22. Oktober 2015:

Berchinger Dekadenz in Reinkultur

 

Das neue Pflaster: glatt-platt-kaputt

Meldung des Tages vom 22. Oktober 2015 (Artikel Süddeutsche Zeitung online):
"Die SPD-Bundestagsfraktion hat ihre monatelange Blockade aufgegeben und eine Liste der Lobby-Organisationen veröffentlicht, denen sie Hausausweise für den Bundestag verschafft hat. Mit diesen Ausweisen können ca. 250 Lobbyisten den Bundestag frei betreten... Lobbyisten können sich auch über die parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktionen Zugang verschaffen. Jeder Lobbyist, dessen Antrag auf einen Hausausweis von einem dieser Geschäftsführer gegengezeichnet ist, erhält die Karte... Nach Auskunft des Bundestags haben auf diesem Weg fast 1000 Lobbyisten dauerhaften Zugang zu den Gebäuden...

...und nehmen selbstredend Einfluss auf die Abgeordneten, wann und wie sie wollen!" (Zusatz durch uns).

Früher hätte eine solche Meldung über die hinterkünftigen Antichambrierer eine Staatskrise ausgelöst. Aber derer gibt es inzwischen so viele, dass diese Meldung unter "Ferner liefen" einfach unbeachtet vorüberzog. In diesem bedenklichen Zustand ist unsere Republik, so ist Deutschland des Jahres 2015.

Lobbyismus der genannten Art gibt es selbstredend auch in Bayern: "Bayern Barrierefrei 2023" ist z. B. ein von Lobbyisten mit unlauteren Methoden durchs Parlament gedrücktes Programm. Zugunsten der bayerischen Tiefbau-Industrie. Bezahlt mit unseren Steuergeldern: Im Doppelhaushalt 2015/16 sind das allein 205 Millionen kommunizierte € als stattlicher Zuschuss. In Wirklichkeit natürlich noch viel mehr.

Dem fragwürdigen Programm fällt nun offenkundig ein weiterer, bedeutender Teil der spezifischen historischen Substanz Berchings zum Opfer. Der Anfang ist längst gemacht, die städtischen Zuarbeiter der Lobby, am längeren Hebel sitzend als die Berchinger Bevölkerung, sind emsig und inzwischen ganz ungestört am Werk. Zugunsten einiger weniger, weit offener Taschen.

Um Behinderte geht es dabei nur am Rand. Diese haben als Feigenblatt zu dienen. Siehe hierzu unseren Bericht unten.

Nun muss also unser wertvolles, über lange Zeit gewachsenes Kopfsteinpflaster daran glauben - symbolhaft als erstes vor dem Rathaus.

Bilder vom 21. Oktober 2015.
Da haben wir es, dieses seit langem befürchtete, aalglatte Spielzeug-Pflaster, sündhaft teuer, bunt zusammengewürfelt, im postmodernen 0815-Fußgängerzonen-Style. Ein flächenhaft wucherndes Ungetüm unter dem Ritter-Sport-Motto "quadratisch, praktisch, gut". In neuzeitlichen Stadtvierteln mag das noch angehen, denn schön ist ein derartiges Verlegemuster auch dort nicht; zur historischen Substanz der Stadt Berching passt es aber wie die Faust aufs Auge. Dieses Pflaster ist glatt, platt, steril und kaputt, noch ehe es ein Fuß betreten hat!

Die Tiefbau-Lobby allerdings wird es freuen, und ihre Zuarbeiter lachen sich ins Fäustchen. Wir alle kennen ihre Namen. Wenn es allein um Barrierefreiheit oder Behinderte ginge, dann hätte man die Pflastergestaltung weitaus geschmackvoller und dezenter angehen können, mit geschliffenem Pflaster, wie in folgendem Beispiel zu sehen.

Beispiele für die dezente Wirkung geschliffenen Kopfsteinpflasters andernorts

Doch in Berching geht es vorrangig um etwas anderes: Es geht um Kohle, die man mit Schleifen nicht machen kann, Umsatz für bestimmte Industrie-Sparten, für jene hochkarätigen Egoisten, die mit ihrem inflationären Ressourcenverbrauch Staat und Umwelt ruinieren, und es geht um politische Karrieren - und diese funktionieren nun einfach ohne willfährige Lobby-Zuarbeit nicht. Außerdem weiß man sich sicher: Man hat doch  heute im sogenannten Dienst am Gemeinwesen die alles legitimierende Moral gepachtet, man weiß auch die regionalen Abgeordneten und die Bayerischen Staatsregierung hinter sich und selbstredend den amtlichen Denkmalschutz, der sich inzwischen vor lauter Wegsehen und Kopf-in-den-Sand-Stecken sozusagen selbst liquidiert hat.

Gefragt wäre in Berching ein bewusstes und gekonntes Gegen-den-Strom-Schwimmen, doch dazu braucht es Klugheit, Weitsicht, Überzeugungskraft und vor allem ein stabiles Rückgrat. Daran fehlt es hinten und vorne.

Es bleibt dabei: Geschliffenes, gesägtes Plattenmaterial der hier zu sehenden Art hat in einer ehemaligen Ackerbürgerstadt wie Berching nichts zu suchen. Auch und gerade in sogenannten "modernen" Zeiten. Wer es einbaut, zerstört Berching in seinem unverwechselbaren Aussehen und spezifischen Wert.

Äußerungen eines Polizeikommissars

Ausschnitt aus einem Artikel im Neumarkter Tagblatt vom 22.10.2015.

In diesem Zusammenhang hat ein unbedarfter Polizeikommissar gestern vor dem Stadtrat seinen Senf zur Berchinger Verkehrssituation geben dürfen - auf Einladung der Freien Wähler. Wenn stimmt, was in der Zeitung darüber steht, dann hat er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert:

Zunächst die Aussage: Es werde in der Berchinger Vorstadt nicht zu schnell gefahren! Wer hätte das gedacht? Das weiß ein jeder Bewohner der Innenstadt schon lange.  Zusätzlich eingebremst wurden allerdings die Fahrzeuge bei der Messung durch die unten vorgestellten, penetrant blinkenen Ungetüme, insofern ist das Ergebnis auch noch verfälscht.  Aber man höre und staune über den Rückschluss: Es sei das Pflaster, das  wegen der Geräuschentwicklung den Eindruck von Schnelligkeit erwecke! Das klingt so, als ob es ein Vergehen wäre.

Doch dann schießt der Herr Kommisar den Vogel ab: Anstatt dieses alte Pflaster für seine Unverwüstlichkeit und verkehrsregulierenden Eigenschaften zu loben und seine Fortbestehen zu fordern, versteigt er sich im nächsten Satz zur hanebüchenden Aussage:

"Mein Rat, reißen Sie das Pflaster raus!"

Wie bitte??? Was will er damit bewirken? Sollen die Leute dadurch endlich merken, dass Sie bislang nicht zu schnell gefahren sind - und will er den Verkehr jetzt beschleunigen, was er doch zuvor noch verhindern wollte? Das geschossene Eigentor geht dem Herrn Polizisten offensichlich nicht auf. Ob dieser Mensch noch alles Tassen im Schrank hat? Er kann Ursache und Wirkung nicht auseinanderhalten!

Für unsere Leser nochmals zur Verinnerlichung: Wenn in Berching nicht zu schnell gefahren wird, dann ist es unserem wunderbaren alten, "singenden" Pflaster zu verdanken! Ist das ein Grund zum Herausreißen? Obendrein: Wer es vernichtet, zerstört einen großen materiellen und immateriellen Wert. Den Wert einer solchen Antiquität kann man allerdings Leuten mit einem Horizont, wie ihn dieser Polizeikommissar aufweist, nicht vermitteln!

