Mittel- und Südamerika

© Werner Robl

 

Lange Zeit glaubten wir, in den Frühkulturen des amerikanischen Kontinents bezüglich des Pentagramms nicht fündig zu werden. Es ist nichts davon überliefert, und die vielen exotisch anmutenden Bildmotive, wie z. B. auf folgendem Relief, aber auch das Maß und der Aufbau mittelamerikanischer Pyramiden oder von Inka-Städten wie z. B. Machu Picchu warteten diesbezüglich mit keinen wichtigen Hinweisen auf.


Basrelief der Huaca del Sol bei Trujillo/Nordperu (ca. 3. bis 8. Jhd. n. Chr.)

Bei genaueren Hinsehen änderte sich allerdings diese Ansicht.

 Wir wollen im Folgenden anhand einiger Einzelbeispiele deutlich machen, dass die Pentagramm-Technik im amerikanischen Kontinent durchaus nachzuweisen ist, und schon in sehr früher Zeit.

 

Kultur der Azteken (14. bis 16. Jahrhundert)

Das eingeborene Volk der Azteken kontrollierte auf dem Höhepunkt seiner Macht weite Teile Mexikos, wurde aber zwischen 1519 und 1521 von den spanischen Eroberern niedergekämpft und anschließend durch eine Pockenepidemie fast ausgerottet. Die Reste gingen nach und nach in der neuen spanischen Landesherrschaft auf.

Schier unübersehbar sind die Bildmotive, die der Hand akzekischer Künstler zugeschrieben werden, wobei man sich nicht immer über die Authentizität sicher sein kann.

Betrachten wir als erstes die berühmte Sonnenscheibe der Azteken, eine große monolithische Skulptur aus dem alten Haupttempel von Tenochtitlán (heute Mexiko-Stadt). Der fein behauene Basaltstein von 3,6 m Durchmesser wurde 1790 entdeckt; seit 1885 befindet er sich im Mexikanischen Nationalmuseum für Anthropologie. Die aufwändige Skulptur zeigt zentral das Antlitz des Sonnengottes Tonatiuh (oder alternativ der Erdgöttin Tlaltecutli), umringt von einem Ringdekor, das abwechselnd die 4 Weltzeitalter der Azteken, die 4 Himmelsrichtungen, 20 Tageszeichen, 8 Sonnenstrahlen, 4 x 10 Schmuckstücke und mythische Flammenwesen darstellt.

Schon die Zahl der Schmuckstücke und Tageszeichen (20, 40) legt die Vermutung nahe, dass die Scheibe verschlüsselt die Pentagramm- und Primzahl 5 enthält, selbst wenn der sichtbare Dekor jeweils geradzahlig (4, 10, 20, 40) ausfällt. Wenn man ein Pentagramm über den inneren Ring der Scheibe legt, wird man in seiner Vermutung bestätigt:

 Die Innenecken spannen perfekt den Kopf der Gottheit auf, wobei besonders die stilisierten Ohren auf den Innenecken des Pentagramms ins Auge fallen, aber auch die Spitze auf dem Kopf, welche minutiös einer Pentagrammspitze mit den Innenwinkeln 36° und 72° entspricht. Die 5 Außenecken des Pentagramms legen exakt die Grenze jedes 4. Schmucksteins im nächsten Ring fest, so dass sich hier die Gesamtzahl von 5 x 4 = 20 Steinen ergibt. Aber auch auf die äußeren Ringe mit den Sonnenstrahlen lässt sich ein Pentagramm legen, und man erhält jeweils nicht nur den 36°-Winkel des stilisierten Einzelstrahls selbst, sondern über die Ecken und Winkel des Pentagramms alle wichtigen Determinanten der Umgebungsstrukturen wie Ringe, Ecken, Trennfugen etc.


Replik des Sonnenrades von Tenochtitlán.

Am Ende bleibt kein Zweifel:

Der Künstler des aztekischen Sonnenrades hat gezielt mit Pentagramm-Schablonen gearbeitet und damit nicht nur die Zahl 5 im Bildmotiv verankert, sondern wichtige Marken seines Entwurfes festgelegt!

Eine Erklärung für die Zahl 5 in diesem Rad ist die Forschung noch schuldig: Einige glaubten hier an die Darstellung einer 5-Tage-Woche, die jedoch so bei den Azteken nicht nachweisbar ist. An die simple Tatsache der planerischen Notwendigkeit, die das Pentagramm mit sich bringt, hat bisher keiner gedacht!

Andere aztekische Künstler lieferten den Gegenbeweis dafür, dass das Pentagramm als Hilfsmittel der Darstellung bei ihnen etabliert war:

Unter den zahllosen Figuren und Zeichnungen des aztekischen Gottes Xipe Totec, für den sogar Menschenopfer gebracht wurden, finden sich die beiden folgenden Darstellungen, die ganz unzweideutig eine Pentagrammkonstruktion belegen:

Die links abgebildete, ca 1,4 m hohe Skulptur des Xipe Totec haben wir einer größeren Abhandlung über die Azteken entnommen, ihr Verbleib ist uns nicht bekannt. Der Gott ist hier als stämmige Figur dargestellt. An der Pentagrammkonstruktion gibt es wegen der Form des Kopfes und des Federschmucks, der Körperkonturen und der Figurbreite keinen Zweifel. Man beachte, dass die Umkehrspitze des Kopfes auf den Nabel und der untere, innere Pentagrammwinkel auf die Genitalien des häufig entblößt dargestellten Gottes zeigt!

