Oberösterreichische Landesdefension bei Pollham und Gaisedt

 

© Dr. Werner Robl, Berching, 29. Januar 2019

 

Wenn man vom dicht besiedelten Trauntal bei Wels über Grieskirchen oder Bad Schallerbach zu den Quellbächen der Polsenz hinauffährt, kommt man in einen lieblichen, bäuerlich geprägten Talkessel, in dem der Ort Pollham mit seiner auf das 10. Jahrhundert zurückgehenden Lorenzkirche liegt (Nr. 4 in folgender Karte).

Das Bergland von Pollham in der Übersicht: 1 = die Schanze am Schmidgraben, 2 =  der Schmidgraben, 3 = der Burgstall Polheim, 4 = die St.-Laurentius-Kirche in Pollham. Mit Klick auf das Bild erhält man ein Bild in höherer Auflösung!

Im Norden erhebt sich die Hügelkette des Pollhamer Waldes, die beim Weiler Hainbuch vom mächtigen Kegel der mittelalterlichen Burg Polheim gekrönt wird (Nr. 3). Von diesem Burgstall aus haben die Herren von Polheim, eines der stolzesten Adelshäuser Oberösterreichs, ihren Ursprung genommen, ehe sie im 13. Jahrhundert ihre Residenz im nahen Wels und an anderen Orten aufschlugen. [Link]

Der Burgstall Polheim.

Hinter Burg und Wald erstreckt sich der sog. Schmidgraben (Nr. 2), ein Grabenbruch von ca. 4 km Länge, der den sog. Kaltenbach nach Osten in Richtung Polsenz führt. Es handelt sich hierbei um eine historische Grenze; denn hier am Schmidgraben endete einst die große Herrschaft Schaunberg.

Die südliche Grafschaft Schaunberg, laut Urbar von 1371 (nach Strnadt, Peuerbach).

Unser primäres Interesse gilt nicht der ehemaligen Stammburg der Polheimer, sondern einem weiter östlich gelegenen Bergrücken, der in ca. 1,2 km Distanz zum Burgstall am Ausläufer des Schmidgrabens inmitten des sog. Herrenholzes liegt - in etwa in einem Dreieck, welches vom Ortsteil Aigen im Süden und den Urhöfen Eckerstorfer/Lukes und Dopler/Jungreithmayr (Aigelsberg) begrenzt wird. Direkt über dem bewaldeten Steilufer des Kaltenbachs liegt eine viereckige Erdschanze (Nr. 1), welche auf drei Seiten mit einem eindrucksvollen Wallgraben umgeben ist, an der vierten Seite aber direkt von Steilhang geschützt wird.

Blick vom Schmidgraben auf den bewaldeten Schanzenberg im Herrenholz bei Pollham, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

C. K. Steingruber schreibt dazu in seiner "Kritischen Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs" von 2019 unter der Rubrik "E/17/2 Pollham II" Folgendes:

"Oberhalb der Talschlucht des Schmidgraben-Baches ist ein markanter Bergsporn ausgebildet, der nach Norden und Süden durch steile Abfälle schon auf natürliche Weise geschützt ist. Auf der relativ ebenen Hochfläche besteht ein Erdwerk in Form einer rechteckigen Viereckschanze, die eine Größe von etwa 35 x 30 m aufweist. Die Wallhöhe beträgt bis zu ca. 2 m. Im Westen und Osten sind dem Erdwall tiefe Gräben vorgelegt. Im Norden, am Abfall zum Schmidgraben, fehlt der Wall gänzlich, entweder ist er in die Tiefe gerutscht oder war nie vorhanden." [Link]

Die beste topografische Übersicht gewinnt man durch das ALS-Bodenprofil des Kartendienstes www.doris.at. Hier erkennt man, dass die Schanze leicht trapezförmig angelegt wurde, mit einer umlaufenden Wallkrone von ca. 100 m, einer Grabensohle von ca. 120 m Länge und einer planen Innenfläche von ca. 950 m² (rote Fläche in nachfolgender Grafik). Der Südschenkel der Schanze wurde erst in neuester Zeit verletzt, d. h. die Wallkrone z. T. abgetragen, der Graben verfüllt. Diese Artefakte sind vor allem dem nachträglichen Wegebau vom Schmidgraben zur Anhöhe (gelbe Linie) geschuldet, möglicherweise auch Folge von Aufforstungsmaßnahmen. Daraus folgt:

Zum Zeitpunkt der Nutzung war die Schanze von Südosten her über den Schmidgraben nicht per Weg betretbar.

Auch jenseits der Schanze war im Osten der verbliebene, dreicksförmige Bergsporn planiert worden und konnte so, da er im Norden und Süden durch den Steilabfall des Geländes auf natürliche Weise geschützt war, als zusätzlicher Feldlagerplatz für mobile Einheiten dienen. Dazu passt auch die geringe Abschüssigkeit des Geländes, wodurch eine Durchfeuchtung des Terrains verhindert und ein relativ trockenes Campieren ermöglicht wurde.