Postmoderner Schandfleck Caritas-Altenheim

Die Freien Wähler Berching scheinen sich in letzter Zeit nicht gerade mit Ruhm zu bekleckern, wie man nicht nur bei der Einladung des genannten "Verkehrsexperten" sieht. Ihnen sollte man an sich zutrauen, für den Erhalt der historischen Substanz Berchings besser als die CSU einzutreten, deren Fraktion in ihrer stromlinienförmigen Angepasstheit es auf nicht absehbare Zeit sowieso nicht mehr schafft, dem Ungeist der Zeit zu trotzen. Doch weit gefehlt. Wenn es stimmt, was man so hört, dann arbeitet gerade Herr Binder von den Freien Wählern beim Feigenblatt "Barrierefreiheit" der zerstörerischen Stadtratsfraktion auch noch zu. Der gestalterische Super-GAU, der nun blüht, sieht man am Äußeren des frisch renovierten Caritas-Altenheims, für das u. a. Herr Binder verantwortlich zeichnet. Was hier bei der Außengestaltung an bodenloser Architektenleistung durchgegangen ist, erfüllt jeden Alt-Berchinger, der sich noch einen Funken Sensibilität und Liebe zu alten Stadt bewahrt hat, mit Schaudern:

Das schon vorher wenig ensemble-konforme Altenheim ist nach der energetischen Sanierung in seiner kalten Funktionalität und tristen Optik - von Farbgebung kann man nicht sprechen - dem äußeren Aspekt nach zur Seniorenfabrik mutiert.

Das, was einst ein idyllischer, anheimelnder Klostergarten war, ist entweder mit läppischem Krimskram auf Baumarktniveau zugestellt oder zur seelenlosen Asphaltpiste mutiert, eine Rollator-Carrerabahn und ein Autoabstellplatz der besonderen Art, mit einem gigantischen Verbrauch an Grünflächen. Auf der Sulzseite besteht jetzt ein völliger Kahlschlag an Vegetation, eine riesige schwarz-graue Asphaltfläche am Eingang des Heimes, mit geschmacklos-geschliffenen Granit-Randsteinen und schwarzen Beton-Treppen. Praktisch mag dies sein, ansprechend ist es nicht! Auf der anderen Seite, hinten im ehemaligen Klostergarten, drücken sich die Pflanzen nur noch beschämt auf die Seite, neuerdings in Kunstbeeten aus Lava-Granulat (!) stehend, und unterstreichen die Tristesse auf allen Seiten - und das in einer Stadt des lebendig-warmen Juramarmors!

Ein neuer Schandfleck an der historischen Stadtmauer ist da entstanden, eine Geschmacksverirrung ersten Ranges, für uns erbärmlicher Ausdruck des Nicht-Dazulernen-Könnens und -Wollens!

Seelenlose, farblose Schachteloptik des neuen Caritas-Altenheims, in morbider Tönung, mit penetranten, längst ausgestorben geglaubten, leer gähnenden Fensterlöchern und schwarz zuasphaltierter Sulzpromenade. Das ist der Aspekt eines Supermarkt-Hintereingangs, eines trostlosen Verwahrungsortes für Senioren - nicht einer neuen Heimat.
Nie hätte unter reellen, ehrlichen und satzungsgetreuen Verhältnissen die Stadt dafür eine Baugenehmigung erteilen dürfen - an derart sensibler Stelle zwischen historischer Stadt- und Klostermauer und Sulzkanal. Ein kurzer Blick in die Gestaltungsfibel der Stadt Berching sollte zur Klarstellung genügt haben. Aber es ist eben nichts mehr reell, ehrlich und satzungskonform in diesem zum Duodezfürstentum herabgekommenen Berching, und der Denkmal- und Ensembleschutz ist hier einmal mehr dreist zur Seite geschoben! Was allein die kommunizierten Unwahrheiten in Sachen Denkmalschutz anbelangt, siehe unseren Artikel zum Kufferpark! [Link]

Damit ist Berching zum lokalen Seismographen für die ganze Republik geworden, in der Recht und Gesetz längst durch administrative Willkür, durch Gesetzes- und Verfassungsbruch an oberster Stelle ersetzt sind, wie aktuell die Flüchtlingskrise zeigt. Was Berching anbelangt, so hat hier der Abriss des Pflasterzollhäuschens und die nachfolgenden Manipulationen und Falschbehauptungen den Anfang vom Ende dieser misslichen Entwicklung markiert!

Der Altstadtpreis

Stichwort "Altstadtpreis" des so genannten "Stadtentwicklungsvereins". Preis und Verein stammen aus der Retorte, dienen jenen "Stadtentwicklern" im Hintergrund als Feigenblatt, die soeben an drei Stellen die historische Substanz Berchings irreversibel zerstört haben: Pflasterzollhaus, Kufferpark, Schaidlgarten.

Kurz vor der Verleihung des Preises flatterte uns folgendes  Anschreiben ins Haus.

Schreiben des Stadtentwicklungsvereins vom Oktober 2015, untere Hälfte.

Dort lasen wir erstaunt unter anderem: Unser Anwesen sei für diesen Wettbewerb nominiert worden! Hochinteressant, dass man nur sehr spät und per unpersönlichem Serienbief über einen Sachverhalt informiert wird, der lange zuvor persönlich besprochen und vor allem genehmigt hätte werden sollen, um eine nachfolgende Nominierung überhaupt zu rechtfertigen. Dies war nicht der Fall.

Mit diesem Schreiben wurden mehrere Dinge auf einen Schlag klar:

  • Worüber bei diesem Wettbewerb auch demnächst geurteilt werden sollte, es ging hier allein um Fassaden, nicht um die eigentliche Substanz. Zumindest für unser Anwesen können wir reklamieren: Von der denkmalschützerisch relevanten Leistung in unserem Haus hat diese Jury nicht den geringsten Schimmer!

  • Unser Anwesen zu nominieren, war aber nicht nur in dieser Hinsicht, sondern auch formal ein Fehlgriff, denn entgegen dem Reglement war es in den letzten 3 Jahren gar nicht renoviert worden, sondern schon 2010!

  • Da steckte also etwas anderes dahinter: Es ging bei der eigenmächtigen Inanspruchnahme unseres Anwesens darum, uns für Zwecke der Stadtoberen zu vereinnehmen, die wir ablehnen. Es ist in Berching allgemein bekannt, was wir von der aktuellen Politik der Berchinger "Stadtentwicklung" halten, nämlich nichts. Wenn wir trotzdem in der Nominierungsliste erscheinen und der Öffentlichkeit präsentiert werden, dann suggeriert dies auf der einen Seite den Bürgern unsere Zustimmung, die nicht vorliegt, auf der anderen Offenheit, Pluralität und Großzügigkeit der Veranstalter, die nicht existieren.

  • Geradezu verräterisch ist unter diesem Blickwinkel der Rückzieher im nächsten Satz, der mitteilt, dass persönliche Anwesenheit doch nicht notwendig sei: "Sie müssen für die Bewertung nicht extra anwesend sein." Aha! Man will über uns urteilen, die Präsenz können wir uns ersparen!
O tempora, o mores! Gewinnen sollten wir demnach bei diesem Preis bestimmt nicht, sonst hätte das alles ganz anders geklungen! Das war ein abgekartetes Spiel, bei dem schon lange im voraus der Gewinner feststand. Den Preis hätten wir sowieso abgelehnt, denn das Strickmuster solcher Fassadenveranstaltungen ist uns bereits vom gezinkten ISEK-Preis der Stadt Berching des Vorjahres sattsam bekannt. Dies ist eine üble Geschichte, die wir bereits anderorts vorgestellt haben. [Link].

Mit der Luftnummer eines Altstadtpreises soll also den Berchingern einen weiterer Bär auf die Nase gebunden werden - bezüglich eines selbstlosen Ringens um die Stadt, das in Wirklichkeit gar nicht existiert, bezüglich Aktivitäten, die mit Stadtentwicklung nicht das Geringste zu tun haben!

Da war von vorne herein nichts Gutes oder Sinnvolles zu erwarten.

Prompt hat die ominöse Jury, die es auch nicht für nötig hält, sich namentlich per Presse den Bürgern vorzustellen, am Ende einmal mehr daneben gegriffen und eine Hausfassade prämiert, die geradezu das Gegenteil dessen demonstriert, worauf es beim Bauen im geschützen Ensemble ankommt.