Xipe Totec war bei den Azteken der Gott des Westens, des Frühlings, der aufkeimenden Saat und der Jahreszeiten, er symbolisierte aber auch das notwendige Leiden und den Kampf in der Natur, bezeichnete außerdem jeden 15. Tag im Monat und fungierte als Schutzgott der aztekischen Goldschmiede.

 Die Zeichnung des Gottes zur Rechten befindet sich unter zahlreichen anderen Darstellungen im berühmten Codex Borgia, einem präkolumbianischen Ritualkodex aus dem 15. Jahrhundert, der vom bekannten Weltreisenden Alexander von Humboldt im Jahr 1805 im Nachlass des Kardinal Stefano Borgia entdeckt wurde und heute zum Fundus der Apostolischen Bibliothek des Vatikan gehört.

Auch hier ist die Pentagramm-Konstruktion ganz eindeutig: Der gesamte Körper des Gottes ist über einem Planungspentagramm aufgespannt, inklusive der  Achsen der Bein und Arme. Einige der zahlreichen Ableitungslinien haben wir in Blau eingezeichnet.

Der Rückschluss aus diesen wenigen Befunden, deren Zahl sich bei akribischer Suche sicherlich noch erhöhen ließe, ist eindeutig:

Das Pentagramm war als Mittel der Bildgestaltung den Azteken wohlbekannt, und es waren mit Sicherheit nicht Christoph Kolumbus und seine Nachfolger, die sie damit vertraut gemacht hatten!

 

 

Die Pyramiden der Maya (bis ca. 900 n. Chr.)

Die Maya waren ein indianisches Volk im vorkolumbianischen Mittelamerika. Ihre Geschichte reicht bis auf 3000 v. Chr. zurück. Schon im 9. und 10. Jahrhundert n. Chr., also lange vor der Eroberung durch die Europäer, kam es zu einem Niedergang, dessen Ursache bis heute nicht ganz klar sind. Die Nachfahren der Maya leben noch heute in Restbeständen auf der Halbinsel Yukatan in Mexiko, daneben auch in Guatemala, Honduras und El Salvador.

Die Maya haben aus nachchristlicher Zeit eine ganze Anzahl großer Pyramiden hinterlassen, die noch heute von den früheren Leistungen dieses nahezu ausgestorbenen Volkes Zeugnis ablegen. Sie dienten nicht wie die ägyptischen Pyramiden ausschließlich als Grabmäler, sondern in den meisten Fällen als Kult-, Opfer- und Gedenkstätten. Daneben errichteten die Maya auch Tempel und Paläste. Besonders berühmt sind die Pyramiden von Palenque, Chichén Itzá und Tikal, mit denen wir uns in der Folge beschäftigen.

 

Palenque

Den Anfang macht der Tempel der Inschriften in Palenque, der zwischen 675 und 690 n. Chr. auf einer Stufenpyramide als Grabmonument für dem Maya-König K'inich Janaab Pakal I. errichtet wurde.

Dieser Tempel dient uns als Exemplarium dafür, dass bei den Maya-Großbauten das Pentagramm dem Betrachter nicht ohne Weiteres entgegen kommt und schon einer gewissen Suche bedarf. So sind z. B. viele der Maya-Tempel mit einer Flankensteilheit von 45° errrichtet. Dies ist zwar ein Winkel, der, wie in der Abbildung links erkennbar ist, aus dem Pentagramm abgeleitet werden kann, aber nicht gerade typisch für die Pentagrammkonstruktion ist. Dort dominieren die Winkel 36°, 54° und 72°.  Auch das mittig eingezeichnete Pentagramm (im Bild wegen der Schrägaufnahme nicht optimal platzierbar) vermag zwar die Definition von Stockwerkshöhen oder Treppenbreiten anzudeuten, kann aber als Beweis für seine Verwendung beim Aufriss nicht herhalten.

Die größte Signifikanz bei dieser Pyramide besitzt das kleine, eher unscheinbare Pentagramm zur Rechten. Es bezeugt nämlich, dass alle Podeste, die das Bauwerk bilden, eine seitliche Schräge von 72° gegenüber der Horizontalen besitzen, was für das Pentagramm sehr spezifisch ist und als Beweis für dessen Kenntnis herangezogen werden kann!

Obendrein wurde diese Tempelpyramide wie auch andere Maya-Großbauten klar nach der ersten Sonnenstrahlen am Morgen des 21. Dezember, am finstersten Tag des Jahres, ausgerichtet!

 

Chichén Itzá

Es folgt als nächstes der wohl berühmteste aller Maya-Tempel, die Pyramide des Kukulcán in Chichén Itzá auf der Halbinsel Yukatan. Sie wurde von den spanischen Eroberern auch auf den Namen "El castillo", d. h. "die Burg" getauft. Die Pyramide wurde im 11. oder 12. nachchristlichen Jahrhundert errichtet, also bereits in der späten Maya-Zeit. Das Bauwerk ist 30 m hoch, hat eine Grundkantenlänge von 55 m und erhebt sich über 9 Stufen. Die 4 Treppenaufgänge umfassen genau 365 Stufen, allerdings ist diese Zahl mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Restaurierungseffekt, denn die Pyramide war zum Ende des 19. Jahrhunderts reichlich heruntergekommen und erforderte frühe Erhaltungsmaßnahmen.

