Die Völker und Stämme Zentralafrikas

© Werner Robl

 

Die Felszeichnungen im Tassili-n'Ajjer-Gebirge (6000-4000 v. Chr.)

Das Tassili-n'Ajjer-Gebirge in Südost-Algerien liegt als eine der trockensten und heißesten Stellen der Erde am Nordrand der Sahara und bildet die nordwestliche Grenze des sogenannten Tschad-Beckens.

Vor ca. 8000 Jahren lebte dort bei wesentlich gemäßigterem Klima eine Steppen-Zivilisation, die ihre Spur in Form von zahlreichen Felszeichnungen hinterlassen hat. Einige Forscher vermuten, dass sich in diesem Bergland, in dem heute nur noch an wenigen Stellen die nomadischen Tuareg leben, die eigentliche Wiege des alten Ägyptens befindet.

Die gefundenen Felszeichnungen haben großen künstlerischen Wert. Zahlreiche Tiere sind relativ naturgetreu abgebildet, Elefanten, Kamele, Giraffen und Rinder. Die Menschen zeigen sich dagegen in der Regel künstlerisch verfremdet. Geschwungene Kreisbögen und die Vorliebe für stilisierte Dreiecke belegen, dass sich diese frühe Zivilisation bereits mit der Geometrie auseinandergesetzt hat.

Eine der Felszeichnungen ist die berühmte "Weiße Dame von Auahouet", eine Stiergottheit mit Schleier. Das prähistorische Gemälde von ca. 1,4 x 1 m legt aufgrund der maniriert- dynamischen Körperhaltung der Zentralfigur, die wohl doch eher einem Mann als einer Frau entspricht und bereits sehr an die Siegerposen der Herrscherbilder Mesopotamiens und Ägyptens erinnert (siehe die zugehörigen Kapitel), die Vermutung nahe, dass zur Planung ein Pentagramm herangezogen wurde. Dieses vermutete Pentagramm (rot) und die daraus abgetragenen Körperfluchten (blaue Linien) haben wir zur Verdeutlichung entsprechend eingezeichnet. Dem Bild wird übrigens ein Alter von 6000 Jahren zugeschrieben!

Aber auch viele andere Darstellungen des Tassili n'Ajjer legen eine Pentagramm-Konstruktion nahe. Es folgen zunächst 3 Beispiele noch höheren Alters, am Ende sieht man 3 stilisierte Gestalten mit Handtaschen, deren dreiecksförmige Körper mit Wespentaille winkelmäßig einem Pentagrammpfeil entsprechen. Zur Verdeutlichung haben wir erneut einige Pentagramme darüber gelegt oder Körperlinien (blau) abgeleitet.

Man kann aus diesen frühen Bildern sicherlichen noch keinen Beweis, aber sehr wohl den dringenden Verdacht ableiten, dass die Planungsmethode des Pentagramms bei diesem ca. 8000 Jahre alten, zentralafrikanischen Steppenvolk bereits bekannt war - zumindest in Anfängen.

 

 

Die Kasubi-Gräber in Kampala (13./19./20. Jhd.)

Die Kasubi Tombs sind die Begräbnisstätte der Könige (Kabakas) von Buganga auf dem Kasubi-Hügel in Kampala, der Haupststadt Ugandas. Wir befinden uns mit dieser zentralafrikanischen Nekropole, die dem Bantu-Stamm der Baganda mit seinen 52 Clans als kulturelles und spirituelles Zentrum dient, nicht weit entfernt vom Äquator und vom großen Victoria-See. Die Anlage befindet sich auf einer künstlichen Terrase, mit Blickrichtung nach Südosten in Richtung Victoria-See.

