Berchings wertvolles Vormauer-Ensemble an der Sulz für immer vernichtet!
Vom Ende der historischen Hochwasserverbauung und Vormauer-Partie am Kuffer-Park

Ein Kleinstadt-Drama in 5 Akten - ohne Ende:

  • Erster Akt:     [Die historische Bedeutung] - [Die Attentatspläne]

  • Zweiter Akt: [Der Widerstand] - [Die Vernichtungskampagne]

  • Dritter Akt:   [Das Zerstörungswerk]

  • Vierter Akt:   [Das Resultat]

  • Fünfter Akt:   [Die Folgen]
  • Erster Akt:     Die historische Bedeutung                                                                          Sommer 2014

    11. September 2014:

    Warum ist der Kuffer-Park in Berching für die Bodenarchäologie so wichtig?

    Wir stellen zunächst das grobe Zeitraster der Stadtgeschichte Berchings nach den einschlägigen, eher spärlichen historischen Quellen vor und ergänzen die Resultate eigener Recherchen, soweit sie für den Kuffer-Park relevant sind. Für weitergehende Hintergrundinformation verweisen wir auf unsere Arbeiten, da eine vollständige, in sich schlüssige Chronik Berchings bis heute auf sich warten lässt:
    • Burggraf Heinrich III. und sein Erbe: Die romanischen Schutzkirchen in Altbayern (Online-Buch) [Link]
    • Machtkampf beim Kloster Grab am Schlüpfelberg: Über die Anfänger des Templer-Ordens in Bayern (Online-Buch, Vortragsfolien) [Link]
    • Karolingisches Krongut in Berching (Vortragsfolien) [Link]

    Kleine Chronologie Berchings:

    • 3. bis 5. Jahrhundert: Es besteht eine juthungisch-alemannische Ursiedlung im Bereich der heutigen Vorstadt.
    • 6. bis 7. Jahrhundert: Die alte alemannische Streusiedlung geht im bajuwarisch-agilolfingischen Stammesverband auf.
    • um 750 bis 911: Die Karolinger unterhalten in Berching einen Stütz- und Verkehrsknotenpunkt zwischen den bedeutsamen, mehrfach urkundlich erwähnten Königshöfen Lauterhofen und Ingolstadt. Der karolingische Königshof "villa Pirihinga" ist im Jahr 883 zusammen mit seiner "capella" (im Bereich der heutigen Lorenz-Kirche) urkundlich belegt.
    • ab 911: Hof, Kirche und Siedlung gehören ab sofort zum Bistum und Hochstift Eichstätt!
    • ab 976 bis 1184: In Berching besteht wahrscheinlich ein Landgerichtsort der Riedenburger Pabonen auf dem Kels- und Sulzgau in der sog. "Vorstadt" (in Personalunion auch Burggrafen von Regensburg).
    • ab 1182 bis Ende 13. Jahrhundert: Es existiert wahrscheinlich eine von den Pabonen und Bischof Otto von Eichstätt geförderte Propstei des Templer-Ordens in Berching. Dies ist die Zeit der Erbauung der Oberen Stadt Berching rechts der Sulz, inklusive ihres Landsockels.
    • ab ca. 1196 bis 1305: Die Hochstiftsvogtei von Berching wird durch die Grafen von Hirschberg wahrgenommen, welche auch Rechtsnachfolger der Pabonen in der Landgrafschaft auf dem Kels- und Sulzgau sind.
    • 1296: Es ist ein erster Mauerring um die Hochstiftstadt rechts der Sulz entstanden: Berching ist ab sofort gemauertes "oppidum".
    • 1298: Eine bereits seit längerem bestehende Juden-Niederlassung in Berching wird im Rahmen des sog. Rintfleisch-Pogroms ausgelöscht.
    • 1314: Erstmalig ist in Berching eine verfasste Bürgerschaft dokumentiert: "civitas".
    • 1354: Das Bürgerspital an der Sulz wird errichtet. Eine neue Mitteltrasse mit Tor und Brücke zwischen den beiden Berchinger Stadtteilen beiderseits der Sulz ersetzt spätestens ab diesem Zeitpunkt die alten, etwas weiter nördlich und südlich gelegenen Flussquerungen früherer Zeit.
    • ab ca. 1465: Die Umgruppierung der Vorstadt ist abgeschlossen. Bau der Vorstadt-Schutzmauer und der Vorstadt-Tore mit ihren Pflasterzollhäusern.
    • ab ca. 1490: Er erfolgt der Ausbau und die Erhöhung der Stadtmauer der Oberen Stadt zur Wehrmauer, unter dem Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau.
    • 1524/25: Belagerung Berchings im Bauernkrieg, durch den Obermässinger Bauernhaufen.
    • 1633/34: Einnahme Berchings durch die Schweden.

    Disposition der Siedlungskerne und Altwege:

    Wir verwenden im Folgenden eine Überprojektion mit der Darstellung des sogenannten Urkatasters (ab ca. 1808), um vor allem die Lage der Altwege deutlich zu machen, die noch heute mit dem eigenartigen Straßenverlauf Berchings korrelieren!

    Der königlich-bayerische Urkataster zeigt die Situation um 1820. Über Jahrhunderte hatte sich zuvor in Berching wenig geändert; sämtliche Wallgräben um die Stadt herum waren damals noch vollständig erhalten.

    Situation vor 750:

    Lockere spätalemannische, später bajuwarische Streusiedlung (grau) auf einer Schwemmsandterrasse (gelb) und an einem Altweg in Nord-Südrichtung (rot) am linken Ufer der Sulz. Doppellauf der Sulz (die eigentliche Sulz und die "Altach", auf dem Urkataster auch "Altwasser" genannt). Breite Flussaue (grün). Zwei querende Altwege nach Westen, deren Verlauf noch heute am geteilten Straßenmuster Berchings nachzuvollziehen ist (Kupferschmiedgasse und Teile der Mühl- und Klostergasse; siehe kleine Pfeile). Der südliche Altweg zieht quer durch eine Furt der Sulz am heutigen Kuffer-Park (großer Pfeil).

    Situation zwischen 750 und 911 - die Karolinger in Berching

    Der karolingische Wirtschaftshof "villa Pirihinga" in der Form eines karolingischen Doppelquadrats (100 x 200 Karolingische Schritt; sog. "Doppelrechteck-Curtis") und die zugehörige "cappella" mit ihrem Kirchhof orientieren sich am östlichen Uferhang der Sulz, der eine natürliche Barriere darstellt. Der Königshof weicht deshalb aus der Nord-Südachse ab (graue Struktur). Seine einstige Konfiguration und seine Zentralachsen sind noch heute am irregulären Straßenmuster der nördlichen Vorstadt (Gössweingasse, Klostergasse) sowie an zahlreichen schrägen Grundstückparzellen und weiteren Details nachvollziehbar. Die nördliche Sulzquerung führt nun zentral in den Königshof, die südliche bleibt unverändert als Transitweg bestehen.

    Archäologische Fragestellung am Kuffer-Park:

    Bestanden hier bereits eine erste hölzerne Sulzbrücke und/oder Dämme aus der Karolinger-Zeit oder weiterhin eine natürliche Furt?

    Man vergleiche hier: [Link]

    Situation von ca. 1190 bis ca. 1250:

    Ab 1182 und noch vor der Gründung der Weststadt ist in Berching eine Kommende der Tempelherren anzunehmen (violettes Areal). Sie ist zwar nicht dokumentarisch gesichert (besitzanzeigende Urkunden der Templer wurden mit wenigen Ausnahmen nach der Auslöschung des Ordens ab 1307 vernichtet), wird aber durch eine Ortstradition in den Raum gestellt und ist inzwischen unsererseits durch zahlreiche Indizien untermauert. Die Gründung geschah vermutlich in Absprache mit Bischof Otto von Eichstätt (1182-1196); die Belege sind z. T. noch nicht veröffentlicht. Korrelat für diese Disposition zwischen der alten Wegegabel ist die heutige Metzgerei Kraus mit ihrer den Stadtmauerring durchbrechenden Grundstücksparzelle (Doppelpfeil). Dies deutet auf einen Vorgängerbau hin, der noch vor die Erbauung des ersten Mauerrings 1296 zurückreicht. Die eigenartige Eindellung des Sulzkanals nach Osten in Höhe dieses Anwesens erklärt sich nicht durch spätere Bebauung und ist eventuell in denselben Zusammenhang zu stellen (violette Fläche). Die Strukturen des alten Karolingerhofes sind zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelöst, es bildet sich allmählich die heutige, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Achse der Vorstadt aus. Die Sulzquerung südlich von St. Lorenz, quer durch den heutigen Kuffer-Park, besteht fort.

    Archäologische Fragestellungen:

    Bestehen im Kuffer-Park bauliche Überreste aus dieser Zeit der ersten Expansion nach Westen, am rechten Ufer der Sulz? Wenn ja, wie ist ihre Dispsition zu erklären?

    Situation ab 1350:

    Die Templer verschwanden spätestens 1304 aus Berching (noch vor ihrer endgültigen Auslöschung in ganz Europa), ihr Zentralbau bestand fort (Doppelpfeil) und blieb in den seit ca. 1200 entstehenden ersten Mauerring der neuen Hochstiftsstadt, der 1296 bereits vollständig fertig gestellt gewesen sein muss, integriert.

    Die Tatsache, dass ca. 1350 das Bürgerspital in exakter Ost-West-Richtung erbaut wurde (großer Pfeil), spricht für die Errichtung einer neuen Straßen-Querachse nördlich von St. Lorenz spätestens seit diesem Zeitpunkt, nunmehr mit einem größeren steinernen Brückenbau (Vorgänger der heutigen Johannisbrücke).

    Die südliche Sulzquerung hat zu diesem Zeitpunkt ihre Funktion verloren; sie scheint nun aufgelassen. Der ehemalige Straßenlauf ist allerdings bis zum heutigen Tag an der eigenartigen Kurve der Mühlgasse nachzuvollziehen. In etwa zur selben Zeit dürfte die erste steinerne Stadtmühle (erst Kraus-Mühle, dann Plank-Mühle) entstanden zu sein. Frühere Flussmühlen sind denkbar, aber dann eher aus Holz und in der einstigen Lage kaum einschätzbar.

    Für die Bodenarchäologie besonders wichtig:

    Spätestens mit der Kraus-Mühle entstand am westlichen Sulz-Arm ein Uferwall, der das Schwallwasser des Sulzüberlaufs (über einer alten Flussinsel aus der Zeit der Furt) aufzuhalten hatte und deshalb mit Bäumen durchwurzelt und vermutlich mit Knüppeldämmen vor Unterspülung gesichert wurde. Damit wurden Teile der früheren Altstraße, womöglich bis vor die Karolingerzeit zurückreichend, konserviert.

    Dieser Uferwall besteht bis auf die Oberflächenabtragungen noch heute. Er wurde nie überbaut und ist deshalb einer Sondierungsgrabung über alle potentiellen Fundhorizonte zugängig!