Preisträger wurde, welch ein Zufall, ein Haus, von dem man in Berching munkelt, dass es nur mit viel "Vitamin B" aus Stadtbesitz in Privathand gelangen konnte. Was an den Gerüchten dran ist, wollen wir nicht beurteilen, eines ist jedoch sicher: Teile der wertvollen Stadtmauer zu privatisieren, bedeutet eigenmächtige Verschleuderung von städtischem Gemeingut und schadet u. U. ebenfalls dem Denkmalschutz! Über solche Aktionen hätten die Bürger zumindest befragt werden müssen! Aber auch in anderer Hinsicht ist diese Preisverleihung ein Fanal und symptomatisch für das, was derzeit in Berching schief läuft:

Denn bei diesem Häuschen an der Ringmauer 6 - oft Zechhäusl, richtiger jedoch Winklerhäusl genannt - wurde mit amtlicher Genehmigung auf eine Denkmalsünde des Jahres 1816 gleich eine zweite, umso peinlichere Denkmalsünde des Jahres 2014 aufgesetzt!

Zur Erklärung:

  • Errichtet wurde das Häuschen 1816 sozusagen als Schwarzbau, denn selbst, wenn eine offizielle Baugenehmigung vorgelegen haben sollte, so stand diese formaljuristisch auf tönernen Füßen, wurde doch damit eine Struktur verletzt, die noch wenige Jahre zuvor von äußerster Wichtigkeit für die Verteidigungsfähigkeit der Stadt gewesen war: Berching war im 5. Koalitionskrieg (Frankreich und Bayern gegen Österreich) am 19. April 1809 von 4 österreichischen Escadrons mit Gewalt eingenommen worden!

    Der Bau geschah exakt in einer Zeit, als anlässlich einer schweren außen- und innenpolitischen Krise im jungen Königreich Bayern staatlich-behördliche Autorität und Aufsicht darniederlagen, ja geradezu anarchische Verhältnisse im Lande herrschten. Napoleons Protektion für das Königshaus war soeben zusammengebrochen, unter schweren Territorial-, Autoritäts- und Geldverlusten hatten König Max Joseph und seine Ministerriege den Salto rückwärts von Frankreich zum Deutschen Bund geschlagen, der leitende Minister Maximilian Graf Montgelas und sein frankphiler Beamtenapparat standen kurz vor der Entmachtung, das Volk war von mächtiger Unruhe ergriffen.

    Diese Gunst der Stunde nutzte in Berching der Taglöhner Konrad Bruckner, um ohne echte Legitimation zu einem eigenen Haus zu kommen. Er baute kurzerhand den verfallenen "Haimberlturm" in der Berchinger Stadtmauer zu einem kleinen Häuschen mit Fenstern und Türen um. Vielleicht war auch hier zuvor von den Feinden ein Bresche geschlagen worden. Die Feindseite der Mauer war damit durchlöchert wie ein Schweizer Käse, ihre Wehrfunktion aufgelöst.

    Noch wenige Jahre zuvor oder danach wäre ein solches Bauvorhaben nie durchgegangen!

    Dem durchaus malerisch wirkenden Haus in der Stadtmauer kann man also aus heutiger Sicht eine gewisse Kuriosität nicht absprechen. Nichtsdesttrotz ist es ein klarer Schwarzbau, der damals wie heute in seiner Optik das Gutdünken eines Bauherrn vermittelt und in Zusammenhang mit einem Altstadtpreis höchstens für eine Prämierung als Mahnmal taugt, was man dann auch so kommunizieren müsste. Haben Sie etwas davon gehört? Wir nicht. Ahnungslosigkeit scheint eine Berchinger Tugend zu sein.

  • Hanebüchend wird die jetzige Prämierung aber mit dem denkmalschützerischen Schnitzer, den sich neuerdings Architekt und Bauherr erlaubt haben - zwar ganz offensichtlich mit Genehmigung der Stadt, aber erneut ohne echte Legitimation. Schon im Vorjahr glaubten wir bei einem Spaziergang durch den Hollnberger Park, unseren Augen nicht mehr trauen zu dürfen: War schon zuvor die verwilderte Liguster-Hecke auf der Parkseite des Hauses reichlich deplaziert und ein Ärgernis gewesen, so war hier nun unter eklatanter Störung des Stadtmauer-Ensembles eine ursprünglich so nicht vorhandene und erst recht nicht dahin passende, unhistorisch gemauerte und geplattelte Freiterasse im Toskana-Stil entstanden! Wie bei den ISEK-Projekten: kein Fingerspitzengefühl, dafür Gutdünken. Welch ein Missgriff!

    Wie auf dem Präsentierbrett sonnen sich also hier die Bewohner des Hauses auf einem Grund, der an sich der Öffentlichkeit gehören sollte, und grillen im Sommer ihre Würstchen in einem von allen Seiten für die Parkbesucher einsehbaren Bereich am Fuße der Wehrmauer. Eine Freizeit-Exhibitionisten-Szenerie ausgerechnet an einer Stelle, an der die Berchinger im Mittelalter jedem Ankömmling Kübel mit heißem Pech übergestülpt haben! Die zwischenzeitlich aufgestellten Kübelpflanzen sollen das vielleicht symbolisieren. Und selbst noch im 19. Jahrhundert hatte der Besitzer die Außenfenster extra unpassierbar rückgebaut und jedem Eindringlich von außen durch die im Kellergeschoss durchaus noch vorhandene Schlitzscharte einen Flintenlauf entgegengehalten! Jetzt entwerten Pflanzenkübel, Sonnenschirme und Freizeitmöbel gerade im Sommer, wenn die Besucher kommen, den fortifikatorischen Charakter der Reichenau-Mauer auf der ganzen Länge - und den Aspekt des Hauses selbst!

    So macht man mit überflüssigen Kinkerlitzchen den einmaligen Anblick eines geschlossenen Wehrmaueranlage kaputt und führt gleichzeitig den denkmalerhaltenden Einsatz am eigenen Haus ad absurdum!

    Vielleicht ist diese Bausünde des Jahres 2014 nicht ganz so schlimm wie diejenigen im Kufferpark auf der Gegenseite und weniger bedeutsam als viele andere Bausünden Berchings - dazu zählen neuerdings an der zentralen Stelle Berchings auch die völlig falschen Fenstersprossen und die penetrant kalt-graue Farbgebung am renovierten Willax-Haus! -, ein Ärgernis bleibt sie allemal.

Musste diese deplatzierte Freiterrasse sein, auf der man wie auf einem Präsentierteller in einem öffentlichen Park sitzt? Mit Denkmalschutz und Stadtentwicklung hat das jedenfalls nichts zu tun - ganz im Gegenteil!

So gehen jedenfalls Denkmal- und Ensembleschutz nicht, und erst recht nicht an einer derart heiklen, die Gesamtoptik der Ringmauer bestimmenden Stelle - und dafür gibt es dann auch noch einen Preis!

Statt einer Belobigung wäre für Bürgermeister und Bauherren höchstens die "Silberne Zitrone" à la ADAC als Preis fällig gewesen, weil hier mit Planierung einer mittelalterlichen Vormauer-Wallanlage schwer über das angestrebte Ziel hinausgeschossen wurde! Den Besitzern sei der Preis nichtsdestotrotz gegönnt; sie waren vielleicht ganz einfach nicht richtig beraten. Aber die Stadt hätte es besser wissen und einen Bau verhindern bzw. einen Rückbau anordnen müssen - inklusive fehlplatzierter Terrassentür: Die beliebte bundesdeutsche Terrassen-Idylle geht eben nicht überall, so einfach ist das!

Doch hätte man allen Ernstes von den Stadtverantwortlichen etwas anderes erwartet können - nach den Verfehlungen des Vorjahres? Doch wohl nicht. Kurzsichtigen gelten modische Lifstyle-Accessoires eben mehr als eine schützenswerte, mehrhundertjährige Substanz. Schade nur, dass sich hier auch das Feigenblatt "Stadtentwicklungsverein" hat instrumentalisieren lassen.

