26. September 2014:

Das Berchinger Kopfsteinpflaster und sein medizinischer Nutzen

Um vorweg jedes Missverständnis auszuräumen: Behinderte und alte Menschen haben alles Recht der Welt, sich ungehindert vorwärts zu bewegen, und die Gesellschaft hat die Verpflichtung, für diesen Personenkreis bequeme und zweckmäßige Wege zu schaffen!

So weit, so gut! Es geht im Folgenden also nicht darum, dem betroffenen Personenkreis diese Chancen zu nehmen!

Es geht aber sehr wohl darum, die Berchinger Bürger/innen nochmals dafür zu sensibilisieren, dass dies in Berching-Innenstadt ohne großen Aufwand und vor allem ohne wesentliche Opferung der wertvollen Bodensubstanz zu erreichen ist, und dass in jedem Fall Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis zu einander stehen müssen.

Gewaltig stört es uns, wenn ein externes Stadtplanungsbüro wieder einmal mit der üblichen, u. E. üblen Methode versucht, Behinderte mediengerecht, d. h. mit Großaufnahme per Zeitung, in Szene zu setzen und für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren:

Wie einem Artikel des Neumarkter Tagblattes vom heutigen Tag [Link] zu entnehmen ist, wurden einmal mehr einige Behinderte mit ihren Rollstühlen und Rollatoren im wahrsten Sinne des Wortes vorgeschoben, um eine weitgehende Umgestaltung von Berchings Straßenbild unter Opferung des wertvollen Kopfsteinpflasters anzubahnen.

Dass es in Wirklichkeit weniger um Senioren und Behinderte geht, sondern darum, sechs- bis siebenstellige Euro-Beträge der Städtebauförderung an den Mann, sprich an die dahinterstehende Bau-Beton-Stein-Industrie  zu bringen, haben wir bereits deutlich gemacht. Wenn die bisher veröffentlichten Zahlen stimmen, stehen in Berching derzeit ca. 1,7 Millionen Euro an Ausgaben für den Straßenbelag in der Diskussion, am Ende wird es vermutlich das Doppelte sein, von den Verlusten an wertvoller historischer Substanz ganz zu schweigen. [Link]

Bei solchen Verlockungen lohnt es sich offensichtlich für Stadtplanerfirmen, mit Hilfe behinderter Statisten das Berchinger Granitpflaster, das schon jetzt eine ganze Menge für die Senioren leistet, als unwichtig bzw. unhistorisch abzutun:

"Zunächst betonte Schober, dass an dem jetzigen Belag nichts historisch sei, vor dem derzeitigen Pflaster habe hier Kalksteinpflaster gelegen. Die Planung stamme aus den 1980er-Jahren. Berching lebe nun seit 30 Jahren mit dem Pflaster, so schlecht sei es nicht. Schober bescheinigte der Stadt den 'üblichen' Ausbaustandard der damaligen Zeit."

Irrtum!

Dem üblichen Ausbauschema der 80er Jahre entsprach es, Kopfsteinpflaster herauszureißen und durch Asphalt zu ersetzen! Genau dieser Fehler, den landauf, landab fast alle Städte gemacht haben, blieb Berching durch die Umsicht seines damaligen Magistrats erspart. Man entschied sich dafür, Pflaster mit Pflaster und mit nichts anderem zu ersetzen und pflegte damit eine Tradition, die schon seit mindestens 500 Jahren unverbrüchlich galt. Das eindeutige Bekenntnis zum historischen Pflaster-Ensemble war bis jetzt einer der großen Vorzüge Berchings - und es ist im Übrigen bis heute gesetzlicher Auftrag: Ensembleschutz heißt das Stichwort, das bei den bisherigen ISEK-Projekten und städtischen Stellungnahmen an keiner Stelle vorkommt!

Das "So schlecht ist es nicht!" des Artikels ist also eine maßlose Untertreibung des eigentlichen Sachverhalts:

Das Berchinger Pflaster ist großartig - in seiner Vollständigkeit, in seiner Vielgliedrigkeit ist es ein bedeutsames Alleinstellungsmerkmal der Stadt!

Doch dieses Pflaster soll jetzt zum großen Teil weg, wenngleich die Töne in dem besagten Zeitungsartikel schon etwas moderater klingen.

Ist dieses Pflaster wirklich so behinderten- und seniorenunfreundlich, wie es immer wieder dargestellt wird?

Dass das Pflaster wegen des fehlenden Fahrkomforts und relativ lauter Abrollgeräusche die Kraftfahrzeuge einbremst und Behinderte, Kinder und Senioren vor dem Überfahrenwerden schützt, das haben wir schon an anderer Stelle deutlich gemacht. Desgleichen, dass es eigens für Kopfsteinplaster gebaute Kinderwägen, Rollstühle und Rollatoren mit Weichgummireifen gibt. Und im Weiteren, dass die Berchinger Bordsteinkanten traditionell so niedrig sind, dass sie kaum eine Barriere darstellen!

Ein weitere, sogar sehr wichtige und dennoch häufig übersehene positive Eigenschaft des Pflasters wollen wir nun an dieser Stelle vorstellen:

Anlass dazu gibt uns ein Leserbrief des Neumarkter Tagblatts vor einigen Wochen, in dem sich ein Nierenkranker darüber beklagte, wegen seiner Nervenstörungen in den Beinen beim Gehen in Berching Schmerzen erdulden zu müssen.

Der Betroffene leidet offensichtlich an einer Erkrankung, die in der medizinischen Fachsprache Polyneuropathie heißt. Diese kommt vor allem bei Diabetes mellitus, Alkoholismus und Nierenschwäche vor. Polyneuropathien sind geprägt von einem Verlust an funktionsfähiger Nervensubstanz, bedingt durch einen Schaden an den Isolationshüllen der Nerven, den sogenannten Markscheiden: Die Betroffenen haben das Gefühl, wie auf Watte zu laufen, sie spüren die Bodenstruktur nur mäßig oder gar nicht und leiden stattdessen an unangenehmen, teils schmerzhaften Kribbelgefühlen. Soweit der medizinische Sachverhalt.

Im Rahmen stationärer Rehabilitationsverfahren kommt es für die betroffenen Patienten darauf an, den erlittenen Bewegungsverlust wettzumachen, und den kranken Füßen und Beinen das Gefühl für unterschiedliche Bodeneigenschaften zurückzugeben. Alten- und Pflegeheime sind hier übrigens nicht im Geringsten förderlich: Auf ihren glatten Böden verlieren die Polyneuropathie-Kranken mangels Berührungsreizen umso schneller jegliches Gefühl für das Laufen!

Genau aus diesem Grund fordern Krankengymnasten und Bewegungstherapeuten in den Reha-Kliniken die Betroffenen dazu auf, ein Lauftraining zu beginnen, und sie werden gezielt an Bodenbeläge unterschiedlicher Struktur herangeführt, um durch taktile Reize die geschädigten Nerven zu reaktivieren! Dafür gibt es sogar eigene Trainingstrecken (siehe Bild); durch die Fußsohlenmassage werden zusätzlich Durchblutung und Stoffwechsel angeregt, was wiederum nicht nur den Polyneuropathie-Kranken, sondern auch den chronisch Durchblutungsgestörten zu Gute kommt! Schmerzen müssen dabei allerdings am Anfang in Kauf genommen werden, wenn das Training am Ende Erfolg zeigen soll!

Und Fußgesunden tut ein solches Training natürlich auch gut. Diesen wird mitunter sogar empfohlen, auf städtischem Kopfsteinpflaster barfuß zu laufen - Straßenschmutz hin oder her! [Link]

Links: Fußsohlen-Trainiungsfeld in einer Reha-Klinik. Rechts: Barfußlaufen auf Kopfsteinpflaster als Trainingsempfehlung.

