Im niederösterreichischen Waldviertel steht als Mittelpunkt der Marktgemeinde Martinsberg eine dem heiligen Bischof Martin von Tour geweihte Kirche, deren Ursprung auf das 12. Jahrhundert und die Schenkung einer Gräfin Adelheid zurückgeht. Kaum jemand weiß heute, dass ca. 270 km weiter nordwestlich im Oberpfälzer Jura bis vor nicht allzu langer Zeit eine weitere Martinskirche stand, welche nahezu zur selben Zeit und in derselben Tradition errichtet wurde: St. Martin auf dem Martinsberg bei Hohenburg.

Um beide Kirchen rankt sich die spannende Geschichte zweier Grafengeschlechter des 12. Jahrhunderts, welche kurz vor ihrem Aussterben diese religiös-kulturelle Tradition begründeten - in zwei selbständigen Reichsterritorien, dem Herzogtum Bayern und der Markgrafschaft resp. dem Herzogtum Österreich.

Ihrem Andenken und ihren kulturellen Leistungen ist folgende Facharbeit gewidmet, welche kostenfrei zum Download und zum individuellen Ausdruck zur Verfügung steht (137 Seiten DIN A 5, PDF-File ca. 9,3 MB). Aktualisierungen sind von Zeit zu Zeit möglich.

 

Zum Download bitte auf das Titelbild klicken!    

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Hierzu 2 Links zu lokalhistorischen Arbeiten über den Martinsberg bei Hohenburg.

 

Es folgt der Bilderzyklus aus dem Buch, hier in etwas besserer Auflösung:

 

Die Kirche St. Martin in Martinsberg/Niederösterreich
 

Die Gemeinde Martinsberg im südlichen Waldviertel.
Die Pfarrkirche St. Martin im Zentrum des Ortes Martinsberg.
Die Kirche St. Martin von Südwesten.
Viele unabgestimmte Baukörper trüben heute etwas den äußeren Gesamteindruck des Gotteshauses.
Der gotische Chor der Kirche St. Martin stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Auszug aus F. Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich..., Bd. 5, Wien 1840, S. 281ff. Mit der Methode des Ohrzupfens als Bezeugungsritual ist ein altbayerischer Brauch, der vor allem auf dem Nordgau gang und gäbe war, bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist in anderen Quellen des Öfteren von "more Bavarico", d. h. "nach Art der Bajuwaren" die Rede.
Ort und Kirche Martinsberg auf die Josephinischen Landaufnahme (1763-1787). Die Situation dürfte zum Ende des 12. Jahrhunderts kaum anders gewesen sein.
In dieser Abbildung ist der Verlauf des Sonnenlichts zur Zeit der Sommersonnenwende als gelb getöntes Feld markiert. Am 11. November, dem Martinsfest, fiel das erste Sonnenlicht entlang der orangen Achse ein, das letzte entlang der roten Achse. Nach dieser Sonnenuntergangsachse richtet sich exakt die Längsachse der Kirche. Gut erkennbar ist auf dieser Aufnahme auch der Verlauf des Weitenbachs und der heutigen Durchgangsstraße.
Fotografie von 1975: Die Pfeile oben markieren die romanischen Rundbogenfenster der ersten Kirche, der Pfeil unten das mit einem trapezförmigen Giebelfeld versehene, ansonsten aber schmucklose Südportal. Ganz unten im Bild ist eine für die Drainage der Kirchenmauer besonders geeignete Steinlage aus Platten im Fischgrätverband zu erkennen.
Der Aspekt der Südwand heute. Das Südportal der ersten Kirche wirkt wegen Teilverputzung fast wie die Steinfassung einer Haus- oder Zimmertür.
Im Inneren der Kirche St. Martin ist bei glatt-modernem Verputz weder etwas von der Lage des einstigen Südportals (unter der Emporenbrüstung links) noch von sonstigen romanischen Bauteilen zu erkennen.

