30.08.2014:

Das Krieger-Denkmal von 1914 im Zentrum der Berchinger Altstadt

Die Tradition, dass in Berching ehemalige Kriegsteilnehmer und Soldaten ihre gefallenen Kameraden ehren, geht weit zurück.

Schon seit dem Jahr 1834 veranstaltete ein Organisationskomitee, dessen Mitglieder wir heute nicht mehr kennen, alljährlich bis zum Jahr 1866 in Berching ein großes überregionales Veteranenfest mit Gottesdienst, welche die Teilnehmer der napoleonischen Kriege und der Freiheitskriege (bis 1814) ehrte.

Vom 31. Juli 1859 hat sich hierzu ein Einladungsplakat erhalten, unterzeichnet von Bürgermeister Pradarutti, einem gebürtigen Italiener. Es gab damals einen öffentlichen Umzug mit weißblauen Fahnen bis zur Stadtpfarrkirche; anschließend wurde das Festmahl in der Schankwirtschaft der Brauerei Gößwein eingenommen (heute Bahnhofstraße Nr. 9).

Frühestes Zeugnis für ein Berchinger Veteranenfest.

Aus dem anfänglichen Organisationskomitee hatte sich nach und nach ein richtiger Verein konstituiert, der im Jahr der nationalen Erhebung 1848, in dem die Wurzeln der deutschen Demokratie gelegt wurden, bereits 244 Mitglieder umfasste.

Zwar kennen wir nicht das exakte Datum der konstituierenden Sitzung dieses Vereins, weil die Vereinsakten im Zweiten Weltkrieg verloren gingen. Doch wenn wir das Organisationskomité von 1834 als Vorläufer mit einbeziehen, handelt es sich beim Berchinger Kriegerverein um einen der ältesten Soldatenvereine Bayerns! [Link] Dies ist ein weiteres Sondermerkmal für Berching, das nur wenigen bekannt ist.

Mit dem Deutschen Krieg von 1866, auch Deutscher Bruderkrieg genannt, der den Bayern unter der Führung Österreichs eine Niederlage und dem Königreich Preussen die Suprematie über ganz Deutschland brachte, kamen die Aktivitäten des ersten Berchinger Kriegervereins zum Erliegen.

Erst nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 konstituierte sich der Verein als "Krieger- und Veteranenverein Berching Opf." neu.

Erster Vorsitzender wurde der Kriegsveteran und Kupferschmiedemeister Johann Baptist Huber, geb. am 24. Juni 1841 in Weicht, bayerisch Schwaben.

Kupferschmiedemeister Johann Baptist Huber, Teilnehmer an den Kriegen von 1866 und 1870/71, dem die Errichtung des Berchinger Kriegerdenkmals zu verdanken ist.
Es handelt sich bei Johann Baptist Huber um den Urgoßvater des in Berching hochbeliebten, leider viel zu früh verstorbenen Ehrenbürgers Dr. h. c. Hans Huber, der in Erasbach einen der weltweit bedeutendsten Abwasser-Technologie-Betriebe aufgebaut hat: Die Huber Technology SE. Über 4 Generationen war der urgroßväterliche Betrieb in der Hand derselben Familie geblieben. [Link]

Schon kurz nach der Gründung, im Jahr 1882, zählte der von Johann Baptist Huber gegründete Veteranen-Vereins 128 Mitglieder, im Jahr 1898 feierte er sein 50jähriges Bestehen, im gleichen Jahr wurde ihm von seiner Königlichen Hoheit, Prinzregent Luitpold, eine Luitpold-Medaille gestiftet und am 12. März des gleichen Jahres feierlich übergeben.

Johann Baptist Huber war bereits ein hochbetagter Mann, als er am 26. August 1912 bei der Stadt einen Platz für ein neu zu errichtendes Kriegerdenkmal beantragte. Er wurde genehmigt und lag nur wenige Meter neben seinem damaligen Wohnhaus.