Eine feine "Stadtentwicklung" ist es, die nun auch auf dieser Seite der Stadt Berching ihr Unwesen treibt. Von wegen Vorbild: Wenn alle so bauen, wird nach und nach das typische Antlitz der Stadt immer mehr aufweicht und verwischt!

Besonders bedauerlich finden wir, wie sich junge und an sich noch unverbrauchte Leute so willfährig vor den Karren falscher Fassadenbauerei spannen lassen. Und ein abgekartetes Parteispielchen mitspielen, das ihnen am Ende das Ansehen kostet! Siehe hierzu die Unterschriften oben!

Mehr Niveau und Unabhängigkeit darf der Bürger, bitte sehr, schon erwarten! Heute mehr denn je!

14. März 2015:

Eine "revolutionäre" Neuerung in Berching

Schon wieder so eine "Errungenschaft" aus dem Berchinger Altstadt-Gruselkabinett. Was hat dieses blinkende Ungetüm, dieser erhobene elektronische Zeigefinger, der die Autofahrer nervt und den Blick zum historischen Krapfentor verschandelt, in der Berchinger Vorstadt zu suchen?

Derzeit wohl gar nichts, weil unser gutes altes Pflaster mit seiner singenden Oberfläche die fahrenden Autos sowieso auf natürliche Art und Weise einbremst und zum Langsamfahren animiert.

Aber wir haben ja die "genialen" Einfälle der "Berchinger Zukunftswerkstatt" vergessen:

Demnächst ist hier den hypertrophen ISEK-Planungen zufolge alles glatt-platt-kaputt-steril. Auf dieser Flüsterstrecke kann dann endlich gerast werden!

Und das muss man dann wiederum schon jetzt "auf moderne Weise" anprangern: Rasen? Igitt, wer macht denn so etwas? So können wir uns allmählich an diese Elektronik-Lichtorgeln gewöhnen, die dann womöglich an diversen Stellen das historische Ortsbild verhunzten.

Lieber Berchinger/innen!

Merken Sie, was hier eigentlich los ist? Seit 70 Jahren rollt der Verkehr mehr oder weniger gemächlich und problemlos durch Berching - dank unseres wunderbar funktionellen Pflasters, um das uns so viele beneiden! Doch jetzt erfindet dieser Magistrat das verkehrstechnische Rad einfach neu! "Berching zukunftsfähig machen", so nennt man das! Ohne Rücksicht auf Verluste - Hauptsache, man äfft die zuasphaltierten Orte, die vielleicht solche Dinger an ihren Ortseinfahrten brauchen, nach!

Für uns, die wir inzwischen vom Kufferpark und Pflasterzollhaus her Schlimmes gewohnt sind, ist allerdings das Beschlussgremium mit solchen Aktionen nur eines: Von allen guten Geistern verlassen!

Was muss eigentlich unser gutes, altes Berching noch alles an amtlichem Unfug ertragen? Hat man keine anderen Sorgen in dieser Stadt? Wer - so fragen wir - braucht denn solche Blinklichter? Der elektronische Schnickschnack ist so überflüssig wie ein Kropf - und stockhässlich dazu!

21. Oktober 2014:

Allerorten dasselbe üble Spiel mit Behinderten!

Überall in Bayern spielen sich derzeit dieselben Szenarien ab:

  • Zunächst ein Bild, so gesehen im Leitartikel des Regionalteil "Neumarkt" des NT vom 21. Oktober 2014. Dasselbe haben wir schon mehrfach auch in Berching erlebt: Einige Menschen mit Behinderung werden vor den Pressefotografen medienwirksam durch eine Stadt geschoben!

    Behinderte von Stadtplanern als Vorzeige-"Objekte" missbraucht.

  • Dann kommt groß aufgemacht das allumfassende Zauberwort "Barrierefreiheit"! Konkret: Es geht um Vorstellung und Bewerbung des Projekts "Bayern barrierefrei 2023" der Bayerischen Staatsregierung. Klingt zunächst unheimlich gut und bürgernah!

  • Doch dann passiert meistens das Unbegreifliche, wie nun auch in Neumarkt. Mit der Bürgerbeteiligung ist es nämlich gar nicht gut bestellt. Am Neumarkter Forum "Neumarkt will barrierefrei werden" nahmen gerade mal 30 Leute teil, das sind 0,07 Prozent der gesamten Einwohnerschaft! Wenn man dabei die bestellten oder eigens dazu aufgeforderten abzieht, kommen wir annähernd auf 0,01 Prozent der Einwohnerschaft! Mit anderen Worten:

    Beteiligt hat sich so gut wie gar keiner!

  • Dennoch werden die "Ideen" dieses gegen Null gehenden Restes in ein Städtbaukonzept eingearbeitet. Angeblich. Bürgerbeteiligung macht immer etwas her, selbst wenn sich die Bürger gar nicht beteiligt haben.

  • Dass sich dann 1 oder 2 Jahre später der Bürgerwille im Konzept nicht mehr wiederfindet, sondern ausschließlich sogenannte Stadtplaner-Firmen das Heft in der Hand halten, muss man ja nicht an die große Glocke hängen!

  • Am Ende steht auf jeden Fall und ausnahmslos ein Großauftrag an Architekten und Baufirmen, in der Regel in der Größenordnung von mehreren Millionen € pro Stadt!

  • Und dieses Geld fließt dann, wie von Anfang an geplant und mit der großen Politik abgesprochen, in die Taschen der Bau-Lobby, die ja speziell in Neumarkt besonders stark vor Ort vertreten ist.

So in etwa geht diese Auftrags- und Geldbeschaffungsmaschinerie!

Das leicht prognostizierbare Resultat:

  • Marginaler Nutzen für einzelne Behinderte - denn Neumarkt ja jetzt schon nicht behindertenfeindlich eingerichtet.

  • Maximaler Nutzen für die Taschen einer Handvoll Leute/Firmen, die das Ganze elegant, unter einem karikativen Vorwand, eingefädelt haben.
Was ist das Widerliche an dieser Art von milliardenschwerem Subventionsprogramm für die Baulobby?

Weniger die Tatsache, dass es derartige Programme, finanziert aus unseren Steuergeldern, überhaupt gibt. Zumindest haben wir uns als Bürger schon seit Jahrzehnten daran gewöhnt. Und es hängen ja auch Arbeitsplätze dran.

Das eigentlich Beschämende daran ist, dass dafür behinderte Menschen im wahrsten Sinne des Wortes mediengerecht vorgeschoben und missbraucht werden, die den Planern und Machern im Hintergrund im Grunde herzlich egal sind!

Behinderte brauchen vor allem menschliche Wärme und Zuwendung, aber keine flächenhaft kalten Beton- und Steinplatten, und erst recht keine Statistenrollen in diesem Schmieren-Polit-Theater!

Und weil die Bürger/innen das perfide Treiben genau spüren, wenden sie sich mit Grausen ab und strafen unserer lobbyhörigen Räte und Verwaltungen mit ihren Fürsorge-Feigenblättern mit Nicht-Beachtung. Wie soeben in Neumarkt geschehen:

99,99 Prozent aller Einwohner haben sich nicht an einem Programm beteiligt, das unverschämt behauptet: "Neumarkt will barrierefei werden!". Neumarkt will gar nichts, Neumarkt muss höchstens, das ist die stumme Botschaft!

Kein Wunder, wenn die Politik-Verdrossenheit immer mehr zunimmt. Dieses geheuchelte Samaritertum ist nur noch zum K....!

Liebe Berchinger/innen! Wenn demnächst in Berching wieder einmal dasselbe Behinderten-Szenario abrollt, dann wissen Sie Bescheid, wohin der Hase läuft! Immer und in jedem Fall hinein in eine Unmenge Beton und Steine!
12. August 2014

Berching platt-glatt-kaputt: Von baldigen Ende des Kopfsteinpflasters

Eine graue Eminenz: Das typische Berchinger Kopfsteinpflaster auf der Johannisbrücke.