Wenn man diesen Sachverhalt auf Berching und seinen historischen Straßenbelag überträgt, so heißt dies im Klartext:

Es handelt sich bei dem Kopfsteinpflaster Berchings um ein grandioses Rehabilitationsinstrument für kranke Füße und Beine - einer Seniorenstadt mit Rehabilitationsklinik würdig!

Ob sich dies die Betroffenen je klar gemacht haben? Wir vermuten: Nein!

Von sogenannten Stadtplanern werden Sie darüber auch kaum etwas erfahren! Für diese ist das Pflaster erst einmal primär schlecht - aus den besagten Gründen.

Wie bei so vielem anderen kommt es auf Aufklärung und Einstellung an: Man kann ein Kopfsteinpflaster als belastend und schädlich begreifen - oder als sehr gute Trainingschance, als wohltuend und effektiv! Wie sagt man so schön: Ein Glas kann halbleer, es kann auch halbvoll sein! Es kommt nur auf den Standpunkt und die Betrachtungsweise an.

Die Stadt Heidelberg hat sich den Luxus geleistet, ihr verloren gegangenes historisches Kopfsteinpflaster wieder in weiten Teilen zurückzuholen - und leistet dabei vorbildliche Behindertenaufklärung. [Link]

Wenn wir unter gesundheitlichen Aspekten die objektive Wertigkeit des Berchinger Kopfsteinpflasters abwägen, so halten sich potentielle Vorteile und Nachteile nicht nur die Waage, es überwiegen klar die Vorteile!

Was am Ende bleibt, ist im Grunde genommen nur eine Notwendigkeit: Für die Fahrgeräte einige bequeme Bahnen durch Abschleifen des Pflasters oder allenfalls durch Ersatz mit bereits geschliffenen Pflaster zu schaffen und auf diesen Strecken möglichst alle hinderlichen Kanten abzubauen! Dies gönnen wir unseren Behinderten und Rollstuhl-/Rollator-Fahrern, die wir als Patienten zu großen Teil persönlich kennen, von Herzen!

Alles andere kann jedoch getrost unterbleiben!

Wozu man für die wenigen wirklich benötigten Wegemaßnahmen seitens der Stadt Berching sündhaft teure Stadtplaner- und Architektenbüros mit üppigem Salär braucht, bleibt ein Rätsel! Die Steuergelder der Bürger könnten weitaus sinnvoller verwendet werden!

Was den Rückbau der Straßen anbelangt, der in obigen Artikel auch thematisiert wurde, obwohl er mit der Barrierefreiheit von Behinderten zuunächst nichts primär zu tun hat (ganz im Gegenteil: eher mit dem Aufbau von Barrieren!), so wollen wir uns an dieser Stelle nicht wiederholen und nur kurz zusammenfassen:

Keiner wird etwas dagegen haben, wenn die Dauerparker der Stadtverwaltung vor die Mauern der Stadt verbannt werden. Ansonsten aber wird die Stadt Berching aufpassen müssen, dass der Schuss nicht gewaltig nach hinten losgeht, sprich: durch den Rückbau der ehe schon fragile Umsatz der Geschäfte nicht weitere gravierende Einbußen erleidet!

Zum Abschluss:

Dieser Kommentar wurde von einem Menschen geschrieben, der wegen schmerzhafter Arthrosen an beiden Füßen ebenfalls nur mit gewissen Schmerzen über das Berchinger Kopfsteinpflaster laufen kann. Seinen wahren Wert erkennend, wäre es ihm nicht im Traum eingefallen, dieses deswegen schlecht zu reden oder es sich wegzuwünschen!

29. August 2014:

Hoher Aufwand, kein Gewinn und großer Schaden: Die Innenstadtplanung des ISEK

Gravierende handwerkliche Fehler haben wir der ISEK-Planung und ISEK-Durchführung für Berching in den letzten Tagen attestieren müssen - gepaart mit einem immensen Zerstörungspotential für die historische Substanz. Hier die bisherige Schreckensbilanz, wie sie sich aus den bislang dem Bürger eröffneten Informationen ergeben:

    ISEK-Plan 2013: Das Zollhäusl vor dem Krapfentor ist bereits ausradiert.
  • Das Pflasterzollhäuschen am Krapfentor weggeputzt und damit eines der schönsten Altstadt-Ensembles zerstört. Der ISEK-Rahmenplan von 2013 gibt dies zwar nicht expressis verbis wieder, die beigefügte Übersichtskarte belegt allerdings die Urheberschaft auch ohne Worte (Siehe Rahmenplan barrierefrei und erlebnisreiche Altstadt - ein ISEK für Berching, Mai 2013, Plan in Anlage). [Link]

  • Der Schaidl-Garten als einstiges Streuobst-Biotop zubetoniert und damit entwertet - und dies sogar entgegen den Rahmenbedingungen der ISEK-Planung. [Link]

  • Der Kuffer-Park als historische Vormauerzone vor der schönsten Stadtmauerpartie Berchings aktuell planerisch zerstört und als unpassende Event- und Party-Meile  für die Fun-and-action-Gesellschaft von heute ausgewiesen. [Link]

  • Die historische Hochwasserverbauung von 1920/1922 als Meisterwerk der Bautechnik und als eines der wichtigsten Mauer-Ensembles verkannt und zum Abbruch freigegeben. [Link]

  • Den Lauf der Sulz in der gesamten Länge einer Pseudo-"Renaturierung" unterzogen, obwohl er zu keiner Zeit seit Bestehen der Stadt Berching eine Naturzone war. [Link]

  • Das wertvolle Kopfsteinpflaster der Stadt zur Teilvernichtung freigegeben. [Link]

  • Das Krieger-Denkmal am Ende des Pettenkofer-Platzes, eines der originellsten und wertvollsten Monumente der Stadt, zu einem künftigen Mauerblümchen-Dasein bestimmt.

So, wie sich diese "einmalige" Bilanz heute dem Außenstehenden darstellt, scheint sie auf eine einzige Person oder allenfalls auf ein paar wenige Personen zurückzugehen, welche offensichtlich nicht zur Bürgerschaft Berchings zählen, sondern von auswärts kommen, und allenfalls von einer ebenso kleinen Handvoll Leuten in Verwaltung und Magistrat von Berching unterstützt werden, welche noch dazu die Möglichkeit besitzen, ohne Bürger-/Stadtrats-Beteiligung eigenmächtig Änderungen an der Ausführung vorzunehmen (siehe Schaidl-Garten). [Link]

Bei all diesen Vorhaben - ob geplant oder bereits ausgeführt - greift eine rigorose Zerstörung von Berchings wertvollen Bodendenkmälern, seien es die historischen Vormauer-Streuobst-Biotope, seien es die Flutmauern an der Sulz, sei es das historische Straßenbild der Stadt.

Dabei fällt auf, das der gesetzlich vorgeschriebene Ensemble-Schutz der Stadt nicht nur nicht erwähnt, sondern an vielen Stellen gezielt ausgehebelt wird, und auch der sogenannte Denkmalschutz für Einzelobjekte nur ein Schattendasein führt.

Ansonsten sind die Pläne von einer weitgehenden Unkenntnis der historischen Gegebenheiten der Stadt Berching gekennzeichnet.

So ist der historische Teil der Ausgangschrift des ISEK vom Juni 2012, genannt "Ein ISEK für Berching, integriertes Stadtentwicklungskonzept", extrem mager gestaltet und er lehnt sich weitgehend nur an einem Artikel des Online-Lexikons Wikipedia an - um nicht zu sagen, dass er von dort abgeschrieben wurde, gut erkennbar an Aufbau und einzelnen Satzteilen. Bezüglich der Bodendenkmäler bezieht sich das ISEK auf die Liste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, die am 24.03.1976 erstellt wurde und längst nicht mehr aktuell bzw. in vielen Punkten unvollständig ist.