Das Stammhaus der Familie Huber mit der Kupferschmiede, heute Pettenkoferplatz 4, trug früher nach dem Vorbesitzer Michael Gaukler (1775-1841) den Hausnamen "Gauklerhaus" und war am 13. Februar 1908 von Johann Baptist Huber an seinen gleichnamigen Sohn, geb. am 27. August 1882, übertragen worden. Anschließend zog der alte Herr in das kleine Häuschen um, das heute die Hausnummer Reichenau 26 trägt (Eisdiele La Piazza) und damals ebenfalls "Gauklerhaus" genannt wurde (nach dem gleichen Vorbesitzer).

Johann Baptist Hubers letztes Wohnhaus.

Die Umstände von Hubers Umzug, von dem uns der Berchinger Kirchenmaler und Heimatpfleger Gustl Ambos berichtete, sind uns nicht bekannt. Dem Häuserbuch der Stadt Berching nach stand das kleine Haus damals nicht im Besitz der Familie Huber, sondern gehörte einer gewissen Familie Bauer. Dennoch muss es Ambos genau gewusst haben, denn er selbst besaß dieses Haus ab 1952.

Wir gehen davon aus, dass das Haus Nr. 26 für Johann Baptist Huber so etwas wie ein "Austragshäusl" war. Ob damals seine Frau noch lebte und mit ihn das Haus bewohnte, ist uns nicht bekannt.

Es war Hubers unermüdlichem und auch finanziellem Einsatz zu verdanken, dass schon zwei Jahre später, am 24. Juni 1914, knapp vier Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, das erste und einzige Kriegerdenkmal Berchings unter dem Beisein des Beilngrieser Bezirksamtsmannes Schneider enthüllt und eingeweiht werden konnte. Bilder hiervon haben sich leider nicht erhalten.

Der Nürnberger Bildhauer Ernst Fischer hatte mit königlicher Genehmigung das Denkmal aus einem großen Block Kirchheimer Muschelkalks skulptiert. Die damaligen Kosten beliefen sich auf 5000 Reichsmark, wozu die Stadt Berching nur einen Zuschuss von 800 Reichsmark gab. Hinzu kamen einige hundert Mark durch Spenden der Berchinger Büger, den immensen Rest übernahm allein Johann Baptist Huber, der sich damit selbst ein Denkmal setzte. Huber wusste, was Krieg bedeutete: Er hatte als junder Mann an den Kriegen von 1866 und 1870/71 aktiv teilgenommen.

Der Bayerische Löwe des Kriegerdenkmals.

Den Kopf der wuchtigen Gedenksäule ziert ein großer bayerischer Löwe mit Wappen. Auf der Vorderseite der Säule stand einst folgender Text:

"1856 - 1870 - Wer zum deutschen Stamme sich bekennt, reiche stolz und freudig seine Gabe und so bauet sich auf ihrem Grabe ihrer Heldengröße Monument."

Die erste Jahreszahl ist ein Kuriosum, denn im Jahr 1856 hatte in Bayern gar kein Krieg stattgefunden. Der Bildhauer Ernst Fischer muss sich in der Jahreszahl einfach getäuscht haben; es sollte wohl "1866" heißen.

Heute ist die Zahl korrigiert.

Detail einer historischen Aufnahme, deren Datum uns leider nicht bekannt ist. Gut erkennbar die Zahl 1856 und das Eichstätter Bischofswappen auf der Gedenksäule.

Auf der Rückseite der Säule sind vier Gefallene der Krieges von 1870/71 mit Namen, Herkunftsort, Sterbedatum und Sterbeort vermerkt, wobei drei Tote aus Berching selbst stammten - Josef Gloßner, Josef Mändl, Georg Büttner -, ein gewisser J. Heindl jedoch aus Sollngriesbach, das damals noch nicht nach Berching eingemeindet war. Zusätzlich eingetragen war ein gewisser G. Heislbetz aus Fribertshofen, gefallen im 1866er Krieg bei Würzburg.

Darunter steht:

"Den ruhmreichen Kämpfern gewidmet."