    Sollten sich hier bei einer Grabung Einzelfunde und Reste von Gebäuden, Brückenbauwerken etc. ergeben, so wäre damit in wesentlichen Teilen die sukzessive Entstehung der Weststadt zu klären!

    Daneben sind im gesamten Vormauerverlauf des Kuffer-Parks Streufunde aus der Zeit der Stadtbelagerungen in Bauernkrieg (1525) und im Dreißigjährigen Krieg (1633) denkbar.

    Resümee:

    Natürlich lässt sich aktuell von niemandem konkret vorhersagen, ob eine bodenarchäologische Untersuchung des Kuffer-Parks bedeutsame Befunde hervorbringt und in welcher Menge, zumal es sich um eine alte Überschwemmungszone handelt und Teile der Bodenoberfläche neuzeitlich negativ beeinflusst wurden (Einebnung der Wälle und Gräben).

    Nichtsdestotrotz besteht im Kuffer-Park und unter dem ehemaligen Prallhang-Uferwall der Kraus-Mühle die archäologisch interessanteste Stelle zur Aufhellung der Stadtentwicklung Berchings in Richtung Westen. Es handelt sich sozusagen um eine Schlüsselstelle!

    Grundsätzlich denkbar sind mehrere Fundhorizonte, wobei der oberste auf ca. 1350 terminiert sein dürfte (abgesehen von Funden aus der Zeit der späteren Belagerungen oder Zufallsfunden), die untersten womöglich sogar über die Karolingerzeit hinaus zurückreichen.

    Potentiell wichtige Schichten der alten Flussquerung sind durch einen ca. 1350 errichteten, hohen Uferwall (mit Prallhang) gerade an der Stelle konserviert worden, die demnächst wegen eines Wassertheaters komplett abgeschoben und damit irreversibel beseitigt werden soll. Er wurde durch die Hochwasserverbauung von 1920/22 kaum beschädigt und anschließend zusätzlich geschützt.

    Sollte für die Errichtung des geplanten Vergnügungsparks im Kuffer-Park der Bodenabraum ohne vorherige archäologische Exploration erfolgen, sind möglicherweise wichtigste Informationen zur Stadtentwicklung Berchings für immer verloren und damit der Geschichtsforschung Berchings und Bayerns ein großer Schaden zugefügt.

    Nachtrag:

    Der Besitzer der ehemaligen Plankmühle hat uns einen wertvollen Hinweis zum karolingerzeitlichen Sulzübergang, quer durch den Kufferpark, zur Mühlgasse hin, gegeben:

    Vor Jahren sei bei Ausschachtungsarbeiten für eine Kanalisation in der Mühlgasse in ca. 6 Meter Tiefe völlig überraschend ein zugerichteter Baumstamm zum Vorschein gekommen!

    Die Bauarbeiter hätte das damals als "Auffüllmaterial" gewertet und achtlos weggeworfen. Bodenarchäologen seien nicht hinzugezogen worden.

    17. August 2014:

    Die historische Hochwasserverbauung und die Vormauer-Partie am Kuffer-Park

     

    Berching und Hochwasser - das hat fast schon etwas Mythisches:

    Hätte es in Berching kein Hochwasser gegeben, dann gäbe es auch keinen "Berchinger Hecht"!

    Die alten Berchinger haben dem Raubfisch in der bekanntesten ihrer Stadtsagen mit feiner Selbstironie ein Denkmal gesetzt, in dem sie ihn nach Ablaufen des berüchtigten Berchinger Hochwassers zu einem Käfigtier mutieren ließen, das am Ende fast das Singen gelernt hätte. [Link]

    Spezies "Esox Pirihingarus".

    Der historische Hintergrund der Sage ist durchaus ein ernsthafter:

    Seit Menschengedenken floss die Sulz mit ihrem Nebenarm, der Altach (später auch Altwasser genannt) in breitem Bett von den Zeugenbergen bei Neumarkt und Tyrolsberg herab, um sich vor Berching zu vereinigen und zwischen den beiden Blöcken von Vorstadt und Oberer Stadt in ein enges Bett zu zwängen.

    Kein Wunder, wenn der so strangulierte Fluss alle paar Jahre zur Zeit der Schneeschmelze über seine Ufer trat und Stadt und Tal überschwemmte.

    Dies lag u. a. an der speziellen Art, wie der Fluss durch die Stadt geführt wurde:

     

    Die Berchinger Sulz vor 1920

    Wie alte Fotografien dokumentieren, war die Berchinger Sulz seit Anbeginn der Stadt nur mit einfachen Knüppeldämmen und streckenweise mit Wällen gesichert gewesen. Hinter dem Gasthof zur Post erweiterte sich der Fluss zu einem richtigen kleinen See, dem Mühlteich der Stadtmühle, die seit Menschengedenken Kraus-Mühle und später Plank-Mühle hieß.

    Knüppeldämme aus Holz sichern zu beiden Seiten die hochgestaute Sulz vor der Johannisbrücke.

    Vom selben Standpunkt aus der Blick zurück nach Norden. Rechts das größere Gebäude ist das Institut der Armen Schulschwestern von Berching, errichtet im Jahr 1850. Die Kopfweiden zur Linken sind inzwischen verschwunden, die alte Scheune steht noch.

    Durch die beiden östlichen Joche der Johannisbrücke mit ihren dicken Pfeilern und abgerundeten Vorwerken floss das Sulz-Wasser auf den erhöhten Rand einer kleinen Zwischeninsel hinter der Brücke zu, die zugleich als Staudamm und Überlauf diente, ansonsten zwängte es sich in den Zufluss-Kanal und das Mühlwerk der Stadtmühle. Wegen der für den Mühlbetrieb notwendigen Stauhöhe stand das Wasser im Bereich der Johannisbrücke meist nur wenig unter den Scheiteln der Rundbögen (siehe Bild).

    Die alte Johannisbrücke mit ihren drei Rundböden und der Johann-Nepomuk-Statue von 1734, einer Pettenkofer-Stiftung.

    Durch das westliche Joch stürzte das Wasser über eine Wehrmauer, die oben rechts im Bild zu sehen ist, in das weitaus tiefere Bett des Stadtbaches, der gerade hier in die Sulz mündete.

    Blick zurück nach Norden. Zur Rechten  ist das 1908 errichtete Postgebäude zu erkennen, früher Brucklederer-Haus genannt, zu welchem zunächst auch das kleinere Anwesen im Vordergrund gehört hatte (als Scheunenbau; es wurde erst später mit Wohnungenversehen). Diese Häuser waren schon vor 1920 mit einer steinernen Flutmauer geschützt worden. Zur Linken die zum Staudamm erhöhte alte Sulz-Insel. Gut erkennbar ist das freie dritte Joch der Brücke, dessen Wasserpegel unter dem der beiden anderen lag.

    Kein Wunder, wenn sich die alte, dreijochige Brücke, die ihre Durchflusskapazität kaum noch erhöhen konnte, in Regen- und Tauwetter-Zeiten als ein ausgesprochenes Nadelöhr erwies. Binnen weniger Stunden wurde das sonst gemächlich dahinfließende Rinnsal der Sulz zu einem reißenden Strom, der die ganze Stadt unter Wasser setzte und die Bürger nicht selten um Hab und Gut brachte. Nicht einmal vor den Toren der Stadtpfarrkirche machte die Flut halt und beschädigte des Öfteren das wertvolle Inventar.

    Eine Aufnahme von Seltenheitswert, aus dem Jahr 1909: Das Mühlwerk der Kraus-Mühle ist durch die Fluten ganz unter Wasser gesetzt, die Stau-Insel und die Vormauer-Zone der Innenstadt bereits weitgehend überflutet.

    Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Berching sind mehrere Hochwasser-Katastrophen mit ihren Höchstpegelständen unter der Kanzel der Stadtpfarrkirche Maria Hilf dokumentiert:

    • Vom 30. auf den 31. Mai 1845 stieg das Hochwasser auf eine Rekordhöhe von 81 cm über Kirchenniveau, am 18. Dezember 1902 auf eine Höhe von 50 cm und am 5. Februar 1909 auf eine Höhe von 67 cm.

    Dem zufolge muss in diesen Jahren die gesamte Innenstadt zu einem See geflutet gewesen sein. Dass das Wasser 1909 auch durch das heutige Rathaus floss, ist mündlich tradiert.

    • Im Abflussbereich dieser letzten größeren Tau-Flut von 1909 wurden damals 75 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gemessen.

    • Am Einfluss der städtischen Sulz, erst am Wehr, später am Gebäude der Stampfer-Mühle, wurden ebenfalls Pegelstände erfasst:

      Das Hochwasser erreichte dort 1902 eine Höhe von 1,35 Meter, im Jahre 1909 sogar 1,83 Meter über Normal, so dass der gesamte Mühlgrund inklusive Mühlgebäude unter Wasser stand.

      Wasserstände der Stampfermühle, bei der Renovierung 2001 mit kleinen Marmortafeln markiert.

     

    Die Hochwasser-Verbauung von 1920 bis 1922

    Dass den verheerenden Hochwassern von Berching ein Ende gesetzt wurde, ist im Wesentlichen einem einzigen Mann zu verdanken:

    Er hieß Josef Plank, geb. am 8. März 1872 in Berching.

    Der Sohn des Stampfer-Müllers hatte im elterlichen Betrieb zunächst das Müller-Handwerk erlernt, dann aber mit Einheirat in die Gastwirtschaft "Zur Blauen Traube" einen Gastronomie-Betrieb übernommen, ehe er im Jahr 1898 die Kraus-Mühle im Tausch erwarb, um dort einen eigenen Mühlbetrieb mit Mehlhandel aufzubauen.

    Seit 1908 gehörte Josef Plank dem Magistrat von Berching an, im Jahr 1919 wurde er zum 1. Bürgermeister gewählt.

    In seiner Amtszeit und unter seiner Ägide entstand nun in den Jahren zwischen 1920 und 1922 das größte Bauwerk der jüngeren Berchinger Stadtgeschichte, die sogenannte "Hochwasserfreilegung". Ausführender Baumeister war Johann Baptist Netter, der auch das Postgebäude gegenüber des Kuffer-Parks neben seinem Wohnhaus errichtet hatte. Der Bauführer hieß Zierngibel. Bauamtmann N. Rich war als Regierungsbeamter Leitender Bauvorsitzender und wurde am 17. März 1925 wegen seiner Verdienste für die Sulz-Regulierung sogar zum Ehrenbürger der Stadt Berching ernannt.

    Der bestiefelte Mann mit Hut und Mantel rechts hinten ist der Baumeister Johann Baptist Netter, daneben in Knickerbocker und Janker sein Bauführer Zierngibel. Im Vordergrund die Bauarbeiter, die gerade per Hand die zum Rückstauwehr umfunktionierte Mittelinsel abgraben.