Aus der Vogelsicht des ALS-Bodenprofils ist auch das erkennbar, was dem menschlichen Auge vor Ort entgeht. Zur Verdeutlichung der einzelnen Strukturen bitte mit der Maus über das nachfolgende Bild fahren.

Der westlich der Schanze liegende, bewaldete Vorplatz war einst mit einem gestaffelten Vorwerk versehen:

ALS-Profil der Schanze bei Pollham, nach www.doris.at. Zur Erläuterung der einzelnen Strukturen bitte mit der Maus über das Bild fahren!

Alles in allem handelt es sich bei der Pollhamer Schanze nicht um ein schnell aufgeworfenes Erdwerk, sondern um eine entsprechend der Regeln der Feldbaukunst errichtete Anlage, welche u. U. hinterher zu einem richtigem Fort erweitert wurde, das den gesamten bewaldeten Bereich des Bergsporns umfasste. Dieses Fort enthielt neben der eigentlichen Schanze als wichtigster Verteidigungsstellung auch Einrichtungen für einen längerfristigen Betrieb und die vorübergehende Aufnahme eines weiteren Truppenkontingentes. Man könnte deshalb auch von einem geschanzten Feldlager sprechen.

Der Form und Struktur nach handelt es sich bei dieser komplexen Schanzanlage um ein Konstrukt der Neuzeit, keinesfalls um ein mittelalterliches Defensionswerk, geschweige denn um einen Burgstall, wie mitunter kolportiert wird.

 

Ehe wir uns im Folgenden mit dem militärischen Zweck dieser Anlage und mit den Umständen ihrer Entstehung beschäftigen, folgen einige Fotografien, welche wir anlässlich einer Begehung im Dezember 2018 anfertigten. Dabei mussten wir leider feststellen, dass das gesamte Areal äußerst dicht mit einem Fichtenschlag bepflanzt und obendrein auch noch eingezäunt worden war - ein für eine Schanzenbegehung äußerst misslicher Umstand. Schließlich gelang es uns, durch eine bereits vorhandene Lücke im Zaun quer durch das Dickicht in das etwas lichtere Innere der Schanze vorzudringen und einigermaßen freie Abschnitte zu dokumentieren:

Das östliche Ende des Schanzentisches, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Der südwestliche Abschnitt des Wallgrabens, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Der mittlere Abschnitt der nordwestlichen Wallgrabenanlage, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Das nordwestliche Ende des Wallgrabens, am Absturz hinab in den Schmidgraben, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Der komplette Nordwestschenkel der Schanze, Panorama-Aufnahme vom 13. Dezember 2018. Zur Vergrößerung der Aufnahme bitte auf das Bild klicken!

Steilwand der Schanze, zum Schmidgraben hin, in der Gesamtdimension, Aufnahme vom 13. Dezember 2018. Die roten Pfeile bezeichnen die ungefähre Lage der Wallgräben.

Östliches Ende des Schanzentisches, aus der Sicht des Schmidgrabens, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Der Schanzentisch von Norden her, Aufnahme vom 13. Dezember 2018.

Das Gesamtareal des bewaldeten Schanzenareals aus der Sicht des Schmidgrabens, Distanzaufnahme vom 13. Dezember 2018.

Es folgt eine Aufnahme des Schanzentisches von C. K. Steingruber, welche im Jahr 2004 angefertigt wurde, d. h. zu einem Zeitpunkt, als auf der Schanze soeben die Wiederaufforstung begonnen hatte:

Das Gesamtareal der Schanze bei der Aufforstung, Aufnahme von C. K. Steingruber, von 2004. Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken!

 

Dem aktuellen Sachstand nach hat sich zu dieser Schanze am Schmidgraben kein Dokument aus der Zeit der Erbauung erhalten, ja nicht einmal der geringste schriftliche pder mündliche Hinweis dazu.

Welche Funktion hatte diese Waldschanze?

Die neuzeitliche Geschichte Oberösterreichs ist eine blutige. Zahlreiche Kämpfe haben das Land seit dem späten 16. Jahrhundert erschüttert; z. T. waren sie mit schlimmsten Pogromen unter der Landbevölkerung verbunden. Die Akteure wechselten: Bauern gegen die Obrigkeit (Adel und Prälaten), Protestanten gegen Katholiken, Einheimische gegen fremde Besatzung. Protestanten und Einheimische, das waren in der Regel auch die Bauern. "Land der Bauernkriege" wird Oberösterreich deshalb genannt. [Link] [Link]

Von daher liegt zunächst der Gedanke nahe, dass die Schanze am Schmidgraben als sicherer Rückzugsort von den Bauern der umliegenden Höfe errichtet wurde - zum eigenen Nutzen, für unsichere, kriegerische Zeiten.