Auch diese Pyramide wurde an der Achse des Sonnenlichtes zur Zeit der Wintersonnenwende ausgerichtet, wie folgende Aufnahme zeigt.

Zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen (21. März, 21. Sepember) bietet sie ein Lichtspiel, das mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits von den Erbauern geplant und eigens kalkuliert worden war: Der Schatten der gestuften und leicht abgeschrägten Pyramidenkanten fällt an diesen Tagen auf die Seitenwange einer der Treppen, wodurch der Eindruck entsteht, es würde sich dort eine Schlange herunterwinden. Die Seiten der nördlichen Treppe enden deshalb gezielt in 2 steinernen Schlangenköpfen; die anderen Treppen jedoch nicht!

Bleibt zu erwähnen, dass der erste Strahl der Morgensonne zur Sommersonnenwende und der letzte Strahl zur Wintersonnenwende nahezu exakt üder die Diagonalkontur der Pyramide streicht, wie die Abbildung ebenfalls zeigt!

Pentagrammeffekte springen aber auch an dieser Pyramide nicht ins Auge. Sie ist über ein regelmäßiges Planquadrat errichtet worden, welches sich bekanntlich aus der Pentagrammkonstruktion nicht ergibt, außerdem besteht wiederum ein Flankenwinkel von ca. 45°.

Dennoch kann das Pentagramm auch bei dieser Pyramide eine sinnvolle Planungshilfe dargestellt haben:

Wie folgender Aufriss zeigt, kann man von einem Pentagramm ziemlich exakt einzelne Stockwerkshöhen und die Fluchten des Tempels auf der Spitze ableiten. Die Treppenrampen zeigen sich dabei leider überzeichnet. In Wirklichkeit wird sich ihre Neigung einigermaßen dem Pentagrammwinkel von 36° angenähert haben (siehe blaue Hilfslinie links). Leider standen uns zur exakten Analyse keine genaueren Pläne zur Verfügung als die untenstehenden.

Eine höhere Genauigkeit weist der Grundriss der Pyramide auf, allerdings gerät hier die Basis der Treppen etwas zu kurz. Ein Planungspentagramm, das auf diesen Grundriss gelegt wird, kann zwar nicht die Form des regelmäßigen Planquadrats definieren, dafür aber eine Unmenge wichtiger Bezugspunkte, so z. B. die Flucht des 2. Podestes, die Innen- und Außenkontur des steinernen Treppengeländers sowie das obere Ende der Treppe, zudem auch Bezugspunkte am Tempelgebäude auf der Spitze der Pyramide (siehe blaue Punkte in der Abbildung).

Ansonsten ist in Chichén Itzá ein ähnliches Phänomen zu beobachten, das uns bereits bei den ägyptischen Pyramiden aufgefallen ist (siehe das entsprechende Kapitel). Großgebäude dieser Art verwandelten nämlich ihre sichtbare Kontur in Abhängigkeit vom Betrachterstandort. Falls in Chichén Itzá die Baumeister einen imposanten Anblick planten, der das seitliche, scharfsichtige Gesichtsfeld des Betrachters gerade füllte, dann entsprach dies in etwa dem heutigen Breitbildformat von Film, Fernsehen und Computer, wie in folgender Abbildung wiedergegeben. Nicht von Ungefähr entwickelt die so in die Breite aufgespannte Pyramide von Chichén Itzá eine Idealgeometrie nach dem Goldenen Schnitt und dem Pentagramm. Die seitlichen Treppenflanken sind hier gerade verdeckt und fluchten unsichtbar mit den Pyramidenkanten. Der sichtbare Umriss der Pyramide spannt sich über einem Mittelpentagramm auf, die seitlichen Flankenwinkel erhalten den Idealwinkel von 36°, die Spitze verbreitert sich auf die ebenfalls idealen 108° des Pentagramms. Nebenbei werden durch die Ecken und Schenkel des Pentagramms auch die Treppen in optischer Idealform aufgespannt und 2 Drittel der unteren Pyramidenmasse vom 3. Drittel an der Spitze geschieden.

Durch diese Eigenschaften erhält die betrachtete Pyramide optischer Effekte von Stabilität, Größe und Harmonie! Es ist sehr gut möglich, ja sogar höchst wahrscheinlich, dass die Erbauer der Pyramide auf diese Optik  abgezielt haben!

 

Teotihuacán

Optische oder reale 36°-Flankenwinkel und eine Pentagrammdisposition liegen auch bei der großen Sonnenpyramide und der kleineren Mondpyramide (100 und 200 n. Chr.) von Teotihuacán bei Mexico City vor:


Die Sonnenpyramide von Teotihuacan.


Die Mondpyramide von Teotihuacan.

 

Tikal

Wir schließen mit einer weiteren Maya-Pyramide in Tikal im nördlichen Guatemala. Tikal war eine der bedeutendsten Maya-Städte in der klassischen Maya-Periode zwischen dem 3. und 9. Jahrhundert nach Christus. Blickdominierend sind in Tikal die Tempel 1 und 2, die mit einer Höhe von 47 bzw. 40 m zu den höchsten Stufentempeln Mittelamerikas gehören. Folgende Aufnahme gibt den höheren Tempel 1 von einer erhabenen, mittleren Position aus wieder, also aus einer Höhe, die für die Beurteilung der Proportionen das höchste Maß an Originalgetreue bietet.

