Klosterkirche St. Felix in Neustadt an der Waldnaab


Klosterkirche St. Felix in Neustadt an der Waldnaab

 

Der Bruder "Deo Gratias" in der Oberpfalz

In Neustadt an der Waldnaab steht hoch auf dem ehemaligen "Doktorleitenberg" das Heiligtum des Bruders Felix von Cantalice. Abends angestrahlt, leuchtet die beliebte Wallfahrtskirche mit dem Kloster weit hinein ins Naabtal. Wie kommt ein italienischer Kapuzinerbruder in die nördliche Oberpfalz?

Das Leben des Heiligen Felix von Cantalice

Geburtsort des Hl. Felix in den Monti Reatini nördlich von Rieti, ca. 80 Kilometer nördlich von RomDer heilige Felix wurde im Jahr 1515 in dem kleinen Ort Cantalice bei Rieti - 80 Kilometer nordöstlich von Rom - als Kind sehr armer Bauern geboren. Er wuchs in der Landwirtschaft – als Schafhirte - auf; aus Armutsgründen lernte er weder Lesen noch Schreiben. Im Alter von 9 Jahren kam er zu einem Bauern in Cotta Ducale, bei dem er über 20 Jahre blieb – erst als Hütejunge und dann als Landarbeiter. Die frommen Eltern – der Vater nannte sich Santo und die Mutter Santa - erzogen Felix im christlichen Glauben, und die religiöse Praxis kristallisierte sich bei Felix heraus: Kein Sonn- und Feiertag verging ohne heilige Beichte und Kommunion. Felix verbrachte viel Zeit im Gebet, begeisterte sich für die Wüsteneremiten, wollte jedoch nicht ohne Obrigkeit leben. 

Mit 30 Jahren war endlich der Entschluß gereift: Felix trat bei den Kapuzinern in Rom ein. Erst einige Jahre zuvor war der Orden gegründet worden – im Jahre 1515 . Zunächst tat sich Felix schwer, den entgültigen Schritt zu tun: Erst eine schwere Verletzung bestärkte ihn in seinem Entschluß: Ein Karren mit wild gewordenen Ochsen war ihm über die Brust gefahren, ohne daß ihm eine ersthafte Verletzung daraus entstanden war.Altarbild des Hl. Felix in der Kirche San Felice in Cantalice Aus Dank für seine Rettung nahm er den Habit im Jahre 1543 im Citta-Ducale-Kloster in Anticoli in der Provinz Rom. Felix blieb aber Zeit seines Lebens Laienbruder. 

Nach Ablegung seiner Erstprofeß schickten ihn die Oberen nach Rom, um dem alten Almosenbruder bei seinen Gängen durch die Stadt behilflich zu sein. Als dieser kurze Zeit darauf starb, wurde der junge Ordensbruder mit dieser schwierigen Aufgabe betraut. Tag für Tag, Winter wie Sommer zog er durch die Stadt und erbettelte für seinen Konvent den Lebensunterhalt. Dabei kam er mit Schichten jeglichen Standes und Ranges zusammen, und er fiel auf durch seine Liebenswürdigkeit. Nicht immer erging es ihm dabei gut - auch Spott und Schelte gehörten zum täglichen Brot. Für alles, was er bekam, war seine Antwort: "Deo Gratias", und so nannten ihn die Römer bald nicht mehr Bruder Felix, sondern Bruder "Deo Gratias". Er konnte weder lesen noch schreiben, aber selbst gelehrte Theologen konsultierten ihn wegen seines Wissens in der Heiligen Schrift und im geistlichen Leben. 

Eines Tages während eines Karnivals organisierten Philipp Neri und er eine Kreuzes-Prozession der Kapuzinerbrüder. Am Ende des Zuges führte Felix Frau Lupo, einen bekannten Kapuzinerprediger mit einem Strick um den Hals – so den Leidensweg des Herrn nachahmend. Mitten im Karnevalsgetümmel hielt die Prozession an und Fra Lupo predigte zum Volk. Der Karneval wurde abgebrochen. Felix wandte sich besonders den Kindern von Rom zu, die ihn sehr liebten. Er sammelte die Kinder in Gruppen und bildete mit ihnen einen Kreis, dann sang er mit ihnen selbstkomponierte Lieder und lehrte ihnen das rechte Leben und die Liebe zu Gott. Bei seinen Botengängen verstand er es in ausgezeichneter Weise, zuzuhören. Der Mensch, der ganz gottverbunden zu leben versuchte, wurde mit außergewöhnlichen Gaben ausgestattet. So durfte Bruder Felix schon zu Lebzeiten Kranke heilen, tote Kinder wieder ins Leben zurückrufen und die Gabe der Prophetie gebrauchen. Er weissagte z. B. den Sieg der christlichen Flotte in der Seeschlacht von Lepanto voraus, ebenso prophezeite er einem Kardinal, er werde der nächste Papst. Er war ein enger Freund der Heiligen Karl Borromäus und Philipp Neri. Der große Bischof Karl Borromäus zog ihn oft zu Rate. Felix bemühte sich sehr um Buße und kasteite sich: Er schlief schließlich nur noch zwei Stunden in der Nacht. 

Eines Tages- nach langem Gebet in der einsamen Kirche - sieht er sich mitten in der Nacht plötzlich vor den Altar hingetragen. Er fällt vor dem Tabernakel nieder und bittet die Heilige Jungfrau, ihm einen Augenblick das ChristuAnkündigung des Felixfestes in Cantalice am 15. - 19.3.1993skind anzuvertrauen. Und sie erscheint und legt ihm das Kind in die Arme... 