Im Jahr 1595 hatte zum Auftakt des sogenannten Zweiten Bauernkriegs in der Nähe sogar eine richtige Feldschlacht stattgefunden, ca. 3,8 km von Neumarkt im Hausruckkreis und 7 km von der Schanze am Schmidgraben entfernt: Auf dem sogenannten "Stadlfeld", einer Hochebene westlich des Pollhamer Waldes, hatten sich am 13. November 1595 ca. 3500 bis 4000 protestantische Bauern zusammengerottet, um dem von Schloss Parz heraufziehenden Obristen Weikhart von Polheim mit seinen 165 Beritteten und 260 Landsknechten auf offenem Feld bewaffnet entgegenzutreten. Es kam alsbald zu Tätlichkeiten und, bedingt durch die Mannstärke der Bauern, am Ende zu einer verheerenden Niederlage der "ständischen" Truppen: Von den Reitern entkamen die allermeisten durch Flucht, vom Fussvolk des Polheimers blieben 142 Mann als Tote auf dem Feld.

Doch weder bei dieser Schlacht noch bei den vielen blutigen Kämpfen im Dritten Bauernkrieg (1625-1626), in dem sich protestantische Bauernheere gegen die katholische Fremdbesatzung aus Bayern unter dem Statthalter Graf Adam von Herberstorff wandten und ca. 12000 Tote auf verschiedenen Schlachtfeldern blieben, scheint die Schanze bei Polham eine wie auch immer geartete Rolle gespielt zu haben. Dies gilt selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass mitunter das Kriegsgeschehen gefährlich nahe kam (vgl. z. B. die Kämpfe im Linet-Wald bei Wels im Oktober 1626) und von den Bauern diverse Verteidigungsstellungen und Lager an den jeweiligen Kampfplätzen errichtet wurden (z. B. bei Emling oder Wolfsegg).

Der Schmidgraben war kein Platz von strategischer Bedeutung. Sein Grund war zu durchfeuchtet, um als Kampfplatz zu taugen, die unmittelbar angrenzenden Höhenzüge zu unwegsam, um größere Mengen an Streitern aufzunehmen. Im Übrigen war die Schanze bei Pollham auch keine bäuerliche Verteidigungstellung, die in der Regel eilends hingeworfen wurde.

Nein - es handelt sich vielmehr um ein ausgeklügeltes, mit größtem Sachverstand angelegtes und vielleicht mehrzeitig ausgebautes Feldlager, dass vor allem in seinen Vorwerken - z. B. mit den abwerfbaren Brücken - eine "militärische" Handschrift verrät.

Zu einer Bauernschanze passt dies keinesfalls, selbst wenn die umliegenden Bauern, die vermutlich einst zur Ausführung der Schanzarbeit verpflichtet worden waren, hinterher zu bestimmten Zeiten davon profitiert haben sollten.

Wie resümierte R. W. Litschel am Ende seines Werkes zu den Bauernkriegen in Oberösterreich ["Lanze, Schwert und Helm", Linz 1968]: "Die geschulte, von erfahrenen Offizieren geführte Truppe behielt noch immer die Oberhand ..."

In der Tat: In der Feldbaukunst geschult und in der Kriegstechnik erfahren muss der namentlich unbekannte Befehlshaber gewesen sein, der die Schanze von Polham errichten ließ. Dessen sind wir uns sicher.

 

Dabei handelte es sich bei der Pollhamer Schanze, wie das Folgende ergibt, nur um den einen Teil einer zweiteilig angelegten militärischen Anlage.

Das Gesamtkonzept hätten wir schwerlich durchschaut, wenn uns nicht eine grundlegende Einsicht aus unserer Arbeit über die Kurbayerische Landesdefensionslinie zwischen Donau und Hausruck  [Link] zugute gekommen wäre:

Anlässlich der Bayerischen Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) hatte der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel (1662-1726) an den Außengrenzen von Kurbayern mehrere hundert Kilometer lange Wallgräben errichten lassen, als Demarkations- und Verteidigungslinie im anstehenden Bayerischen Krieg (1702-1704). Auch an der Grenze zwischen dem damaligen Innbayern und dem Land ob der Enns entstanden solche Verteidigungslinien, deren Verlauf wir in Zusammenarbeit mit C. K. Steingruber minutiös nachgegangen sind.

Dabei fiel auf, dass auf oberösterreichischer Seite dieses kurfürstliche Konzept der Linearverteidigung, das sich alsbald als völlig nutzlos erweisen sollte, nicht mit einem analogen Schanzenbau beantwortet wurde, sondern dass man sich dort auf ein gestaffeltes System der Tiefenverteidigung verließ, das nur an wenigen Schlüsselstellungen Erdwerke vorsah. So waren im Land ob der Enns unter General Laurenz Victor Graf von Solari (+1704), einem fähigen Strategen, nur 2 größere Schanzen errichtet worden, die eine zwischen den Ortschaften/Weilern Simling und Schauerlix, die andere zwischen Hochholding und Dornedt.

