu M. Mayer: Regesten…, an mehreren Stellen.

[66] Fussnote entfallen.

[67] Siehe M. Mayer: Regesten…, S. 42.

[68] Das Haus trug später den bezeichnenden Namen "Walderbacher Hof". Siehe K. Bauer: Regensburg, 3. Auflage, Regensburg 1980, S. 106f.

[69] Siehe hierzu den erhaltenen Briefwechsel der Gründer von St. Mang mit den Kanonikern von San Ambrogio und dem Erzbischof von Mailand, der u. a. die staufischen Invektiven gegen das Erzbistum Mailand rügt. Wiedergegeben in: B. Sepp: Paul und Gebhard, die Gründer des Klosters St. Mang in Stadtamhof bei Regensburg, in: Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 46 (1894), S. 264ff.

[70] Bischof Arnold von Lisieux machte in einem Brief darauf aufmerksam: Nur drei Kardinäle hätten für Victor gestimmt, dieser habe sich das Pluviale, den bei der Wahl üblichen Chormantel, vor Aufregung verkehrt herum angezogen und habe trotz aller Lächerlichkeit des Aussehens den Heiligen Stuhl bestiegen, um sich huldigen zu lassen. "Mirum spectaculum - welch seltsames Spektakel" nannte Arnold die Zeremonie.

[71] Siehe weiter oben und Monumenta Boica, Bd. 14, Br. 10, S. 24f., sowie MGH DD F I., Nr. 300. Das Diplom wiederholt z. T. nur die Unterschriftenliste vom Vorjahr, allerdings mit situationsbedingten Abweichungen, so dass die Anwesenheit Burggraf Heinrichs in Italien wirklich angenommen werden kann.

[72] Bischof Otto von Freising hatte schon zuvor, am 22. Sept. 1158, das Zeitliche gesegnet.

[73] Siehe Rahewin: Gesta Friderici…, Ed. Schmale…, S. 547 und 549.

[74] Siehe Rahewin: Gesta Friderici…, Ed. Schmale…, S. 707.

[75] Siehe MGH DD, C 3, Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit, Bd. 1, Die Urkunden Heinrichs des Löwen, 1941, Nr. 54.

[76] Siehe Monumenta Boica, Bd. 10, S. 17.

[77] Siehe Annales Reicherbergenses, in: MGH SS Bd. 17, S. 469f.

[78] Siehe "Vita Eberhardi", in: MGH SS, Bd. 11, S. 82, und Annales Reichersbergenses, Bd. 17, S. 468.

[79] Kanzler Rainald von Dassel war auf die britischen Inseln gereist und hatte König Heinrich II. Plantagenet von England davon überzeugt, Papst Alexander III. abzuschwören und stattdessen den Nachfolger Victors IV., Paschalis III., anzuerkennen. Grund für dieses Umschwenken war der Streit Heinrichs mit Thomas Becket.

[80] Siehe MGH DD, D F I., Nr. 479, und F. Opll: Friedrich Barbarossa, 3. Aufl. Darmstadt 1998, S. 219.

[81] Zu den Hintergründen siehe auch F. Opll, Friedrich Barbarossa…, S. 92.

[82] "...ad ducem Boemiae auxilii gratia ire compulit. Qui collecta multitudine Boemos, gentem horribilem ac Deo hominibusque odibilem, in fines nostros adduxit, totamque Germaniam a lacu Lemanno usque Boemiam execrabilibus spurciciis illorum et turrpissimis depredationibus ac incendiis inter epiphaniam et purificationem sancte Marie conmaculavit, anno videlicet ab incarnatione Domini 1166..." Siehe Historia Welforum Weingartensis, in MGH SS, Bd. 21, S. 469ff.

[83] Siehe MGH DD, D F I., Nr. 488. Der Kaiser war damals im Norden Deutschlands beschäftigt und konnte im Süden nicht direkt eingreifen.

[84] Siehe MGH DD, D F I., Nr. 508.

[85] Annales Reichersbergenses, in MGH SS, Bd. 17, S. 473.

[86] Siehe z. B. "Vita Eberhardi", in: MGH SS, Bd. 11, S. 82f.

[87] Ried: Regesten…, Urkunde 240, S. 239.

[88] Auf Seiten Burggraf Heinrichs zeichneten neben einigen Ministerialen auch einige Edelfreie aus dem erweiterten Familienkreis der Pabonen: "Odalricus de Staine et filius Burchardus, Uuolf von Gekkelbach, Eberwin de Lobsingen, Dietmar de Totenaker, Pertolt de Tumbrunne, Wernhere de Labere..." Siehe MGH DD, C 3, Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit, Bd. 1, Die Urkunden Heinrichs des Löwen, 1941, Nr. 97, S. 147f. Auch A. Schwarz: Die Traditionen des Klosters Prüfening, QuE NF 39,1, München 1991, Urkunde Nr. 187, S. 147f. A. Schwarz verweist darauf, dass der Kaiser hierzu einen eigenen Titel ausgestellt hatte, der heute verloren ist.

[89] Zu Friedrichs Territorialpolitik im großen Maßstab siehe auch F. Opll: Friedrich Barbarossa, 3. Aufl. Darmstadt 1998, S. 228ff., und weiter unten, bei der Biographie Burggraf Heinrichs IV..

[90] Siehe Annales Ratisponenses, in: MGH, Bd. 17, S. 588.

[91] Ihr Wiederaufbau zog sich bis 1190 hin. Hierzu mehr weiter oben.

[92] Zur Pflicht der Heeresfolge siehe F. Opll: Friedrich Barbarossa, 3. Aufl. Darmstadt 1998, S. 227f.

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