Vor dem Hintergrund dieser betrüblichen Ausgangslage hat uns in den letzten Tagen eine helfende Hand ein Dokument zur Verfügung gestellt, welches in Berching nur wenigen Personen zugänglich ist. Es handelt sich um die Handlungsanleitung bzw. Ausführungsbestimmung des ISEK vom Mai 2013, mit folgendem Titelbild:

In diesem Geheft von ca. 150 Seiten, das wir aus urheberrechtlichen Gründen innerhalb dieser Internet-Präsentation nicht in der Gesamtheit wiedergeben können, finden sich schwerpunktmäßig Ausführungen zur Veränderung des historisch gewachsenen Straßenbildes Berchings.

Für das Verständnis dessen, was nun folgt, wäre es wichtig, wenn der Leser erst unseren Übersichts-Artikel zur Geschichte des Berchinger Kopfsteinpflasters und zur aktuellen Platt-glatt-kaputt-Sanierung unserer Innenstädte zu lesen, ehe er mit der Lektüre fortfährt! [Link]

Das Berchinger  Stadtpflaster ist seit über 500 Jahren sukzessive ein- und ausgebaut, erneuert und umgestaltet worden, immer aber durch die ausschließliche Verwendung von Natursteinmaterial geprägt gewesen und darf wegen seiner vielgliedrigen Geschichte als weiteres, prägendes Kulturdenkmal der Stadt gelten. In Bayern stellt es wegen seiner ungewöhnlichen Vollständigkeit eine Einmaligkeit dar!

Dem unsensiblen ISEK Berching dürfte dies egal sein.

Aufgrund der leidvollen Erfahrung anderer Städte, die in Bayern wie im Rest von Deutschland aus wirtschaftlichen Interessen heraus derzeit platt-glatt-kaputt-saniert werden, erwarten wir auch in diesem wichtigen Punkt der ISEK-Rahmenplanung den Einbau obligatorischer Großplatten-Beläge als Ersatz für das ungleich wertvollere historische Klein- und Großstein-Pflaster, und wir sind eigentlich nur gespannt, mit welcher Argumentation und in welcher Ausprägung diese neuzeitlichen Bodenbeläge als Ersatz für das ungleich wertvollere Natursteinpflaster in die "Stadtentwicklung" Berchings gedrückt werden sollen.

Schon bei einem ersten Durchblättern des Rahmenplans fällt auf, dass die Straßen-Neugestaltung sage und schreibe 105 von ca. 150 Seiten einnimmt, also mehr als zwei Drittel des ganzen Gehefts, wohingegen alle anderen Projekte umfangmäßig stark abfallen. Damit ist schon eine erste Richtung vorgegeben und dem Ganzen ein Stempel aufgedrückt.

Verwundern muss dies aber nicht, weil mit der Straßenneugestaltung auch das größte Investitionsvolumen zugunsten der weiteren Planer und der Bau-Stein-Beton-Lobby abgegriffen wird. Beziffert sind im Rahmenplan des Jahres 2013 Beträge je nach Variante bis über 2,77 Millionen €, welche dann selbstredend in der Endabrechnung noch weit überschritten werden. Dies ist bereits heute, noch vor Beginn der Maßnahmen,  an den zwischenzeitlich kalkulierten Teilkosten erkennbar, wie sie kürzlich in einem Artikel des Neumarkter Tagblatts ausgewiesen wurden. Wir haben dies bereits kommentiert. [Link]

Da der Rahmenplan anfangs über viele Seiten alle möglichen Ecken und Enden Berchings ins Visier nimmt bzw. Einzelvorschläge zur deren Neugestaltung bringt, ist es für den unbedarften Leser zunächst etwas verwirrend, worauf das Gesamtprojekt hinausläuft. Wir wollen dem Leser deshalb diese Einzelheiten ersparen und statt lauter "Bäumen" gleich den "Wald" schildern, der am Ende dabei herauskommt.

Er wird in dem Geheft auf den Seiten 106 bis 111 plakativ zusammengefasst. Wir zitieren zunächst aus Seite 106:

"Zentrales Ziel ist die Reduzierung von Großstein, um auch optisch dem Aufenthalt und weniger dem fließenden Verkehr Vorrang zu geben. Hierbei soll die Großsteinpflasterung lediglich auf die wichtigsten Durchgangsstraßen reduziert werden. Weiterhin soll in diesen Bereichen der Straßenquerschnitt verringert und die Kurvenradien verkleinert werden, um die Geschwindigkeit zu reduzieren... Die Nebenstraßen erhalten mit der Herausnahme des Großsteinpflasters ein einheitliches Erscheinungsbild..."

Befassen wir uns mit den wichtigsten Einzelheiten, was hier geschehen soll:

"Zentrales Ziel ist die Reduzierung von Großstein..."

Grafiken der ISEK-Rahmenplanung 2013, S. 107.

So sieht er also konkret aus, der geplante Vernichtungsfeldzug gegen den historischen Pflaster-Belag Berchings, den wir bereits haben kommen sehen! [Link]

Geschätzte Reduktion der Fläche an Großsteinpflaster vermutlich mehr als 50%!

Es war nicht anders zu erwarten.

Während andere Städte ihr historisches Großstein-Pflaster wegen seines immer mehr steigenden Wertes hegen und pflegen, ja sogar bei früheren Verlusten zurückkaufen und wieder einbauen (wie z. B. Heidelberg, das damit UNESCO-Welterbe werden will), wird in Berching also demnächst rücksichtslos wertvollstes Steingut herausgerissen und das Abraummaterial vermutlich an den höchstbietenden Interessenten veräußert! Denn diese gibt es mit Sicherheit! Geldschöpfung der besonderen Art nennen wir dieses - der Verkauf des Tafelsilbers!

Entschuldigen Sie bitte, wenn uns dazu nur der spontane Ausruf einfällt: "Dümmer geht's nimmer!"

Würden Sie, liebe Leser, wenn Sie in Ihrem Briefmarkenalbum zuhause die "Blaue Mauritius" oder in Ihrem Weinkeller einen "Chateauneuf-du pape" von 1909 hätten, sich von einem Wohnungsverschönerungsverein sagen lassen, es sei heute "in", so etwas auf dem Flohmarkt abzustoßen?

Doch wohl nicht!

In Berching scheint aber aktuell Solches mit dem wertvollen Straßenpflaster durchzugehen!

Vorgeschoben wird von der ISEK-Planung ein hehres Ziel:

Verkehrsreduzierung durch Reduzierung der Durchfahrtsstraßen-Breite! Die Rede ist von viel zu weiten Kurvenradien, von viel zu breiten Fahrbahnen, von viel zu vielen Parkplätzen, die die "Erlebnis- und Aufenthaltsqualität" schmälern!

Waren die früheren Stadtplaner alles Schwachköpfe?

Allerdings wird sich kein ernsthaft denkender Mensch prinzipiell gegen eine Verkehrsberuhigung wehren, und erst recht kein historisch interessierter, da natürlich in Berching in früheren Zeiten ein weitaus geringeres Verkehrsaufkommen geherrscht hat als heute.

Nur:

Die Zeiten haben sich leider nicht nur in Sachen Verkehrsaufkommen gewandelt, sondern auch in anderer Hinsicht:

Heute ist die Innenstadt von Berching aufgrund vieler Standortfaktoren ein derart strukturschwacher Raum, dass der wenige verbliebene Einzelhandel und die Gastronomie essentiell darauf angewiesen sind, jede noch so geringe Barriere für den Kunden wegzuräumen, um nicht noch weiter Umsatz an die Nachbarstädte zu verlieren. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Damit relativiert sich selbstredend auch jeder Denkmalschutz, wenn dringende Notwendigkeiten der Menschen von heute vorrangig sicherzustellen sind. Die Halligalli-ISEK-Projekte in den Vormauerzonen sind allerdings keine derartigen Notwendigkeiten!

