Das Pentagramm heute

 

Ein Pentagramm in der kasachischen Steppe

 

Am Südufer eines Stausees mitten in der nordkasachischen Steppe, im Denisov Distrikt und in der Nähe der Stadt Topol, findet sich auf einer ca. 3,7 qkm großen Halbinsel das folgende überdimensionale Pentagramm mit erweitertem Umkreis, bestehend aus Wegen, die von schütteren Baum- oder Buschreihen gesäumt sind. Die Kantenlänge des Pentagramms beträgt 285 m, der Radius des erweiterten Umkreises 200 m. In der nordöstlichen Pentagrammspitze erkennt man einen kleineren Umkreis, der über eine Linie mit dem Spitzenpunkt verbunden ist. Die - wie an Mähspuren zu erkennen ist - bis heute gepflegte Anlage sollte in sowjetischer Zeit Jungpionieren als Sommerlagerplatz dienen, wurde aber nicht komplett ausgebaut. Mit den Koordinaten 52°28'47.1 N 62°11'08.4 E kann man die Anlage direkt in Google Maps, Bing Maps oder Google Earth aufrufen:

 

Das Verteidigungsministerium der USA bei Washington

 

Das noch während des Zweiten Weltkriegs in Angriff genommene Pentagon ist der Hauptsitz des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums, gelegen an den Ufern des Potomac River bei Washington. Mit je 280 m langen Außenwänden, einer Fläche von rund 135000 qm, einer Bürofläche von 344280 qm und einem Volumen von 2 Millionen cbm ist es das neuntgrößte Gebäude der Welt. Die Gesamtlänge aller Korridore beträgt knapp 28,2 km. Jeder Punkt im Bau ist von jedem anderen Punkt innerhalb des Gebäudes zu Fuß in 7 Minuten erreichbar. Mit den Koordinaten 38° 52' 16 N 77° 3' 21 W kann man den Satellitenblick auf die über ein Planungspentagramm aufgespannte Gesamtanlage direkt in Google Maps, Bing Maps oder Google Earth aufrufen.

 

Die Kirche "Stella matutina" in Saint-Cloud bei Paris (1965)

 

Die Kirche "Stella matutina" ist die jüngste der vier Pfarrkirchen des Pariser Vorortes Saint-Cloud. Sie wurde 1960 von den Architekten Alain Bourbonnais (1925-1988) et Thierry Bouts mit einer Gesamthöhe von 30 Metern entworfen und nach mehrjähriger Bauzeit am 3. April 1965 vom Versailler Bischof eingeweiht. Das ungewöhnliche Bauwerk ist über den Betonmantel des Kirchenraums und ein Polyeder aus Holz konstruiert und mit einem Kupferdach versehen. In der Grundform bilden Dach und Kirche einen fünfzackigen Stern und verraten allein dadurch das Pentagramm-Prinzip. In der Tat haben sich die beiden Architekten nicht nur bei der Grundform, sondern auch bei vielen weiteren Flächen an die pentagonale Geometrie gehalten. Auch wenn sich andere geometrische Figuren an dieser Kirche finden, wurde dennoch das Pentagramm zum tragenden Prinzip; selbst der Vorplatz der Kirche ist auf einem Pentagramm konstruiert, wie auf folgender Google-Satellitenaufnahme unschwer zu erkennen ist. Wenn man direkt in Google Maps die Koordinaten der Kirche 48°50'53.3 N 2°12'30.7 E eingibt, erhält man eine dreidimensionale Rundumsicht.

Einzeichnung von Werner Robl

 

Es folgt die Frontansicht, die in Perfektion das Pentgramm-Prinzip demonstriert:

Einzeichnung von Werner Robl

 

Auch die Seiten- und Dachflächen nehmen an vielen Stellen Pentagramm-Strukturen wieder auf. Wegen der Schräglage dieser Flächen ist dies in einem flächigen Bild nur schwer zu demonstrieren. In den beiden folgenden Aufnahmen haben wir die Planungspentagramme bewusst verprojiziert, um die betreffenden Flächen entsprechend zu markieren.

Einzeichnung von Werner Robl

 

Im Inneren ist der Priesterraum als Pentagon definiert. Ein Teil der Fenster, aber auch der Ambo folgen dem Pentagramm-Prinzip.

Einzeichnung von Werner Robl

 

Waren die beiden Architekten in die seit archaischen Zeiten bestehende Pentagramm-Technik, wie wir sie innerhalb dieser Seiten vorstellen, konkret eingeweiht?

Wir wissen ist nicht. Die Kirchenbeschreibung der Pfarrgemeinde zitiert einige Stellungnahmen von Kunsthistorikern und stellt auch das folgendes Architektenwort vor; schlau wird man daraus nicht:

"Ein etwas erhabener Vorplatz führt von der Straße nach und nach den Gläubigen zum Eingang des Heiligtums. Ein einzigartiger Raum, dessen Fülle sich nach 3 Seiten entfaltet:

Einladung und Empfang des Menschen von der Straße her, in großzügiger Geste, die selbst vom Herz der Einfriedung geteilt wird: das Vordach!

Versammlungsort der Pfarrgemeinde um den Brennpunbkt des Kultes, den Altar, unter einem Schutzmantel: der Schutzort!

Die Bewegung des Daches springt hoch zum einem Fingerzeig in den Himmel: der Pfeil!"

Entscheidende Hinweise über die Kenntnis des Pentagram-Prinzips gewinnt man, wie gesagt, aus derart "trinitarischen" Worten nicht. Aber immerhin trägt die Kirche mit "Stella matutina" nach dem Architektenwillen keinen primär christlichen Namen. Auch wenn hier die Amtskirche liebend gern Jesus und die Gottesmutter als Kirchenpatrone hineininterpretiert, wird mit dem Morgenstern doch primär, wie jedermann weiß, die heidnische Venus verehrt, zu der eben das Pentagramm als Symbol gehört, das bei dieser Kirche an so vielen Stellen aufgegriffen wird.

Vielleicht ist es nur ein subjektiver Eindruck unsererseits, vielleicht war es von den namensgebenden Architekten tatsächlich so gewollt: Diese Kirche atmet einen Hauch des Ketzerischen - fürwahr ein ungewöhnliches Objekt!

 

 

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