    Für dieses Großprojekt opferte der Bürgermeister uneigennützig seinen eigenen Mühlbetrieb, gegen nur geringen finanziellen Ausgleich, der wenig später durch die Inflation vollends entwertet wurde.

    Josef Plank blieb bis zu seinem Tod am 11. November 1935 Bürgermeister von Berching. Ihm zu Ehren ist heute jene kleine Straße in der alten Siedlung benannt, die zum Elysium führt.

     

    Der Erste Weltkrieg war gerade zwei Jahre beendet und die arbeitsfähigen Männer, so sie den Krieg überlebt hatten, nach Berching heimgekehrt, als dieses Wunderwerk der Technik entstand. Es handelte sich bei diesem Kanalbau u. a. auch um eine in Berching dringend benötigte Arbeiutsbeschaffungsmaßnahme der Weimarer Republik.

    Im Wesentlichen ging es darum, die Verschlammung der Sulz oberhalb der Staumauer an der Johannisbrücke rückzubauen und die ganze innerstädtische Wasserstrecke in einen tieferen Flut-Kanal mit rascher Durchströmung zu verlegen, den meterhohe, überflutungssichere Mauern aus handgeschlagenen Jura-Steinen säumten und sicherten. Es bedurfte einer überlegten Vorplanung, unzähliger Hände Arbeit und eines Zeitraums von fast zwei Jahren, damit dieses städtebauliche Großprojekt gelang.

    Glücklicherweise hat sich zu dieser nach der Stadtmauer größten Einzelbaumaßnahme der Berchinger Stadtgeschichte, die selbst durch die beiden Kirchenbauten nicht übertroffen wurde, ein Zyklus von Fotografien erhalten. Er macht deutlich, mit welch logistischem und handwerklichem Aufwand die Gesamtkonstruktion bewältigt wurde - zu einer Zeit, als Baumaschinen wie Raupen, Bagger und Kräne noch gar nicht existierten. Lediglich eine kleine Förderbahn mit ihren Geleisen, die man vom Bau-Depot im Bereich des heutigen Kuffer-Parks bis hin zum Brückenbauwerk durch das Flussbett zog, sowie einige hydraulische Pumpen deuteten einen gewissen technischen Umbruch an.

    Alles andere blieb reine Handarbeit!

    Die Insel in der Sulz war bereits rückgebaut, als man bis zur Johannisbrücke eine keine Förderbahn verlegte. Eine Kipp-Lore, Schaufeln und Hacken waren die einzigen Instrumente dieser erste Bauphase. Der Ausflusskanal des Plank'schen Mühlhauses scheint bereits verfüllt gewesen zu sein.

    Dieselbe Förderbahn aus anderer Perspektive. Die alte Johannisbrücke ist bereits abgebrochen.

    Es war nicht nur nötig, große Erdbewegungen zur Trockenlegung des Flussbettes durchzuführen, die erwähnten Hochwassermauern an beiden Seiten zu errichten und das unterschlächtige Mühlwerk der Plank'schen Mühle mit ihrem steinernen Zu- und Ablauf aufzulösen, sondern auch den dreijochige Vorgänger der heutigen Johannisbrücke abzureißen und durch eine zweiwöchige Bogenbrücke größerer Spannweite zu ersetzen.

    Der Beginn der steinernen Hochwasserverbauung am Rand der Vormauerzone im Westen. Gut erkennbar der dort seit Jahrhunderten bestehende Erdwall.

    Notabene:

    Die letzte Aufnahme ist zur Beurteilung der Situation am Kuffer-Park, die später noch ausführlich besprochen wird, sehr wichtig:

    Sie belegt, dass hier seit langer Zeit ein Erdwall vorbestanden haben muss, der als Prallhang für den Überlauf fungierte und deshalb von Ufer-Bäumen durchwurzelt und verfestigt wurde. Der Wall, dessen Knüppeldämme 1920 durch eine Steinmauer ersetzt wurden, existiert im Grunde genommen noch heute. Da er mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Gründungszeit der Stadt zurückgeht, stellt er das wertvollste, weil original erhaltene Bodendenkmal dar, das keinesfalls leichtfertig verändert werden darf! Unter ihm sind sogar Strukturen aus der Karolinger- und Stauferzeit zu vermuten, da hier die bis ca. 1350 benutzte Sulz-Querung/Brücke lag!

    Dennoch plant man soeben seine Beseitigung!

    Die folgenden Aufnahmen zeigen nun den Abriss der alten und die Errichtung der neuen Johannisbrücke:

    Auch der Abriss der alten Johannisbrücke ist reine Handarbeit!

    Die Sulz wird vor der Brücke durch einen Bohlendamm aufgestaut, das alte Bürgerspital und die neue Post müssen ihrerseits mit Balken abgestützt werden.

    Innenstadtseitig ist die alte Brücke bereits vollständig abgetragen, nur die Auffahrrampe ist verblieben. Rechts das mehrfach umgebaute Bruckseiler-Haus, heute Kunstcafé.

    Die Brückenbaustelle aus anderer Perspektive. Als technische Errungenschaft kamen erstmals hydraulische Pumpen mit ihren Schlauchsystemen zum Einsatz.

    Bau des östlichen Brückenpfeilers. Sehr gut erkennbar ist der Kellerbogen des Bürgerspitals links, das früher über dieses Gewölbe wie fast alle Spitäler in Deutschland direkten Zutritt zu Fließwasser hatte. Der offene Keller wurde bei der weiteren Hochwasserverbauung wegen der Anlage der Uferpassage leider zugesetzt. Es wäre schön, wenn man diese markante Partie wieder freilegen würde.

    Unterkonstruktion des neuen östlichen Jochbogens mit großer Spannweite.

    Zur Ausführung kam eine Unterkonstruktion aus Baustahl sowie eine Bogenfassung aus konisch geschlagenen und exakt durchnummerierten Bogensteinen. Auch dieser Teil der Brückenkonstruktion bestand aus reiner Handarbeit, nur der Baustahl war zuvor maschinell gezogen worden!

    Zwei Jahre später:

    Die Neugestaltung der Plank'schen Mühle inklusive der Flutmauer sind fertig! Es ist nun ein kleiner Vorgarten am Fluss entstanden. Bürgermeister Plank wurde für die Aufgabe seines Mühlbetriebs mit einem Geldbetrag abgefunden, der jedoch durch die nachfolgende Inflation vollständig verloren ging. 
    Die alte Krausmühle in neuer Disposition.

    Die Kanalarbeiten an der Sulz zogen sich bis weit nach Süden hin. Hier werden gerade in Höhe der Maria-Hilf-Wallfahrtskirche die Kanalböschungen mit großen Bruchsteinen armiert.

    Die "neue" Sulz im Süden der Stadt.

     

    Betrachten wir das Resultat der damaligen Arbeiten. Die neue Hochwasserverbauung war eine saubere Handwerksarbeit von eindrucksvoller Länge und Geschlossenheit!

     
    Zur Linken die Klostermauer des ehemaligen Franziskaner-Konvents, in der Mitte zwischen den neuen Mauern die breit dahinfließende Sulz.

    Blick nach Norden in Richtung Mädchen-Schulhaus der Armen Schulschwestern. Man vergleiche mit dem Zustand zuvor, weiter oben. Hier im geschwungenen, hoch gemauerten Mauerbogen, mit exakte Wasserführung der Sulz, ist ein fast großstädtischer Aspekt entstanden!

    Blick zur neuen Johannisbrücke. Zur Linken die alten Beigebäude des Bürgerspitals. Nie hätte man diesen eindrucksvollen alten Baukörper abreißen dürfen, und dennoch ist es geschehen!

    Eine der schönsten historischen Stadtansichten von Berching, die den Zauber und Mythos der alten Stadt betont. Die Gegenlichtaufnahme belegt mit ihrem Wechsel von Licht und Schatten das optische Potential des Hochwasserkanals mit der nachfolgenden Vormauer-Partie..

    Blick von Süden zurück zur Johannisbrücke: Hier hat man die Sulz gekonnt verbreitert. Der ausladend geschwungene Bogen zur Linken mit der begradigten Wallkrone und der engere Bogen zu Rechten belegen, wie die damaligen Baumeister nahezu perfekt Funktionalität und Schönheit miteinander zu kombinieren wussten. Besonders reizvoll die Spiegelungen der alten Gebäude in einer suffizient rückgestauten Sulz! Wie schade, dass gerade heute der Bogen links nicht betreten werden kann, und sich dadurch die Wasserspiegelung den Blicken der Besucher entzieht.

    Am südlichen Auslauf der Sulz aus der Stadt entstanden zeitversetzt zwei Aufnahmen zum direkten Vergleich von Vorher und Nachher!

    Vorher - nachher 1922.

    Zum Abschluss ein Postkartenmotiv, das einige Jahre nach Abschluss der Baumaßnahmen entstand und die Harmonie der neu entstandenen Sulzgärten in Kombination mit der domestizierten Flusslandschaft zeigt.

    Altes Postkartenmotiv.

    Wir fassen das Resultat zusammen:

    Binnen zweier Jahre, in denen man gottseidank von Hochwasser verschont blieb, war mit vieler Bürger Hände ein riesiges, einheitliches Kanal-Bauwerk in Berching entstanden, das größte und weitläufigste der seiner jüngeren Geschichte! Dabei zählte Berching damals kaum mehr als 1700 Einwohner!

    Aus der Not geboren und in großer Sorgfalt geplant und ausgeführt, fügt sich das entstandene bautechnische Gesamtkunstwerk bis zum heutigen Tag harmonisch in das Berchinger Altstadt-Ensemble ein und lässt die Sulz-Stadt in ihrer spezifischen urbanen Zwischenzone zu einer Art von Kanal-Stadt reifen - mit reizvollen Perspektiven, wie wir sie auch von Städten in den Niederlanden oder in Dänemark her kennen!

     

    Dass sich die Baumaßnahmen von 1920/22 auch inhaltlich gelohnt hatten, erwiesen die folgenden Jahre:

    Seit 1922 ist die Sulz in Berching kaum mehr über ihre Ufer getreten! Ausnahme machte am 7. Juli 1975 nach sintflutartigen Regenfällen ein Hochwasser, das erneut bis an die Kirchentür der Stadtpfarrkirche schoß. Doch diesmal kam das Wasser von Gredinger Tor herein, wo es sogar die Pflastersteine ausspülte.

    Mit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992, einer noch weitaus größeren Kanal-Baumaßnahme des Bundes, waren weitere Überschwemmungen des Sulztals bei Berching nicht mehr möglich.

     Heute fließen die Hauptwasser der Sulz nördlich von Berching in den großen Kanal - etwas südlich des Dürrloh-Speichers, wo zwischen den Schleusen Berching und Bachhausen ein Wendebecken für Schiffe angelegt wurde. Der hydraulische Abfluss bzw. das Streich-Wehr, das dort errichtet ist, öffnet bei einem Sulzabfluss von mehr als 13,5 Kubikmetern pro Sekunde und reguliert damit relativ fein und effektiv die Wasserführung des Flusses.