Der Bodendenkmalschutz in der Innenstadt ist im konkreten Fall dagegen kein Hindernis. Er arbeitet den Menschen zu und nicht gegen sie. Wir werden dies jetzt ausführlich begründen.

Während es aktuell wegen der komfortablen Breite der Innenstadt-Hauptstraßen relativ problemlos möglich ist, neben dem Parkverkehr auch einen Kurzhalte-Verkehr an den Straßenrändern zuzulassen, nicht selten in zweiter Reihe, dann hat das seine guten und triftigen Gründe: Gerade so wird bei Vollbelegung der Parkplätze noch ein Schnelleinkauf, eine kurze Besorgung möglich - und jeder autofahrende Berchinger wird zugeben müssen, dass er davon schon unzählige Male profitiert hat.

Nach dem Willen des ISEK-Planerbüros wird das künftig unmöglich - adieu Einkäufer, adieu Umsatz für die oft um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfenden Geschäftsleute!

Mit dieser Straßenplanung, liebe Berchinger, sind also für's Erste Einkaufs-Barrieren aufgebaut und nicht beseitigt, wie im Hefttitel versprochen. Und dies, obwohl Platz für alle ist, für Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer!

Die früheren Stadtväter haben das gewusst, sonst hätten Sie die aktuellen Straßenbreiten gar nicht konzipiert.

Uns ist es schleierhaft, dass von Seiten des Einzelhandels aktuell nicht ein Proteststurm über das Rathaus niederprasselt.

Im Übrigen verkennt die ISEK-Planung, dass Autos zum Erledigen von Bürgergeschäften nicht nur in die Stadt hinein, sondern auf dem kürzesten Weg auch wieder hinaus sollten.

Bisher gab es für diejenigen, die z. B. vom Mittleren Tor hereingekommen waren, auf der breiten Kreuzung zwischen Pettenkofer- und Reichenau-Platz und dann erneut vor dem Gredinger Tor günstige Wendemöglichkeiten ohne Rückstoßmanöver, die künftig komplett entfallen.

Es müssen also nun Autos zum Verlassen der Innenstadt die gesamte Kanal-Lände und die halbe Vorstadt durchfahren, wenn sie dahin zurückkommen wollen, von wo sie in die Innenstadt eingefahren sind. Zuvor wäre das gar nicht nötig gewesen.

Sieht so Verkehrsberuhigung aus? Wir nennen das überflüssige Verkehrsvermehrung!

Und was ist, wenn in den eingeengten Durchgangstraßen ein Lastwagen oder Kleinbus entgegenkommt oder zum Be- und Entladen längere Zeit am Straßenrand halten muss?

Dann ist für den fließenden Verkehr mit Sicherheit kein Durchkommen mehr!

Diese ISEK-Verkehrsplanung schafft also erst einmal Barrieren und längere Wege und beseitigt keine - übrigens auch für kraftfahrzeugfahrende Menschen mit Behinderung, die bisher bequem nahezu jeden Punkt der Innenstadt mit dem Auto erreichen konnten, nun aber auf die wenigen Behindertenparkplätze ausweichen müssen, die möglicherweise bald verstellt und zugeparkt sind.

Denn auch das gesamte Parkplatzangebot in der Innenstadt ist nach ISEK-Willen jetzt stark reduziert.

Sieht so das Programm aus, neue Bewohner in die leerstehenden Altstadthäuser zu bekommen? Diese brauchen nicht nun auf jeden Fall für sie ausgewiesene Parkplätze mit kurzen Gehstrecken, sondern auch generell ein großzügiges Parkangebot in der Innenstadt! Warum, werden wir gleich erklären!

Das ISEK-Verkehrskonzept für die Berchinger Innenstadt enthält zwei grundlegende Webfehler:

  • Es geht von einer sehr hohen Nachfrage für die Innenstadt aus, und der Bereitschaft der Besucher, ihre Autos auf den Außen-Parkplätzen abzustellen, was nur zu den seltensten Zeitpunkten der Fall ist.

  • Es setzt eine aktive Verkehrsüberwachung voraus, die in Berching aber nicht existiert und hoffentlich auch nie kommt!

Was also in verkehrsberuhigender Hinsicht in den historischen Kernen von dicht besiedelten Städten funktioniert, funktioniert in dem ländlichen, eher bevölkerungsschwachen Berching eben nicht!

Speziell eine aktive Verkehrsüberwachung will in Berching niemand, nachdem sie vor ein paar Jahren bei einer Erprobungsphase grandios gescheitert ist, und die Gängelung der Bürger in unserem überalterten Bürokratenstaat sowieso schon unerträglich überhand genommen hat. Außerdem gelten hier in Berching eben immer noch etwas andere "Gesetze" als anderswo. Was sich den ISEK-Leuten nur entzieht.

Da also eine aktive Verkehrsüberwachung fehlt, werden zubestimmten Zeiten weiterhin Einheimische und Besucher reichlich in die Altstadt hineinfahren und alle freien Plätze belegen - "Erlebnis- und Aufenthaltsqualität" hin und her. Wenn da aber keine ausreichenden Parkplätze und Straßenbreiten zur Verfügung stehen, wird eben wild geparkt, z. T. auf den neu ausgewiesenen Frei- und Fußgänger-Flächen, z. T. sicher auch auf den Parkplätzen von Anwohnern, selbst wenn diese mit Schildern eigens als reserviert bezeichnet sind.

Abhilfe würde nur eine zentrale Tiefgarage unter dem Reichenau-Platz schaffen, diese ist aber vermutlich wegen des feuchten Grundes mit so immensen Kosten verbunden, dass sie für die Stadt Berching nicht erschwinglich ist.

Ohne zentrale Tiefgarage und/oder Verkehrsüberwachung sind aber alle Verkehrsberuhigungsprojekte für die Katz und man kann es gleich bei den vorhandenen Straßenbild belassen! Es ist unter den gegebenen Umständen sowieso das bestmögliche!

An diesem Punkt anbelangt, hätte auch jeder einigermaßen aufgeweckter Stadtplaner ehrlicherweise eingestehen müssen: "Meine hehren Pläne laufen ins Leere, deshalb kann alles so bleiben, wie es ist!"

Dabei hätte er wenigstens nicht ein wertvolles Bodendenkmal wie das Großsteinpflaster geopfert!

Doch weit gefehlt in Berching:

Vielleicht geht es doch um etwas anderes, etwa um Großaufträge für bestimmte Firmen, und deshalb muss auf Teufel komm raus herumgerissen und herumgebaut werden, und wenn es noch so unsinnig und ineffektiv ist!

Wenden wir uns nun den projektierten Freiflächen zu, die der ISEK-Planung zufolge die allein glückselig machende "Aufenthaltsqualität" gewährleisten. Damit sind wir auch bei der berühmten "Barrierefreiheit" angelangt. Dass sie für Autos nicht gilt, haben wir bereits begründet. Wir zitieren erneut, nunmehr von S. 110:

"Ein zentrales Element zur barrierefreien Gestaltung der Alt- und Vorstadt ist der Einbau von gesägten Natursteinplatten sowie gesägtem Kleinstein, um das Gehen und Rollen zu erleichtern...