Allerdings wurden mit diesen beiden Schanzen die "Achillesfersen" der oberösterreichischen Landsverteidigung im Sauwald geschlossen:

Für den Tross und die schwere Artillerie eines Invasionsheeres, welches von der Innseite her nach Linz und zur Donau vorstoßen sollte, gab es nur zwei trockene, d. h. fluss- und bachfreie Schleichwege, über man sich mit seinem schweren Zeug ohne Gefahr von Achsbruch und Wagenverlust hindurchmanövrieren konnte. Dies waren die Wasserscheiden zwischen den zahlreichen, zum Teil mit tiefen Taleinschnitten gesäumten Bachläufen, die das feindliche Vorwärtskommen auf natürliche Weise behinderten. Genau auf diesen Wasserscheinden hatte man, hart an der Grenze, die genannten Schanzen als Sperrwerk errichtet. Eine Umgehung durch den Feind war nicht möglich.

Welche Belastung Tross und schwere Artillerie für ein Heer der frühen Neuzeit darstellten, wollen wir an zwei plastischen Beispielen aus der oberösterreichischen Landesgeschichte verdeutlichen:

Wie schwierig es war, auch nur einen einzigen Geschützwagen mit Hilfe einer Pontonbrücke über einen Bach zu setzen, zeigt der Ausschnitt eines Gemäldes im Nationalmuseum Warschau: Hans Krell, Schlacht von Orsha, Tempera auf Eiche, ca. 1524-1530, gemeinfreie Aufnahme aus Wikipedia.

Bei einem solchen Umfang des Heerzugs und angesichts solcher Schwierigkeiten der schweren Artillerie mag sich nun der Leser ausmalen, dass sich die geschilderten Barrieren des Grafen von Solari im Sauwald wirklich als unüberwindliches Hindernis für den bayerischen Heeresvorstoß herausstellten.

Folgende Abbildung verdeutlicht das Konzept der obderennsischen Landesverteidigung von 1702-04, das eine äußerste Ökonomie der Mittel mit einem Höchstmaß an Effizenz verband. Unseres Wissens ist es keiner bayerischen Truppe gelungen, hier durchzustoßen. Mehr noch: Es wurde wegen der Hoffnungslosigkeit des Unterfangens erst gar nicht der Versuch des Durchbruchs unternommen!

Weiß gestrichelte Linie = kurbayerische Landesdefensionslinie, graue Linie = Grenze zwischen Kurbayern und Oberösterreich, gelbe Barren = oberösterreichische Sperrwerke von Simling-Schauerlix (oben) und Hofholding-Dornedt (unten), blaue Pfeillinien = versperrte Invasionsrouten.

Nach der Entdeckung der Sauwaldrouten wurde uns erstmals klar:

Die Nachhaltigkeit einer militärischen Invasion hing in früherer Zeit weniger von eleganten Kavallerie-Manövern oder heldenhaft gekämpften Feldschlachten ab, sondern von der Geschwindigkeit und Effizienz, mit denen sich das langsamste Glied eines Heerzuges, die Proviant-/Ausrüstungszüge und die schwere Artillerie mit ihren tonnenschweren Geschützwägen, im Feindesland vorwärts bewegten. Dies war  die entscheidende Determinante für den Gesamterfolg einer Kampagne. Vor allem die langsamsten Heeresteile benötigten für das Vorwärtskommen trockene, feste Böden ohne hinderliche Feuchtzonen, ohne sperrende Bach-/Flussläufe. Diese Eigenschaften gewährte im Regelfall nur eine Höhenroute entlang der Wasserscheiden.

Man darf davon ausgehen, dass die für den Erfolg eines Feldzugs essentiellen Geländeeigenschaften von den Kundschaftern des Invasoren bereits vor Ausbruch der Kämpfe penibel exploriert wurden.

Artillerie-Kolonne, Holzschnitt aus Solms Kriegsbuch 1559-60, gemeinfreie Abbildung aus Wikipedia.

 

Unter diesen Prämissen lohnte sich für uns die Untersuchung, ob nicht das geschanzte Feldlager bei Pollham an einer entsprechenden Transitroute für den Tross und die schwere Artillerie eines Invasionsheeres lag.

In der Tat wurden wir rasch fündig:

Wenn sich ein feindliches Heer aus Kurbayern aufmachte, um in Oberösterreich einzufallen, dann war es besonders wichtig, rasch und ohne Verzögerung, am besten in einem einzigen Tagesmarsch, bis nach Eferding an der Donau vorzustoßen, weil von dort aus sehr effektiv der Zugriff auf Linz zu Wasser und zu Lande erfolgen konnte. Zwischen Donau und Hausruck standen am südlichen Abschnitt der kurbayerischen Grenze nur der Pass von Geiersberg und südlich des Prambergs der Sattel zwischen Peterskirchen und Pram als Einfallspforten zur Verfügung. Von diesen beiden Zugängen aus gab es nur einen einzigen Höhenweg nach Eferding, der auf einer Wasserscheide verlief, deshalb keinerlei sperrende Wasserläufe aufwies und auch bei regnerischer Witterung relativ trocken und fest und deshalb gut zu befahren war.