 

Die Kirche St. Martin auf dem Martinsberg bei Hohenburg in der Oberpfalz
 

Der Waldviertler Martinsberg und der Martinsberg in der Oberpfalz in räumlicher Beziehung.
Luftaufnahme von 1993: In Bildmitte halblinks ist innerhalb des noch schütteren Bewuchses der Kranz der gesprengten Mauern von St. Martin gut zu erkennen, mit der Ausrichtung der Kirche in Richtung Ost-Ost-Süd.
Privileg Papst Innozenz' IV. aus Lyon, vom 21. Januar 1247: "... parrochialem ecclesiam de monte sancti Martini cum omnibus pertinentiis suis, ius patronatus eiusdem ecclesie et predium, que ex dono quondam Alheidis Comitisse de Hohemburch et filiorum eius habetis ibidem ..." Ich bestätige den Brüdern von Kremsmünster "... die Pfarrkirche von Martinsberg mit all ihren Liegenschaften, auch das Patronatsrecht an dieser Kirche und das Gut, das ihr einst von der Gräfin Adelheid von Hohenburg und ihren Söhnen als Geschenk erhalten habt ..."

Auszug aus dem königlich-bayerischen Urkataster aus der Zeit um 1830. Dargestellt ist der Martinsberg (links oben) im räumlichen Bezug zur Hammermühle im Tal (ebenfalls links oben), zur Schallermühle inmitten des Lauterachtals (oben nahezu mittig), zur Burg Hohenburg (der Burgberg am mittleren Rand unten) und zur Marktgemeinde Hohenburg (rechts unten).

Katasterplan des 19. Jahrhunderts aus Hohenburg. Der Kirchstein zum Martinsberg ist blass-grün hervorgehoben. Wie einst in Martinsberg in Niederösterreich ist hier entsprechend dem Usus der Zeit die Gemarkung als "Sankt Martinsberg" vermerkt.
Das ALS-Profil des Martinsberges von 2016, in Überprojektion mit der Topographischen Karte Bayern.
Vergrößerter Ausschnitt des ALS-Profils, in Überprojektion mit dem Google-Satellitenbild von 2016 (grün gesprenkelt der Wald).
Die Aufnahmeposition der nachfolgenden Bilder in der Übersicht.
Vermooste alte Stützmauern im unteren Abschnitt des Kirchsteigs ...
... besorgen die Sicherung des Hohlwegs.
Das schwer gangbare Steilstück des Kirchsteiges und seine Serpentinen.

Die Südost-Ecke des Mesnerhauses, früher auch "Einsiedlerhaus" genannt.
Der Grundriss des Mesnerhäuschens. Die Dimension der letzten Scheune ist nach Abbildungen nur geschätzt, da sich keinerlei Überreste von ihr finden.
Ausschnitt der noch mannshohen Fassade des Mesnerhauses im nordöstlichen Abschnitt. Das Baumaterial besteht aus einem bunten Konglomerat unterschiedlichster Steinarten. Der durch Brand verfärbte Backstein in Bildmitte und die darüber liegende Ziegellage wirkt der Machart nach alt und mittelalterlich, die Ziegel links der Bildmitte, die eine verfüllte Fensteröffnung begrenzen, sind modern.

Der Wohntrakt mit dem breiten Hausflur zur Rechten und zwei relativ kleinen Wohnräumen zur Linken.

Der teilverlegte Eingang zu einem gewölbten Erdkeller an der Nordwestecke des Mesnerhauses.

Der Vorratsraum/Stall des Mesnerhauses.
Die Martinskirche und das Mesnerhaus vor dem letzten Umbau.

Die Martinskirche mit dem Torso des neueren Mesnerhäuschens. Dieser Zustand hat sich bis heute kaum geändert!

Südwestecke des Mesnerhauses.
Der Mauerkranz der Kirchenruine in Richtung Rechteckchor, mit einem relativ schütteren Aufwuchs an Fichten- und Kiefernschößlingen.

Die nach innen eingestürzte Nordwand des ehemaligen Kirchenschiffs zur Linken.