Das Bild und unsere Einzeichnung spricht auch ohne weitere Erklärungen für sich. Der wohlproportionierte Aufriss der Pyramide wurde klar mit einem Planungspentagramm und einigen Nebenpentagrammen erzielt, von denen wir nur zwei eingezeichnet haben. Sämtliche Kanten und Flanken, aber auch viele andere Bezugspunkte des Bauwerkes lassen sich daraus ableiten.

 

Kurze Zwischenbilanz:

Die Baumeister der Maya haben es uns mit der Pentragrammkonstruktion nicht leicht gemacht. Am Ende sind wir dennoch sicher, dass sie über die Planungsmethode Bescheid wussten und diese bedarfsweise einsetzten, um wichtige Probleme der idealen Proportionalität ihrer Bauwerke zu lösen!

 

 

Die Moche-Kultur (1. bis 8. Jahrhundert n. Chr.)

Um die Zeitenwende entwickelte sich in Nordperu eine Kultur, die heute nach einem Fluss Moche-Kultur oder Cultura mochica genannt wird und etwa bis zum 8. Jahrhundert nach Chr. fortbestand. Sie entwickelte sich entlang bewässerter Täler und umfasste eigenständige Städte mit Königen und einer Priesterkaste. Hinsichtlich der Entwicklungsstufe kann die Moche-Zeit in etwa mit der Kupfer- und Bronzezeit im Europa und dem Orient verglichen werden, hinkte aber chronologisch etwas nach. Ihre Ackerbau- und Bewässerungsmethoden waren hochentwickelt und ermöglichten 2 bis 3 Ernten pro Jahr, die Kulturpflanzen Bohne, Erdnuss, Chili, Avocado, Kartoffel, Kürbis, Baumwolle und Getreide betreffend. Auch das Kunsthandwerk kannte bereits diverse Techniken; neben den Edelmetallen Gold und Silber wurden auch Kupfer und dessen Legierungen verarbeitet.


Das Moche-Grabungsfeld bei den "Huaca del Sol y de la Luna" bei Trujillo. Im Hintergrund die Ruine der "Huaca del Sol".

 

Die "Huaca del sol" - der Sonnentempel

Die Moche-Kultur hat riesige, allerdings heute stark verwitterte Pyramiden aus Adobe-Lehmziegeln hinterlassen, die jetzt nach und nach exploriert und z. T. auch restauriert werden. Am bedeutendsten sind dabei die benachbarten Pyramiden "Huaca del sol" und "Huaca de la luna" bei Trujillo. Ursprünglich 340 x 220 m groß und 41 m hoch, ist die "Huaca del sol" das größte massive Bauwerk Amerikas, mit umgerechnet ca. 140 Millionen Adobe-Ziegeln. Leider hat die Pyramide durch die Goldgier der spanischen Eroberer und durch Witterungseinflüsse stark gelitten und viel verloren.

Wenn man das Profil der Sonnenpyramide betrachtet, dann erkennt man, dass ihre beiden Steilflanken exakt den Pentagrammwinkel von 54° abbilden - so, wie er sich z. B. auch an der Knickpyramide in Ägypten findet. Diese Eigenschaft macht bereits im Vorfeld darauf aufmerksam, dass auch in der Moche-Kultur Planungspentagramme zu Anwendung gekommen sein könnten.

Bestätigt wird dies im Inneren der Pyramide, das heute z. T. museal erschlossen ist. Über einem Basrelief, das wir eingangs abgebildet haben und das frei von Pentagrammspuren ist, findet sich ein Fries aus rechteckigen Feldern mit gleichartig stilisierten Spinnenwesen.

Hier wird nun klar, was eine Etage tiefer nicht erkennbar war: Nicht nur die Felder selbst, sondern auch die Spinnentiere folgen der Geometrie des Pentagramms!

 

Die "Huaca Cao Viejo"

In einem anderen Moche-Bau in El Brujo nördlich von Trujillo finden sich analoge Phänomene. Die "Huaca El Brujo" wurde irgendwann zwischen Christi Geburt und 600 nach Chr. erbaut. Wichtiger an dieser Stelle ist allerdings die nebenstehende "Huaca Cao Viejo" mit ihren vielfarbigen Reliefs und Wandmalereien.

An einem schräg verlaufenden Fries mit stilisierten Wellen erkennt man zunächst den aufsteigenden Pentagrammwinkel von 36° (Abb. rechts oben)!

An einem anderen Wandabschnitt verläuft ein Relief mit gleichartig aussehenden Männergestalten, die wie unter einem gemeinsamen Joch oder Band zu laufen scheinen. Interpretiert wird diese Szene als ein Zug von Gefangenen, die von einem Moche-Häuptling abgeführt werden. Die folgende Abbildung zeigt dieses Fries zunächst oben als besser auflösende Schrägprojektion, die allerdings für eine Einzechnung nicht geeignet ist, darunter dasselbe Wandstück, aufgenommen aus viel größerer Distanz, deshalb etwas unscharf, dagegen in korrekter Projektion:

Die Serienfiguren sind recht eindeutig über einem Pentagramm entworfen, alle Arm- und Beinachsen korrespondieren damit. Gerade wenn es darum ging, gleichartige Gestalten in größerer Zahl zu produzieren, hatte eine Pentagrammschablone große Vorteile.