Dieser geradezu "klassische" Einfalls-Korridor von Ried nach Eferding/Linz, der neben der Infanterie vor allem der Artillerie und dem Tross eines kurbayerischen oder anderen fremdländischen Invasionsheeres zugute kame, führt in nur 1,5 km Luftlinie nördlich der Schanze von Pollham vorbei. Wenn man von dort über einen Weg von ca. 1,8 km Länge auf die Höhe dieses Korridors hinaufstieg, dann befand man sich östlich des Weilers Gaisedt an einem Engpass von nur 220 m Breite, an dessen Flanken schon kein Durchkommen mehr war.

Dieser Engpass von Gaisedt soll im Folgenden etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Zuvor aber zeigen wir den Höhenweg von der bayerischen Grenze bis nach Eferding im gesamten Verlauf. Die Details dieses Wegs erschließen sich nur in der Vergrößerung, zu der man durch Klick auf das folgende Bild gelangt.

Der einzige trockene und feste Marschweg für ein von Westen heraufziehendes Invasionsheer - ohne sperrende Fluss- und Bachläufe. Gelbe Linie = kurbayerische Landesdefensionslinie von 1702/04, schwarze Linie = Landesgrenze Kurbayern-Oberösterreich, blaue Linien = Wasserläufe, gelber Punkt Mitte = Schanze bei Pollham, gelber Punkt rechts = Eferding, rote Pfeillinie = mögliche Invasionswege auf der Wasserscheide, besonders geeignet für Tross und Artillerie. Durch Klick auf das Bild kommt man zur hochauflösenden Karte!

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Situation im Detail und - damit den "genius loci":

Der Engpass von Gaisedt und die Schanze bei Pollham.

Wenn das Fußvolk, der Tross und die Artillerie eines Invasionsheeres an dieser geradezu "thermopylischen" Engstelle von Gaisedt [Link] ankam, dann hatte der Feind bereits 23 km anstrengenden Wegs von der Grenze her zurückgelegt, also mehr als zwei Drittel der maximal möglichen Tagesleistung erbracht - mit der Folge, dass er beim Eintreffen müde und erschöpft war. Wenn nun die Gegenattacke einer ausgeruhten "ständischen" Truppe erfolgte, dann war allein aus Gründen der unterschiedlichen physischen Kondition und Verfassung der Kombattanten der Erfolg einer solchen Attacke begünstigt.

 

Bei einer solchen Gunst der Lage sollte es möglich sein, weitere Details darüber, wie an dieser Stelle ein effektiver Angriff auf das Invasionsheer erfolgen konnte, aus dem Gelände heraus zu erschließen. Betrachten wir zunächst die örtliche Situation auf unterschiedlichen Karten, jeweils verstärkt durch das ALS-ermittelte Bodenprofil:

Die Anhöhe von Gaisedt, Ausschnitt aus der Österreichischen Grundkarte, mit Überprojektion des ALS-Bodenprofils. Die Schanze von Pollham ist gerade noch am unteren Bildrand zu erkennen.

Der Weiler Gaisedt besteht heute aus zwei Höfen, zur Zeit der Urmappe (Franziszeischer Kataster von 1823-30) hieß der Hof, welcher der besagten Engstelle am nächsten lag, "Opterseder". Weitere Informationen zu Gaisedt finden sich unter folgendem [Link].

Überprojektion der Oberösterreichischen Urmappe mit dem ALS-Bodenprofil.

Wir haben das Bodenprofil der Engstelle unmittelbar östlich des Hofes "Opterseder" etwas näher unter die Lupe genommen. Dazu war es nötig, dass sehr blasse Bild der Bodenschummerung nach www.doris.at abzudunkeln und im Kontrast zu verstärken, da sonst die Bodenstruktur nicht zur Darstellung kommen wäre.

Es ergibt sich der signifikante Befund einer doppelten, schwach ausgeprägten Bodenrille mit Punktelung. Unseres Erachtens handelt es sich hierbei um die vielen Pfostenlöcher, die zwei aufdoppelte Palisadenwände zurückgelassen haben. Die westliche Palisadenreihe erreichte mit ihrem Südende den westlichsten der drei bewaldeten Spitzgräben - im oberdeutschen Sprachraum auch Tobel genannt -, welche abströmendes Oberflächenwasser unter Ausbildung eines nördlichen Seitenastes des Schmidgrabens im Lauf der Jahrtausende erzeugt hatte. Hier, im sog. "Kühdobl" der Josephinischen Landesaufnahme von 1175-77, war für feindliche Heereswägen kein Durchkommen.