Vier Jahre nach Errichtung dieses Denkmals hatte der Erste Weltkrieg die Berchinger eingeholt und von ihnen 12 mal soviele Opfer abverlangt als im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871:

36 Berchinger hatten in den Schlachten der Westfront ihr Leben verloren, fast ein Viertel aller Berchinger Soldaten.

Am 24. Februar 1919 veröffentlichte das Beilngrieser Wochenblatt (JG 7, Nr. 66) eine Gedenktafel der gefallenen und vermissten Söhne der Stadt Berching.

Die Berchinger Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Die bis 1918 Gefallenen machen fast ein Viertel davon aus.

Die Berchinger Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

Zwei Tage nach Veröffentlichung der Gedenktafel, am 26. Februar 1819, fand auf Initiative des "Krieger- und Soldatenvereins Berching" ein sogenanntes "Friedensfest" statt, die Begrüßungsfeier für die heimgekehrten Soldaten der Stadt. Nach den öffentlichen Reden fand ein Konzert statt, tags darauf folgte ein Traueramt für die Toten, mit anschließender Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal.

Die folgenden Aufnahmen stammen von diesem Fest, in dessen Freudentränen sich auch viele Tränen der Trauer mischten!

Aufnahme vom Friedensfest 1919, aus dem Büchlein von Gustl Ambos, Berching in alten Ansichten, 1979. Die Festrede hielt damals Josef Plank, jener Bürgermeister, dem wir in Berching auch die historische Hochwasserverbauung von 1920/1922 verdanken. Jeder heimgekehrte Soldat wurde anlässlich dieser Feier von der Stadt Berching kostenlos verköstigt.

Die Feier für die Kriegsheimkehrer und die Kriegstoten von 1919. Bild aus dem Fundus von Alfons Lichtenegger +.

Bilder von der Tausendjahrfeier der Stadt Berching 1926 und kurz danach lassen gut die räumliche Platzierung und weitere Konfiguration des Denkmals erkennen. Es war flankiert von einem breiten Podest mit gegenüberliegender Balustrade und beiderseitigen Stufen, sowie einer über Eck laufenden Steinbank zum Ruhen, Beten und Nachdenken. Möglicherweise waren diese "Zutaten" erst nachträglich ergänzt worden.

Zwischen den Weltkriegen. Im Vordergrund zur Linken das noch komplett erhaltene Kriegerdenkmal, dahinter das stattliche Bürgerhaus Schneeberger/Bauer mit Kaufladen (heute leider Neubau Willax), dahinter die Sattlerei Hintermeyer, und ganz hinten Hubstraße und der Pulverturm.
Das Kriegerdenkmal bei der Tausendjahrfeier 1926.
Andere Aufnahme vom selben Tag.
Bild aus dem Jahr 1927. Gut erkennbar auf dieser Aufnahme ist die steinerne Sitzbank seitlich der Gedenksäule.

Folgender Ausschnitt einer Postkarte aus dem Fundus von U. Trommer stammt aus der Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Er zeigt das originale Gesamtkunstwerk am schönsten. Wenig später, vermutlich nach den ersten Opfern des Zweiten Weltkriegs, wurde es auseinandergerissen, und Steinbank, Podest und Balustrade durch eine seitliche, grabartige Gedenkfläche ersetzt.
Es waren also die Nationalsozialisten, welche vor 1945 das schöne Gesamtkunstwerk aus Gedenksäule, Podest, Balustrade und Sitzbank auseinandergerissen hatten, um sich selbst und die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs mit einer Art von überdimensioniertem Bodengrab zu ehren. Dieses hatte bei Weitem nicht die künstlerische Qualität wie die vorherige Anlage. Der genaue Zeitpunkt des Umbaus ist uns nicht bekannt. Es wurden weiterhin Gedenkfeiern abgehalten, nunmehr mit erheblicher politischer Konnotation und Inszenierung, wie folgendes Bild zeigt.

Solche Bilder aus dem Dritten Reich werden heute nicht gerne gesehen, aber auch das ist Berchinger Geschichte. Wir zeigen die Aufnahme lediglich, um die Phasen der späteren Umgestaltung des Denkmal-Ensembles deutlich zu machen.

