11. Juli 2015:

Teures Niemandsland

Titelzeile der Berchinger Regionalseite im Neumarkter Tagblatt vom 3. Juli 2015:

Gymnastik im Mehrgenerationenpark! Angebot des TSV-Berching: Offenes Training für Jung und Alt!

Jetzt wissen wir es genau: Am 21. Juli, 14. und 25. August und am 8. September ist für jeweils eine Stunde etwas Leben im Schaidlgarten 2.0.

Nehmen wir uns die abgebildete Großaufnahme aus der Zeitung vor. Die 6 Unentwegten, deren Verein sich hier auf Veranlassung der CSU dazu hat instrumentalisieren lassen, einem Unsinnsprojekt einen Sinn zu geben, können einem leid tun. Ob sie merken, als was sie herhalten müssen? Da die Personen nichts zur Sache tun, haben wir sie auf der folgenden Reproduktion ausgeblendet.

Der Schaidl-Garten ohne die bestellten Vorturner vom TSV Berching.

Uns geht es um den Hintergrund der Aufnahme, den sogenannten "Mehrgenerationenpark". Entdecken Sie jemanden?

Wir nicht. Geht uns schon seit Wochen so, wenn wir durch unserer Vorstadtmauertürl gehen und einen Blick in den Park werfen. Einige spontane Aufnahmen von Mai und Juni 2015 geben den Dauerzustand dieses geschätzten Halbe-Million-Euro-oder-mehr-ISEK-Unsinns-Projektes wieder:

25. Mai 2015: Kein Mensch zu sichten.

27. Mai 2015: Immer noch kein Mensch zu sichten.

11. Juni 2015: Erst recht kein Mensch zu sichten.

12. Juni 2015: Der 1. Mensch !!!!! Aber nicht im Park. Es ist nur ein Radlfahrer, der die Abfälle kontrolliert. Für das Turnspektakel kein Interesse!

26. Juni 2015: Weiterhin kein Mensch - weit und breit. Munter plätschert der Springbrunnen. Für niemand.

11. Oktober 2015: Der Herbst ist ins Land gezogen, aber es wird wohl nichts mehr: Ein Niemandsland für immer und ewig!

Inzwischen haben wir es aufgegeben, die fehlende Parknutzung zu dokumentieren. Die nächsten dreißig Aufnahmen sähen genauso aus! Unser vorläufiges Resümee:

Diese Betonpiste, die mühselig mit einer dünnen Erdkrume zugedeckt und ein paar neuen Bäumchen dekoriert wurde, dieser Mischmasch aus Pseudo-Natur und Fitneß-Studio interessiert im Grunde genommen kein Schw...!

War auch nicht anders zu erwarten. Jeder, der sich in Berching ein bisschen auskennt, wusste das zuvor!

Null-Generationen-Park! Niemandsland für Niemanden!

Dafür aber schön teuer: Anschaffung, Kosten bei Reinigung, Pflege der Grünflächen, Wartung- und Betrieb!

Aber: Wo kein natürlicher Bedarf ist, kann man ja einen künstlichen schaffen. Also her mit dem TSV!

So síeht derzeit in Berching "zukunftsorientierte" Politik aus. Mit dem Sportverein als Feigenblatt. Zum Davonlaufen.

18. Oktober 2014:

Nicht vergessen: Pseudo-Natur bleibt Pseudo-Natur!

Haben Sie es schon bemerkt? Das menschliche Auge lässt sich leicht täuschen und es gewöhnt sich im Lauf der Zeit an alles!

In den letzten Wochen sind im Schaidl-Garten die ausladenden Magerbetonstreifen und -flächen mit relativ schmalen, besandeten Wegen belegt und die angrenzenden Bereiche mit Humus wieder zugeschoben worden. Gottseidank bleibt uns ein unpassender Plattenbelag der Wege ebenso erspart wie eine Wasserfontäne im Ludwig-Kanal. Diese soll jetzt als eine Art Springbrunnen im Park selbst sich ergießen. Gewusst hat das übrigens zuvor kein Berchinger - auch keiner von den genehmigenden Stadträten, die darüber an sich informiert werden müssten.