    Eine Überschwemmung Berchings wie in alten Zeiten ist damit nicht mehr möglich, auch unabhängig von der historischen Hochwasserverbauung. Theoretische Berechnungen haben ergeben, dass selbst ein sog. Katastrophenhochwasser mit einem Abfluss von 28 Kubikmetern oder ein sog. Jahrhunderthochwasser mit 20 Kubikmetern pro Sekunde Berching nicht mehr gefährden würde.

    Damit hat sich die alte Problematik heute eher umgekehrt:

    Waren die Wasserstände der Sulz früher zu Regenzeiten viel zu hoch, so führt der Fluss inzwischen in Trockenzeiten viel zu wenig Wasser!

    Unter rein technischen Aspekten ist die Hochwasserverbaung von Berching also heute nicht mehr nötig. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Mauerzüge und der durch sie gesäumte Kanal wegen der Vollständigkeit, Einheitlichkeit und Harmonie ihrer Ausführung ein aus Berching nicht weg zudenkendes, inzwischen äußerst schützenswertes bauliches Ensemble aus der Hand des Bürgermeisters Josef Plank bildet, dem deswegen sogar eine Straße gewidmet wurde.

    Das Altstadt-Ensemble der Hochwasserverbauung gehört deshalb in die oberste Kategorie schützenswerter Bauten in Berching, auch wenn das Landesamt für Denkmalpflege - zuletzt um 1975 tätig! - wie an so vielen anderen Stellen der Stadt eine entsprechende Klassifizierung versäumt hat.

    Zu keinem Zeitpunkt waren hier noch grundlegende Änderungen vorgenommen worden, wenn man von einer verkehrstechnisch notwendigen Verbreiterung der Johannisbrücke in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts absieht. Auch hierzu eine Aufnahme:

    Restauration und Verbreiterung der Johannisbrücke.

     

    Der Zustand der Hochwasserverbauung heute: Verwahrlosung!

    Trotz der besagten Vorzüge ist es heute mit der Hochwasserfreilegung von 1920/22 nicht zum Allerbesten bestellt.

    Begeben wir uns auf eine kleine Besichtigungs-Tour:

    Wir beginnen im Nordosten der Innenstadt, an der Ecke des Stiegler-Anwesens, dort, wo sich einst die Nordwest-Ecke des karolingischen Königshofes befand.

    Wie man auf der folgenden Aufnahme erkennt, sind in Höhe des Caritas-Altenheimes die östlichen Mauerzüge der Verbauung auf eine gewisse Strecke noch relativ gut erhalten, da hier in früheren Jahren Restaurierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Hier liegt auch einer der gemauerten Einstiege, die es ermöglichen würden, über kleine Plattformen Kahnpartien im Kanal zuzulassen, bis hinunter zum Kufferpark. Dazu mehr weiter unten. Damit hat es sich allerdings bereits mit der Instandhaltung.

    Das runde Mauerstück hinter dem Sulz-Kanal ist zwar neuzeitlich, markiert aber mit seiner Rundung die Kontur der ältesten Bausubstanz Berchings, des karolingischen Königshofes. Hier, wo sich die Lände zu einem Dreieck erweitert, vermissen wir eine kleine Sitzgruppe zum Verweilen.

    In bereits viel schlechteren Erhaltungszustand präsentiert sich die westliche Ufermauer. Hier hat man versäumt, den Kantenbewuchs in Zaum zu halten. Die relativ großen Büsche gefährden inzwischen mit ihrem Wurzelwerk die Mauerkrone.

    Westliche Ufermauer in Höhe des Caritas-Altenheimes.

    Je weiter südlich wir uns auf dem Ufersteig bewegen, desto dichter wird diese unpassend-gefährliche Vegetation. An mehreren Stellen ist das Mauerwerk durch seitliche Auswüchse von Bäumen bereits schwer beschädigt. Die ganze Uferzone macht einen äußerst ungepflegten Eindruck, der Wasserstand ist viel zu niedrig.

    Detail aus der westlichen Ufermauer.

    Die östliche Fußgängerpassage ist eine der wenigen Wegstrecken in Berching, die für einen rollstuhlgerechten Plattenbelag geeignet wäre. Immerhin ließe sich damit von Rollator- oder Rollstuhlfahrern die ganze nördliche Vorstadt mit ihrem historischen Pflaster umgehen - vom Neumarkter Tor bis zur Johannisbrücke. Wie problematisch, ja unmöglich es ist, derartige "barrierefreie" Zonen in das Kopfsteinpflaster-Ensemble der Altstadt selbst hinein zu verlegen, haben wir bereits in einem anderen Artikel deutlich gemacht: [Link]

    Das Geländer des Steigs ist in Ordnung und passt sich harmonisch in den Altstadt-Aspekt ein! Ein schöner Spazierweg!

    Östliche Fußgänger-Passage an der Sulz..

    Vor der Brücke am ehemaligen Franziskanerkloster.

    Die Betonbrüstung der Sulzbrücke am Mädchenschulhaus (einst der Schulschwesternsteg) ist unschön und gehört dringend zurückgebaut bzw. durch ein historisierendes Eisengeländer ersetzt (etwa analog zum abgebildeten Zaunfeld unten).

    Die Brücke der Klostergasse hat den historischen Schulschwesternsteig ersetzt.

    Hinter dem ehemaligen Gasthof Post befindet sich der malerischste Teil der Sulz-Passage vor der Johannisbrücke, wozu am meisten die verwinkelten Gebäude sowie die teilweise aus Holz bestehende, historische Scheune sowie der Gartenbewuchs im Westen beitragen.

    Auch diese Partie gehört unter besonderen Ensembleschutz gestellt!

    Allerdings ist auch diese Kanal-Strecke völlig verwildert. An kaum einer anderen Stelle wird so deutlich wie hier, welches Desinteresse am Erhalt und der Pflege der historischen Substanz Berchings besteht.

    Inwieweit Kompetenzkonflikte der Stadt mit anderen Behörden (Wasserwirtschaftsamt?) vorliegen, ist uns allerdings nicht bekannt.

    An dieser Stelle wird besonders deutlich, dass die Wasserführung der Sulz im Gegensatz zu früher viel zu niedrig ist: Der Bachgrund liegt im Sommer frei!

    Die unbenetzten Ränder des Flussbetts geben einer ungebremst wuchernden Vegetation Platz, die wiederum die Mauersockel stark gefährdet. Die Problematik sollte eigentlich auffallen und sofortige Konsequenzen für den Rückstau der Sulz nach sich ziehen, doch ist bisher nichts in dieser Richtung geschehen.

    Blick zur Johannisbrücke. Verkrautete Reste der Sulz.

    Ein um mindestens einen Meter erhöhter Wasserstand der Sulz ist nötig, und die Bewuchsproblematik hätte sich von allein erledigt!
    Derselbe Aspekt, einige Meter weiter südlich.

    Unmittelbar vor der Johannisbrücke bietet sich eine reizvolle "Monokel-Optik", die leider von den störenden Büschen zum Teil verdeckt wird. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an das Stimmungsbild weiter oben. Hinter dem rechten Brückenbogen, der nur auf der unteren Aufnahme zu sehen ist, mündet der Stadtbach.

    Die "Berchinger Brille".

    Würde der Pegel der Sulz nur hoch genug gehalten, wäre in Bereich des gesamten Kanals die reizvolle Anlage von Seerosenfeldern möglich.

    Dies nur als Hinweis darauf, mit welch einfachen Mitteln die Stadt Berching zu verschönern wäre, wenn man nur wollte.

    Blick zurück in die nördliche Sulz-Idylle, Aufnahme im Frühjahr.

    Es folgen nun Aufnahmen von der Kanal-Partie südlich der Johannisbrücke. Damit tangieren wir auch den sog. Kuffer-Park, der demnächst in großem Umfang umgebaut werden soll und damit die gesamte Sulzpartie verändert.

    Blick von der Johannisbrücke in Richtung Stadtmauer.

    Hier ist die Hochwasserverbauung niedriger gehalten als im nördlichen Bereich und wegen des Wildwuchses mit den bloßen Augen inzwischen kaum mehr auszumachen. Wie oben eine historischen Aufnahme gezeigt hat, hat vor allem im nördlichen Abschnitt des Kuffer-Parks seit jeher zusätzlich ein höherer Erdwall bestanden, der von einer ufernahen Baumreihe durchwurzelt und gefestigt war. Diese Baumreihe hat man in einer unverständlichen Blitzaktion des Jahres 2014 beseitigt.

    Würde die Sulz, wie dringend benötigt, um etwa einen Meter aufgestaut werden, entstünde hier ein kleiner Stadtsee, dessen Wasserspiegel knapp unter der Mauerkrone zum Liegen käme, womit sich alle "Renaturierung" zu einem Stadtstrand erübrigte. Was es mit dieser "Renaturierung" inhaltlich auf sich hat, dazu mehr weiter unten.

    Die westliche Ufermauer im Detail.

    Die wenig ansprechende Gestaltung des Kuffer-Parks heute - eine "tabula rasa". Früher bestand hier, wie anschließend gezeigt wird, eine Vorpflanzung aus Streuobst sowie ein flacher Wallgraben.

    Abschließend stellen wir nochmals zwei der bereit gezeigten Bilder in Kontrast, um deutlich zu machen, wie sehr heute die historische Hochwasserverbauung und die dazu gehörige Sulz-Strecke vernachlässigt und verwahrlost ist:

    Blick zur Johannisbrücke heute.

    Dieselbe Strecke zurück, im Jahr 1922.

    Die heutigen Mängel lassen sich wie folgt zusammenfassen:

    Zu niedrige Wasserführung, hochgradig bestandsgefährdete Mauerabschnitte, ungepflegtes, verwildertes Flussbett, Entwertung der einstigen Optik.
    Wenn die Hochwasserverbauung heute nicht mehr als das wahrgenommen wird, was sie eigentlich ist, nämlich eine bautechnische Meisterleistung und ein Gesamtkunstwerk, dann nur wegen der zwischenzeitlich entstandenen Mängel!

    Bei dem Vergleich "früher-heute" wird die Fehlallokation von Mitteln und Resourcen in Berching augenscheinlich:

    Während die kontinuierliche Pflege und Instandhaltung des historischen Bestandes seit Jahren sträflich vernachlässigt ist, ja nicht einmal ansatzweise die dazu gehörigen Strukturen und Projekte  existieren, werden Millionenbeträge der Städtebauförderung in sogenannte "Impulsprojekte" des ISEK gepumpt, die niemand braucht und die sich bislang nicht nur als gänzlich überflüssig, ja sogar als höchst schädlich für den Erhalt des historischen Substanz von Berching herausgestellt haben.