Wenig später folgte der Zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen.

Am Kriegsende waren in Berchung 82 gefallene Bürger zu beklagen. Hinzu kamen 25 Soldaten, die als vermisst gemeldet wurden und nie mehr in ihre Heimatstadt zurückkehrten.

Die beiden Weltkriege mit ihren schweren Verlusten hielten in Berching selbstredend auch den Soldaten- und Kriegerverein am Leben. Nur im Dritten Reich, genau von 1933 bis 1945, war der Verein aufgehoben gewesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende des nazi-Regimes in Deutschland konstituierte er sich umgehend neu. Als "Soldaten- und Kriegerkameradschaft 1834 Berching" existiert er vital bis zum heutigen Tag und hat sich stolz das frühe Gründungsjahr 1834 in den Titel einverleibt.

Die Details der jüngeren Vereinsgeschichte tun an dieser Stelle nichts zur Sache; man entnimmt sie am besten der Festschrift zum 175jährigen Bestehen, welche am 24. Mai 1909 aufgelegt wurde. Langjähriges Vereinslokal ist der Gasthof Dallmayer.

Die Ziele des ersten Vereins von 1834 waren nicht anders als die Ziele der heutigen Generation. Sie sind alles andere als martialisch oder kriegsverherrlichend:

Es geht um Pflege der Kameradschaft, wobei wegen der langen Friedenszeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Kriegsteilnehmer natürlicher inzwischen rar sind, es geht um Liebe zur angestammten Heimat, um den weiteren Erhalt des Friedens, um die Fürsorge für die Hinterbliebenen, nicht zuletzt auch um die Kriegsgräber- und Kriegerdenkmalspflege!

Das geschichtsträchtige Denkmal am Ende des Pettenkofer-Platzes gehört unauflöslich zur Geschichte der Berchinger Kriegsteilnehmer und zu dem Verein, der sie bis heute ehrt und in Erinnerung hält.

Das Mahnmal heute...

Heute sind die Veränderungen der Nazi-Zeit am Mahnmal wieder beseitigt und die Stele mit zwei Zypressen und einigen Blumenrabatten flankiert. Da das Denkmal nicht selten durch parkende Autos verstellt ist und obendrein die flankiernden Zypressen zu hoch gewachsen sind, ist es heute optisch etwas ins Hintertreffen geraten. Dennoch ist es nach wie vor ein frequentiertes Anlaufziel und obendrei hochbeliebtes Vordergrundmotiv der Touristen, bei ihren fotografischen Streifzügen durch die Innenstadt.

...aus etwas anderer Perspektive.

Der Skandal

So hätte das Denkmal in Frieden auch die weiteren Zeiten überdauert, wenn nicht im Jahr 2013 das Architekturbüro Schober aus München auf den Plan getreten wäre, das vom aktuellen Magistrat der Stadt Berching mit der sogenannten "Stadtentwicklung" im Rahmen des sogenannten ISEK betraut worden ist. Dieses Planerbüro hat das Denkmal auf seine Abschussliste genommen und betreibt inzwischen gezielt seine Beseitigung bzw. seine Verschiebung in einen anderen Stadtteil - z. B. als weltliches Denkmal in den geweihten Kirchhof von St. Lorenz (!).

Es zeugt schon von einer gewissen Penetranz, wenn dieses Mahnmal für den Frieden im sogenannten "ISEK-Rahmenplan von 2013" gleich viermal als vermeintliches Störobjekt desavouiert wird, bzw. in den Entwürfen nonchalant gestrichen und durch ein ominöses "Kunstobjekt" ersetzt ist, was auch immer das sein soll.

Auszug aus dem ISEK-Rahmenplan 2013.

Auszug aus dem ISEK-Rahmenplan 2013.

Das Kriegerdenkmal ist im Entwurf bereits eradiziert und erfährt somit das gleiche Schicksal wie das Pflasterzollhäuschen am Krapfentor.