 

Berching "barrierefrei" - das geht schon mal gar nicht:

Die Berchinger haben in ihrer Geschichte fast nichts anderes getan, als Barrieren um sich herum zu bauen, und das schon seit 1200 Jahren:

Erst einen Palisadenzaun um den karolingischen Königshof, dann eine kleine Stadtmauer um die erste Stadt, danach eine Vorstadtmauer zum Schutz und eine große Stadtmauer zur aktiven Verteidigung, schließlich Wälle und Gräben im gesamten Umfang und am Ende auch noch eine meterhohe Verbauung gegen das drohende Hochwasser der Sulz.

Dass das mauernumkränzte, wehrhafte Berching nicht "barrierefrei" ist, ist gut so - denn zum Ausgleich gibt es den Menschen Schutz und Geborgenheit wie kaum eine andere Stadt!

Schutz und Geborgenheit, das sind Werte, die mehr gelten als ein glattes Parkett - städtische Vorzüge, um die uns die Menschen aus Nah und Fern beneiden, speziell behinderte Menschen!

Berching ist behindertengerecht!

"Barrierefreiheit" ist nichts als ein modisches Schlagwort, und die "Barrierefreiheit von Berching" ein nomenklatorischer Unfug ersten Ranges, eine contradictio in se! Berching lebt geradezu von seinen Barrieren und nicht davon, dass man sie niederreisst.

Dennoch soll der vermeintlichen "Barrierefreiheit" nun in großen Teilen eines der wertvollsten und intaktesten Boden-Ensembles Berchings zum Opfer fallen, nämlich sein historisches Kopfsteinpflaster - und das ohne jegliche Notwendigkeit und für einen Millionenaufwand!

Blicken wir ein wenig in die Vergangenheit zurück und rekapitulieren wir die "historische Phase" des Berchinger Granit-Pflasters, die von 1870 bis etwa zum Ende des Ersten Weltkriegs reicht (nach Aufzeichnungen Alfons Lichteneggers +):

Kleine Berchinger Pflaster-Geschichte

Wann das erste Straßenpflaster in Berching errichtet wurde, liegt im Dunkeln. Um 1465 muss es allerdings schon existiert haben, denn sonst hätte ja Kaiser Friedrich III. nicht in diesem Jahr dem Bischof von Eichstätt das Privileg erteilen können, einen eigenen Pflasterzoll zu erheben. Das erste Stadtpflaster Berchings bestand auf jeden Fall noch aus Jura-Dolomit und es existierte bis zum Jahr 1870 fort, denn erst in diesem Jahr, als Deutschland wieder einmal in einen Krieg mit dem Nachbarland Frankreich eintrat und auch die königlich-bayerischen Truppen hierzu mobil machten, gab der Magistrat von Berching dem Maurermeister Martin Müller und seinen Gesellen den Auftrag, eine Straßenstrecke am mittleren Stadttor mit Granitsteinern auszubessern.

Drei Jahre später renovierte Meister Müller auch das Pflaster der Vorstadt - mit 2000 neuen Pflastersteinen.

Das Pflaster am Stadtplatz, vom Mittleren Tor bis zur sog. "Viehmarktbrücke", wurde im Jahr 1871 neu verlegt, im Jahr 1877 kam die Klostergasse an die Reihe und nochmals 4 Jahre später auch die gesamte Probstgasse.

Am 6. November 1890 erfolgte ein weiterer Magistratsbeschluss in Sachen Stadtpflaster: Die Fahrbahn vom mittleren Tor bis zur "Viehmarktbrücke" wurde nun auf einer Breite von 4,5 Metern mit Wendelsteiner Pflastersteinen besonders aufwändig hergerichtet, für die Seitenflächen begnügte man sich nach wie vor mit dem einheimischen, weitaus weniger haltbaren, aber deutlich billigeren Jura-Bruchstein.

Sieben Jahre später, 1897, komplettierte man in gleicher Bauweise auch die Strecke bis zum Neumaier'schen Gasthaus und im Jahr darauf bis zum Gredinger Tor, sowie außerhalb der Johannisbrücke. Ausführender Handwerker war diesmal der mindestbietende Pflastermeister Hummel aus Nürnberg. Der Quadratmeter Granitpflaster kostete damals nur um die 70 Pfennige, der seitlich anschließende Streifen schlug mit 1 Mark 20 Pfennig je laufenden Meter zu Buche.

Im Jahr 1901 wurde vom gleichen Handwerker auch die Johannisbrücke und das sogenannte Stimpflgässchen mit Granitwürfeln gepflastert; die sogenannten "Nabburger Blauen Steine" kosteten damals schon wesentlich mehr, nämlich 8 Mark 80 Pfennig pro Quadratmeter, inklusive Lieferkosten. Diese Arbeiten zogen sich bis 1904 hin. Am Ende war auch die gesamte Hubgasse umgepflastert worden. Im Jahr 1911 kam dann auch noch das Bräuhausgässchen dran.

Für das Jahr 1909 sind Vorpflasterungen für die Häuser 25, 9, 7, 148 und 149 sowie Pflasterarbeiten am Mittleren Tor, beim Franziskaner-Kloster und bei St. Lorenz dokumentiert.

Im Jahr 1913 pflasterte ein gewisser Meister Kamm aus Nürnberg die Durchfahrt durch das Gredinger Tor mit Granitsteinen, ersetzte damit auch den Belag der früher mit "Wendelsteinern" gepflasterten Vorstadt-Straße, die inzwischen schadhaft geworden war. Der Vorgänger-Belag wurde jedoch nicht weggeworfen, sondern fand immer noch bei der Instandhaltung der Seitenstraßen sowie beim Rohrgaben Verwendung, der 1913 durch die zwischenzeitlich errichtete Wasserleitung entstanden war.

Der Erste Weltkrieg unterbrach dann alle Straßenarbeiten.

Doch sogleich, als der Krieg beendet war, machte man sich an den Platz um die Pfarrkirche herum sowie an die Gasse zu Hauptstraße, musste allerdings aus Kostengründen erneut auf den alten Jura-Ortstein ausweichen.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Jetztzeit hinein wurde in Berching noch viel gepflastert und dabei weiterhin das ältere Pflaster aus Ort-Gestein ersetzt. Geblieben ist heute vom alten Jura-Pflaster nur ein kleiner Streifen zwischen Soiferer-Haus und Gredinger Tor (siehe Abb. unten).

In den 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden nochmals die Vor- und Innenstadt-Hauptstraßen Berchings zum jetzigen Zustand hin neu gestaltet, dabei wird man jedoch das alte Pflastermaterial aus Granit nach Kräften wiederverwendet haben, so dass man nicht unbedingt von einer Neu- sondern eher von einer Umpflasterung sprechen sollte.

Das Berchinger Kopfsteinpflaster aus Granit ist also eine vielgliedrige Substanz von differenzierter Geschichte, eine filigrane Handarbeit, vom Brechen der Steine im Steinbruch bis zum Einklopfen ins Berchinger Straßenbett! In ihrer Qualität überzeugen selbst die älteste Pflasterteile noch heute, nach mehr als 100 Jahren!

Weil nach und nach auch alle Bei- und Seitenflächen der Stadt mit Kleinsteinpflaster aufgefüllt worden waren, besitzt heute die Altstadt Berchings das wohl kompletteste Kopfsteinpflaster-Ensemble Bayerns.

 

Es folgen einige Fotografien, die uns den Aspekt des historischen Kopfsteinpflasters von Berching vermitteln:

Die Freiwillige Feuerwehr Berching auf dem Stadtplatz-Pflaster - Aufnahme von 1903.

Der Blick zum Mittleren Tor, um 1905. Die seitlichen Pflasterpartien bestehen zum Teil noch aus Dolomit.