Ungeachtet dessen erscheint uns die Interpretation der Szenerie als Gefangenenzug weit hergeholt, denn mit der Unterwerfung ist wohl kaum der nicht zu übersehende erigierte Penis der Männer zu vereinbaren. Viel wahrscheinlicher erscheint uns deshalb ein ekstatischer Männertanz! Das Planungspentagramm hat mit der Frage der Bedeutung allerdings nichts zu tun, es ist ein Faktum!

Die Goldschmiedekunst der Moche-Kultur

Wir schließen dieses Kapitel über die Moche-Kultur mit 2 Goldschmiedearbeiten, die sich heute in Moche-Museen befinden. Es handelt sich um Schmuckplaketten, wobei die linke aus einem Goldblatt getrieben, die rechte mit feinen Golddrähten geschmiedet wurde. Schon bei der rechten Darstellung besteht der Eindruck, dass die Figur über einem Pentagramm aufgerissen wurde, ehe die Treibarbeit begann. Bei der linken sind wir uns dessen sicher:  Hierfür sprechen nicht nur die Achsen des Kopfputzes, sondern auch einige Golddrähte, die zwar heute etwas verbogen sind, bei der Entstehung aber exakt entlang des oberen Pentagrammschenkels, seiner Mittelsenkrechten und über die unteren Pentagrammspitzen aufgelötet sind.



Mit diesem Abschnitt über die Moche-Kultur haben wir den Nachweis des Planungspentagramms bis an die südamerikanische Zeitenwende zurückverschoben!

 



Die Chorrera-Kultur (1300 bis 300 v. Chr.)

Am Unterlauf des Flusses Guayas in Ecuador findet sich der Verbreitungsraum einer präkolumbianischen Kultur mit Namen Chorrera, benannt nach dem Ort La Chorrera. Diese Kultur übte ihren Einfluss nicht nur über einen großen Teil des heutigen Ecuador aus, sondern sogar bis in die Amazonas-Region hinein. Die Chorrera-Leute waren ein Ackerbauvolk mit weitläufigen Handelsbeziehungen. Ihre Kunsthandwerker verarbeiteten bereits Metall und machten durch einen naturnahen und einheitlichen Stil große Fortschritte im Vergleich zu den Keramikwerken der Vorgängerkulturen. So finden sich hier reiche figürliche Darstellungen an Gegenständen, die zuvor nur sehr einfach ausgeführt worden waren. Der kulturelle Niedergang des Chorrera-Volkes war vermutlich Folge eines Vulkanausbruchs.

Zu den Kunstwerken der Chorrera-Kultur fanden wir folgende Abbildung mit einer Büste und einer Art von brieföffnerartigem Kultschwert. Beide sind wohl über einem Pentagramm entworfen, vor allem der Kopf des Schwertes, der genau dort eine beiderseitige Zäsur zeigt, wo der obere Querschenkel des Planungspentagramms zum Liegen kam.

Am modellierten Kopf ist die Darstellung verprojiziert, da dieser nicht in der Frontalsicht steht. Die Darstellung erinnert an den Kopfschmuck der Nofretete in Ägypten und erklärt sich ebenfalls durch ein Planungspentagramm!

Bei der Chorrera-Kultur erreicht die Pentagrammkonstruktion im Bereich der bildenden Kunst nun bereits die 3000-Jahre-Grenze!

Doch damit nicht genug.

 

Das Observatorium von Chankillo (300 v. Chr.)

Wir kommen nun nach Chankillo (oder Chanquillo) in Peru, zu einer prähistorischen Anlage auf einer Bergkuppe der peruanischen Wüste, etwa 300 Kilometer nord-nord-westlich der Hauptstadt Lima.

 

Das Sonnen-Observatorium von Chankillo

Die hier gefundenen 13 Türme aus der Zeit um 300 v. Chr. werden mit Recht als Sonnenobservatorium gedeutet. Die Türme liegen auf einem Bergkamm in Linie, sie waren einst bis zu 6 m hoch, wießen einen Abstand von 5 m auf und besaßen Treppen, die auf beiden Seiten der Turmreihe zu Beobachtungsplattformen führten. Von einer westlich gelegenen Gebäudeecke/Einfriedung spannen sich über diese Türme genau die Lichtachsen zur Zeit der Sommer- und Wintersonnenwende auf, wie folgende Bilder zeigen. Einmal mehr ist hier der hohe Stand der Sonnenbeobachtung in Südamerika dokumentiert!

 

Die Ringanlage von Chankillo

Wenig westlich des Sonnenobservatoriums befindet sich eine doppelte Ringanlage mit 2 weiteren Rundpodesten im Inneren. Die Deutung der Anlage, die auf einem Bergrücken liegt und wegen ihres Aussehens den Spitznamen "Elektrorasierer" erhalten hat, ist unklar: Die Rede ist von einem Verteidigungs- und/oder einem Zeremonialort.

Uns fiel sofort ins Auge, dass beim Bau dieser Anlage perfekt die Pentagramm-Geometrie zur Anwendung kam: Sämtliche Linear- und Radialabschnitte der Umfassungsmauern (blau) sind aus den Punkten (gelb) eines Pentagramms (rot) herausgezirkelt worden. Sein Nordschenkel orientierte sich dabei genau an der Sonnenaufgangsachse zur Sommersonnenwende. Mit den sonstigen Eckpunkten und Spitzen des Pentagramm (weiß) sind weitere Bezugsstellen der Anlage markiert, zum Beispiel ein rechteckiges Tempelareal im Süden, ein südlicher Maueranbau, außerdem 2 der 3 gestaffelten Torpartien. Das 3. Tor ist durch die Lichtachse definiert.