Der jetzige Anblick ist in der Tat für das Auge viel erträglicher als zuvor!

Die Park-Anlage Ende Oktober 2014.

Unter den retuschierten Rasenflächen sieht es allerdings nach wie vor so aus:

Beton-Wahnsinn im Streuobst-Garten.

Also bitte nicht vergessen:

Was man hier sieht, ist kein Vormauer-Streuobst-Biotop im Sinne des Ensembleschutzes, sondern nur eine pseudo-renaturierte Kunstlandschaft, die laut Bebauungsplan hier nie hätte errichtet werden dürfen!

25. September 2014:

Über eine magistrale Parallelwelt

Am 24. September 2014 schildert ein Artikel im Neumarkter Tagblatt die Sicht des amtierenden Bürgermeisters über den umstrittenen Mehrgenerationenpark im Schaidl-Garten: [Link]

"Allmählich finde er die Diskussion lächerlich, die Bürger seien von dem Mehrgenerationenpark überaus begeistert ebenso wie die Tourismusgemeinschaft, die Gastwirtschaften wollen ihre Gäste auf den Park hinweisen. 'Wir machen hier etwas Gutes und es wird so zerredet. Sollen wir die Geräte etwa wieder abbauen?'"

Da tut sich einmal mehr eine selbst geschaffene Parallelwelt auf: Tourismusgemeinschaft und Gastwirtschaften sind ja wohl Organisationen und Strukturen, aber keine Menschen. In unserer Praxis kommen Quartal für Quartal ca. 2000 Patienten aus Berching und Umgebung vorbei - übrigens auch aus den Gastwirtschaften oder der Tourismusgemeinschaft - und obendrein sehr, sehr viele Senioren.

Nur seltsam, dass diese zum allergrößten Teil gar nicht begeistert sind von dem, was hier entstanden ist, ganz im Gegenteil! Im günstigsten Fall schütteln sie darüber den Kopf, im schlimmsten Fall tun sie noch ganz etwas anderes...

Senioren spüren instinktiv, dass es nicht ihrem Wohlergehen gilt, wenn an einer gewachsenen, lieb gewordenen Struktur, an ihrer seit Kindheit vertrauten Stadt aktionistisch herumgerissen wird! Immerhin ist Berching ein Senior wie sie selbst!

Senioren wollen in der Regel nicht zu Hampelmännern, zu Vorzeigeobjekten falsch verstandener Fürsorge degradiert werden, wo Turngeräte aus Edelstahl zum billigen Surrogat und Feigenblatt für fehlende menschliche Zuwendung werden!

Senioren wollen alles Mögliche, nur nicht für dumm verkauft werden!

Weiterhin:

"In sieben AOM-Gemeinden seien derartige Parks gebaut worden..." (Zur Erklärung: AOM = Aktionsbündnis Oberpfalz-Mittelfranken)

Kein Satz schildert besser das Dilemma als dieser. Als wenn Nachahmertum und der Rückgriff auf Artikel von der Stadtplaner-Stange eine Rechtfertigung wäre!

Wo bleibt das Erkennen von Berchings historischer Einmaligkeit, wo bleibt der Stolz darauf, wo bleibt das klare Bekenntnis zum Denkmal- und Ensembleschutz?

Berching ist keine x-beliebige Stadt! Berching ist ganz anders!

27. August 2014:

Der Mehrgenerationenpark im ISEK-Rahmenplan vom Mai 2013

Vor wenigen Tagen hat uns ein Dokument erreicht, welches in Berching nur wenigen Personen zugänglich ist. Es handelt sich um die Handlungsanleitung des ISEK vom Mai 2013, mit folgendem Namen:

"Rahmenplan barrierefreie und erlebnisreiche Altstadt - Ein ISEK für Berching"

In diesem Geheft von ca. 150 Seiten, das wir aus urheberrechtlichen Gründen innerhalb dieser Internet-Präsentation nicht ganz wiedergeben können, finden sich auf den Seiten 128 und 129 auch Vorschläge zur Umgestaltung des Schaidl-Gartens, hier nach dem letzten Besitzer des Gasthofs Post auch "Glashauserwiese" genannt.