Die gesägten Platten sollen im Bereich des Reichenau- und Pettenkofer-Platzes zum Einsatz kommen. Hier sollen Platten entlang der Hauswand in ausreichender Tiefe verlegt werden. Die Breite des Plattenstreifens wird so gewählt, dass Rollstuhlfahrer, ältere Menschen mit Rollatoren und Personen mit Kinderwägen neben den notwendigen Freischankflächen entlang der Gebäude ungehindert passieren können...

Für die Bahnhofstraße und die St. Lorenz-Straße wird vorgeschlagen, das gleiche Plattenmaterial, aber in kleineren Formaten, zu verwenden. Hier wird entlang der Hauswand ein ca. 2 m breiter Streifen eingebracht.

Der gesägte Kleinstein ist für alle übrigen Straßen und Gassen vorgesehen..."

Konkret soll das Ganze in etwa so aussehen!

ISEK Rahmenplan S. 110.

Da ist er also endlich, dieser unsäglich langweilige Plattenbelag, dieses "Platt-glatt-kaputt"!

Landauf, landab wird inzwischen diese neue, weil Absatz und Umsatz generierende "Stadtdesigner-Doktrin" vertreten.

Wenn unschöner Asphalt dadurch ersetzt wird, mag alles noch angehen, aber deswegen eines der wenigen komplett erhaltenen und schönsten Altstadt-Pflasterensembles Bayerns zerstören?

Die betreffenden, nunmehr aber zu verbreiternden und künftig wild durch Autos zugeparkten Zonen hatten bisher ein Kleinsteinpflaster.

Stellt das aktuelle Kleinsteinpflaster aus Granit wirklich eine so schlimme Barriere für Behinderte und Senioren dar, dass man es jetzt auf drei Meter Breite an den Hauswänden herausreißen muss? Was hat die Durchgangsmöglichkeit im Gastronomiebereich überhaupt mit der Art des Bodenbelags zu tun? Passt so ein Plattenbelag überhaupt in ein historisches Häuserensemble?

Die Antwort für alles lautet klar: "nein" oder "nichts"!

Die gesägten und getrommelten Natursteinplatten kosten übrigens ein Heidengeld, was die ISEK-Planung auch genau weiß, nur nicht eigens benennt. Genau das ist aber der Grund, warum die Magistrate vieler Städte am Ende auf billigere Imitate aus Beton ausweichen.

Genau diese Beton-Unkultur erwarten wir nun auch in Berching!

Im Privatbereich mag so etwas aus Kostengründen angehen und, wie gesagt, auch auf zuvor asphaltierten Flächen.

Aber dafür ein filigranes, wertvolles Kleinsteinpflaster aus Granit opfern? Ein Unding!

Wir landen hier leider wieder bei unserem "Dümmer geht's nimmer" und müssen noch hinzufügen "Teurer geht's - trotz aller Einsparmaßnahmen - auch nimmer", wenn man zu den Kosten des überflüssigen Neueinbaus  auch noch den Wertverlust durch Ausbau des alten Pflasters hinzuzählt!

Bleiben wir noch ein wenig beim Berchinger Kleinsteinpflaster - nunmehr beim neu hinzugekauften. Denn nach Willen der ISEK-Planung ist das alte nicht verwendbar, weil das neue "gesägt" sein muss.

Das vorhandene, alte wird also weggeworfen oder verkauft.

Das neue Kleinsteinpflaster soll nun auch alle Seitenstraßen belegen, um der Einheitlichkeit willen.

Aus historisch-denkmalschützerischer Sicht ist anzumerken, dass genau dieses falsch ist:

Historische Pflaster sind nie einheitlich, ganz im Gegenteil!

Seltenst war früher das Stadtsäckel so voll, dass ganze Straßenzüge auf einmal gepflastert werden konnten, immer hat man erhaltungswürdige Flächen belassen und auch diverse Verlegemuster angewandt, so wie es halt Material, Ort und die Vernunft geboten.

Wir wollen dies gerade am Beispiel Berching mit einer historischen Aufnahme nochmals deutlich machen:

Der Stadtplatz nach dem Ersten Weltkrieg. Gut zu erkennen sind die unterschiedlichen Pflasterflächen und -stile. Ein Teil des alten Jurapflasters ist hier noch erhalten. Am Rande noch zu sehen ist auch die Sitzgruppe am Kriegerdenkmal, die ein früherer Magistrat unsinnigerweise abgerissen hat.

Also wieder einmal kein Gefühl für das historische Erbe. Einheitlichkeit ist in der Regel Unfug in einer historischen Stadt!

Und für diesen Unfug der Vereinheitlichung soll dann auch noch ein weiterer Teil des besonders wertvollen Großsteinpflasters in den Seitenstraßen geopfert werden!

Dasselbe gilt für die Vereinheitlichung von Wasserrinnen, Randsteinen etc., die die ISEK-Planung auch an diversen Stellen fordert: Keinerlei Notwendigkeit, ganz im Gegenteil!

Es ist in Berching unnötig wie ein Kropf, wegen einer vermeintlichen Einheitlichkeit die Pflaster-Beläge auf fast allen Straßen umzupflastern!

Hier geht es wohl wieder einmal nur um Mehrung der Auftragsvolumen für gewisse Bau-Sparten!

 

Damit kommen wir zur geforderten "Barrierefreiheit", dem ISEK-Fürsorge-Feigenblatt für Behinderte und Senioren.

Kein vernünftiger Mensch wird prinzipiell dagegen sein, dass der betreffende Personenkreis sicher und bequem durch Berching kommt!

Nur: Mit welchen zusätzlichen Mitteln soll das erreicht werden?

  • Zunächst bleibt festzuhalten, dass für Auto fahrende Behinderte, auch Kleinbusse mit Behinderten, die Einfahr- und Parkmöglichkeiten in die Stadt erst einmal drastisch eingeschränkt werden (bei letzteren durch Zuparken anderer Autofahrer). Das sind zwar keine unüberwindlichen Barrieren - aber immerhin!

  • Des Weiteren wollen wir festhalten, dass das Kleinsteinpflaster selbst im Rohzustand keine höhergradige Barriere darstellt.

  • Auch haben unsere Altvorderen die Bordsteinkanten in der gesamten Innenstadt klugerweise auf nur 4 cm Höhe gesetzt und so abgerundet, dass auch dadurch so gut wie kein Barriere entsteht.

  • Was Behinderte und Senioren, die in der Innenstadt selbst leben, anbelangt, so werden sie sich mit der jetzigen Situation längst arrangiert haben, z. B. durch Anschaffung und Verwendung von Vollgummireifen-Rollatoren und Rollstühlen.

Wenn es also um Barrierefreiheit geht, dann vornehmlich für auswärtige Behinderte, die mit ihren gewohnten Gerätschaften nun auch in der Altstadt von Berching zurecht kommen wollen.

Für diese ist es jedoch nicht nötig, alle Straßen der Stadt barrierefrei zu machen, sondern eben nur die wichtigsten und schönsten Straßenzüge!

Dazu gehört selbstredend das Straßenkreuz zwischen den Toren und der Zugang zu Kirchen, Behörden und Baudenkmälern, aber durchaus nicht alle Seitenstraßen und auch nicht der gesamte Stadtmauer-Ringweg, sondern vielleicht nur der schönste Teilsektor.

Das Mega-Programm der ISEK-Planung für die "Barrierefreiheit" ist also übertrieben und in weiten Teilen überflüssig!

Obendrein ist hier den Machern ein wohl unbeabsichtigter Fehler unterlaufen:

Ständig wird im Text suggeriert, dass echte Barrierefreiheit nur mit "gesägten" und "getrommelten" Platten und allenfalls mit "gesägtem" Kleinsteinmaterial möglich ist, also prinzipiell mit neuem, aufwändig bearbeitetem Material!

Allerdings ist an einer Stelle ein Bild in das Geheft gerutscht und zeigt, was man im Text verschwiegen hat: Es geht alles viel einfacher!

