Das meroitische Reich (270 v. Chr. - 350 n. Chr.)

© Werner Robl

 

 

Während Unteräygpten in der klassichen Antike unter Fremdherrschaft geriet, konnte sich am Oberlauf des Nil, im heutigen sudanesischen Nubien, über lange Zeit eine eigenständige politische Einheit in der Tradition des alten Ägypten erhalten, das sogenannte Reich von Kusch. Ab 270 v. Chr. setzte dort die meroitische Phase ein, d. h. der Ort Meroe wurde mit seiner Sprache und Schrift zum Reichsmittelpunkt. Das meroitische Reich überdauerte die Zeitenwende und bestand bis ca. 350 n. Christus.

In der nubischen Wüste haben sich beim heutigen Meroe  aus dieser Epoche eine Reihe von archäologischen Stätten erhalten, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen: Ein Sonnentempel, der Tempelbezirk des Amun, ein römisches Bad und drei Herrscher-Nekropolen mit den berühmten Spitzpyramiden.

 

Der Löwentempel von Naqa

Beginnen wollen wir jedoch nicht in Meroe, sondern mit dem gut erhaltenen Löwentempel von Naqa ca. 90 km weiter südwestlich. Dieses gut erhaltene Gebäude war einst dem nubischen Löwengott Apedemak geweiht. Sein wuchtiges Frontpylon zeigt zur Linken den König Natakamani (um 50 n. Chr.) in der für Altägypten so typischen Siegerpose.

Wegen der vielen Körperlinien, die daraus ableiten lassen, hegen wir nicht den geringsten Zweifel, dass das Relief des nubischen Königs an diesem Tempel über einem leicht gekippten Planungspentagramm entworfen wurde!

 

Der Sonnentempel von Meroe

Zwischen dem  Nil-Ort Meroe selbst und den Nekropolen von Meroe befand sich ein Sonnentempel, dessen Ruinen noch gut den Umfang der Gesamtanlage abschätzen lassen und auch eine genaue Planzeichnung ermöglichen. Seine leicht gekippte Achse entspricht Sonnenaufgangsachse im Februar und Oktober, die wie beim Sonnenwunder von Abu Simbel mit dem vierten Monat der Jahreszeit Peret (Ende der Aussaatzeit am 21. Februar) und Achet (Ende der Zeit der Nilflut am 21. Oktober) zu tun haben könnte.

Auch bei diesem Sonnentempel ist es völlig klar, dass bei seiner Planung inklusive der Cella im Inneren ein Pentagramm-Entwurf zum Tagen kam:

Satellitenaufnahmen bestätigen diese Konstruktion eindrucksvoll und decken zusätzlich auf, dass auch der große Außenbezirk des Tempels mit seiner Außenmauer exakt mit Hilde des Pentagramms festgelegt wurde:

Zur Linken gibt die hochauflösende Aufnahme aus Google Maps am besten die Beziehung zwischen dem Außenbezirk und dem Tempel aus seiner quadratischen Terasse wieder, es besteht hier allerdings wegen der Position des Satelliten, der nicht exakt über dem Bezirk steht, eine leichte Fehlprojektion. Die linke Ausnahme stammt von Nokia und löst generell schlechter auf, gleich aber die Fehlprojektion weitgehend aus. Man erkennt hier, dass sämtliche Fluchten der Außenbezirksmauern aus dem Pentagramm herrühren!

 

Die Herrscher-Nekropolen von Meroe

Bei derart eindeutigen Bezügen zum Pentagramm wenden wir uns mit Interesse den 3 Nekropolen von Meroe zu, deren östlichste die eindrucksvollste ist.  Hier finden sich die Ruinenstümpfe von zahlreichen  Spitzpyramiden  - eine eindrucksvolle Szenerie.

Die meisten dieser Grabpyramiden aus Sandstein, unter denen die Grabkammern der Herrscher von Meroe lagen, und die in der Regel einen Pylon mit Flankentürmen und dahinter einen kapellenartigen Kultraum besaßen, sind heute ihrer Spitze beraubt. Rekonstruktionen lassen jedoch gut den einstigen Aspekt dieses nubischen Herrscherfriedhofs nachvollziehen. Schon im 19. Jahrhundert liefert diese Szenerie den Erstentdeckern unvergessliche Eindrücke:

Stich der Pyramiden als der Zeit um 1850, angefertigt nach der Lepsius-Expedition.

 

Beim Bauschema wird deutlich, dass die nubischen Baumeister bei der Planung dieser vergleichsweise kleineren Pyramiden das unterägyptische Schema (vgl. oben) zugunsten der Flankensteilheit der Pyramiden verändert haben. Auffallenderweise liegt diese bei den allermeisten Pyramiden von Meroe um die 70°, also sehr nahe am Pentagrammwinkel 72°!

Es steht zu vermuten, dass bei der allgemeinen Ehrung des Pentagramm als Signum perfekten Bauens, die wir für das Meroiter-Reich bereits nachgeweisen haben, auch bei den Pyramiden von Meroe dieser Winkel angestrebt wurde, mit der Folge eines ungefähren Spitzenwinkels von 36°!

Leider verfügen wir zur Überprüfung nicht über die exakten Querschnitte dieser nubischen Pyramiden. Es scheint aber so zu sein, dass zumindest bei den größeren Pyramiden auch eine gering flachere Bauweise möglich war. Dafür bieten sich mehrere Erklärungn:

Wie dem auch sei: Dem Grundprinzip, nämlich sich beim Pyramidenbau den Idealproprotionen des Pentagrammspfeils anzunähern, tuen die kleineren Abweichungen keinen Abbruch: Das altägyptische Schema 54° - 72° - 54° war also hier in Nubien noch vor der Zeitenwende auf originelle Weise in 72° - 36! - 72° umgewandelt und die Verehrung der Himmelsgottheiten nochmals sichtbar-symbolisch überhöht worden!

 

Einzelne Pyramiden halten den Aspekt des Pentagrammpfeils nahezu perfekt ein, wie folgende Aufnahme beweist:

Beide Bauwerke erfüllen u. E. exakt die Erfordernisse der Pentagramm-Geometrie!

Die Pyramiden N19 und N32.

Die folgende Aufnahme der Pyramide N19 wurde vom Fotografen aus vergleichsweise geringerem Abstand zur Pyramide aufgenommen. Prompt verkleinern sich die Flankenwinkel, dagegen entsteht eine perfektere Proportialaität des Baukörpers nach dem Pentagramm-Prinzip, wie an den Querlinien und den sich an ihren orientierenden Bauteilen der Pyramide zu erkennen ist. Dies ist ein optischer Effekt, der von den Baumeistern der Pyramide, die um das Gesichtsfeld des menschlichen Auges und seine Füllung mit einem Sichtobjekt bereits wußten, möglicherweise gezielt angestrebt worden ist. Einen ähnlichen Effekt haben wir weiter oben bei den Pyramiden von Gizeh nachgeweisen, wobei es dort aber eher auf die Horizontal- als auch die Vertikalfüllung des Gesichtsfeldes ankam!

Die Pyramide N19 aus anderem Objektabstand. Einzeichnung von Werner Robl

 

Wir beenden dieses Kapitel mit einem Stimmungsbild der Nekropole von Meroe und ziehen folgende Bilanz:

In den 650 Jahren meroitischer Geschichte kommt das Pentagramm-Prinzip bei der Konstruktion von Bauwerken und Bilddarstellungen nochmals zu einem Höhepunkt!

 

 

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