Vorstadt-Partie beim Gasthof zur Post. Gut erkennbar ist die zentrale Fahrbahn aus Granit, sowie die helleren Seitenstreifen aus Jura-Dolomit oder "Wendelsteinern". Bordsteinkanten gab es nicht - auch so etwas wie "Barrierefreiheit".

Zur Tausendjahrfeier der Stadt Berching 1926 rollten die ersten luftgefüllten Auto-Gummireifen über das Granitpflaster.

Der Mann in der Mitte mit dem martialischen Schnurrbart ist der letzte Pflassterzolleinnehmer von Berching, d. h. jener Mann, der für die Passage des wertvollen Berchinger Pflasters bis 1914 den Wegezoll eingezogen hat - draußen am Zollhäusl vor dem Gredinger Tor. Er hieß mit bürgerlichem Namen Georg Müller und war im Nebenberuf auch Flurer und Flickschuster. Vor allem in der schlechten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg suchte er auch die Dörfer der Umgebung auf, um den Bauern die Stiefeln aufzudoppeln und zu nageln. Dort wurde er schlicht und einfach der "Schuster-Girgl" genannt. Diesem Mann ist laut Barbara Mosandl aus Winterzhofen das zweifach restaurierte Marterl zwischen den drei Birken an der Straße nach Holnstein zu verdanken, das heute vernachlässigt und heruntergekommen ist. Auch so ein Schandfleck des modernen Berching!
Kein Zweifel:

Das Berchinger Kopfsteinpflaster stellt wegen der Konsequenz seiner Ausführung, seiner Intaktheit und Vollständigkeit ein stadtbildprägendes Flächendenkmal des 19. und 20. Jahrhunderts von höchstem Rang dar. Mit den historischen Gebäuden der Innenstadt bildet es ein harmonisches und darum besonders schützenswertes Ensemble im Sinne des Denkmalschutzes.

Unser historisches Pflaster im Gegenlicht der Morgensonne, Aufnahme von 9. August 2014.

Wie schön das Natursteinpflaster aus grau-blauen "Nabburger Riesen" ist, erkennt man besonders bei Gegenlicht oder bei Regen. Hier bekommt das Straßenpflaster an vielen Stellen zusätzlich eine matt-silberne Patina, die nur durch einen jahrzehntelangen Abrieb ermöglicht wird und das ganze Straßenband zum Glänzen bringt:

Das alte Kopfsteinpflaster aus Granit ist das "Tafelsilber" Berchings. [Link]

An anderer Stelle finden sich Pflasterstrecken, bei denen sich in reizvoller Mischung braun-beige Untertöne in die Kopffarbe des Pflasters mischen. Ob es sich hier um den "Wendelsteiner" Bestand handelt?

Und selbst das uralte Jura-Pflaster hat seinen Reiz!

Der Rest des Jura-Pflasters von Berching beim Soiferer-Haus, mit der alten, weitaus zweckmäßigeren und schöneren Fassung des Stadtbaches, an dem sich jede weitere Renovierung desselben zu orientieren und zu messen hat. Ähnlich archaisch-reizvolle Pflasterabschnitte haben wir auch in Bamberg entdeckt, nur sind sie dort aus Keuper-Sandstein.

An keiner Stelle der Innenstadt findet sich eine komplette Oberflächenversiegelung. Die Zwischenräume des Pflasters bilden ein optisch kontrastierendes Netzwerk, sie sind porös und bei Regen wasseraufnehmend.

Noch mehr als die optische Eleganz fasziniert uns, die wir in der Vorstadt leben und dieses alte Pflaster bei jedem vorbeifahrenden Fahrzeug von den Fenstern aus "singen" hören, seine ungebrochene Funktionalität:

Obwohl es einst für stahlbereifte Holzräder oder allenfalls für Vollgummireifen konzipiert wurde, schafft es dieses Pflaster aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften bis zum heutigen Tag relativ mühelos, zu schnell fahrende Autos in der Vorstadt auf natürliche Weise einzubremsen und mit den relativ lauten Abrollgeräuschen, die dabei entstehen, die Fußgänger vor Kollisionsgefahren zu warnen!
Welcher moderne Straßenbelag kann so etwas schon?
Einen besseren Dienst für Senioren, Kinder und Menschen mit Behinderung gibt es nicht!

Wie viele Fahrzeuge müssen über dieses Nabburger Pflaster bereits gerollt sein, um es derart in zwei Spuren auszuhöhlen! Sieht so eine "Barriere" aus?

 

Allen Vorzügen zum Trotz glauben einige unbesonnene Köpfe, die aktuell an den Schalthebeln von Berching sitzen, über dieses zeitlos schöne und klaglos funktionierende Natursteinpflaster den Daumen senken zu dürfen - um der besagten "Barrierefreiheit" willen.

Das Pflaster soll an vielen Stellen der Innenstadt nun durch aalglatten Plattenbelag ersetzt werden - und dies womöglich aus Beton, da Großplatten aus Naturstein ja nicht gerade billig sind!

Hoffentlich kommt man dabei nicht auch noch die Idee, die ganzen Straßen zu verplatteln!

Was nützt einem Behinderten die dadurch erzwungene "Barrierefreiheit", wenn er stattdessen umso leichter über den Haufen gefahren wird?
Aber schon hat man für die pflasterlose Zeit ein Patentrezept aus der Gruselküche der "Kommunalen Verkehrsüberwachung" parat - jene Signalbäume mit blinkenden  Leuchtziffern, die dem Heranrasenden, den es zu Zeiten des Pflasters so gar nicht gegeben hat, seine überhöhte Geschwindigkeit anzeigen sollen.

Blinkende Leuchtzeichen in einer historischen Stadt - welch grandioser Schmuck!

 

"Platt-glatt-aalglatt" heißt nun landauf, landab die Devise der Stadtplaner, wenn es um die Innenstädte geht - und dies nicht ohne Grund. Mit Behindertenarbeit hat dies allerdings nicht das Geringste zu tun, wie wir im Folgenden aufzeigen werden.

Wie wertvoll auf der anderen Seite die historischen Kopfsteinpflaster in Deutschland sind, darüber brauchen wir uns an dieser Stelle nicht weiter auszulassen. Diese Botschaft kann man vielen Veröffentlichungen der letzten Zeit entnehmen - Büchern, Zeitschriften, Magazinen, Fernseh- und Radiosendungen und nicht zuletzt dem Internet.

Nicht verborgen bleibt allerdings inzwischen auch, wie unverfroren manche Magistrate auf ihr Pflaster zugreifen, um es der Vernichtung anheim zu geben. Berching macht da keine Ausnahme.

Da hilft es oft auch nicht, wenn sich zur Verteidigung der Pflaster ganze Bürgerinitiativen bilden, beschwörende Appelle an die hohe Politik erfolgen, Menschenketten gebildet oder Sitzstreiks durchgeführt werden. [Link] [Link]

Meist wird "Barrierefreiheit" von den Stadtverwaltungen als Universal-Joker vorgeschoben! Als wenn das ein Dogma wäre!

Von den Behinderten-Verbänden kommt derartige Ansprüche aber nur seltenst. Da stecken ganz andere Kaliber dahinter - nämlich die Beton-, Streine- und Bau-Lobby, die in Deutschland ungemein stark ist.

Ihr geht es vornehmlich darum, die historischen Pflaster mit den eigenen Produkten zu ersetzen, wobei es sich nicht selten um billig produzierte, aber teuer verkaufte Surrogate handelt. Es geht darum, mit Aufträgen der öffentlichen Hand möglichst viele dicke Fische an Land zu ziehen. Ein Subventionsprogramm der besonderen Art ist das, zu dem an den Schlüsselpositionen sicherlich auch fleißig gesponsert oder geschmiert wird. Eine Hand wäscht die andere, und der Zweck heiligt eben immer die Mittel - Hauptsache, dass hinterher der Rubel rollt. ISEK imponiert so als gigantisches Subventionsprogramm, als raffinierte Manipulationsmaschinerie, mit dem man die wenig ehrenwerten Vorhaben mit ehrenwerten Fassaden umgibt.