Laut Unterschrift soll hier ein sogenanntes "geschliffenes" Kleinsteinpflaster demonstriert werden - wenn auch mit falscher Abbildung, denn das gezeigte Pflaster ist, wie am Verlege-Muster erkennbar, doch "gesägt". Das Bild zeigt allerdings gut den Aspekt eines "geschliffenen" Pflasters!

ISEK-Rahmenplan, S. 111. Zum Kontrast oben der unhistorische Plattenbelag. Signifikant ist die Tatsache, dass unten stehende Aufnahme aus der Schweiz stammt. Dort ist man bei weitem nicht so unsensibel im Umfang mit historischer Substanz wie hier und vermeidet unpassende Accessoires!

Halten wir das Wesentliche fest:

Man kann, um barrierefreie Gehbahnen zu erzielen, vorhandenes Pflastermaterial ohne Ausbau ganz einfach glatt schleifen! Wir haben entsprechende Pflasterstrecken in Bamberg und in Aachen besichtigt, in letzterem Ort sogar mit dem besonders harten Eifel-Basalt. Das Prinzip funktioniert sehr gut. Die neuen Pflasterstreifen sehen relativ gut aus, weil sie dezent die Farbnuancen des historischen Steins herausarbeiten, und der Schaden für das historische Pflaster selbst hält sich in Grenzen: Es bleibt in toto erhalten und könnte eines Tages sogar durch Wendung wieder in den alten Zustand rückgebaut werden!

Dazu ein Bild und ein Link vom Vorplatz des Konstanzer Münsters, der jüngst entsprechend umgestaltet wurde. [Link]

Aus dem Süddeutschen Kurier vom 25.6.2013.

Die Beschleifung des Berchinger Pflasters auf bestimmten Bahnen, z. B. auf dem Seitenstreifen der Johannisbrücke, halten wir für die einzige legitime, weil einigermaßen verträgliche Maßnahme zur Schaffung von Barrierefreiheit für Rollstuhl-, Rollator- und Kinderwagenfahrer! Das Verfahren ist konkurrenzlos einfach und sicher erheblich kostengünstiger als ein Pflaster-Neueinbau!

Hinzu kommen ein paar wenige Stellen, wo für die Straßenüberquerung die ehe schon niedrigen Bordkanten rückgebaut und auch das Großsteinpflaster eingeschliffen werden müssen. Das ist alles!

Dazu bräuchte es allerdings keine ISEK-Planerfirma, die uns das Verfahren sowieso verschwiegen hat, auch keine zusätzlichen, mit über 200 000 € zu bezahlenden Straßenarchitekten und erst recht keine zusätzlichen Millionen, um am alten Pflaster herumzureißen, sondern nun einen intelligenten Wegeplan aus dem eigenen Bauamt!

Und das Alleinstellungmerkmal für Berching - "komplettes historisches Straßenpflaster" - bliebe dadurch erhalten!

Die modischen, nichtsdestotrotz unpassenden und schädlichen Betonplatten-Beläge können aber draußen bleiben!

 

Kommen wir abschließend noch zu ein paar Punkten, in denen die ISEK-Planung ebenfalls heiße Luft produziert hat oder ganz klar auf dem Holzweg ist:

  • Analyse des Parkens in Berching (S. 6-15):

    Das ISEK-Heft enthält seitenweise Analysen des Park-Verhaltens in Berching (was die Stadt natürlich bezahlen musste). Was dabei herauskommt, ist für jeden Berchinger äußerst banal:

    Zu manchen Zeiten ist die  Innenstadt von Berching zugeparkt, zu anderen fast autofrei!

    Keiner kann und wird daran etwas ändern!

  • Schilder für Parkplätze von Bewohnern mit Parkausweis (S. 17):

    Dieser Schilderwald ist von anderen Städten her sattsam bekannt, in Berching ist er bisher nie nötig gewesen, weil das Parkangebot eben für alle ausreichte.

    Nunmehr sollen ganze Reihen von diesen Schildern die Altstadtstraßen verschandelt, obwohl man doch den Schilderwald stark reduzieren will.

    Eine Klare Verschlimmbesserung in Sinne Karls Valentins!

  • Großschilder "Verkehrsberuhigter Bereich" (S. 18):

    Gegen den Inhalt hat keiner etwas. Die Großschilder verschandeln aber die historischen Tore, falls sie vor diesen angebracht werden sollen! Das historische Großsteinpflaster macht derzeit die Verkehrsberuhigung ohne große Schilder!

    Eine weitere Verschlimmbesserung.

  • "Shared space" (S. 20):

    Raus mit unnötigen Anglizismen aus dem historischen Berching! Stattdessen "Begegnungszone"? Euphemistischer Unfug ohne inhaltlichen Wert. Weglassen!

    Pseudo-Progressivität dieser Art ist typisch für das ganze ISEK.

  • Senioren als Versuchsobjekte und "high heels" auf dem Großsteinpflaster (S. 22):

    Das erste ist Missbrauch alter Menschen, und das zweite der Beleg, dass "high heels" gesundheitsschädlich sind. Was wir eh schon wussten.

    Das historische Großsteinpflaster ist dagegen nicht gesundheitsschädlich, es massiert die müden Fußsohlen! Noch so ein Vorzug!

  • Vorschläge zum Stadtbach (S. 34, 35):

    Da finden sich einige diskussionswürdige Anregungen, allerdings nicht die entscheidenden: Nicht der Wasserspiegel, sondern das viel zu tiefe Bachbett gehört höher gelegt, dazu die Stolperkanten an der Natursteinfassung beseitigt und die scharfe Innenkanten der Steine rund geschliffen. Hier hat sich einer unserer Patienten erst kürzlich durch Sturz schwer verletzt!

    Dazu gibt die alte Stadtbach-Fassung beim Soiferer-Haus den entscheidenden Impuls und demonstriert einmal mehr, wie lohnend es sein kann, sich am historischen Vorbild zu orientieren!

    Es sind unsere Altvorderen, die es am besten gewusst haben, wie es geht. Die Schäden Berchings beginnen erst ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Und durch das unglückselige ISEK scheinen sie sich jetzt in kürzester Zeit zu potenzieren!

    Obige Abbildung aus dem ISEK-Rahmenplan, unten eigene Aufnahme!

  • An mehreren Stellen (z. B. S. 34) wird das Kriegerdenkmal als störend beschrieben:

    Zu dieser Respektlosigkeit mehr in einem eigenen Artikel! [Link]

  • Obstbäume statt Rotdorn-Bäume am Grabmannplatz (S. 68):

    Rotdorne haben sich wegen der Kronengestaltung als Stadtbäume bewährt und sind in Berching schon auf ältesten Fotografien, kurz nach 1900, nachweisbar. Allerdings ist vielerorts damit eine städtische Monokultur entstanden. Wohl deshalb will Sie die ISEK-Planung, die die Berchinger Tradition nicht kennt, weg haben.

    Stattdessen die Pflanzung von Obstbäumen vorzuschlagen, ist allerdings ein Unding:

    Im gesamten Vormauer-Grüngürtel der Oberen Stadt, wo sie hingehören, werden Obstbäume vom ISEK vernachlässigt, doch auf diesen Stadtplatz sollen sie hin, obwohl sie aus historischen Gründen keinesfalls in den öffentlichen Bereich einer Innenstadt gehören.

    Der Platz an der Schmölzer-Gasse war um 1800 selbstredend baumlos! Um 1950 soll dann ein einzelner Birnbaum hier gestanden haben. Also doch ein Obstgehölz auf einem Stadtplatz. Das mag gerade noch durchgehen.