Der große Schutthaufen des Chores, Blick nach Südwesten.
MS-Bing-Satellitenaufnahme vom 28.10.2016. Westlich der Kirche ein kleines Depot der US-Streitkräfte, das hier nicht weiter interessiert.

Die eingestürzte, dornenüberwucherte Nordwand der Kirche von außen, in ihrer gesamten Ausdehnung.

An der Nordwestecke des Kirchenschiffs findet sich unter einer dicken Moosschicht der einzige erhaltene Großquader der Kirche.

Verwildertes Wiesengelände zwischen Kirche und Hangkante gibt bei relativem Minderwuchs den Blick auf die Burgruine Hohenburg frei.

Alte Ansichtskarte von 1930 oder 1940: Die Hammermühle unten, oben die Martinskirche auf dem Martinsberg.

Detail aus obiger Karte ...

... in nochmaliger Vergrößerung.

Tafelbild, vormals Unterteil des barocken Altarbildes von St. Martin, heute im Rathaus Hohenburg.

Ausschnitt aus Tafelbild.

Ausschnitt aus dem Tafelbild des Hohenburger Rathauses.

Fotografie des Kircheninneren, 1. Hälfte 20. Jahrhundert.
Auszug aus: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Band Oberpfalz, Heft Parsberg, München 1906, S. 175f. Der Datierung dieser Kirche in das 14. Jahrhundert stimmen wir nicht zu, die Begründung folgt weiter unten.
Der Hauptaltar der Katharinenspitalkirche in Stadtamhof entspricht dem rechten Seitenaltar von St. Martin auf dem Martinsberg.

12.- 14. Jhd. Dokumentarisch "leere" Kirchenepoche, deren Erhellung sich diese Arbeit widmet. Falls diese Kirche ursprünglich eine Eigenkirche den Herren von Hohenburg war, so muss sie schon früh diesen Status verloren haben und auf die Pfarreien Allersburg und/oder Hausen übergegangen sein. Es handelte sich um einen romanischen Saalbau mit Nordportal. Die enorme Mauerstärke von fast 2 m stellt in den Raum, dass es sich um eine profane Obergeschosskirche gehandelt haben könnte, so wie sie vor allem von der Sippe der Pabonen flächendeckend in ihren Herrschaftsgebieten erstellt wurde.
14./15. Jhd. Fragliche Gotisierung des Kirchenbaus: Neues Westportal unter Zusetzung des alten Nordportals? Gotisierung des romanischen Nordportals? Erneuerung und Erhöhung des Dachstuhls? Sicher ist die Etablierung gotischen Kirchenschmucks, mit gotischen Flügelaltären zu beiden Seiten des Schiffs, der heiligen Katharina und dem heiligen Andreas geweiht (heute in der Katharinenspitalkirche Stadtamhof; siehe oben).
1652/53 Errichtung des ersten Mesnerhäuschens, auch "Einsiedlerhaus" genannt.
1660 Gesichert ist der Wiederaufbau der Kirche und die Erweiterung der Kirche nach Osten, nach weitgehendem Verfall im Dreißigjährigen Krieg, nicht nach Brand (siehe unten). Errichtung eines barocken Rechteckchores. Fraglicher Vorbau zum Schutz des Westportals.
um 1709 Jährlich 4 Gottesdienste, an den Festtagen der Heiligen Andreas und Martin auch Wallfahrten, an letzterem Tag zu Pferd.
um 1730 Weitere Barockisierung der Kirche, Einzug eines barocken Gewölbes und Errichtung barocker Pilaster im Chor, barocke Innengestaltung, barocker Hauptaltar.
1911 Letzte Renovierung der Kirche.
bis 1929,
1935-1939
Pferdewallfahrt am Martinstag: Segnung der Pferde am Anger oberhalb der Kirche, 3-facher Umritt um die Kirche während der Wandlung.
1938/40 Ende des Kirchdienstes bei Einrichtung eines Truppenübungsplatzes der Wehrmacht, weitere Bewirtschaftung der Nebengebäude bis 1945, allerdings mit kriegsbedingter Unterbrechung.
1945 bis 1951  Wahrscheinlich Abriss des alten Mesnerhäuschens und Neubei eines verbreiterten Wohngebäudes, das nicht fertig gestellt wurde.
1951 Eröffnung des Truppenübungsplatzes der US-Streitkräfte, Abzug des letzten Siedlers auf dem Martinsberg, mit Namen Josef Werner.
1951-1978 Allmählicher Verfall der Kirche und der Nebengebäude.
1978 Sprengung der letzten Kirchenmauern durch deutsche Pioniere.