Am Ende des ISEK-Gehefts von 150 Seiten, genau auf Seite 146, werden auch gleich noch die angeblich beteiligten Bürger Berchings gegen das Kriegerdenkmal als Waffe eingesetzt. Beim sogenannten "Chill-Out am Bach mit einem Glas Wein" (für alle, die es nicht verstehen: das ist neudeutsch und heißt "Ausklingenlassen einer Veranstaltung unter Alkoholeinfluss!") sollen Berchinger Bürger geäußert haben:

"Kriegerdenkmal in den St. Lorenzgarten - könnte damit leben. Platz am Kriegerdenkmal: Willibald-Gluck-Brunnen mit Büste und Wasserspielen für Kinder!!!"

Da wird also das Verräumen des Kriegerdenkmals zur Überlebensfrage! Und der arme Christoph Willibald Gluck muss sich jetzt an Stelle des Kriegerdenkmals mit der Wasserpistole abschießen lassen!

Wir hoffen, liebe Mitbürger/innen, Sie haben erkannt, mit welcher Unverfrorenheit und Raffinesse hier vorgegangen wird, um Berchings Traditionen ins Lächerliche zu ziehen!

Nun - nach Mitteilung eines Ex-Stadtrats wurde noch im Jahr 2013 in einer Stadtratssitzung beschlossen, dass das geschichtsträchtige Kriegerdenkmal dort bleibt, wo es ist. Und dem ist auch gut so!

Aber die Gegenseite ist findig und lässt nicht nach:

Flugs hat man einen "Stadtentwicklungsverein" gegründet, der - von einem sogenannten "Projektleiter" organisiert, unter dem euphemistischen Deckmantel "Gemeinsam für Berching" alle möglichen Leute in Berching vereinnahmen soll, damit man sie bedarfsweise vorschieben kann, wenn mit den weiteren Maßnahmen irgendetwas in die Hose geht. Kein Mensch weiß, aus wie vielen Leuten dieser Retorten-Verein besteht, aber Hauptsache ist, er hat eine parteiübergreifende "Lenkungsgruppe" von 14 Personen.

Nun, liebe Berchinger, lasst Euch lenken!

Schon hat man im Sommer 2014 den ersten Test-Ballon fliegen lassen: Irgendjemand aus diesem Verein - oder war es das Architekturbüro Schober doch selbst? - hat versucht, die Presse für sich zu vereinnahmen!

Lesen Sie hierzu folgenden Zeitungsartikel:

Artikel im Neumarkter Tagblatt vom 20. August 2014.

Glücklicherweise war die zuständige Redakteurin so klug und hat sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Mit einem eindrucksvollen Bild von der Heimkehrfeier 1919 ist dieser Artikel garniert (hier aus Platzgründen weggelassen; siehe oben), der historische Bezug ist insgesamt hergestellt, und die spontan befragten Berchinger und Nicht-Berchinger haben sich intuitiv für den Verbleib des Denkmals ausgesprochen. Wohlgemerkt: sogar die Nicht-Berchinger, die zu dem Mahnmal selbst keinen Bezug haben!

Aber eines muss an dieser Stelle festgehalten werden:

Der Text des Denkmals ist zwar mit Pathos und in der Erwartungshaltung seiner Zeit verfassst, doch heute alles andere als kriegsverherrlichend zu verstehen! Das kommt nur auf den jeweiligen Blickwinkel an: Wer bereit ist, über diesen Text und seine Zeit nachzudenken, wer die Ängste vor der Zukunft fühlt, mit denen der Texter Heldengröße beschwor, um sich selbst und anderen Mut zu machen, wer die Namen der Gefallenen liest - der sieht darin sogar eine deutliche Abschreckung vor dem Krieg!