  • Der Kirchplatz von St. Lorenz (S. 76):

    Er weist tatsächlich gestalterische Defizite auf. Die ortsfremde Glocke gehört einschließlich des hässlichen Betonklotzes längst entfernt, die schiefe Kirchturmspitze daneben ins Depot.

    Der "kontemplative" Kirchgarten mit einer umlaufenden Rosengalerie (laut Plan im Anhang) ist allerdings wieder so eine fixe Stadtplaner-Idee, die vielleicht zu einer Kur- oder Bäderstadt des 19. Jahrhunderts passt, aber nicht zu einem alten karolingischen Gräberfeld.

    Hier wären ganz andere Gestaltungkriterien maßgeblich. In Zweifelsfall bleibt der Platz unbelegte Fläche.

  • Aufhebung der Parkbuchten und des Gehsteiges auf Höhe unserer Praxis in der St.-Lorenz-Straße:

    Das ist nun der allergrößte planerische Unfug (am Bürgerspital und einigen anderen neuralgischen Stellen übrigens ebenso). Man hat offensichtlich keine Ahnung vom Verkehrsaufkommen, das hier zu Praxis-Zeiten herrscht und bei uns schon zu einigen abgefahrenen Seitenspiegel geführt hat.

    Die Parkbuchten sind wie der beiderseitige Gehsteig allein aus Sicherheitsgründen zwingend erforderlich, nachdem hier auch schwere Busse durchfahren!

    Da in der Vorstadt mehrere Buslinien durchführen, ist der gesamte Straßenrückbau dort blühender Unsinn!

  • Jurastein-Streifen vor den historischen Häusern:

    Selbst wenn sich dazu einige Abbildungen im ISEK-Rahmenplan finden, sind sie bei den ISEK-Machern als Berchinger Spezifikum gänzlich unerkannt geblieben:

    Wir hätten uns gewünscht, dass dieser reizende Steinstil im ISEK auf für weitere Zonen und Häuser vorgeschlagen würde, allerdings wundert uns bei der allgemeinen "Blindheit" für die historischen Belange nicht, wenn es unterblieb.

    Hauswand in der St.-Lorenz-Straße.

  • Sehen wir uns abschließend eine der Varianten zur Neugestaltung der Stadtplätze an (hier von Seite 103):

    Die Pläne sind sich alle sehr ähnlich. Große Teile der gelb eingezeichneten, neu hinzugewonnenen Freiflächen und die häusernahen Streifen sollen womöglich alle mit historisch minderwertigem Großplattenbeleg versehen, d. h. verschandelt werden. Mit violetter Farbe haben wir ein neues Plansch- und Tretbecken für Kinder am Stadtbach herausgehoben, mit dunkel-türkisblauer Farbe sind die Freischankflächen der Wirtshäuser bezeichnet, mit Sternen die wenigen verbliebenen Parkbuchten, mit Kreuzen all die Stellen, wo voraussichtlich demnächst wild geparkt werden wird.

    Modifizierter Plan  von Seite 103.

    Das Einzige, auf das wir uns mit der ISEK-Planung einigen können, ist die Forderung, die Stadt von allen kunterbunt durcheinander aufgestellten Gegenständen, Dreieckständern etc. und dem Schilderwald zu befreien, sowie die unpassende Wirtshausbestuhlung auszutauschen (Das Letztere betrifft aktuell vor allem das Restaurant Meteora; was hier aufgestellt ist, passt einfach nicht!).

    Dazu braucht man allerdings keine ISEK-Planung, sondern nur die Einsicht in die Notwendigkeit, einen einfachen Stadtratsbeschluss und ein paar helfende Hände.

    Was die festen Strukturen dieser Planung anbelangt, so geht allerdings nichts durch:

    Es ist schon eine besondere Tragik der ISEK-Planung, dass sie dort, wo durchgehaltene Linearität angesagt gewesen wäre, nämlich in den Vormauer-Grüngürteln, mit unpassend geschwungenen und verwinkelten Strukturen aufgefahren ist - siehe Kuffer-Park [Link] -, während hier im Innenstadtbereich, wo die Irregularität der Häuser und sanft geschwungene Baulinien und Straßen charakteristisch sind, mit kantigen und winkeligen Figuren der Postmoderne dazwischengefahren wird!

    Dies betrifft z. B. das Tretbecken, die Freischankflächen, die ganze Straßenführung. Durch das Format des Großplatten-Belags wird dieser unschöne Effekt noch verstärkt und dadurch das historische Gepränge der Innenstadt aufgelöst bzw. in seiner Wirkung vermindert.

    Es handelt sich hierbei wohlgemerkt nicht um einen reizvollen Kontrast, der viel verhaltener hätte ausfallen müssen, sondern um eine unpassend-penetrante und störende Konfrontation mit den historischen Gegebenheiten!

    Schon allein wegen dieses grundsätzlichen Webfehlers taugt der ganze Plan des ISEK nichts!

    Aber auch in den Einzelheiten ist dieser Entwurf wie die anderen Varianten unbrauchbar. Wir fassen nochmals zusammen:

    • Die reduzierten Parkplätze (Restbestände mit Asterix * gekennzeichnet) und die enge winkelige Straßenführung prädestinieren bei fehlender Verkehrsüberwachung dazu, dass alle neuen Freiflächen in Kürze überfahren und wild zugeparkt werden!

      Es bleibt also alles, wie es war, nur eine Stufe unschöner und für die Passanten auch gefährlicher!

      Mit Verkehrsüberwachung hätte das Ganze funktionieren können, dies wäre aber ein gravierender Rückschlag gesamten Geschäftswelt gewesen: Ein Teil der Besucher hätte eben Berching künftig gemieden!

      Selbst wenn es noch so gut aussähe und noch so gut überwacht wäre und egal, ob man es gut oder schlecht findet: Es geht einfach unter den aktuellen Bedingungen nicht, Autos aus der Stadt auszusperren!

      Damit wird auch klar:

      Es ist gerade diese Neuplanung des ISEK, nicht aber die Berücksichtigung historischer Zusammenhänge, die aus Berching ein Freilichtmuseum machen möchte, eine Innenstadt, die nur für die Gäste etwas taugt, nicht aber für die Anwohner und sonstigen Bewohner Berchings!

      Die Straßen derart einschränkend rückzubauen, ohne gleichzeitig den Verkehr effektiv zu reduzieren und zu regeln, wäre keinem Magistrat von Berching je eingefallen! Das kann nur einem Stadtplaner-Hirn entspringen, das die Gegebenheiten, Einschränkungen und Erfordernisse der Stadt weder kennt noch versteht!

    • Entdeckt jemand bei dieser Planung noch eine Möglichkeit zum Wenden mit dem Auto? Der Rest der Straßen dankt die fehlende Wendemöglichkeit nicht, er wird völlig unnötigerweise durchfahren.

    • Das Planschbecken in der Mitte ist ein gänzlich überflüssiges Accessoire dieser Stadtplanung.

      Es mindert den historischen Anspruch des Stadtbaches, indem dessen lineare Funktion als Löschwasserspender und als haus- und lebensrettendes Element bei Feuerbrünsten optisch entwertet wird.

      Das Becken ist aber als Spielbecken für Kinder auch deshalb deplatziert, weil es viel zu nahe an der gefährlichen Straßenkreuzung liegt. So kann aus "erlebnisreich" leicht ein "tränenreich" werden!

      Das Becken bringt den Kindern auch insofern nichts, als sich diese ja auf der ganzen Länge des Baches, wenn er nur sinnhaft restauriert wird, durch Platschen ergötzen können.

      Was soll also dieser Schabernack an dieser unpassenden Stelle?