 

Plan des "Pflegamts Luppurg", von Christoph Vogel (1554-1608) und Matthäus Stang (1560-1620), kurz vor 1600. Der Pfeil unten markiert die ausgebrannte Kirche von St. Moritzberg.

Plan des Regensburgisch-Bischöflichen Pflegamts Hohenburg auf dem Nordgau, von Christoph Vogel (1554-1608) und Matthäus Stang (1560-1620), kurz vor 1600.
Detail aus dieser Karte, mit Markt und Burg Hohenburg unten und der Martinskirche links oben.

Detail aus obiger Planzeichnung von Christoph Vogel und Matthäus Stang, um 1600.

Rekonstruktionszeichnung eines romanischen Apsidensaals mit einem Fries aus Rundarkaden, aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Abbildung stammt aus unserer Arbeit: Das Kloster Grab und der Kreuzstein am Schlüpfelberg - Über die Allianz zwischen dem Templer-Orden und den Pabonen im Herzogtum Bayern um 1170, Berching 2016.
Die ehemalige Burgkapelle von Rohrbach an der Vils - ein typischer Apsidensaal aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Die Burgruine Hohenburg und der Martinsberg aus der Luft. Die Aufnahme stammt von einem deutschen Aufklärungsflugzeug und wurde 1939, also zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, angefertigt (Exemplar der Luftgaubildstelle Nürnberg).
Postkartenansicht von Hohenburg, undatiert.
Eine weitere Postkartenansicht, ebenfalls undatiert. Der Erhaltungszustand der Kirche ist derselbe wie auf der vorangegangenen Aufnahme.
Ansicht von Hohenburg um 1970. Rechts im Hintergrund die Martinskirche.
Die Postkarte von 1937 stammt aus dem Buch "Hohenburg... Alte Bilder erzählen" von Hermann Birner, 1997, 2. Auflage 2011.
Vergrößerter Kartenausschnitt, grün der Verlauf des alten Kirchsteigs.
Nochmals vergrößerter Kartenausschnitt des Martinsberges.
Die grafschaftlichen Kernräume des Herzogtums Bayern im 12. Jahrhundert (approximatives Flächenmodell). Die Karte dient als Hilfsmittel, um mit den weiß umrandeten Flächen den immensen Einflussbereich der Pabonen deutlich zu machen. Die einzelnen Kernzonen der Pabonen sind überwiegend in Rottönen dargestellt. Im Kontrast dazu die vergleichsweise bescheidenen Gebiete der Wittelsbacher in türkisgrün (Scheyern, Wittelsbach) bzw. türkisblau (bei Kelheim, Ensdorf und Burglengenfeld). Die Grafschaft Hohenburg findet beim Status der Titulargrafschaft und denkbar kleinem Burggut keinen Niederschlag in der Fläche, sie ist als roter Punkt markiert. Nördlich davon liegt die Grafschaft Sulzbach (mit der Grafschaft Kastl). Was die Karte nicht wiedergibt, sind die breiten Verzahnungszonen dieser Grafschaften, die noch keine Grenze im eigentlichen Sinn und reichlich Streubesitz kannten.
Das Schloss von Wildberg bei Messern, am Rand des Horner Beckens, über den Ufern der Großen Taffa. Rechts ein Stich von Vischer aus dem Jahr 1672, der die Gebäude des 14. bis 16. Jahrhunderts wiedergibt, die mit der Burg der Adelheid nur noch wenig gemein haben. Links eine historische Postkartenansicht dieser späteren Burg.