Wir haben uns gemüßigt gefühlt, unseren Unmut über das perfide Vorgehen des ISEK-Büros gegen unser Denkmal in einem Leserbrief zum Ausdruck zu bringen. Er wurde zwei Tage darauf ungekürzt abgedruckt:

Hört denn der Aberwitz in Berching nie auf? Noch liegt der Kuffer-Park nicht ganz auf dem Opfer-Altar, um für ein Unsinnsprojekt exekutiert zu werden, da hat man schon das nächste störende Objekt ausfindig gemacht - übrigens ein hochbeliebtes Vordergrundmotiv für unsere fotografierenden Touristen:

Die Gedenksäule von 1914 am Ende des Pettenkofer-Platzes.

Die Aufnahme, die das NT am 20. August 2014 veröffentlicht hat, stammt nicht von der Einweihungsfeier 1914, sondern vom Empfang der Kriegsheimkehrer 1919. Waren es im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 "nur" 3 Berchinger gewesen, die gefallen waren, so hatte sich 1918 die Zahl verzwölffacht! 36 Berchinger Männer abgeschlachtet auf dem Feld der Ehre, ihre Frauen verwitwet, ihre Kinder verwaist! Welch ein Unglück - für die Stadt, für das ganze Land!

Es war also damals eine Trauer- und keine Jubelfeier! Bei der Denkmalerrichtung 1914 hatte man Solches schon vorausgeahnt, daher die beschwörend-pathetischen Worte der Inschrift!

Damit sollte aber klar sein:

Es handelt hier um ein Mahnmal und nicht um ein Monument der Kriegsverherrlichung!

Seine Einmaligkeit erlangt es jedoch mit dem Bayerischen Löwen und dem Wappen: Wohl kein anderes Denkmal in Bayern manifestiert so eindrucksvoll und originell die letzte Glorie des Königsreiches, den Untergang der 738 Jahre währenden Wittelsbacher-Herrschaft in Bayern - und vor allem den Grund dazu, eben den verlorenen Krieg von 1914/18.

Andere Städte Bayerns würden sich deshalb die Finger abschlecken, wenn sie solch ein wertvolles und vielsagendes Unikat besäßen, das obendrein geschütztes und eingeschriebenes Denkmal ist (Nr. D-3-73-112-62) und deshalb gar nicht verändert werden darf. Nur hier in Berching langt man wieder einmal krass daneben - und denkt öffentlich über seine Verramschung nach!

Denn nichts anderes wäre es, wenn man dieses Denkmal auf den ehemaligen Kirchhof von St. Lorenz bringen würde. Als profanes Denkmal hat es dort nicht das Geringste zu suchen, sondern es gehört genau dahin, wo es steht, nämlich in den Mittelpunkt der Stadt. Schon heute dient der 1200jährige Kirchplatz als Abstellplatz - für einen hässlichen Betonklotz, der längst beseitigt gehört, und für eine Glocke und einen Turmhelm, die ins Depot sollten.

Was die vermeintliche "Grabsituation" anbelangt, so bräuchte man sich nur am historischen Vorbild orientieren, denn hier stand mal eine steinerne Sitzgruppe, die ebenfalls kopflos zerstört worden ist.

Hat man sich in Berching schon einmal überlegt, wie aktuell das Denkmal von 1914 inzwischen als mahnender Zeigefinger geworden ist - in einer Welt, wo die kriegerische Cyber-Reality der computerverwöhnten Kids an den Rändern Europas in blutige Realität umschlägt, und die neuen Brandherde immer gefährlicher naherücken?

Könnten Sie uns bitte öffentlich die Initiatoren des neuen Vereins nennen, der die euphemistischen Worte "gemeinsam" und "Entwicklung" für sich und für Dinge vereinnahmt, die kein echter Berchinger je in Frage gestellt hat und in Frage stellen würde? Wahrscheinlich reichen die Finger einer Hand!

Was ich bei diesen selbsternannten "Verschönerern" vermisse, ist vor allem eines: Respekt!