    Siehe hierzu unsere Artikel über das zerstörte Pflasterzollhaus am Krapfentor [Link], über den unmöglichen Mehrgenerationen-Park im Schaidl-Garten [Link], über das hochgradig gefährdete Kopfsteinpflaster von Berching. [Link]

    Hier an der Sulz wird wie an vielen anderen Stellen der Altstadt, auf die wir demnächst in weiteren Artikeln eingehen, deutlich, woran es eigentlich mangelt:

    Nicht an externen Stadtplanern, an Stabstellen in der Verwaltung, an Architekten und Baufirmen - kurz an Schreibtischtätern -, sondern schlichtweg an einem festen Team städtischer Facharbeiter, die ständig unterwegs sind, um die Bestände und die besonders schützenswerten Abschnitte der Stadt zu pflegen, instandzuhalten, zu verschönern:

    Gärtner, Maurer, Maler, Arbeiter.

    Mit solchen Leuten und geringsten Materialaufwand wären bereits größte Effekte zu günstigsten Preisen erzielen!

    "Outsourcing" an externe Firmen kommt dagegen am Ende immer teurer - und in der Regel viel zu spät!

    Erster Akt:  Die Attentatspläne                                                                                                Sommer 2014

    Das ISEK-"Impulsprojekt" am Kuffer-Park - ein Attentat auf die Stadt Berching!

     

    Zu einem mag die im Vorkapitel geschilderte Vernachlässigung der historischen Hochwasserverbauung gut sein:

    Wenn die Substanz nur weit genug geschädigt ist, dann liegt endlich ein Entschuldigungsgrund dafür vor, sie ganz beseitigen zu dürfen! Effekte dieser Art sind aus unserem Vorleben bestens bekannt.

    Genauso soll es jetzt kommen!

    Die Komplett-Zerstörung der westlichen Hochwasserverbauung in Höhe des Kuffer-Parks steht jetzt, im August 2014, unmittelbar bevor!

    Und wenn die Flussbarben der Sulz nicht gerade Schonzeit hätten, dann wäre das Frevelwerk bereits vollzogen!

    Die schönste Handarbeit unserer  Vorväter ist sozusagen durch Vernachlässigung bereits "sturmreif geschossen"!

    Dabei ist jedoch völlig klar:

    Wer das Denkmal-Ensemble der Hochwasserverbauung vorsätzlich vernachlässigt oder ohne triftige Gründe daran Hand anlegt, verstößt nicht nur klar gegen die Gestaltungssatzungen der Stadt, sondern bricht auch die einschlägigen Paragraphen des Denkmalschutzgesetzes, die den Ensembleschutz betreffen!
    Zur Erinnerung die einschlägigen Regelungen und Paragraphen:

    "Der Ensembleschutz richtet das Augenmerk auf das äußere Erscheinungsbild einer Anlage, wobei auch der affektive Wert der Objekte eine Rolle spielen kann. Dies bedeutet, dass es sich bei Ensembles in der Regel um mehrere miteinander in Beziehung stehende Objekte oder um eine Verbindung von architektonischen Elementen mit Elementen der Natur- oder Kulturlandschaft handelt." (Definition Ensembleschutz)

    "Die gewachsene Gestalt der Altstadt von Berching in ihrer unverwechselbaren Eigenart und Eigentümlichkeit zu erhalten und zu schützen, zu verbessern und weiter zu entwickeln ist eine Aufgabe von kultureller Bedeutung und wichtiges Sanierungsziel... Alter Bestand ist zu erhalten und zu pflegen..." (Gestaltungssatzung der Stadt Berching)

    "Zu den Baudenkmälern kann auch eine Mehrheit von baulichen Anlagen (Ensemble) gehören, und zwar auch dann, wenn nicht jede einzelne dazugehörige bauliche Anlage die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllt, das Orts-, Platz oder Straßenbild aber insgesamt erhaltungswürdig sind." (Bayerisches Denkmalschutzgesetz, Artikel 1, Absatz 1)

    "Die Gemeinden nehmen bei ihrer Tätigkeit, vor allem im Rahmen der Bauleitplanung, auf die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, insbesondere auf die Erhaltung von Ensembles, angemessen Rücksicht." (Bayerisches Denkmalschutzgesetz, Artikel 3, Absatz 2)

     

    Wie wenig beim Impulsprojekt "Kuffer-Park" die historischen Belange Berchings berücksichtigt und welche Chancen dabei versäumt sind, machen wir nachfolgend deutlich:

    Zum Verständnis dessen, was hier demnächst vollzogen werden soll, ist es jedoch notwendig, sich erst einmal mit den Grundgegebenheiten der Vormauer-Zone, so wie sie sich aus der Historie ergeben, auseinanderzusetzen.

    Werfen wir dazu einen Blick in den königlich-bayerischen Urkataster von ca. 1820, der im Grunde genommen die Disposition wiedergibt, die seit der Erbauung der Johannisbrücke, des Bürgerspitals und des Mittleren Tors um 1350, d. h. seit mindestens 650 Jahren, gegolten hat.

    Vergleichen wir damit die Veränderungen, die sich durch den Hochwasserkanal der Sulz von 1922 ergaben und fassen wir dabei auch einige aus obigen Fotografien abgeleitete Erkenntnisse zusammen:

    Links Detail aus dem Urkataster, rechts Satellitenbild von 2014. Die Baumreihe an der Sulz ist dabei bereits beseitigt.

    Die Entwicklung der Vormauer-Zone im Verlauf von 6 Jahrhunderten:

    • Bis zum Jahr 1922 existierte an dieser innerstädtischen Strecke der Sulz eine spindelförmige, nach Osten aufgedämmte Insel, welche die tieferen Wasser des Stadtbachs und des Sulz-Überlaufs vom höheren Mühlwasser der oberschlächtigen Kraus-Mühle trennte. Die Situation wurde bereits weiter oben durch historische Aufnahmen veranschaulicht.

    • Diese Insel halten wir trotz ihrer späteren Abböschung für ein Relikt aus grauer Vorzeit: Denn zur Zeit, als hier ein karolingischer Königshof stand, gab es sicherlich noch keine Brücke, sondern nur eine die Sulz in Richtung Südosten querende Furt. Brückenlose Übergänge dieser Art erforderten im Frühmittelalter wegen der notwendigen Minderung der Wassertiefe mindestens die Doppelung, meistens sogar die Multiplikation des eigentlichen Wasserlaufs. Dadurch entstanden Zwischeninseln.

    • Mit dem Bau der Johannisbrücke und des Mittleren Tors um 1350 scheint auch das Spital und die Stadtmühle gegründet worden zu sein, so machte man sich die Insel zwischen dem doppelten Urbett der Sulz im oben genannten Sinn funktionell weiter zunutze und dämmte sie auf.

    • Die Kontur der ersten und zweiten Stadtmauer Berchings passte sich dem sanft nach Südost geschwungenen Verlauf des westlichen Sulzarms an, der sich bereits wenige Meter weiter südlich mit dem linken Arm wieder vereinigte.

    • So entstand zwischen Stadtmauer und Sulz ein leicht aus der Nord-Süd-Richtung abweichender Festlandssockel von annähernd rechteckiger Form und einigermaßen konstanter Breite (ca. 25 m).

    • Der Sockel der Stadtmauer war steil geböscht, es schloss sich nach Osten ein ca. 15 m breiter Graben von vermutlich nur geringer Tiefe und ein Linearwall in wenig mächtiger Ausprägung an. Zu beiden Seiten des Walls war um 1800 zur weiteren Verfestigung eine Streuobstreihe gepflanzt.

    • Östlich des Walls muss das Gelände zur Sulz hin etwas abgefallen ein, war aber dann erneut an der Uferlinie zu einem Randwall aufgeschanzt, dort mit Baum- und Buschwerk durchwurzelt und vermutlich auch an der Wasserkante mit Knüppeldämmen gegen ein Unterspülen gesichert. Auch diese Disposition wurde bereits durch eine historische Fotografie untermauert.

    • Dieses natürliche Ufer-Bollwerk hat noch bis 1920 bestanden, so dass an dieser Stelle eine nur relativ niedrige Hochwassermauer als Ersatz für die vorherigen Knüppeldämme angebracht werden musste. Auch hierzu mehr weiter oben.
    Dies ist die Disposition, wie sie über Jahrhunderte zwischen Sulz und Stadtmauer bestanden hat. An ihr haben sich alle geplanten Umbaumaßnahmen zu orientieren und zu messen. Grundlegende Abweichungen sind wegen der notwendigen Einhaltung des Ensembleschutzes hier nicht statthaft.

     

    Nun zu den Veränderungen der Jahre 1920 bis 1922:

    • Den Mühlarm der Sulz und das Mühlwerk der Kraus-Mühle wurde 1920/1922 aufgegeben, weil sonst der ganze Hochwasserkanal ad absurdum geführt worden wäre.

    • Stattdessen errichtete man eine Staustufe im Süden der Vormauerzone, die noch heute existiert, allerdings heute mit viel zu niedrigem Wasserpegel.

    • Dem begradigten Hochwasserkanal fiel die vorbestehende Insel zur Opfer. Deren Landmasse wurde östlich der Plank'schen Mühle zugeschlagen, der dadurch ein kleines Fluss-Gärtchen über hoher Mauer entstand.

     

    Worauf es an dieser Stelle aber besonders ankommt, ist Folgendes:

    Die westliche Uferzone der Sulz wurde durch die Hochwasserverbauung so gut wie nicht verändert, und dem war auch gut so. Der Baumeister Johann Baptist Netter hatte ein gutes Gespür dafür, dass man trotz der unabdingbar gewordenen Veränderungen an dem Landsockel, auf dem die wuchtige Stadtmauer stand, nicht knappern dürfte, weil sonst deren ganze Funktion entwertet worden wäre.

    Wir nennen das Ensembleschutz par excellence!

    In dieser Grundverfassung existiert die Anlage bis heute:

    Es besteht weiterhin der schon zur Gründung der Stadt vorhandene, weitgehend rechteckig gehaltene, ca. 25 Meter breite und 2 bis 3 Meter hohe Landsockel. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es hier auch noch einen Linear-Graben und Linear-Wall, auf dem eine Obstbaumreihe stand. Diese Gestaltung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg völlig unnotwendigerweise der Anlage eines Parks geopfert, denn nun auch ein asphaltierter Spazierweg an völlig unpassender Stelle durchzieht. Dadurch ist der Park-Aspekt aktuell entwertet.

    Eine ISEK-Maßnahme an dieser Stelle sollte sich hier an einem Rückbau zum früheren Zustand orientieren!

    Wie das geht, dazu ein Vorschlag weiter unten!

    Ungeachtet der genannten Einschränkungen machen wir uns die Ausstrahlung des gesamten Ensembles bewusst:

    Wenn heute die Fremden aus Häuserreihe der Vorstadt das erste Mal auf die Johannisbrücke mit dem Pettenkofer'schen Nepomuk treten, dann fällt als erstes ihr Blick über die Brückenmauer auf dieses schönste und doch weitgehend authentisch gebliebene Wehrmauer-Ensemble Berchings, wobei die Nepomuk-Statue einen schönen Vordergrund und das Mittlere Tor und das Stadtmuseum zur Rechten einen zusätzlichen geschmackvollen Rahmen abgeben.