 

Die Burg Hohenburg im Nordgau. Bild links und rechts unten zeigen den heutigen Zustand der Burgruine. Bild rechts oben: Aspekt des Schlosses Hohenburg vor seiner Zerstörung, Titelbild aus Thomas Ried: Genealogisch-diplomatische Geschichte der Grafen von Hohenburg ..., Regensburg 1812.
Originalzeilen aus der Bischofsurkunde von 1138. BHStA Kloster Rohr, Urkunde 2.
Zur Linken der Stammbaum der Grafen von Hohenburg-Poigen-Wildberg und anverwandter Geschlechter, zur Rechten der burggräflichen Pabonen.
Durch Klick auf das Bild gelangt man zu einer gut lesbaren Vergrößerung!

 

Abbildung links oben: Die Martinskirchen von Nieder- und Oberösterreich. Abbildung rechts oben: Kirchen, Burgen und Liegenschaften im sogenannten Poigreich. Abbildung links unten: Kirchen, Burgen und Liegenschaften in der Grafschaft Regau. Abbildung rechts unten: Fernbesitz der Grafschaft Poigen südlich der Donau, zwischen Melk und St. Pölten. Zur Legende: Die blauen Kreuzsymbole markieren die Martinskirchen. Die Liegenschaften der Grafen von Poigen-Wildberg-Regau sind mit roten Sternsymbolen gekennzeichnet, ihre Burgen und Stammsitze mit roten Burgsymbolen. Martinskirchen mit Bezug zu diesem Grafengeschlecht weisen eine grüne Kreuzsymbolik auf; sie werden im Folgenden detailliert besprochen.

Die Kirchenachse von St. Martin bei Hohenburg aus dem Katasterplan, projiziert über die geographische Verbindungslinie zwischen den Stammsitzen der Hohenburger in Hohenburg an der Lauterach und in Wildberg an der Taffa.
Die Abtei Altenburg heute. Rechts Gründerbild aus dem sog. Rotelbuch (Hildeburg und ihr Sohn Hermann), links mittig und unten der romanische Kreuzgang mit gotischem Überbau.
Links der Kirch- und Burgberg von Allersburg heute: Der Kirchenbau St. Michael hat wohl die ehemalige Burg mit Burgkirche ersetzt, wenn dieser nicht von vornherein im Tal gelegen war (Eine Wasserburg ist für spätere Zeiten belegt). Der Pfeil zeigt auf den erhaltenen romanischen Rundkarner. Rechts eine Ziersäule der Donauschule im ehemaligen Pfarrgarten von Allersburg, daneben die fein skulptierte romanische Torfassung des Karners (Abb. aus den Kunstdenkmälern von Bayern, Bd. 1 Oberpfalz und Regensburg, Heft 17 Stadt und Bezirksamt Neumarkt, München 1909, S. 78 und 80).

 

Links die Rosenburg und der Markt Riedenburg, ehemaliger Pabonenstammsitz an der Altmühl, rechts die Rosenburg am Kamp in Niederösterreich, vermutet gegründet unter pabonischem Einfluss.

 