Werner Robl

Wenige Tage später hat sich die Witwe des verstorbenen Dr. h.c. Hans Huber, des Urenkels des Denkmalstifters, Frau Prof. Manuela Jahrmärker, ebenfalls zu Wort gemeldet:

Nun bin ich zwar keine Berchingerin, doch fühle ich mich meinem Mann gegenüber geradezu verpflichtet, auf den Artikel "Was soll aus dem Denkmal werden?" zu schreiben, hätte er selbst kaum geschwiegen, zumal er sich schon einmal wegen dieser Frage öffentlich zu Wort gemeldet hat. [Am 17. Juli 2012 im Neumarkter Tagblatt]

Daher will ich versuchen, in seinem Sinne zu der Frage um das Kriegerdenkmal Stellung zu nehmen.

Zunächst zwei Bemerkungen:

Wie wäre es, wenn diejenigen, die das Denkmal versetzt wünschen, sich auch namentlich bekannt machten und nicht allein unter der anonymisierenden Hülle/Maske des Vereins aufträten? Noch dazu fällt doch befremdlich auf, dass keinerlei Wort über die Alternative zum Denkmal - also das entscheidende Motiv zur Änderung - fällt. Wie das Wort "Denkmal" sagt, handelt es sich um einen Gegenstand der Erinnerung an eine Sache, eine Person oder ein Ereignis, dem Gedenken, der Mahnung - dann als Mahnmal bezeichnet - gewidmet. Und die Bürger, die Sie zitieren, gehen allem Anschein nach souveräner mit ihrem Berchinger Denkmal und seiner kriegsverherrlichenden Inschrift um als die, die - offenbar partout - meinen, man müsse "da etwas machen". Der Sinn der Mahnung steht heute außer Frage.

So bleibt die Frage seines Standortes: Zwar ist beim Denkmal in erster Linie dieses selbst gemeint; der Ort, an dem es aufgestellt ist, gehört jedoch essenziell zum Denkmal als Denkmal: Definitionsgemäß hat es einen prominenten Platz; an einer Randlage platziert, wie das bei der Lorenzkirche oder Michaelskapelle der Fall wäre, verlöre es einen erheblichen Teil seines Charakters!

Dass der Platz um das Denkmal herum freilich am liebsten als Parkplatz benutzt wird, ist eine andere Sache, die sich aber sicher ebenso abstellen ließe, wenn man es wollte, wie sich der Platz auch etwas erweitern und durch Bänke zu einem Ort gestalten ließe, an dem man sich trifft.

Außerdem muss, wenn denn nun die Position dieses Denkmals in Frage gestellt wird, konsequenter Weise auch diejenige des kleinen Kontraposts vor dem Rathaus bedacht werden. In jedem Falle ist es von der Familie Huber mit Bedacht in Sichtweite zum diskutierten Denkmal gesetzt: das eine eines, in dem Krieg und Tod fürs Vaterland verherrlicht werden, das andere eines, in dem die friedliche Nutzung des Wassers thematisiert ist - beide sind Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes, und beide sind wesentlich oder ausschließlich gestiftet durch dieselbe Familie.

Wenn das Denkmal einem reformeifrigen Stadterneuerer im Wege steht, so wird gerade die Schwierigkeit, mit dem Denkmal an seinem angestammten Platze umzugehen und es in die eigenen Vorstellungen zu integrieren, am produktivsten sein und schließlich zum besten Ergebnis führen.

Einer Stadt seine Denkmäler zu nehmen oder sie verschwinden zu lassen, schiene mir kaum als Ausdruck eines Bürgersinns, der "das Ganze" im Auge hat und bedenkt.

Prof. Manuela Jahrmärker, Berching

 

Lieber Berchinger/innen! Wir bitten hiermit Euch alle um Solidarität mit unseren Kriegerdenkmal!

Entzieht der Fa. Schober das selbstverliehene Mandat, über dieses Denkmal zu urteilen!

Es muss dort bleiben, wo es ist. Mehr noch: Es muss wieder mehr in Erinnerung gerufen und in Szene gesetzt werden!

Genau dies ist es, was wir unseren Kindern schuldig sind - und nicht Wasserspritzerei an einem Ersatz-"Kunstobjekt" namens Gluck-Brunnen!

 

[Zurück zur letzten Seite]