    Dies ist das würdige und ernste, ja fast feierliche Antlitz unserer mittelalterlichen Stadt, dem früher lediglich die blühenden Obstbäume an schönen Tagen eine zusätzliche heitere Note gaben!

    Diese Vormauer-Zone, an der sich der historische Gehalt der Stadt einmalig mit der alt-regulierten Wasserzone der Sulz vereinigt und zu einem Gesamtbild verdichtet, ist, wenn sie nur entsprechend in Szene gesetzt würde, jener Ort, der fast reflexartig das Staunen, das "Oh wie schön" der Besucher auslöst. Hier treffen sich angemessen Hochzeitgesellschaften zum gemeinsamen Foto, hier defilierten alte Schulfreunde beim Klassentreffen, hier ist der Ort für Erinnerungsfotos sonstiger Art.

    Hier beleidigt bei sachgerechter Gestaltung nichts das Auge des Betrachters, hier herrscht zeitlose Erhabenheit! Es handelt sich um die "Schokoladenseite" der alten Stadt!

    Wer jedoch an dieser Stelle mit fixen Ideen die gesamte, stille Partie zum Rummelplatz und zur Halligalli-Zone postmoderner Prägung umbaut, wie jetzt geplant, zerstört nicht nur die alte Idylle, sondern er demonstriert auch sein gänzliches Unverständnis für die Stadt Berching und das Wesen der Vormauer-Zone!

     

    Betrachten wir nun die Vorplanung des ISEK-Projektes für den Kuffer-Park, so wie es uns in wenigen Wochen droht:

    Der ISEK-Entwurf zum Kuffer-Parks, so, wie wir ihn seit längerem archiviert haben. Neuere Pläne sind uns nicht bekannt. Die kritischen Zonen sind mit gelben Kreisen und roten Ziffern bezeichnet und nachfolgend im Text an entsprechender Stelle erwähnt.

    Der Stadtplaner, der für das oben abgebildete Impulsprojekt am Kuffer-Park verantwortlich zeichnet, demonstriert mit seinen Entwurf, dass auch er nichts, rein gar nicht von Berching und der Vormauer-Zone an der Sulz verstanden hat - weder die Geschichte, noch den historischen Gehalt, noch das innere Wesen dieses Landsockels!

    • Speziell ist ihm nicht bewusst, dass hier, zwischen zwei historischen Stadtblöcken, das Ziel einer "Renaturierung" von vorne herein scheitern muss, weil es sich hier seit Gründung der Stadt nie um reine, also unberührte Natur gehandelt hat, sondern immer um eine Zone menschlicher Gestaltung, mit einer schwerpunktmäßig geraden Linienführung.

    • Um eine künstlich-geschwungene Uferlinie (1) zu kreieren, die an mehreren Stellen auch noch unnatürlich nahe an die Stadtmauer heranreicht (3), opfert der Planer ungeniert mit der historischen Hochwasserverbauung eine Ensemble von höchstem denkmalschützerischen Wert. Obendrein veräppelt er den Eindruck der Wehrmauer in unerträglicher Weise:

      Die Stadtmauer wirkt wie unterminiert, ja unterspült, ihrer einstigen Standfestigkeit beraubt!

      Nirgendwo gibt es eine flussnahe Stadtmauer, die so aussieht!

    • Potenziert wird dieser ungünstige Effekt dadurch, dass sich auch die neuen Baumreihen (3) und Wege (2) nicht an der historischen Ausgangslage orientieren, sondern dieselbe unglückselige Kurvenlinie nachvollziehen. Es entsteht dadurch der Eindruck einer ausgesprochenen Künstlichkeit, denn um das Mäandrieren eines Bachlaufes kann es sich hier ja nicht handeln, da das gegenüberliegende Ufer mit seiner Steilmauer die Schwingungen nicht mitmacht. Für einen See mit geschwungenen Buchten ist das Terrain erst recht ungeeignet.

      Nie sieht so die Vormauer-Partie einer mittelalterlichen Stadtmauer aus!

      Weil er das Manko seiner Planung nicht recht ausgleichen kann, lässt der Designer den Wasserpegel der Sulz weiter sinken (was faktisch nahezu unmöglich ist), um auf der gegenüberliegenden Seite der Sulz das Bachbett mit einigen künstlichen Sand- oder Kiesbänken die unharmonischen Schwingungen der Gegenseite nachvollziehen zu lassen (5). Damit manipuliert er das Auge des Betrachters.

      Dass in Wirklichkeit der Wasserspiegel der Sulz um mindestens einen Meter angehoben werden muss, wenn die Hochwassermauern südlich nicht genauso verkrauten und kaputt gehen sollen wie diejenigen nördlich der Johannisbrücke, hat der Planer in seiner Oberflächlichkeit nicht realisiert.

      Damit kann der von ihm beabsichtigte Mäander-Effekt, der sowieso ein Pseudo-Effekt ist, auf Dauer gar nicht zum Tragen kommen.

    Vergewaltigung des innerstädtischen Sulz-Kanals durch falsche Uferkantenführung kann man so etwas nennen, aber nicht "Renaturierung"!

    Statt dass er den Fluss und die Uferzone der Hochwasserverbauung in Szene setzt, von der aus allein die Stadtmauer in der gesamten Länge sinnvoll betrachtet werden kann, degradiert der Planer den weiter abgesenkten Flusslauf zum belanglosen Rinnsal und rückt den Spazierweg viel zu nahe an die Stadtmauer heran!

    Den Erbauern der Hochwasserfreilegung wären diesen entscheidenden Basisfehler nie passiert: Sorgfältig hüteten sie die westliche Wasserkante der Sulz, um die Funktion und den Aspekt der Vormauer-Zone nicht zu beschädigen!

    • Mit der notwendigen Pegel-Anhebung erübrigen sich die Sandbänke auf der Ostseite (5), die als Spielzonen projektiert sind, aber wegen der fehlenden Wasserqualität der Sulz sowieso in keiner Weise zur Nutzung geeignet sind.

    • Ein Zynismus der besonderen Art stellt der in die Uferböschung eingefügte Spiel-Wasserkanal für Kinder dar (6), da er sozusagen mit der Zerstörung des weitaus wichtigeren Hochwasserkanals erkauft wird, welchen den Kindern vor Augen zu führen einen weitaus pädagogischeren Effekt erzielt hätte.

    • Ein Schabernack sind auch die künstlich eingefügten Wasserstege (7), die in einem ehemaligen Hochwasserkanal nun schon mal gar nichts zu suchen haben, aber durch die notwendige Pegel-Anhebung sowieso zum Abtauchen verurteilt sind.

    • Berching ist Gluck-Stadt, also muss ein Wasser-Spektakel her! Man spürt diesen viel zu kurz gegriffenen Gedanken des Planers förmlich. Er wird bei ihm zur fixen Idee und führt zum Fiasko des sog. "Wassertheaters" (4).

      Als Pseudo-Gräzismus aus Beton hat dieses Element in einer deutschen Mittelalter-Szenerie nicht das Geringste zu suchen, zumal seine Funktionalität gegen Null geht:

      Gluck'sche Musik kann hier nie aufgeführt werden, denn erstens vertragen Streichinstrumente kein Spiel an einer feuchten Wasserkante, und zweitens verleiden den Zuhörern die Kanalratten des Stadtbaches, die Moskitos und die abendliche Kühle der Uferzone den Kunstgenuss. Auch ist die Akustik wegen des durch die Strömung bedingten seitlichen Luftzuges in Frage zu stellen - wir sind hier nicht an einem stillen See. Und für elektronisch verstärktes Tamtam, sei es Kino oder Musik, ist die Wasserbühne wegen der Stromschlaggefahr viel zu riskant.

      Es handelt sich also bei dem Theater um ein Gebilde ohne jegliche Berechtigung und ohne echten Gebrauchswert!

      Obendrein wird durch seine Erbauung der archäologisch bedeutendste Boden Berchings komplett zerstört!

    • Läppisch sind auch die kleineren Accessoires: Die "Tibetbrücke" hat in einer bayerischen Mittelalter-Szenerie nichts zu suchen. Sie erinnert an Jürgen Klinsmanns Buddhas beim FC Bayern München, die ebenso schnell verschwunden sind, wie sie aufgestellt wurden - gottseidank. Die "Basaltmauer für Thermophile" beleidigt als ortsfremdes Gestein die Stadtmauer aus Juragestein, Rosen sind noch nie an einer Wehrmauer hochgeklettert und und und...
    Vollends demaskiert sich der Dilettantismus dieser Planung, wenn man berücksichtigt, dass alle künftigen Aktivitäten der Menschen immer mit dem Rücken zu der Struktur erfolgen, die es eigentlich als Blickfang in Szene zu setzen gilt:

    Der Blick wendet sich durch alle neu enstandenen Un-Strukturen immer nach Osten statt nach Westen: Die majestätisch-mittelalterliche Wehrmauer mit ihren Türmen gerät in diesem Mischmasch verschiedener Länderstile, von Waikiki über Tibet bis nach Griechenland, zur unbeachteten Rückwand, zum Toiletten-Hinterausgang, zu gänzlichen Nebensächlichkeit.

    Stattdessen fokussiert das Auge des Betrachters, wo immer er sich auch befindet, auf den gerade zerfallenden Komplex des alten Postgebäudes gegenüber resp. auf dessen Rückseite!

    Welch grandiose Fehlperspektive!

    Auch dieses Grundübel scheint dem Planer bei seinem krampfhaften Versuch, eine "renaturierte" 0815-Park-Szenerie von der Designer-Stange in einen engen und dafür gänzlich ungeeigneten Raum zu quetschen, entgangen zu sein!

    Kurz und bündig:
    Diese Architektenarbeit hat gänzlich das Thema verfehlt und ist inhaltlich ungenügend: Note 6!

     

    Wir fassen die verhängnisvollen Folgen für Berching nochmals zusammen:

    Die alte, trutzige Stadtmauer wird entwertet und verhöhnt, der ehemalige Streuobst-Garten davor wird zerstückelt und er degeneriert zum Rummelplatz.

    Große Teile der historischen Hochwasserverbauung werden unnotwendigerweise zerstört.

    Statt Blickfang für Touristen, statt Treffpunkt für Bankette, Empfänge und Standkonzerte, statt Würde, Ernst und Feierlichkeit - nun Ballermann à la Berching, das verwaiste Amphitheater und die Tibetbrücke ein Platz für nächtliche Gelage, Halligalli mit leeren Flaschen und Hundekacke am Sulzstrand!

    Der historische Gehalt der Vormauer-Zone ist entgegen allen Regeln und Gesetzen ein für alle mal zerstört!

    Mit dieser Planung riskiert die Stadt das größte Desaster, die größte Geschmacklosigkeit ihrer Geschichte!