Ausschnitt aus der Josephinischen Landesaufnahme 1775 - 1777, mit Heraushebung der Verschanzungen, des "Kühdobls" und der bayerischen Grenze von 1809 bis 1816 (gelbes Band links im Bild).

Für die östliche Palisadenreihe gilt dasselbe, nur dass diese das Südende des östlichen und kürzeren Spitzgrabens anstrebte. Im Wald war hier über eine kurze Stecke eine zusätzliche Palisadierung und Grabenausfurchung unter Bildung eines rechten Winkels nötig, um das Passagehindernis zum komplettieren (gelber Winkel in nachfolgender Abbildung). Im Norden endeten beide Holzbarrieren direkt an der ebenfalls nicht passierbare Kante eines Steinbruchs, südlich des bereits deutlich tiefer liegenden Weilers Armau.

Die Pfostenlöcherreihen der Palisadenwerke bei Gaisedt.

Wie nachfolgende Abbildung veranschaulicht, umschlossen die beiden Palisadenwände ein Areal, welches im Süden an ein Wäldchen angrenzte, das wiederum über den mittleren der drei Schmidgraben-Tobel von der Besatzung der Pollhamer Schanze leicht und für den Gegner unsichtbar über einen bequemen Zugang erreicht werden konnte. Dazu war im mittleren Tobel die spitze Grabensohle auf Manns-, vielleicht sogar auf Karrenbreite verbreitert und planiert worden, während die beiden Nachbar-Tobel an der Sohle spitzwinkelig blieben und Wasserläufen Raum gaben, also in keiner Weise, weder zu Fuß noch zu Pferd, passiert werden konnten.

Es erschließt sich folgendes Konzept der Verteidigung des Passes von Gaisedt:

Die folgende Grafik verdeutlich noch einmal alle Komponenten des Verteidigungstandes im sogenannten "Kühdobl". Dazu bitte mit der Maus über die Abbildung fahren!

Die militärische Nutzung der Gräben südlich von Gaisedt: Rote gestrichelte Linien = Palisadensperren auf der Passhöhe, gelb = zusätzliche Palisadierung im Wald, eventuell auch unter Ausbildung eines Grabens, der das Oberflächenwasser von der Palisadenwand abhält, blaue Pfeil-Linie = Schleichweg vom Schmidgraben zur Bergstellung, grüne Viereck-Linie = Verteidigungsstellung.

Wenn man alle Komponenten - die perfekt passende Bodengestalt, das geschanzte Feldlager am unteren Schmidgraben, die palisadierte Feindfalle auf der Anhöhe - zusammennimmt, so handelt es sich hier um ein mit taktischer Klugheit und Erfahrung angelegtes Werk der aktiven Vorwärtsverteidigung, mit dem man selbst bei unterlegener Mannstärke einen zahlenmäßig überlegenen Feind, der von Bayern her aufmarschierte, eine Zeitlang von seinem Vorrücken in Richtung Eferding/Linz abhalten konnte.

In dieser Konfiguration handelt es um das genialste Konstrukt, das uns bisher bei der Untersuchung von neuzeitlichen Schanzanlagen in Oberösterreich untergekommen ist. Hier wurde auf jeden Fall unter geschickter Nutzung des Geländes mit einfachsten Mitteln ein möglichst hoher Effekt angestrebt.

 

Damit kommen wir zur Zeitstellung dieses Defensionswerkes und zu den Fragen, wer es gebaut hat, und ob es jemals militärisch genutzt wurde.

Dazu bedarf es wenigstens eines kurzen Überblicks in der Invasionsgeschichte Oberösterreichs, südlich der Donau:

Die früheste Invasion, die im Hinblick auf die Schanze von Polham relevant ist, ist die gewaltsame Einnahme Oberösterreichs durch bayerische Truppen unter Herzog Maximilian I. und seinem Generalissimus Johann t'Serclaes von Tilly im Jahr 1620. Wir haben bereits oben zwei wichtige Augenzeugen dieses Feldzugs, Pater J. Buslidius, den Beichtvater des Herzogs, und Pater J. Drexel, seinen Hofprediger, zu Wort kommen lassen.

Nachdem der Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, auch König von Böhmen, Ungarn und Kroatien, im Jahr 1619 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gewählt worden war, verpfändete er im Jahr 1620 das Land Oberösterreich an Herzog Maximilian I. als Anführer der Katholischen Liga, um die Rekatholisierung voranzutreiben. Der bayerische Herzog marschierte daraufhin am 24. Juli 1620 über den Pass von Geiersberg mit einem Heer von 24500 Infanteristen und 5500 Berittenen in Oberöstereich ein, nahm unterwegs den Ort Haag am Hausruck und am 28. Juli das von widerspenstischen Bauern besetzte Schloss Aistersheim ein und zog schließlich am 4. August in Linz ein.

Ausschnitt aus der Franziszeischen Landesaufnahme 1809-1818. Sowohl der "Kühdobl" als auch der Schanzenberg sind optisch schön herausgehoben.