Es handelt sich hier ohne Zweifel um eine faszinierende Pentagrammkonstruktion - faszinierend vor allem deshalb, weil hier genau dieselben Kriterien und Verfahren zur Anwendung kamen wie bei den keltischen Ringwallanlagen in Europa, die nur wenig früher entstanden sind (z. B. auf dem Kürnberg bei Linz/Österreich; siehe das entsprechende Kapitel). Distanz: 11000 km Luftlinie!

Die Gesamtanlage von Chankillo ist noch kaum erschlossen. Da sich weitere Gebäudekomplexe und Plätze fanden, geht man davon aus, dass sich hier eine mit großer Macht ausgestattete Herrschafts- oder Priesterelite mit ihrem nahezu städtischen Machtzentrum etabliert hatte. Möglicherweise gilt auch hierbei der Pentagrammentwurf, nunmehr im großen, stadtplanerischen Stil. Belegen lässt sich dies aufgrund der rudimentären Erschließung aktuell nicht.

Auf der Suche nach dem chronologischen Anfang der südamerikanischen Pentagrammtechnik gehen wir ein weiteres Mal  um eine gewisse Zeitspanne zurück.

 

 

Die Norte-Chico-Kultur (1800 bis 3500 v. Chr.)

Die Norte-Chico-Kultur ist die älteste vorkeramische Steinzeitkultur Südamerikas. Ihre Anfänge gegen auf das 9. Jahrtausend v. Chr. zurück, ihre Hauptphase lag zwischen 3500 und 1800 v. Chr. Auch hier liegt das besiedelte Terrain im Norden von Lima:

Die prähistorische Stadt Caral (um 2700 v. Chr.)

Da präkeramische Kulturen in der Regel keine Pretiosen hinterlassen, fand die seit 1905 bekannte Gegend des 5000 Jahre alten Caral im Supe-Tal über Jahrzehnte keine große Beachtung. Erst in den letzten Jahren wurden systematische Ausgrabungen durchgeführt, die viele Informationen über die älteste Stadt Südamerikas ergaben.

Um den Lesern einen Eindruck vom Stand der Ausgrabungen zu vermitteln, folgt zunächst eine Luftaufname der "Pirámide mayor" von Caral:

Die Fläche der Stadt Caral umfasste ca. 60 Hektar, 6 größere Pyramiden umringten das Stadtareal, die größte davon ist 160 m lang, 150 m breit und 18 m hoch und zeigt am Eingang zwei Monolithen aus Granit, die einst von weit hergeholt wurden. Die Sonnenpyramide von Caral konnte inzwischen exakt auf das Jahr 2627 v. Chr. datiert werden. Die kleinste Pyramide zeigt noch immer eine Länge von 60 m und Höhe von 10 m. Zwei in den Boden eingelassenen Rondelle (siehe Bild oben) erinneren an Amphitheater; es waren aber wohl besondere Kulträume und erinnen in dieser Konfiguration  an ähnliche, wenngleich kleinere Ringe bei der Anasazi-Indianerkultur in Nordamerika (Mesa Verde).

Die ehemalige Einwohnerzahl der Stadt Caral wird aufgrund der Kulturspuren als eher gering eingeschätzt; die Rede ist von ca. 1000 Einwohnern. Wie diese geringe Menschenzahl die großen Lehmziegelbauten von Caral zustandegebracht haben sollen, bleibt allerdings ein Rätsel. Dasselbe gilt für den Untergang der Stadt, die zuvor von ihren Bewohnern verlassen worden sein muss, da sich in ihr bislang nur 2 Skelette - obendrein von Kindern - fanden.

So primitiv die erste Zivilistaion von Caral auch gewesen ist, sie brachte nicht nur die großen Pyramidenbauten, sondern auch ein ausgefeiltes Bewässerungssystem zustande, das den Anbau von Kürbissen (die auch als Trinkgefäße gedient haben müssen), Bohnen und - besonders intensiv - Baumwolle ermöglichte. Unter den wenigen Kunst- und Kulturgegenständen, die in Caral bisher gefunden wurden, ist ein Satz geschnitzter Flöten erwähnenswert, ansonsten fanden sich Fischgräten, Schneckenhäuser und Muscheln von Tieren, die nur jenseits der Anden im Amazonasbecken vorkommen und weite Handelsbeziehungen belegen. Keramik und Wandfriese wie in der Moche-Kultur wurden in Caral bisher nicht ausgemacht. Soweit zu den Eigentümlichkeiten dieser prähistorischen Stadt!

Es folgt zunächst ein Übersichtsplan über die aktuelle Ausgrabungssituation, die den Grundriss der wichtigsten Großbauwerke zeigt. Durch Klick auf das Bild gelangt man zu einer vergrößerten Darstellung, die auch Details erkennen lässt.

 Zu unserer Überraschung ließen sich fast alle Grundrisse, die in der Regel Rechtecken entsprechen, mit Pentagrammen exakt definieren - inklusive markanter Punkte und Fluchten. Wir haben diese Planungspentagramme und alle Bezugspunkte (blau) in die Karte eingezeichnet.

[Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken!]

Um diesen bedeutsamen Befund zu verifizieren, haben wir mit der Google-Satellitenaufnahme die Probe gemacht und sind bis auf wenige nebensächliche Abweichungen zu genau demselben Resultat gekommen!