    Nicht nach inneren Notwendigkeiten, wie sie z. B. die Hochwasserverbauung noch geprägt hat, sondern ausschließlich nach dem Lust-und-Laune-Prinzip des Machers ist dieser unsäglich primitive Plan entstanden!

    Eine potentielle archäologische Fundstelle komplett zerstört!

    Und das Schlimmste dabei:

    Gäbe es nicht die Barben in der Sulz, die gerade Schonzeit haben, dann wäre das Desaster bereits passiert!

     

    Martin Luther sagte einst: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!"

    Wo liegen die Alternativen?

    Eine adäquate Gestaltung wäre so einfach, wenn man sich nur auf die Vergangenheit und den Wert dessen, was man bereits früher hatte, rückbesinnen würde:

    • Die westliche Hochwassermauer der Sulz ist im Bereich des Kuffer-Parks in toto zu erhalten, ihr steht konsequent eingehaltener Ensembleschutz zu!

    • Wenn man sich dazu entschließt, die Sulz entsprechend aufzustauen, dann hört nicht nur die pflanzliche Zerstörung der Sulzmauern nördlich der Johannisbrücke auf, sondern es entsteht bis zum südlichen Ende des Kuffer-Parks ein kleiner Stadtsee mit nur sanfter Strömung , der - mit Seerosenfeldern und diversen Wasservögeln bestückt und aufgehübscht - im Sommer zu Berchinger Kahnpartien und zu Frostzeiten zum Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen einlädt.

    • Der höhere Wasserspiegel am Kuffer-Park schafft dabei auf natürliche Weise auch eine nahezu horizontal betretbare Uferzone, ohne unpassende Strand-Simulation.

    • Der neu entstehende Staudamm würde nicht nur die Situation von Einst wieder aufnehmen, sondern einen zusätzlichen äußerst reizvollen Aspekt für Besucher und Fotografen ergeben. Es wäre sogar möglich, hier dem historischen Anspruch gerecht zu werden und wieder ein richtiges Wehr mit Fischtreppe zum Beobachten einzubauen, ja generell den Fischbestand in der Sulz zu höherem Artenreichtum aufzuwerten.

    • Wenn man oberhalb des Wehres den Weg durch den Kuffer-Park im Gegensatz zum Jetzt-Zustand nahe der erhöhten Wasserkante entlangzieht - und dies wäre sogar "barrierefrei"möglich - dann bliebe der Wiesenstreifen vor der Stadtmauer so unberührt, dass sogar eine partielle Wiederherstellung des historischen Graben-Wall-Profils, eine Vorpflanzung mit Obstbäumen und die Aussaat einer Blumenwiese möglich wären - gerade so, wie es die Besucher und die Fotografen lieben. Freilich bedürfte es alljährlich eines gehörigen Baumschnitts, denn nicht sieht schlampiger aus als eine vernachlässigte Obstkultur. Diese Bäume dürfen keineswegs in den Himmel wachsen, wenn sie die Wirkung der hohen Stadtmauer potenzieren sollen!

    • Ein Wassertheater würde jedoch ebenso entfallen wie ein spezielle Spielzone für Kinder, die im Hollnberger-Park weitaus besser aufgehoben ist als hier. Beide Gestaltungselemente vertragen sich nicht mit dem Ernst und der Würde der Vormauer-Partie. Wenn man den Kindern jedoch unterhalb der Staustufe ein paar Trittsteine ins Wasser setzt, ihnen eine Beobachtung der Fischtreppe und eine Tierfütterung sowie Kahnfahrten im Sommer ermöglicht, dann entsteht ihnen auf jeden Fall ein weitaus größerer Freizeitnutzen, z. B. durch Beobachtung der Natur, als wenn sie an einem künstlichen Kanal im Flussbett in hygienisch bedenklichem Flussschlamm herumbuddeln.

    Es folgt ein eigener Plan-Entwurf unter Berücksichtigung des Ensembleschutzes, Wahrung der Hochwasserverbauung, Reaktivierung des alten Streuobst-Wallgrabens und Berücksichtigung der Notwendigkeit ztum Rückstau der Sulz:

    Alternative zur Gestaltung des Kuffer-Parks unter Wahrung des Ensembleschutzes. © Dr. Werner Robl, 8/2014

    Wir sind überzeugt davon, dass sich durch die Wasservögel, die Gelegenheit zur Kahnfahrt und durch die nachts illuminierten Flusspartien alsbald ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt entwickeln würde. Die Menschen genießen die bezaubernde Vormauer-Atmosphäre, ohne dabei die Mauer aus den Augen zu verlieren.

    Der historische Aspekt ist adäquat gewahrt!

    Dieses Szenario gäbe auch ein würdiges Bindeglied zum barocken Museumsgebäude ab: Hier ist ein Ort für Hochzeitsgesellschaften, Empfänge, Bankette, Platzkonzerte. Sozusagen in der besten Stube Berchings!

    Und nachts würde eine dezente, aber effektvolle Beleuchtung der Johannisbrücke, der Hochwassermauern und der Wege zu beiden Seiten der Sulz die jungen und alten Pärchen zum Bummeln und Kuscheln einladen!

    Und das Beste dabei: Keine historische Struktur wird dabei zerstört! Der Ensembleschutz bleibt komplett gewahrt!

    Und noch etwas: Das Ganze kostet einen Bruchteil des jetzt geplanten Zerstörungswerkes!

    Abschließend zwei Simulationen, die die Situation verdeutlichen sollen. Wir bitten, die Mängel unser zeichnerischen Laienarbeit zu entschuldigen; er geht lediglich um die Darstellung des Grundprinzips!

    Simulation eines geschichtsgerecht umgebauten Kuffer-Parks. Nicht berücksichtigt sind hier der ufernahe Wall und die Staustufe, um die Optik eines erhöhten Wasserspiegel zu wahren.

    So ungefähr könnte der Kuffer-Park aussehen:

    • Der Weg ist in Ufernähe gehalten, eventuell "barrierefrei" gemacht (allerdings mit Naturstein, nicht mit Beton, der hier generell nichts zu suchen hat), wobei jedoch der alte Randwall auch durchaus noch zwischen Uferlinie und Weg liegen könnte und die Ufermauer nur in Abschnitten betreten ließe. Wir haben dies hier nicht berücksichtigt, um den Effekt einer hochgelegten Sulz mit einem Seerosenfeld deutlich zu machen.

    • Hier sind auch einige Parkbänke zum Verweilen und zur Vogel-Fütterung angebracht, mit Blick nach Osten und nach Westen. Eventuell besteht auch der Einstieg einer Anlegestelle von Flusskähnen.

    • Das alte Wall-Graben-Profil in der Streuobstwiese muss eventuell nur optisch angedeutet werden. Auf jeden Fall ergibt es zusammen mit der Obstbaumreihe nicht nur einen Rückblick in die frühere Stadtgeschichte, sondern auch einen Schattenwurf des Bodens, den die jetzige langweilige Parkfläche nicht bieten kann.

    • Die Wirkung der Wehrmauer wird durch diesen geschichtsgerechten Vorbau auf jeden Fall deutlich potenziert, die Mauer ansonsten aber in der Ruhe gelassen, die ihr als graue Eminenz zu steht.

    • Museumsnah sind statt des unglückseligen Wassertheaters eine die Hochwasserverbauung überkragende Terrassenfläche mit Tisch-/Sitzgruppen für Besucher möglich, aufgelockert durch Blumenrabatten und Büsche. Dies wäre der Platz für öffentliche Stehempfänge, Hochzeiten etc. Auch Standkonzerte, selbst kleinere Theateraufführungen wären auf dieser multifunktionellen Terrasse mit ihrer schönen Kulisse möglich, dort oben weitaus besser organisierbar als unten an der Wasserkante und vor allem ohne deren Nachteile für Aufführende und Zuschauer.

    Nächtliche Kahnfahrt auf der richtig angestauten und diskret illuminierten Sulz. Berching - eine Stadt der Gondeln und Liebespaare?

    Aussichten

    Die Zeit läuft und die Schonzeit der Barbe ist bald zu Ende! Ein persönliches und ungeschminktes Wort zum Schluss:

    Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die hier ausführlich in ihrer Insuffizienz geschilderte ISEK-Planung für den Kuffer-Park nicht durchgeht, und dass sich auch im Stadtrat so mancher klar macht, wie unsinnig es ist, sich die Verantwortung dafür umzuhängen!

    Falls aber doch jemand damit kommt, es sei alles viel zu spät, da seien bereits Verträge abgeschlossen, die jetzt einzuhalten ist etc., ein Tipp unsererseits:

    Ziviler Ungehorsam und unkonventionelle Methoden sind angesagt, wenn eine Jahrhundert-Fehlentscheidung verhindert werden muss und alle anderen, "amtlichen" Stricke versagen!

    Deshalb ein Appell an die Stadträte:

    Besser umkehren, bevor es zu spät ist! Der politische Instinkt sollt es an sich gebieten. Mit der jetzigen Kuffer-Park-Planung kann sich keine Partei profilieren, allenfalls blamieren!

    Ein weiterer Appell an die mit den Arbeiten beauftragte Firma Englmann:

    Respektieren Sie bitte die bautechnische Leistung Eurer Vorgänger der Jahre 1920 bis 1922 und weigern Sie sich, die grandiose Arbeit der Hochwasserverbauung zu zerstören!

    Weigern Sie sich, den abwegigen ISEK-PLan zum Kuffer-Park, der jedem vernünftigen Baumeister das Blut in den Adern gefrieren lässt, in die Tat umzusetzen!

    Ganz Berching wird Ihnen diese uneigennützige Großtat danken!

    Und ein letzter Appell an die Mitbürger/innen von Berching:

    Helft mit, dieses gigantische Unsinns-Projekt am Kuffer-Park zu verhindern! Rührt Euch und meldet Euch lautstark - im Rathaus, bei der Presse, und - wenn's sein muss - auch auf der Straße! Ihr seid der eigentliche Souverän - und mit Euren Steuergeldern der Finanzier des Ganzen!

    Gemeinsam für unser gutes, altes Berching, so wie es war und bleiben muss!
    Nachtrag vom 27.08.2014:

    Daher weht der Wind!

     

    Zunächst nochmals zur Geschichte unserer Stadt:

    Ehe um das Jahr 1200 herum die erste eichstättische Planstadt Berching westlich der Sulz in einer Feucht- und Überschwemmungszone angelegt wurde, was es notwendig, das gesamte Areal trocken zu legen bzw. für das projektierte Stadtterrain zu einem rautenförmigen Podest aufzuschanzen. Verwendet wurde hierzu das Aushubmaterial der Umgebung, wodurch ein drainierender Doppelgraben entstand, der wegen der Menge des benötigten Materials ungewöhnlich tief und breit ausfiel. Der Fortifikation der künftigen Stadt war dies allerdings mehr als dienlich.