Aus den Berichten der Hofgeistlichen erfährt man, dass Herzog Maximilian mit seinem berittenen Leibregiment die Talroute nach Linz über Grieskirchen und Wels nahm, was wohl seinen Grund in der vergleichsweise bequemeren Route und leichteren Quartierbeschaffung hatte. Seine Infanterie und Artillerie hatte er mit dem Tross im Schlepptau unter dem Oberbefehl des Generalleutnants von Tilly bereits am Vortag auf breiter Front und direkterer Linie in Richtung Eferding und Linz vorrücken lassen. Dabei wurde nach dem Prinzip der verbrannten Erde und in unfassbarer Grausamkeit für eine "tabula rasa" gesorgt: Nahezu alle am Weg liegenden Dörfer gingen in Flammen auf, auch alle Einzelhöfe wurden niederbrannt, die Landbewohner, derer man habhaft werden konnte, geschändet und ermordet, das Vieh und die Feldfrüchte beschlagnahmt oder vernichtet. So schrieb Pater Drexel zum Land bei Grieskirchen: "Alle Wege, die wir beschritten, lagen voller Tierleichen, voller toter Pferde, Hennen, Katzen, Schweine und Kälber. Dazu kam eine Unmenge verstreuter Eingeweide, aber auch Helme, zerbroche Harnische. Und dann die unzähligen niedergebrannten und noch immer qualmenden Bauernhöfe. Alle Höfe waren leer, kein einziger Bauer kam uns zu Gesicht..." Später, auf der Strecke von Grieskirchen nach Wels, "sahen wir wieder niedergebrannte Bauernhöfe, viel  herumliegendes Vieh und auch Menschenleichen ..."  Die Einheimischen hätten sich aber auch zum Teil heldenhaft verteidigt, merkte Drexel noch an. [Drexel, a. a.O., S. 148f.]

Das Invasionsgebiet von 1620 im Dezember 2018. Blick von Hainbuch in Richtung Trauntal. Heute handelt es sich um ein beliebtes Wandergebiet, die "Pollhamer Marterlroas".

Leider erfährt man nichts über den genauen Verlauf dieser "Mord- und Brand-Schneise", die Drexel im Gefolge des Herzogs am Rand passierte. Wir vermuten jedoch, dass Pollham und Umgebung mitten im Tilly'schen Aufmarschgebiet lagen. Ob die Artillerie - zunächst ist die Rede von nur 4 Kanonen, die die Bayern mit sich geführt hätten, doch nach der Eroberung von Haag und Aistersheim waren weitere hinzugekommen - auf diesem Wege durch "ständische" Truppen aufgehalten wurde, berichten die Geistlichen, fern des eigentlichen Kriegsgeschehens, nicht. Vielleicht kann man folgendes Zitat des Pater Drexel auf die Waldtobel bei Gaisedt beziehen: "Bevor wir am 12. August nach Linz auf relativ gutem Weg kamen, sind in einer Nacht [durch Sturz in eine Schlucht] 16 Pferde von den 40 Pferden umgekommen, die einem einzigen Apostel-Geschütz vorgespannt waren ..." [Drexel, a. a. O., S. 151]

 

Ein weiterer bayerischer Invasionsversuch von Geiersberg aus fand im Rahmen des großen Bauernkriegs von 1626 statt. Am 19. September 1626 hatten bayerischen Truppen unter dem bayerischen Generalwachtmeister Freiherrn Timo von Lindlo begonnen, nach Pram vorzustoßen, doch war dieser Vorstoß mit der schweren Niederlage in der Schlacht bei Kornrödt schon am Folgetag wieder beendet. 800 Bayern blieben auf dem Feld, darunter viele Offiziere, der Feind erbeutete 2400 Musketen. Die Passage von Gaisedt wurde zu dieser Zeit von den bayerischen Truppen erst gar nicht erreicht.

 

Mit einer erneuten bayerischen Invasion war zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs zu rechnen, genauer gesagt, zu Jahresbeginn 1704, als Kurfürst Maximilian II. Emanuel nach der Eroberung Passaus mit seinem Heer ins Innviertel einmarschiert war und am 12. Januar sein Hauptquartier direkt an der Grenze in Schloss Zell an der Pram aufgeschlagen hatte. Zuvor war seitens der oberösterreichischen Landstände viel geschanzt und alles für eine Invasion des Landes ob der Enns vorbereitet worden. Doch dann rückte der blaue Kurfürst mit seinen Einheiten über Riedau und St. Willibald nur bis Peuerbach vor - mehr oder weniger kampflos, nachdem sich die gegnerischen Truppen ohne Vertrauen auf die eigene Stärke eilends bis hinter die Traun zurückgezogen hatten. Der Kurfürst bezog mit seinem Hauptkontingent für einige Tage Quartier in Peuerbach und belegte das Land mit schweren Kontributionen. Doch schon am 17. Januar 1704 ließ er plötzlich zum Rückzug blasen, weil er von einem drohenden Einfall nach München, von der Tiroler Seite her, erfahren hatte. Zwar hatte er zuvor noch ein Reiter-Détachement über Waizenkirchen bis nach Eferding vorrücken lassen, das naturgemäß mit der Überquerung des Aschach zu Pferd keine großen Probleme hatte, aber Artillerie und Tross waren erst gar nicht in Bewegung gesetzt worden. Insofern blieb die Einfallsroute nach Eferding über die Engstelle von Gaisedt ohne Feindberührung, und es ist angesichts der Totalrückzugs der Oberösterreicher fraglich, ob die Schanze bei Pollham zuvor überhaupt noch mit Soldaten besetzt war. Man muss hinzufügen: Falls sie bereits existierte.