    • Dass die Freischankflächen einen Großplattenbelag bekommen, ist funktionell unwichtig und nutzlos, für den Denkmalschutz ein schwerer Rückschlag. Man sitzt auch jetzt schon auf dem Kleinsteinpflaster - bis auf geringe Ausnahmen durch störende Bordkanten - gut und bequem.

    • Last not least: Wir haben nichts gegen die neuen Bäume an beiden Enden des zweigeteilten Stadtplatzes, erkennen aber nicht, wozu sie gut sein sollen:

      Vor der Metzgerei Kraus verdeckt der Baum eine der optisch interessantesten Häuserfassaden (mit Geschäftsfassade aus den 50er Jahren, die auch bereits unter Denkmalschutz gestellt gehört) und einen Häuser-Übergang als Relikt der einstigen Templer-Niederlassung vor 1200. Und am anderen Ende setzt schon heute der Zunftbaum Akzente. Auch wenn er dem ISEK ein Dorn im Auge ist: Er passt zu Berching und er ist und bleibt an dieser Stelle am besten aufgehoben, weil hier bei ihm auch kleinere Straßenfeste möglich sind.

      Übrigens: Der einzig sinnvolle Platz für einen Stadtbaum liegt in der Vorstadt, schräg gegenüber dem Gasthaus Post - dort, wo sich beim Anwesen Dr. Jordan sen. der Platz etwas weitet. Hier hat einst der frühmittelalterliche Gerichtsbaum Berchings gestanden, eine mächtige Eiche, unter deren Laubdach im 12. und 13. Jahrhundert die Pabonen und Hirschberger als Landgrafen nach alter Germanensitte ihre öffentlichen Gerichtstage abhielten und nach "bajuwarischem Brauch" durch Ziehen an den Ohren der Zeugen ihre Urteile bekräftigen ließen. "Transparenz" und "Bürgerbeteiligung" im alten Herzogtum Bayern, welch progressive Einrichtung! Es wäre äußerst sinnvoll, an diesem denkwürdigen Ort eine Gedächtnis-Eiche neu anzupflanzen, um an die einfache Demokratie früherer Zeiten zu erinnern!

      Die ISEK-Planung weiß davon natürlich nichts!

    So sieht also die "Stadtentwicklung" des ISEK in der Innenstadt konkret aus!

    Doch selbst, wenn die ganze Planung wirklich etwas bringen würde: Lohnt es sich deswegen, ein höchst wertvolles Straßenpflaster zu vernichten? Ich denke wir sind uns mit dem Leser darin einig: "Nein! Keinesfalls!"

     

    Damit kommen wir zum abschließenden Berchinger ISEK-Resümee:

    Der Eindruck, der sich aufgrund leidvoller Erfahrung mit dem Pflasterzollhaus und dem Schaidl-Garten bereits angebahnt hat, hat sich bis zum Ende unserer ISEK-Analysen fortgesetzt und immer wieder Bestätigung gefunden.

    Die aktuelle ISEK-Planung für Berching ist nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt ist.

    Die Mittel der Städtebauförderung werden nicht sinnvoll für die Stadt eingesetzt, sondern größtenteils gegen sie und ihre historischen Vorzüge. Damit ist eine Jahrhundertchance vertan und ins perverse Gegenteil verkehrt!

    Wir haben mit einer einzigen kleinen Ausnahme an keiner Stelle ein Verständnis, ein gutes Gespür für die historischen Belange unsere Stadt gefunden! Denkmalschutz wird nur als Lippenbekenntnis bzw. als Einnahmequelle (laut Impressum Rahmenplan) benutzt, aber nicht konsequent vorgelebt. Das Wort Ensembleschutz bleibt sowieso ein Fremdwort!

    Es besteht sichtlich eine Unkenntnis selbst der einfachsten historischen Zusammenhänge, z. B. über den Wechselbezug von Stadtmauer und Vormauerzonen.

    Millionen an Euro werden in diesem verkappten Subventionsprogramm für Beton-, Stein- und Bau-Firmen verbraten, aber kein Bürger Berchings wird von den Resultaten in irgendeiner Weise nachhaltig profitieren - ganz im Gegenteil!

    Vielmehr wird die Einmaligkeit der Stadt aufs Spiel gesetzt, indem historisch höchst wertvolle und erhaltenswerte Strukturen durch jene unsäglichen Kinkerlitzchen der modernen Stadtplanung ersetzt werden, die wir landauf landab schon in anderen Städten genießen müssen!

    Wer diese vorsätzliche und umfassende Beschädigung der kulturellen Erbes unserer Stadt vollzieht, muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein!

    Dennoch sieht es so aus, als würde das Ganze einfach durchgezogen: Berching wird am Ende schwer beschädigt und stellenweise bis zu Unkenntlichkeit entstellt daraus hervorgehen.

    Es bleibt eine Riesenaufgabe für künftige, hoffentlich klügere Generationen, den ganzen Krempel wieder rückzubauen und die gesetzten Schäden wieder gut zu machen!

    Noch ein letztes Wort zum Abschluss:

    Wir sind uns bewusst, dass dies alles in allem ein vernichtendes Urteil ist. Es blieb hierfür keine andere Wahl. Damit haben wir jedoch nicht gesagt, dass in Berching generell keine Verbesserungen möglich sind! Das Gegenteil ist der Fall - und wir haben hierzu bereits einige Vorschläge gemacht. Etliche weitere Beispiele werden wir noch in weiteren Artikeln vorstellen.

    Was immer man auch plant - eines muss am Ende klar geworden sein:

    Einheitskonzepte à la ISEK taugen nichts, es gibt auch keine anderweitigen Patent-Rezepte. Verbesserungen sind in dieser alt-ehrwürdigen Stadt Berching und speziell in der Innenstadt selbstverständlich möglich. Aber immer muss das Vorgehen von der Verhältnismäßigkeit der Mittel ausgehen, bedarf es eines sparsamen Konzeptes, nicht nur in finanzieller, sondern vor allem in gestalterischer Hinsicht, sind punktuelles Vorgehen und Behutsamkeit angesagt. Und nichts von der wertvollen Substanz darf vergäudet werden. So, wie es einer historischen Stadt geziemt!

    Und damit am Ende kein weiteres Missverständnis zurückbleibt:

    Die optische Gestaltung der Stadt ist das eine. Das andere, noch weitaus wichtigere Desiderat ist in dieser ISEK-Rahmenplanung maßnahmenmäßig gar nicht vertreten:

    Neue Einwohner brauchen wir in der Innenstadt!

    Junge Familien, die renovierte Wohneinheiten in den historischen Häusern beziehen und dennoch die Mieten bezahlen können. Dazu kommt es aber nicht auf optische Retuschen an und es bedarf auch keines Leerstandsmanagements, wie immer so schön im Berchinger Mitteilungsblatt zu lesen ist, sondern einer effektiven Leerstandsbeseitigung. Umfassende Maßnahmen ganz anderer Art sind dazu nötig, z. B. Blocksanierungen oder die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, welche Leerstände aufkauft, renoviert und die neuen Wohnungen weitervermietet oder weiterverkauft. Kurz: All die Maßnahmen, die wir in unserer Elternstadt Weiden über Jahre als nutzbringend und erfolgreich erlebt haben, für die aber in Berching bis dato Nullanzeige herrscht! Dazu braucht es allerdings ungleich mehr an Energie und Können als für die Verwirklichung jener riskanten Kinkerlitzchen, die uns das ISEK unter falscher Fortschrittsverheißung unterzujubeln versucht!

    Gerade dazu bietet gelebter Denkmalschutz beste Voraussetzungen, wie der vormalige Generalkonservator, Prof. Egon Johannes Greipl, in seiner Regensburger Rede von 2014 eindrucksvoll beschreibt! [Link]

    Berching ist gut und viel besser, als manche meinen, Berching ist vor allem eins: anders!

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