Das Wächterlied des Hohenburgers
"Ich wache umb eines ritters lîp
und umb dîn êre, schoenez wîp.
wecke in, frouwe!
got gebe daz ez im wol ergê,
daz er erwache und nieman mê.
wecke in, frouwe!
niht langer bît, est an der zît!
ich bite ouch niht wan dur den willen sîn.
wiltun bewarn, sô heiz in varn.
verslâfet er sich, so ist gar diu schulde dîn.
wecke in, frouwe!"
"Ich wache um einen Ritter
und um Deine Ehre, schöne Frau.
Wecke ihn auf, Herrin!
Gott gebe, daß es ihm wohl ergehe,
dass er erwache und keiner sonst.
Wecke ihn auf, Herrin!
Warte nicht länger, es ist an der Zeit!
Ich bitte auch nur um seinetwillen.
Willst Du ihn beschützen, dann laß' ihn ziehen.
Verschläft er, so liegt die Schuld bei Dir.
Wecke ihn auf, Herrin!"
"Din lîp der müeze unsaelic sîn,
wahtaere, und al daz wecken dîn!
slâf geselle!
dîn wachen daz waer allez guot,
dîn wecken mir unsanfte tuot.
slâf geselle!
wahtaere, in hân dir niht getân
wan allez guot, daz mir wirt selten schîn.
du gerst des tages dur daz du jages
vil sender fröiden von dem herzen mîn.
slâf geselle!"
"Dein Leib, der soll unselig sein,
Wächter, und all dein Rufen auch !
Schlafe, Geliebter!
Dein Wachen wäre ja schön,
aber Dich auszuwecken tut mir weh.
Schlafe, Geliebter!
Wächter, ich habe Dir nur Gutes getan
von dem ich selbst nichts habe.
Du aber wünschst den Tag herbei, damit Du
mein Liebesglück aus meinem Herzen vertreibst.
Schlafe, Geliebter!"
"Dîn zorn der sî dir gar vertragen:
der ritter sol niht hie betagen,
wecke in, frouwe!
er gap sich ûf die triuwe mîn.
do bevalch ich in den êren dîn.
wecke in, frouwe!
vil saelic wîp, sol er den lîp
verliesen, sô sîn wir mit im verlorn.
ich singe, ich sage, est an dem tage.
nu wecke in, wande in wecket doch mîn horn.   
wecke in, frouwe!"
"Dein Zorn sei Dir verziehen.
Der Ritter darf hier nicht den Tag verbringen.
Wecke ihn auf, Herrin!
Er hat sich völlig meiner Treue anvertraut, auch,
als ich ihn Deiner Ehre überließ.
Wecke ihn auf, Herrin!
Teuerste Frau, wenn er das Leben verliert,
so sind wir mit ihm verloren.
Ich singe, ich sage, es ist der Tag da.
Nun wecke ihn, denn sonst weckt ihn mein Horn!
Wecke ihn auf, Herrin!"

 

Tafelbild von 1521 aus der Vorhalle der Klosterkirche Kastl. Friedrich I. von Hohenburg, der kein Markgraf, sondern nur Graf war, ist optisch hervorgehoben. [Vgl. auch KdB, Bd. 27 Neumarkt, München 1909, 182]

Die österreichischen Besitzkomplexe der Pabonen (blaue Zonen) und der Grafen von Hohenburg-Poigen-Wildberg (rote Zonen in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Östlich des babenbergischen Gars, bei Kotzendorf und Maiersch, stießen sie unmittelbar aneinander. Sämtlicher Besitz fiel an die Herzogsfamilie der Babenberger.

Karte der Burgherrschaft Hohenburg von 1598, mit Hinweisen zur Vermarkung der Außengrenzen und Anmerkungen von Thomas Ried (aus H. Dachs, Marktrecht Hohenburg, in VHVOR 84, 1934, nach S. 8).
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Die bischöfliche Herrschaft Hohenburg kurz vor ihrer Auflösung, in Überprojektion mit dem königlich-bayerischen Urkataster von 1830. Die Außengrenzen folgenden den Angaben von Nikolaus Erb und den Gemarkungsgrenzen der Gemeinden, wie sie im Königreich Bayern neu festgelegt wurden. Im Vergleich zur Vogel'schen Karte um 1600 (siehe oben) ergeben sich dabei leichte Abweichungen.
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Von links nach rechts: Das Pabonen-Wappen mit den 3 Pabonen-Rosen, das Wappen der Grafen von Hohenburg, der österreichische Bindenschild

Rosenwappen der Pabonen - - Wappen der Grafen von Hohenburg - - Österreichischer Bindenschild

 

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