Ausschnitt aus der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme 1869-1887.

Doch auch im 19. Jahrhundert war es in Oberösterreich mit der Invasionsgefahr nicht vorbei. Ganz im Gegenteil: Der Druck des Feindes war zu Beginn des Jahrhunderts so groß wie nie zuvor, doch diesmal trugen seine Banner die Trikolore: Wir erinnern an die wiederholten Einfälle der Franzosen im Rahmen des Zweiten, Dritten und Fünften Koalitionskriegs (1800/01, 1805/07, 1809):

Obwohl das Itinerar des Franzosenkaisers seine Kriegspfade durch Oberösterreich in diesen Jahren gut nachvollziehen lässt, ist es angesichts der Truppenstärke der Französischen Armee, die zeitweise mehr als 120000 Mann umfasste, kaum möglich, die Bewegungen eines jeden Feindverbandes nachzuvollziehen. Es ist anzunehmen, dass der Durchzugskorridor von Gaisedt beim Aufmarsch der Franzosen passiert wurde, wahrscheinlich sogar wiederholt. Allerdings bestand ein wesentliches Charakteristikum napoleonischer Kriegskunst im Verzicht auf einen größeren Tross, so dass die Passage von Gaisedt nicht zwingend abgepeilt werden musste. Dies galt allerdings nicht für die französische Artillerie. Da die Franzosen ganze Geschützbatterien per Fuhrwerk gegen Linz bewegten, hätte bei einem solchen Zug das Sperrwerk von Gaisedt prinzipiell seinen Dienst verrichten können. Allerdings war es auch in diesen Jahren mit der Kampfeslust der Österreicher nicht zum Allerbesten bestellt, insofern müssen wir offen lassen, ob zur Zeit der Franzosenkriege die Anlage von der Schanze bei Pollham aus bedient wurde oder nicht - falls es sie gab.

Im Jahr 1813 befürchtete man in Oberösterreich einen erneuten Einfall der Franzosen, weshalb an wichtigen strategischen Punkten erneut Schanzen aufgeworfen wurden. Dieses Jahr markiert den spätesten Zeitpunkt, zu dem die Stellung bei Pollham und das Sperrwerk bei Gaisedt errichtet werden konnten.

Doch dann fiel Napoleon Bonaparte durch seine Niederlagen in den Jahren 1814 und 1815 sukzessive in die Bedeutungslosigkeit zurück, und die französische Tragödie hatte für Oberösterreich ein Ende. Am 3. Juni 1814 wurde in Paris die Rückgabe des Inn- und Hausruckviertels an Österreich vereinbart, mit dem Münchner Vertrag vom 14. April 1816 kam es zur offiziellen Übergabe an die obderennsische Regierung.

Damit endete die Zeit der feindlichen Invasionen in Oberösterreich.

 

Nach diesem Exkurs in die Historie gehen wir zu den Eingangsfragen zurück und ziehen ein vorläufiges Resümee:

Theorie und Praxis, planerischer Anspruch und soldatische Wirklichkeit gehen gerade im Krieg oft weit auseinander:

Ob auf der Anhöhe von Gaisedt je erbittert gekämpft wurde, wissen wir nicht. Dass das späte hölzerne Sperrwerk Schauplatz eines Zusammenstoßes war, glauben wir wegen des Erhaltungszustandes der Bodenmerkmale nicht. Bei der Schanze am Schmidgraben wäre ein Kampfgescheen grundsätzlich möglich, muss aber leider auch offen gelassen werden. Die Zerstörung der dortigen Wallkrone steht damit nicht in Zusammenhang.

Wir sind also weit davon entfernt, genau zu wissen, was an der Schanze am Schmidgraben und am Sperrwerk von Gaisedt wirklich geschah.

Vielleicht gibt es dazu eine mündliche Überlieferung vor Ort, die wir nicht kennen. Nähere Informationen könnten wahrscheinlich eine geomagnetische Prospektion des Geländes und eine Untersuchung mit Metalldetektoren, bezüglich datierbaren Münz- oder Waffenfunden, liefern.

 



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