Im April 1587 wurde Felix sehr krank. Im schweren Leiden sieht er sich vom Dämon geplagt, doch die Mutter Gottes hilft ihm erneut. In der Sterbestunde erhellt sich sein Gesicht und er ruft "Oh, oh, oh!" Man fragt ihn nach dem Warum und er antwortet: "Ich sehe die Heilige Jungfau und die Engel im Himmel!" Dann wünscht er, allein gelassen zu werden. Wenig später stirbt er... 

Am 18. Mai 1587 starb Bruder Felix nach einem erfüllten Leben, und ganz Rom war auf den Beinen, um von Bruder Felix Abschied zu nehmen. Papst Urban II. sprach Felix im Jahre 1625 selig, Papst Klemens XI. im Jahre 1712 in Rom heilig. Sein Leichnam ruht unter einem ihm geweihten Altar in der Kirche der Immaculata in Rom. In der Kunst wird er meist mit dem Jesuskind im Arm dargestellt, weil ihm einst in einer Vision Maria erschienen war und ihm das Christuskind in die Arme gelegt hatte.

Wie kommt St. Felix nach Neustadt an der Waldnaab?

Zeitgenössischer Stich kurz nach der Erbauung der Klosterkirche St. Felix von Thaddäus Rabusky (1776 - 1862). Rechts auf dem sogen. Doktorleitenberg die neuerbaute KlosterkircheFürst Ferdinand von Lobkowitz beruft im Jahr 1710 drei Kapuzinerpatres nach Neustadt zur Seelsorge auf den Schulbühl. Im Jahr der Heiligsprechung – 1712 - befiel den Stadtrichter Christoph Ulrich Weinzierl ein tückisches Fieber. Durch einen Kapuziner bekam er Kunde von dem neuen Heiligen des Ordens, und er versprach, bei Gesundung eine Holzstatue schnitzen zu lassen. Als das Gelübde getan war, verließ den Kranken augenblicklich das Fieber. 

Der Stadtrichter erteilte dem Schnitzer Adolf Grieger aus Tachau den Auftrag, Deckenfresko in der Kirche St. Felix in Neustadt/WN, Bilderzyklus aus dem Leben des Heiligen, aus den Jahren 1763/64, gemalt von Bartholomä Wiedenhofer und Matthias Götzdie Felixstatue zu schnitzen, und man stellte sie auf einer Holzsäule, am Platz des heutigen Felixbrünnleins, auf, wo damals eine Statue des hl. Simon Stilitis gestanden hatte. 

Die Verehrung des Bruders Felix wuchs derart an, daß sich das Fürstenhaus Lobkowitz und das Ordinariat Regensburg 1734 entschlossen, eine Kapelle zu errichten. Dazu kam, daß die Statue 1729 bei einem Gewitter stark beschädigt worden war. 1746 konnte das neue Heiligtum eingeweiht werden. Es dauerte allerdings bis 1764, bis alle 46 Bilder mit Szenen aus dem Leben des heiligen Felix gemalt waren. Sie sind Zeugen einer gläubigen Verehrung und liebenden Vertrauens. Beispiel dafür ist das Wunderbuch, das im Kloster St. Felix aufbewahrt wird und seit dem Jahr 1712 Zeugnis abgibt von 325 authentisch belegten Krankenheilungen. 

Nachdem die Kirche am 1. Mai 1755 durch den Weihbischof von Regensburg feierlich konsekriert worden war, erlebte sie verschiedene Hoch- und Tiefpunkte. Bis zum Jahr 1765 war das Gotteshaus vollständig eingerichtet, und der barocke Baustil (mit Ausnahme der Kanzel im Rokkokostil) erfreute sich schon immer großer Beliebtheit. Titelblatt des sog. Wunderbuches des Klosters St. Felix, aus dem Jahr 1731Die Maler Bartholomä Wiedenhofer und Matthias Götz haben im Akkord von einem Jahr 1763/64 alle 46 Bilder gemalt. Umso unverständlicher ist es, daß im Jahr 1874 durch die Firma Letsch aus Weiden alle Bilder trocken übermalt, und daher die ursprünglichen Bilder zerstört wurden. Außerdem wurde der mit Pflastersteinen ausgelegte Fußboden mit Solnhofer Platten belegt. 1895 wurde die Turmkuppel renoviert, 1900 schloß sich eine Außenrenovierung an, und zur Einweihung des Klosters 1926 erfolgte eine Ausmalung des Kircheninneren ohne Bilder. 


Zum 200jährigen Jubiläum der Kirche wurde eine Freilegung der Bilder in Angriff genommen. Der Kirchenmaler Manfred Schmitt aus Freiburg ließ im Zeitraum von einem Jahr die Gemälde wiedererstehen, die dem gläubigen Betrachter das Leben unseres Bruders Felix erzählen. 1970 wurde der Chorraum renoviert, ein Fußboden aus Marmor eingelegt, und 1974 wurden die Kirchenbänke erneuert und durch die Firma Behr, Altenstadt, der morsche Glockenstuhl durch einen eisernen ersetzt. 1975 wurde das Kirchendach völlig erneuert. Knapp 20 Jahre später war eine erneute Renovierung des Dachstuhls und des Kirchenstuhles (1988) notwendig, 1990 erfolgte die Außenrenovierung, und 1992 konnte das Kircheninnere erneuert werden. So erstrahlt nun das Heiligtum des Bruders "Deo Gratias" Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude.

 

 Innenraum der Klosterkirche St. Felix in 92660 Neustadt/WN - die einzige dem Hl. Felix von Cantalice geweihte Kirche nördlich der Alpen

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