    Nördlich des neuen Stadtareals wurden die beide Sulz-Arme - die eigentliche Sulz und die sogenannte Altach - in ein einziges Bett vereinigt. Sie floss künftig in begradigtem Lauf und von seitlichen Uferwällen und Knüppeldämmen gesichert zwischen der rechteckigen Vorstadt und der neuen Weststadt hindurch.

    Ein gewaltige Leistung war es damals, die notwendigen Erdbewegungen in der ehemaligen Sulz-Aue durchzuführen!

    Die Erbauer der Stadt entschieden sich ganz bewusst gegen einen quadratischen Grundriss derselben, weil sie genau wussten, dass durch die fortbestehende Überflutungszone des aufgehobenen bzw. nach Osten verlagerten Flussarms zu Regenzeiten weiterhin Wasser die Stadt von Norden her bedrohten. Um die künftige Nordost-Ecke der Stadt nicht durch Unterspülung zu gefährden, modifizierte man die Disposition des neuen Landsockels und leitete alle anflutenden Wasser elegant an der Stadt vorbei nach Osten. So gewann die neue Stadt ihre spezifische rauten- oder trapezförmige Gestalt, die sie heute noch besitzt.

    Auch dies verrät das Können der einstigen Erbauer!

    Zu Verdeutlichung der Situation werfen wir nochmals einen Blick in den königlich-bayerischen Urkataster, der die ursprüngliche Disposition mit den doppelten Wall-Gräben noch sehr gut wiedergibt:

    Die Disposition auf dem Urkataster entspricht noch weitgehend der Gründungszeit der Planstadt Berching.

    Notabene:

    Noch ehe die Obere Stadt Berching westlich der Sulz überhaupt erbaut wurde, war die Sulz aus ihrer natürlichen Lage verdrängt und gedämmt, sozusagen "denaturiert" und domestiziert worden!

    Ausgerechnet diesen Jahrhunderte alten, künstlich zusammengefassten und begradigten Flusslauf, der unauflöslich zum historischen Gehalt der Stadt Berching gehört, will jetzt ein/eine Stadtplaner/in des Jahres 2013 nach einem 0815-Strickmuster "renaturieren" - ohne sachliche Notwendigkeit, sondern aus Gutdünken und billigem Zeitgeschmack heraus - eben deshalb, weil es gerade "in" ist und die zugehörigen Fertig-Module bereits im CAD-Baukasten existieren!

    Welche Anmaßung und Oberflächlichkeit, gepaart mit Verkennung der historischen Notwendigkeiten!

    Wenn in Berching jemand korrekt die Sulz "renaturieren" wollte, dann müsste er schon die ganze Stadt inklusive ihres rautenförmigen Landsockels abreissen, um sozusagen den Urzustand der Natur wieder herzustellen!

    Wir hoffen dies ausreichend verdeutlicht zu haben.

    Halten wir fest:

    Was auch immer man an der Sulz vorhat, es handelt sich dabei um eine Pseudo-"Renaturierung"!

    Sämtliche Magistrate der Stadt seit Anbeginn ihrer Existenz bis zum heutigen Tag haben sich einen solchen Unfug erspart!

    Dies nochmals herauszuheben, war uns ein Anliegen, ehe wir uns nun ein nur wenigen Personen in Berching zugängliches Dokument vornehmen. Es handelt sich sozusagen um die Handlungsanleitung des ISEK vom Mai 2013, mit folgendem Namen:
    [Rahmenplan barrierefreie und erlebnisreiche Altstadt - Ein ISEK für Berching]

    In diesem Geheft von ca. 150 Seiten, das wir nach und nach in toto analysieren werden, finden sich die Ausgangspläne für die Pseudo-"Renaturierung" der Sulz.

    Was man dazu ab Seite 120 nachlesen und nachsehen kann, übersteigt die schlimmsten Befürchtungen - und das Ausmaß der Zerstörung unserer Vormauerzone am Kuffer-Park, die wir mit obigem, der Presse entnommenen Entwurf vorgestellt haben!

    Betrachten wir dazu folgende Auszüge aus der Mappe, die wir in zwei Einzelbildern zusammengefasst haben:

    Verkleinerte Reproduktion der Aufnahmen aus dem ISEK-Handbuch vom Mai 2013, S. 123, 131, 135.

    Werfen wir zunächst einen Blick auf den Plan links oben:

    Der Kuffer-Park wird hier zusätzlich durch einen künstlichen Spielkanal durchzogen, der viel zu nahe an die Stadtmauer herangeführt wird und den Landsockel der Vormauerzone fuchsbauartig zerfrisst. Die Stadtmauer ist dadurch noch mehr in ihrer Funktion und Würde entwertet als auf obigem Plan!

    Obendrein findet sich ein unschön verwinkeltes System aus kantigen Holzstegen, das erneut die unauflöslich zum Mauer-Ensemble gehörige Funktion des Vormauer-Sockels auflöst, ja diesen geradezu in ein Chaos stürzt.

    Daneben finden sich etliche künstliche Inselchen der Sulz, die an dieser Stelle nie zuvor existiert haben und völlig unorganisch wirken. Wenn diese Kunstinseln nicht beim ersten Hochwasser weggespült werden sollen, dann muss man sie wohl einbetonieren. Beim Niedrig-Wasserstand zu Normalzeiten degeneriert die Sulz dagegen noch mehr zum unbedeutenden Rinnsal, als auf obigem Plan zu erkennen.

    Schleierhaft ist es, wie die ISEK-Planung bei einer solchen Entwertung eines Flusslaufs sich zu Begriffen wie "Naturerfahrung", "Erhaltung der in der Sulz lebenden Fische", "Naturbeobachtung" versteigen kann. Nichts davon wird in dieser unerträglich ausgetrockneten und verstümmelten Sulz mehr möglich sein!

    Die volle Tragik dieser Fehlplanung wird allerdings erst dann deutlich, wenn man die sonstigen Ziele und Absichten der Stadtplanung vergleicht:

    An diversen Stellen wird z. B. in der Innenstadt versucht, mit den kantigen Linien und Winkeln der Moderne und Postmoderne, die im historischen Innenstadtbereich von Berching wenig zu suchen haben, zu operieren, z. B. bei der Planung des zentralen Straßenkreuzes oder bei der absolut unpassenden Intergration eines rechteckigen Wassertretbeckens in den sanft geschwungenen Stadtbach.

    Aber dort, wo nun wirklich "moderne" Linearität auch aus historischen Gründen angesagt wäre, nämlich im gesamten Grüngürtel um die Stadtmauern herum (z. B. durch Wall-Gräben oder Obstbaumreihen) - dort wird die Gelegenheit versäumt und stattdessen eine läppisch-unnatürliche Pseudo-Natur mit unzähligen Schwingungen und Verwinkelungen kreiert!

    "Passt wie die Faust auf's Auge", möchte man resümieren!

    Damit hätten wir einen der kapitalen Grundfehler dieser ISEK-Planung beschrieben - ein Manko, das an sich die sofortige Konsequenz nach sich ziehen müsste, diese Pläne einzustampfen!

    Der negative Eindruck verdeutlicht und verdichtet sich auch bei den beiden anderen, oben abgebildeten Entwürfen:

    Wie der Plan zur Rechten zeigt, soll sich die fixe Idee der "Renaturierung" auch nördlich der Johannisbrücke fortsetzen. Dass sich aus den künstlich gesetzten Uferbänken nicht anderes als ein ungebremster Wildwuchs entwickelt, wissen wir schon heute. Es liegt aber möglicherweise auch ganz in der Absicht der Planung:

    Denn es geht im Folgenden darum, die historische Hochwasserverbauung von 1920/1922 teils optisch, teil materiell zu eradizieren!

    Und das "mit Mitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes", wie es im Impressum des ISEK-Handbuches heißt!

    Es ist eine Zumutung, dass sich dieses Handbuch mit Mitteln des Denkmalschutzes finanzieren lässt, aber auf seinen 150 Seiten einen gelebten Denkmal- oder Ensembleschutz nicht kennt, an den entscheidenden Stellen nicht einmal mit Worten erwähnt und ganz nonchalant auch noch absolute Schutzobjekte wie ein historisches Krapfentor-Ensemble, einen großen Teil des historischen Kopfsteinpflasters oder nun der Hochwasserverbauung von 1920/1922 den eigenen Ambitionen opfert!

    So geniert man sich z. B. nicht, bei der historischen, nichtsdestotrotz störenden Hochwasserverbauung: "... die Mauern rückzubauen, in ihrer Höhe zu reduzieren oder etwas zu verlegen", um "die Sulz dadurch wieder stärker als belebendes Element Wasser in Berching" zur Geltung zu bringen. Es bleibt schleierhaft, wie man "Gewässerdynamik" erzielen will, wenn man einen weiter abgesenkten Wasserpegel der Sulz einplant (um die Inselchen zur Geltung zu bringen), anstatt den Wasserstand derselben anzuheben! Und bis zur Stampfermühle sollen dann wie beim Westufer des Kuffer-Parks die historischen Hochwassermauern ganz abgerissen werden - Denkmalschutz hin oder her!

    Unsinn in Vollendung ist auch die neue "Retentionsfläche" nördlich der Stadt, bei der Realschule. Um jeden Preis muss auch hier ein Fluss unreguliert aussehen, der seit 800 Jahren nur reguliert die Funktion der gesamten Weststadt gewährleistet hat!

    Mit dem folgenden Bild machen wir abschließend nochmals die absurd niedrig geplanten Wasserspiegel der Sulz deutlich! Außerdem erfahren wir hier von den Gerätschaften und Accessoires, die man für den schönsten Teil Berchings, für die Mauerpartie am Kuffer-Park, ausersehen hat:

    Verkleinerte Reproduktion der Aufnahmen aus dem ISEK-Handbuch vom Mai 2013, S.124, 133.

    Bei dem affigen Spielzeug für den Kuffer-Park verschlägt es einem vollends die Worte. Man fragt sich, ob der/die Planer/in bei diesem Kotau vor der Spaßgesellschaft von allen guten Geistern verlassen wurde!

    Was hat solcher Ramsch von der Stadtplaner-Stange vor der schönsten und würdigsten historischen Stadtmauer-Partie Berchings zu suchen?

    Nochmals:

    Weg mit dieser Horror-Planung zum Kuffer-Park, bei der sich abenteuerliche und abstruse Ideen mit dem völligen Unvermögen paaren, die eigentlichen Notwendigkeiten Berchings zu erkennen!

    Eine Partei oder Stadtrats-Fraktion, die solche Pläne politisch verantwortet und durchsetzt, wird sich mit Sicherheit übernehmen!

    Zumal dem eigentlichen Souverän, dem Wähler, nichts davon plausibel zu machen sein wird! Wir wissen bestens um die Stimmung in Berching!

    Also: Hände weg davon! Jeder kann sich einmal geirrt haben. Wichtig ist nur, dass man seinen Irrtum erkennt und rechtzeitig korrigiert!