Das Zentralgebäude dieser Anlage mit dem Namen Muzibu Azaala Mpanga liegt am Südostende des Hofareals Oluggya, das auf den anderen Seiten von Bastbäumen und weiteren  Beigebäuden mit ritueller Bedeutung gesäumt wird. Aktuell sind darin die Grablegen von 4 Kabakas bekannt, den Königen Mutesa I. (1834-1884), Daudi Chwa II. (1896-1839), Mwanga II. (1867-1903) und Mutesa II. (1924-1969). Sie alle wurden nacheinander in ein- und demselben Grab bestattet, und es steht zu vermuten, dass sie nur die letzten einer viel längeren Reihe von Königen sind. Hinter dem Königsschrein befinden sich die Gräber von Angehörigen der königlichen Familie.

Traditionell war die Grabstätte mit einem hohen und breiten Schilfdach in Form einer traditionellen Baganda-Hütte überspannt, das allerdings 2010 einem Brand(anschlag) zum Opfer fiel und erst ab 2014 mit japanischen Spenden wieder aufgebaut wird. Schon seit 2001 gehört die Grabanlage, die bereits Schauplatz von Unruhen zwischen Uganda und Buganda war, zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Auch wenn die heutige Substanz der Anlage neuzeitlich ist und auch die bestatteten Könige nur aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen, so ist doch anzunehmen, dass die Anlage wesentlich älter ist. Historiker vermuten ihre Entstehung schon im 13., spätestens 14. Jahrhundert. Die Gesamtanlage von 30 ha, die Anordnung und das Aussehen der Gebäude, vor allem die charakteristische Form der Schilf-Stroh-Lehm-Flechtwerk-Haube, die die die Gräber schützt, entsprechen den Traditionen und dem Palast-Design der sog. Ganda-Architektur, die weit zurückreicht und die Einstufung als Weltkulturerbe begründen.

Das Schilfdach der Nekropole, das bis 2010 existierte, fällt sofort in Auge. Es war nahezu selbsttragend, nur über 52 Schilfringe (entsprechend den 52 Sippen der Buganda) und einzelne Stützpfosten aufgespannt und reichte bis zum Boden herab. In idealer Form bildete es die Innenwinkel eines Dreiecks ab, das sich aus dem Pentagramm ergibt: an der Basis jeweils 36° und an der Spitze 72°! Allerdings war das keine sehr stabile Konstruktion. Das Dach scheint deshalb immer wieder erneuert worden zu sein, und es existieren Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert, bei denen es eine höhere Dachneigung bis 46° Außenwinkel aufwies.

Dennoch: Das alte, inzwischen abgebrannte Dach mit seinen inneren Schilfringen erscheint uns als das identische, wohingegen das neue über einem festen Dachstuhl unter 4 m Erhöhung konstruiert wird und deshalb eine artfizielle Form erhält. Im folgenden Bild findet sich links das alte Dach mit den Schilfringen der 52 Clans, welches bei der Neukonstruktion rechts aufgegeben wurde.

Dass sich die primäre Konstruktionstechnik eines Königsgrabes mit Hilfe eines Pentagramms bis nach Zentralafrika und Uganda verbreitete, ist nicht so abwegig, wie es zunächst scheint. Allein die Nord-Süd-Achse Unterägypten-Oberägypten-Sudan begünstigt diese Verbreitung, und die Lebensader des Nil, der durch diese Länder zieht, reicht mit seinen Quellgebieten relativ nahe an den Victoriasee und an das heutige Uganda heran!

Mehr Sicherheit über die Pentagramm-Konstruktion gewannen wir, als wir die Pläne der Grabanlage und das Terrain um sie herum auf Satellitenaufnahmen betrachteten:

