Das Reich der Hethiter

© Werner Robl

 

Von den Untersuchungen Peter Klinks an hethitischen Städten wissen wir, dass die Hethiter analog zu den beachbarten Assyrern die Stadtplanung in ihrem Großreich, das in etwa  die Fläche der heutigen Türkei umspannte, mit Hilfe von Pentagrammen erledigten.

Gerade in Zusammenhang mit ihrem großen Gegenspieler Ramses II. stellt sich die Frage, ob sich das hethitische Kunsthandwerk ebenfalls von der ägyptischen/mesopotamischen Kunst der Pentagramm-Konstruktion hat inspirieren lassen.

Befassen wir uns zunächst mit der hethitischen Großplastik

Eine besondere Anschaungsgrundlage bietet das Wahrzeichen der hethitischen Hauptstadt Hattuša. Das sogenannte Löwentor ist das westliche der 3 großen Stadttore und noch teilweise erhalten. Errichtet wurde es vermutlich um 1700 v. Christus. Das Tor wurde einst von zwei wuchtigen Tortürmen mit 10 x 15 m Grundfläche eingeschlossen; seinen Namen verdankt es den beiden überlebensgroßen Löwen, die als Steinplastik das Tor von außen bewachen. Es gibt Grund zur Annahme, dass einst nicht nur die längovalen Torbögen, sondern auch die lebensgroße Darstellung eines Kriegers auf der Innenseite des Doppeltores mit Hilfe von Pentagrammen errichtet wurden. Dass es sich bei diesem Krieger-Relief um ein Faksimile handelt und das Original wegen seines Wertes im "Museum für Anatolische Kunst" in Ankara steht, tut der Analyse keinen Abbruch. Wir haben, um die Figur nicht unkenntlich zu machen, lediglich zwei kleinere Pentagramme eingezeichnet, von den aus sich aber bei genauer Betrachtung mehr als ein Dutzend Körperlinien bleiten lassen!

Aber auch die Torbögen selbst reflektieren das Pentagramm-Prinzip: So definiert z. B. die lichte Weite der Tore, wenn man über sie an der Basis 2 Pentagrammspitzen spannt, auch die Höhe der Tore - über die dritte obere Pentagrammspitze. Dasselbe gilt im Übrigen für die ganze Torwand, wie auch die nachfolgend abgebildete Computer-Rekonstruktion bestätigt. Die Abbildung rechts davon belegt, dass auch andere Bögen der Stadt nach diesem Prinzip konstruiert worden sind.

Kein Zweifel:

Die hethitischen Stadtbaumeister, die nach 1700 v. Chr. die Stadt nach einer großen Brandschatzung wieder aufgebaut und mit einem starken Mauerring umgeben haben, beherrschten die Kunst der Pentagramm-Konstruktion!

 

Etwas differenzierter stellt sich die Situation der hethitischen Kleinplastik dar:

Leider ist für die frühe Zeit des Hethiterreichs die Funddichte bei weitem nicht so hoch wie z. B. in Mesopotamien oder Ägypten. Eine pauschale Aussage steht deshalb immer unter Vorbehalt. In diesem Zusammenhang muss man aber klar einräumen, dass es viele Bilddarstellungen aus der Hethiterreich gibt, bei denen die Pentagramm-Technik nicht aufgeht, so dass sich allein deshalb die Kontamination und Durchdringung der Hethiter mit fremden Kulturgut relativiert.

In der hethitischen Späztzeit, in der das Reich in einige Kleinkönigtümer zerfallen war, nimmt die Befunddichte und die Auseinandersetzung mit Nachbarstaaten - auch die kulturelle - zu, aber auch hier lässt bei vielen Darstellungen die Pentagramm-Analyse im Stich.

Es gibt allerdings Ausnahmen, von denen wir einige Beispiele hier ebenfalls vorstellen wollen:

Die nachfolgenden Reliefs stammen aus dem neo-hethitischen Teilreich von Karkemiš (ca. 1370-1180 v. Chr.). Diese Stadt liegt heute hart an der türkischen Grenze nach Syrien und liegt im Aufmarsch- und Kampfgebiet gegen des Islamischen Staat. Die Reliefs zeigen sagenhafte Szenen aus dem Gilgamesch-Epos. Die beiden linken Exemplare werden heute im "Museum der Anatolischen Völker" in Ankara audbewahrt, das Fragment rechts mit dem Krieger mit der Bommel-Mütze im "British Museum" in London.

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In allen drei Darstellungen erkennt man, dass die Achsen der Waffen, Stoßlanzen, Köcher, Pfeilbündel, Keulen etc. 1. untereinandereinander und 2. in Bezug zu den wichtigsten Körperachsen und Stellungen der Personen den Pentagrammgesetzen folgen. Im mittleren Relief wurden zusätzlich Pentagrammspitzen herangezogen, um Gürtelschnuck oder eine Quaste an einer Kordel aufzuspannen!

 

Soweit in aller Kürze zur hethitischen Kunst:

Das Pentagramm-Prinzip war den Hethitern sowohl in der Blüte- als auch in der Spätzeit bekannt, es wurde auch genutzt, aber es dominierte nicht!

Sollten uns noch weitere Beispiele für die hethitische Verwendung von Pentagrammen unterkommen, so werden wir sie an dieser Stelle ergänzen.

 

 

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