In Caral zeigte sich im Übrigen ein weiteres Mal das Phänomen, dass die meisten Groß- und auch Kleinbauwerke exakt mit der Sonnenaufgangsachse am Tag der Wintersonnenwende (21. Dezember) fluchten (orange Linie in den Satellitenbildern). Im Einzelfall verlief die Sonnenuntergangsachse auch quer über einen Pyramidenbau (gelbe Linie in der zweiten Aufnahme), wie bei den Maya von Chitzén Itzá, fast 4000 Jahre später!

All dies ist kein Zufall. Angesichts der Uniformität der Befunde sind wir uns sicher, dass bereits die 5000 Jahre alte Frühzivilisation von Caral die Möglichkeiten der Stadt- und Gebäudeplanung mittels Lichtachsen und Pentagrammen kannte, wobei auch hier nicht ausgeschlossen ist, dass auch das Stadtbild als Ganzes diesen Prinzipien folgte. Es ist nur noch nicht entsprechend ausgegraben, um dies belegen zu können!


Die "Pirámide mayor" und die "Pirámide central" von Caral mit Nebenpyramiden.


Die "Pirámide de la Galeria", die "Pirámide de la Huanca" und "El templo del Anfiteatro" von Caral.

 

Cerro Sechín und Sechín Bajo

Ebenfalls in Nordperu, in der Nähe des Rio Casma und der Stadt gleichen Namens, und nur ca. 11 km entfernt vom Pentagramm- und Lichtachsen-Ort Chankillo liegen die Archäologie-Komplexe von Cerro Sechín, Sechín Bajo und Sechín Alto.

Als uns in einer Facharbeit über die Ausgrabungsstätte "Cerro Sechín" folgendes historisches Forscherbild-Bild mit einer gravierten Stele ins Auge fiel, waren wir elektrisiert. Denn dieses große Relief aus Granit zeigte einen überdimensionalen Krieger-Priester, der die klaren Kriterien des Pentagrammentwurfs zeigt: Der Topfhelm fluchtet winkelgenau mit den Schenkeln einer Pentagrammspitze, und die Kultwaffe oder das Szepter zeigt geradezu "klassisch" den Pentagrammwinkel von 54°! Hinzu kommen die kongruenten Armstellungen!

Diese Figur ist mehr als 3300 Jahre alt! Die Tempelanlage von "Cerro Sechín" wurde um 1300 v. Chr. durch eine Gerölllawine überrollt und sozusagen für die Nachwelt versiegelt, daher der gute Erhaltungszustand der Funde! Ein enthaltener Vorgängerbau konne inzwischen sogar auf 2400 und 2200 v. Chr. datiert werden.


Das Grabungsfeld von Cerro Sechín.

 

Schon um ca. 1700 v. Chr. hatte sich der Götterkult dieser Zivilisation 2 Kilometer nach Norden auf die andere Seite des Sechín-Flüsschens verlagert - nach "Sechín Bajo".

Inzwischen ist die Tempelanlage von "Séchin Bajo" von Mitarbeitern des Instituts für Prähistorische Archäologie der FU Berlin (unter der Leitung von Dr. Peter Fuchs) zum Teil ergraben worden. 

Der aus Lehmziegeln bestehende Tempel-Komplex erwies sich als älter als zunächst angenommen. Als man im Estrich eines runden Versammlungsplatzes, der unter der Tempelanlage lag und dieser offensichtlich voranging, in den Lehm eingedrückte Muscheln fand, war aus deren Überresten eine Datierung mit radioaktiv markiertem C14 möglich. Dabei kam man auf eine sensationelle Erbauungszeit um 3500 v. Chr.! Dies war z. B. eine Zeit, als in Ägypten die Pyramiden noch gar nicht standen. Die Projektbeschreibung des Berliner Institus  spricht hier von Bau 1 und weist dessen Areal einen längsrechteckigen Grundriss von 20 x 50 m Seitenlänge zu.


Wir haben die Probe auf das Exempel und deutlich gemacht, dass dem Bau 1 ein perfekter Grundriss aus 2 gleich großen Pentagrammen zugrundeliegt. Die Rede ist hierbei auch von dem besagten Rondell, wohl einem archaischen Versammlungs- und Ritualplatz mit einem Durchmesser von ca. 12 m. Dieser Durchmesser entspräche fast genau einem Umkreis über die Innenecken eines der beiden Pentagramme. Da wir aber diesbezüglich keinen genauen Grundriss vorliegen haben, bleibt die Ableitung ungewiss.

Dieser älteste Bau Perus und Amerikas brachte allerdings keine Skulpturen oder Wandmalereien hervor, man fand lediglich stellenweise die Abdrücke von Flechtwerk. Aufgefundene Ritzzeichnungen im Adnexbau sind jünger.

Dieser Bau 2, ein Vorgängerbau zur späteren großen Tempelanlage Bau 3, der spätestens 1600 v. Chr. nach mehreren Umbauten fertig wurde, kann bezüglich des ausgewiesenen Grundrisses nur approximativ aus einem Pentagramm mit Unterpentagramm abgeleitet werden. Allerdings liegen uns hier nur Circa-Angaben vor.

Mit exakt demselben Doppelpentagramm lässt sich aber das Areal von Bau 3 aufspannen, so dass sich hier wie bei Bau 1 wenig Zweifel an einer Pentagrammkonstruktion bestehen.