Die Form des Grabbezirks wirkt nur auf den ersten Blick hin unregelmäßig und naturgegeben. Bei genauerem Hinsehen erkennt man die künstliche, nach zwei Seiten fast achssymmetrisch geformte Plattform, die ja auch für Männer und Frauen getrennt reserviert war. Sie wurde einst über den Achsen eines exakt genordeten Planungspentagramms aufgespannt. Dessen Westspitze endet an der westlichen Einfriedung, die Nord- und Südwestspitze bezeichnen den Standort zweier Rundhütten aus Schilf am Rande der Anlage ("Abalongo Abawnda" im Süden, "Kajjaga" im Norden). Die beiden östlichen Spitzen spannen einen ungefähren Halbkreis mit einem Baumbestand an Kiefern hinter den Gräbern auf, der vom Pentagrammmittelpunkt aus gezirkelt wurde. Nördlich und südlich dieses Halbrundes, auf dem etwas exzentrisch das Hauptgebäude mit den Gräbern steht, haben möglicherweise Gegenkreise die Anlage mitgeformt. Im Inneren der großen, kreisrunden Grabhütte ist der Wald im Osten erneut nachvollzogen, die hinter dem Grab liegende, verschlossene Zone, die nicht betreten wird, heißt "Kibire", was soviel bedeutet wie "heiliger Wald".

Der Kreis des Grabgebäudes ist zwischen den Schenkeln der Nordostspitze und der Mittelsenkrechten der Nordspitze des Pentagramms genau eingepasst. Sein Zirkelpunkt lässt sich aus der Pentagramm-Konstruktion ableiten.

Der Weg, der vom heutigen Eingang der Anlage im Westen in die Gräbermitte führt, entspricht - nur etwas parallelverschoben - exakt der Mittelsenkrechten der Westspitze des Pentagramms. Auch die Grablegen selbst sind exakt nach dieser Achse ausgerichtet.

Diese Disposition ist in sich stimmig und sicher kein Produkt des Zufalls!

Die ganze Ostflanke des heiligen Kasubi-Hügels ist inmitten der wachsenden Stadt Kampala unbebaut geblieben. Der eigenartig unregelmäßige Sektor kann ebenfalls mit Hilfe des Pentagramms und entsprechender Staffelpeilung projektiert und abgesteckt worden sein. Es folgt hier nur eine der möglichen Planungsvarianten:

Da die Kasubi-Anlage nahe am Äquator steht (bei 0°19'45.3"N), alsom dort, wo die Sonnenbahnen des Sommers und des Winter wenig differieren, sollte man an sich den Lichtachsen der Winter- und Sommersonnenwende wenig Bedeutung zumessen. Doch dem ist nicht so: Es zeigt sich, dass gerade die Lichtachsen der Wintersonnenwende (Aufgang = gelbe Linie, Untergang = orange Linie im Bild oben) mit ihrem Winkel von ca. 135° nur minimal, d. h. um um wenige Grad von den Hauptachsen des Pentagramms abweichen. Wenn man in Betracht zieht, dass diese Anlage auf einem Hügel steht, dessen Flanken nach Osten und Süden abfallen und zu allen Zeiten unbebaut geblieben sind, so dass sich der Schein der Sonne am unbewölkten Fernhorizont der Trockenzeit (Dezember bis Februar) schon einige Zeit vor dem Aufgang ankündigt und dem Untergang noch etwas nachhinkt, dann ist nicht zuviel gehauptet, von einer Ausrichtung der Anlage nach den Sonnenverlauf zur Wintersonnenwende zu sprechen!

Soviel zu den astronomisch-geometrischen Kenntnissen des "primitiven" Ackerbauernvolkes der Buganda ab dem 13. Jahrhundert!

Eine Kuriosität am Ende: In der historischen Fahne des Königreichs Buganda aus dem 19. Jahrhundert kreuzen zwei Speere hinter einen Schild auf rotem Grund. Die Stellung der Speere zueinander ist durch die Mittelsenkrechte eines Pentagramms und den gegenüber liegenden Pentagrammschenkel festgelegt. Mit Unterpentagrammen lassen sich die Senkrechten und Horizontalen der Flagge herausarbeiten, auf denen die Zirkelpunkte der Umkreise des Schildes liegen. Zufall oder Notwendigkeit?

 

 

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