Einsatz für die Behinderten: Das macht immer etwas her, und da kann man sehr viel Beton reinpacken!

Vor diesem Hintergrund sieht ganz Deutschland demnächst so aus, wie es die beiden folgenden Bilder - das eine aus Bad Griesbach, das andere aus Gelsenkirchen - exemplarisch wiedergeben. Die Bilder sagen mehr als viele Worte!

Neu gestaltetes Stadtplatz-Parkett von Bad Griesbach.

Das "geplättete" Zentrum von Gelsenkirchen.

Platt - glatt - kaputt, würden wir sagen.

Auf aalglatten, geschmacklos zusammengestellten Beton-Belägen mit postmoderner Façon wirken die historischen Gebäude wie anachronistische Bauklötze aus der Spielzeugkiste, wie Disneyland-Figuren, die da einfach beliebig auf's Tablett gestellt wurden.

Die innige Verbindung und Stimmigkeit zwischen Gebäude, Boden und Umgebung, die gerade für den authentischen Aspekt historischer Bauwerke so wichtig wären, sind hier perdu, ein für allemal beseitigt! Stattdessen zählt das Artefakt!

Kräftig "gepusht" von gewissen Stadtplaner-Büros und binnen weniger Tage von der Armada der Bau-und Beton-Industrie hingelegt, überwuchern diese absurd-eiskalten Steinparkett-Böden, für die jedes auflockernde Grün, jeder Stein, der aus der Reihe tanzt, ein Gräuel ist, wie ein Krebsgeschwür inzwischen unzählige Innenstadt-Zonen.

Auch vor den Kleinstädten unserer Region macht die glitschig-glatte Epidemie nicht halt. Man blicke nur auf in die Ortsmittelpunkte von Dietfurt, Pförring oder - ganz in der Nähe - von Sulzkirchen! Oder man achte darauf, was demnächst in Lauterhofen geschieht (Artikel im Neumarkter Tagblatt vom 12.08.2014). Und in Hemau Zentrum sieht es inzwischen aus wie auf einer Curling-Bahn; bei einer ersten Überfahrt hat der dortige sündhaft teure Plattenbelag  im Gegenlicht sogar gespiegelt!

Platt - glatt - kaputt!

Aber nicht nur die Oberpfalz, auch ganz Nieder- und Oberbayern sieht inzwischen so aus, und Tag für Tag werden es immer mehr Orte.

Das Zentrum von Vilsbiburg.

Die Dörfer und Kleinstädte sind, ihres einstigen Gepränges beraubt, in den Zentren nur noch eins, nämlich sauber-steril und natürlich - "barrierefrei". Sonst aber auch schon gar nichts.

Dabei stellen Hässlichkeit, X-Beliebigkeit und Kälte die schlimmeren Barrieren für die Herzen der Menschen dar!

Und der Gipfel des Zynismus:

Nicht selten wird ein altes Kopfsteinpflaster herausgerissen, um hinterher an betuchte Privatleute als "besonders wertvoll" weiterverscherbelt zu werden. [Link] [Link]

Allerdings wollen wir an dieser Stelle nicht den Hinweis versäumen, dass es auch Ausnahmen gibt, d. h. überlegte Magistrate, die sich der 0815-Mode-Rasur ihrer Ortskerne widersetzen und ihren Bürgern ihr wertvollstes Laufgut bewahren.

Die alten Bischofsstädte Eichstätt und Bamberg - letztere sogar unter UNESCO-Schutz - wollen wir lobend erwähnen:

  • In Eichstätt ist rund um den Dom und die Fürstbischöfliche Residenz alles beim Alten geblieben - "Barrierefreiheit" hin oder her. Lediglich am Altstadtrand finden sich die glatten Beläge und auch hier nur begrenzt.

  • Noch konsequenter handelt der Magistrat von Bamberg im Dombezirk. Kein Mensch käme hier auf die Idee, alte Pflasterstrecken zu beschädigen oder herauszureissen, ganz im Gegenteil; selbst das holprigste und älteste Sandstein-Pflaster behält seine Daseinsberechtigung. Und unten bei "Schlenkerla" hat man für die Rollstühle und Kinderwägen lediglich einen schmalen Streifen ins rötliche Granitpflaster geschliffen, der optisch kaum auffällt.
Das Bamberger Kopfsteinpflaster am Domplatz bei Nacht.

Dass es anders geht, wenn man nur will, zeigen auch Städte wie Lübeck oder Münster. [Link] [Link]

Besonders berühmt ist auch das Heidelberger Kopfsteinpflaster:

Die Heidelberger Neckar-Brücke im Gegenlicht.

Doch hier hat man vor Jahren denselben Fehler gemacht, wie er nun Berching widerfahren soll. Nachdem man zuvor das eigene historische Pflaster vergäudet hatte, musste man um der Optik willen in der ganzen Stadt das Pflaster mit China-Granit wieder rückbauen. Den Zuschlag für die sündhaft teuere Maßnahme bekam eine Firma aus Fernost, doch deren Pflaster ist für mitteleuropäische Verhältnisse nicht geeignet. Es platzt sehr leicht und muss deshalb aufwändig ausgebessert werden!

Heidelberg gibt übrigens wegen seines Kopfsteinpflasters für Behinderte eine eigene Broschüre heraus: [Link]

Ein positives Musterbeispiel ist auch die Stadt Dinkelsbühl. Der folgende Artikel, der die unterschiedlichen Haltungen des Dinkelsbühler und Nördlinger Bauamts bezüglich des Umgangs mit dem Kopfsteinplaster in Kontrast stellt, ist besonders lesenswert: [Link]

Auch Kleinstädte und Marktgemeinden können - wenn sie nur wollen. Vorbildlich ist z. B. die Renovierung des Jahres 2014 in der historischen Weißbier-Brauerei Gutmann in Titting. Das uralte Jurastein-Pflaster innerhalb des neu verputzten Schloss-Rundbaus wurde sorgsam konserviert, weil es seinesgleichen sucht: an Schönheit wie an Holprigkeit! Der dortige Landschaftsplaner hat es ebenso stil- und liebevoll in Szene gesetzt wie das nagelneue und dennoch original gebliebene Hoftor.

Das Jura-Pflaster des Tittinger Schlosses.

Gegenbeispiel der Negativ-Art ist dagegen der neue Senioren-Garten im Caritas-Altenheim Freystadt, der so hässlich ist wie der nebenstehende, in synthetischem Lindgrün gestrichene neue Trakt und damit stellvertretend für alle Scheußlichkeit in der Welt steht. Falls Sie das folgende Bild für die Abbildung einer abbruchreifen Bushaltestelle halten, denn täuschen sie sich, denn das ist die Beton-Pergola dieses Gartens der neuen "alten Generation". Da hilft einem nur noch der graue Star, damit man als Senior den Anblick nicht ertragen muss, wenn man schon dazu verurteilt ist, hier zu leben. Wer dies sieht, versteht, was mit Zubetonierung und "platt - glatt - kaputt" gemeint ist.

Die Freystädter Senioren-Katastrophe in Beton.

 

Nach diesem - hoffentlich Augen öffnenden - Ausflug durch Bayern und Deutschland kehren wir zurück in unser Heimatstädtchen:

Berchings altes, grau-silbernes Pflaster ist und bleibt das Schönste von allen!

Das Kopfsteinpflaster-Band am Berchinger Stadtmuseum.

Da wirkt es schon wie Hammerschlag, wenn vor wenigen Tagen, am 31. Juli 2014, im Berchinger Lokalteil des Neumarkter Tagblattes die große Überschrift zu lesen war:

Berching - barrierefrei durch bayerische Firmen!

Soll das Wort "bayerisch" eine zusätzliche Drohung oder ein Trost sein?

"Bayerischer Leberkäse" oder "Bayerisches Bier" - ok! Aber ist die bayerische Beton-Bau-Industrie, die gerade im oberen Sulztal und im Neumarkter Raum bedrohlich dräut, ein Vorzug?