Folgende Abbildungen zeigen die soeben beschriebenen Sachverhalte - mit  den korrekten Proportionen, aber jeweils verschiedenen Maßstäben:


Leider weist die Berliner Projektbeschreibung keine Maße für den Gesamtkomplex aus. An anderer Stelle haben wir von ca. 125 m x 185 m gelesen. Wir haben uns deshalb mit einer Google-Satellitenaufnahme beholfen und sehen, dass auch der ganze Komplex nicht nur den ausgewiesenenen Maßen entspricht, sondern in der Tat von einem Planungspentagramm aufgespannt wird, dessen Mittelsenkrechte obendrein exakt nach der Lichtachse der Sonnenwenden (Aufgang Wintersonnenwende, Untergang Sommersonnenwende) ausgerichtet wurde.


Die Grabungsstätte von "Sechín Bajo" aus dem All.

Wie man anhand folgender Computersimulation sieht, fiel das erste Sonnenlicht am Morden des 21. Dezember (Wintersonnenwende) durch eine Flucht von Torschlitzen bis in das Innerste der Tempelanlage!


 

In Hof 1 der Tempelanlage wurden großflächige Lehmreliefs gefunden, die auf einer Fläche von ca. 10 qm freigelegt wurden. Ihr Alter beträgt in etwa 3600 Jahre. Die 3 gedrungenen Kriegergestalten, die dabei freigelegt wurden, erinnern stark an die bei den Pazifik-Anrainern weit verbreiteten Hockergestalten, die nach unseren bisherigen Erkenntnissen ausnahmslos über Pentagramme konstruiert wurden. Auch im Fall von "Sechín Bajo" besteht diese Disposition. Speziell an den Umkreisen des Gefieders, aber auch bei vielen Körperachsen (blau) erkennt man die Ableitung von Planungspentagrammen!


Zum Vergleich:


Hockergestalten aus C. Giesing: Das vorkolumbische Amerika, in W. Stein: Kolumbus oder wer entdeckte Amerika?, München 1992, S. 61ff.

 

Eine Pentagrammplanung liegt auch bei den Grundrissen von "Cerro Sechín" und "Sechín Alto", einer dritten Ausgrabungsstätte in der Nähe, vor - mit dem Unterschied zum Gesamtkomplex von "Sechín Bajo", dass in diesem Fall nicht die der Basis gegenüberliegende Spitze, sondern der Querschenkel des Pentagramms das jeweilige Areal definiert.

Der fast 5500 Jahre alte Bau 1 von "Sechín Bajo" weicht von der Sonnwendachse allerdings ab; vermutlich war er mit Hilfe der Lichtachse zur Zeit der Tag- und Nachgleichen exakt genordet.

 

Zusammenfassung:

Alle 3 Archäologie-Komplexe am Rio Sechín umfassen Rechteck-Anlagen, bei denen das Areal nicht beliebig, sondern nach den Erfordernissen des Goldenen Schnitts mit Hilfe von sonnen-orientierten Pentagrammen abgesteckt wurde!

 

Resümee

Die traditionelle Verwendung von Planungspentagrammen hat sich auch für den amerikanischen Kontinent sichern lassen, wobei bei den frühen Nachweisen Nordamerika wegen seiner Nähe zu den Vergletscherungszonen der Eiszeit naturgemäß leer ausgeht. Umso eindruckvoller war die Ausbeute in Mittel- und Südamerika:

Mit der Entdeckung der südamerikanischen Pentagramm-Technik, die inhaltlich identisch ist mit der aller anderen Kulturen, die wir untersucht haben, und bis das 4. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht, erfährt die im 19. Jahrhundert entstandene und nie entschiedene Debatte zwischen den Diffusionisten und ihren isolationistisch-evolutionistisch denkenden Gegnern neuen Auftrieb.

Zur Erklärung: Der Diffusionismus glaubt, dass selbst für die ersten Errungenschaften der Menschheit der Wissenstransfer von Kultur zu Kultur und selbst über die Ozeane hinweg stattgefunden hat. Thor Heyerdahl hat hierzu im vorigen Jahrhundert mit seinen Aufsehen erregenden Experimenten - die Fahrt mit den Schilfbooten Ra I. und II. von Afrika nach Südamerika und mit dem Balsaholzfloß Kon-Tiki von Südamerika nach Polynesien - für reichlich Diskussionsstoff gesorgt, aber hinterher auch viel Kritik einstecken müssen. So warfen ihm etliche, meist amerikanische Wissenschaftler vor, er sei mit seinen Schlüssen viel zu weit gegangen. Auf dem amerikanischen Kontinent sei seit der Ureinwanderung über die Bering-Straße von 20000 Jahren alles evolutiv Notwendige isoliert und unabhängig von fernen Kulturen und anderen Kontinenten entstanden. Diffusionistisch denkende Forscher haben hierzu inzwischen reichliche Gegenargumente vorgelegt.

Die geradezu weltanschauliche Frage, wer am Ende Recht hat, stellt sich bezüglich der Verbreitung der Pentagramm-Technik erneut - und in aller Virulenz:

Speziell für die Ringwallanlage von Chankillo ist die Analogie zu den keltischen Anlagen Europas wirklich frappierend!

Die Beantwortung dieser interessanten Fragen überlassen wir aber gerne den Fachleuten!

 

 

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