Achten wir zunächst auf das Stadtplanerbüro, das man 2010 unter der Überschrift ISEK nach Berching geholt hat und blicken wir in dessen Portfolio! [Link]

Da leuchtet er uns in vielen Orten entgegen - der allbekannte, glatt-kaputt-sanierte Stadtplatz!

Zugegeben: Es gibt auch einige Bilder von Naturstein-Pflastern, wenngleich meist unhistorisch geplättete!

Immerhin: Es mag angehen, Asphalt durch solche Pflasterungen zu ersetzen, wenn es schon keine besseren mehr gibt. Keinesfalls jedoch ein historisches Kopfsteinpflaster! Und Berching hat keinen Asphalt in der Innenstadt!

Doch dann stoßen wir auf eine Seite, die uns höchst misstrauisch macht! [Link] Für den Fall, dass diese Seite auf unseren Artikel hin demnächst verschwinden sollte, schreiben Sie uns eine Email, wir senden Ihnen dann ein Faksimile zur Einsicht zu! [Link]

"Breites Wissen" wird hier bei einer "Kaffeefahrt" zu einer in unserem Raum sattsam bekannten Beton-Firma den Bürger/innen vermittelt, die hiermit "aktiv in die Planungsprozesse und Projekte einbezogen" werden sollen.

Ist das Gebäude im Hintergrund des Titelbildes nicht der von Hand skulpierte, wunderschön anzuschauende historische Bahnhof von Greißelbach, der dem Berchinger Bahnhof wie ein Zwilling dem anderen ähnelt?

Dieses Kulturdenkmal präsentiert sich in einer reinen Beton-Landschaft inzwischen so:

Der historische Bahnhof Greißelbach auf einem Beton-Tablett.

Die Großfirma Max Bögl hat den Bahnhof in ihr Werksgelände einbezogen, um ihn künftig auf einer überdimensionierten Betonplatte aus eigener Fertigung den Besuchern wie auf dem Präsentierteller zu reichen!

Erst jüngst hat diese Firma ihre Beton-Produktionskapazitäten gigantisch ausgeweitet, um künftig die Bayern mit ihren gegossenen Zement-Produkten zu "beglücken". Wenn man sieht, was hier entstanden ist, kann einem angst und bang werden:

Ganz Bayern demnächst zubetoniert?

Bei den ehrgeizigen Ziele dieser Firma  war es gerade recht, den alt-ehrwürdigen Bahnhof Greißelbach als Symbol einer Zeit, die sich nach der Firmendoktrin überlebt hat, in Kontrast zu setzen.

Ein Macho-Park ist das geworden, wo der Großbetrieb vor einem auf dem Beton-Pranger leidenden Altgebäude der Eisenbahn seine "modernen" Stahlbeton-Muskeln spielen lässt.

Wer von Berching mit dem Auto die B299 nach Neumarkt fährt, kann sich hautnah von der Szenerie überzeugen.

Und dort gibt es also nach Meinung der Stadtplanerfirma von Berching für die Bürger/innen etwas zu lernen!

Aha! Von daher weht also der Wind!

Neustadt an der Donau zählt inzwischen auch zu den Zielobjekten der Münchner Stadtplaner! Auch hier besagt eine Internetseite mehr als viele Worte. [Link]

In Bayern ist es nicht besser als anderswo. Überall das bekannte Strickmuster:

Der ganze Freistaat demnächst in den öffentlichen Zonen "barrierefrei" zubetoniert und platt gemacht! So perfekt, dass dazwischen kein Grashalm mehr hochkommt!

Das nahe Lauterhofen ist übrigens demnächst auch dran, wie man einem Artikel des Neumarkter Tagblattes vom 12.08.2014 entnehmen kann. [Link]

Und hier erfährt man dann aus dem berufenen Mund eines Staatssekretärs, der aus der Region stammt, dass bis 2023 ganz Bayern derart "barrierefrei" sein werde! Mit anderen Worten:

Szenario Bayern 2023: Die Innenstädte platt - glatt - kaputt!

Die gigantische Lawine der Beton- und Stein-Industrie rollt also bereits - und sie rollt nunmehr ungebremst auch auf unser wohlgepflastertes Berching zu, um es platt zu machen. Lesen Sie folgenden Zeitungsartikel von 31. Juli 2014 bewusst durch, aber sehen Sie sich vor, dass Sie dabei nicht der Schlag trifft:

Neumarkter Tagblatt, Lokalteil Berching, 31. Juli 2014.

  • Irgendein Wort der Wertschätzung für unser historisches Kopfsteinpflaster, das seit vielen Jahrzehnten unermüdlich für unsere Stadt arbeitet? Fehlanzeige!

  • Einhaltung denkmalschützerischer Richtlinien bzw. des Ensembleschutzes? Nie gehört!

  • Liebe zum alten Berching? Bloß keine "falschen" Gefühle!

Stattdessen:
  • Durchpressen der Kopfsteinpflaster-Vernichtung im gesetzeswidrigen Eilverfahren! Damit dem "Integrierten Stadt-Entsorgungs-Programm" (ISEK) keiner am Ende noch dazwischenkommt.

  • Dabei Reduktion (!) der Ausbaukosten auf 1,23 Millionen Euro! Wie nobel, wie sparsam!

 

Man lasse sich das maligne "Mammutprojekt", das hier ausgeheckt worden ist, auf der Zunge zergehen:

1 300 000 € Baukosten plus 207 000 € Kosten für Architektenleistung macht 1 507 000 € Baukosten für die mutwillige Zerstörung eines höchst wertvollen, schönen und äußerst zweckmäßigen Bodendenkmals, das obendrein nicht die geringsten Schäden aufweist!

Da die tatsächlichen "Baukosten" nach den üblichen Erfahrungen locker das Doppelte ausmachen, und der vernichtete Gegenwert des Pflasters kaum zu ermessen ist, kommen am Ende Unsummen an Steuergeldern zusammen, mehrere Millionen Euro, die in Berching mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen werden - ohne jegliche Notwendigkeit!

Allein von den zu bis dato kalkulierten Baukosten hätten mit einigermaßen Geschick mehrere Häuser in der Innenstadt saniert oder teilsaniert werden können!

Wer hat sich diesen perfiden Plan ausgedacht?

 

"Liebe Handvoll Rollator- und Rollstuhlfahrer von Berching, die wir aufgrund unserer beruflichen Tätigkeit bestens kennen und schätzen!

Aufgepasst!

Hier geht es dem Anschein nach nicht um Euer Wohlergehen, das schon bisher durch unsere liebenswerte alte Stadt in keinster Weise gefährdet wurde, hier geht es um das finanzielle Wohl einer ganz anderen, viel mächtigeren Interessengruppe!"

 

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Berching steht unmittelbar vor dem größten Zerstörungswerk seiner Geschichte, seit den Überfällen der Schweden im Dreißigjährigen Krieg! Und das auch noch bezahlt aus den Taschen seiner Bürger!

Kein Zweifel: Wenn Berching überhaupt "Barrierefreiheit" braucht, dann von einer ganz anderen Art:

Barrierefreiheit in den blockierten Köpfen der Stadtverantwortlichen!

Sie haben sich unabhängig, uneigennützig und entschlossen vor die Stadt und ihr wertvolles Tafelsilber, das alte Kopfsteinpflaster, zu stellen, anstatt beide für einen Judas-Lohn dem größten Feind einer historischen Stadt, der unersättlichen Beton-,  Bau- und Steine-Lobby, auszuliefern!

Ist die Ehre und der Auftrag der Vorgänger vergessen, die über Jahrhunderte die Stadt vor fremden Übergriffen gewahrt und beschützt haben?

Die Integrität der historischen Stadt Berching zu wahren, ist immer der entscheidende Auftrag gewesen, es ist auch der Auftrag der Wähler von heute!

Über einige Details dessen, was nun aus der Innenstadtzone Berchings werden soll, mehr in einem weiteren Artikel! [Link]

Gott schütze unser gutes, altes Berching!

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