 

Es ist hochinteressant, die hier formulierten Intentionen und Gestaltungsvorschläge des Jahres 2013 mit der Realität des Jahres 2014 zu vergleichen!

Zunächst ein Textauszug von Seite 128:

"Östlich des historischen Stadtkerns von Berching befindet sich der denkmalgeschützte Ludwig-Main-Donau-Kanal. Entlang dieses Streckendenkmals der Ingenieurskunst läuft ein gemähter Feldweg...

Durch Auslichten und Reduzieren des Gehölzbestandes kann hier [im Schaidl-Garten] eine attraktive Gemeinschaftsfiäche geschaffen werden. Mit Fitnessangeboten und Spielstationen zur Entfaltung der Sinne ausgestattet, kann diese zum Anziehungspunkt für Senioren und für die Bevölkerung jeden Alters werden.

Spazierengehen und Verweilen, Sportangebote und Erholung beleben diesen historisch wertvollen und für die Vorstadtbewohner als nahe Grünfläche interessanten Bereich.

Die bestehende Obstwiese soll so wenig wie möglich durch Wege gestört werden und in direkter Sichtachse zum geöffneten Tor in der Stadtmauer entsteht ein einfaches Podest im Kanal. Das Podest sollte möglichst unaufwendig und zurückgenommen ausgeführt werden, um den LMD-Kanal als Baudenkmal möglichst wenig zu stören.

Sitzbänke an der Stadtmauer lassen einen geschützt sitzen..."

Es folgen ein paar Bilder von Senioren-Spielgeräten sowie ein Entwurf des Parks, der, wie der Leserunschwer erkennen wird, vom realisierten Park deutlich abweicht:

Bei Text und Bildmaterial handelt sich um die ganz wenigen Lichtblicke im ISEK-Rahmenplan:

  • Wenn schon nicht die Hochwasserverbauung an der Sulz als städtisches Denkmal erkannt ist, so doch wenigstens an dieser Stelle der Ludwig-Donau-Main-Kanal: Er wird als "Streckendenkmal der Ingenieurskunst" bezeichnet. Ähnliches gilt für die ehemalige Obstwiese, die als schützenswertes Objekt möglichst wenig durch Wege gestört werden sollte.

    Hätte man genau diese Kriterien bei der Planung des Kuffer-Parks konsequent zugrunde gelegt hätte, dann hätte ein großer Wurf gelingen können! [Link]

  • Selbst die Linearität der Vormauer-Zone wurde erfasst, sonst wäre der Weg durch den neuen Park nicht als relativ bescheidene Parallele zur Mauer projektiert worden. Allerdings ist dieser Weg viel zu nah an der Mauer selbst vorbeigeführt. Nachdem man aber hier versäumt hat, den alten Mauerwall und die alte Mauerkrone zu rekonstruieren und sich mit einem neuzeitlichen Wandstück zufrieden gegeben hat, mag die zu nahe Linienziehung ebenso durchgehen wie die mauernahen Sitzbänke, die wirklich windgeschützt liegen (wenn auch ab Mittag im Schatten).

  • Der unnütze Springbrunnen, der inzwischen eingeplant ist, findet gottseidank in diesem Konzept gar keine Erwähnung, und das Kanalpodest ist - offensichtlich wegen vorangegangener Bürgerproteste - schon sehr bescheiden und auch aus Holz ausgeführt. Wozu es allerdings überhaupt gut sein soll, erschließt sich nach wie vor nicht.

  • Auch das Plädoyer für den Erhalt der Ostbäume ist ein Lichtblick, allerdings hat sich hier nicht die Tatsache erschlossen, dass der Baumbestand des Schaidl-Gartens bereits viel zu lückenhaft, überaltert und ausgewachsen ist, um auf Dauer erhalten werden zu können. Hier wäre also eine Neupflanzung mit seltenen Sorten in typischer Zweier-Reihe fällig gewesen.

  • Was die abgebildeten Senioren-Spielzeuge anbelangt, so sind sie zwar nach wie vor fehl am Platz, aber wenigstens überwiegend aus Naturstoff sowie relativ bescheiden und ungefährlich ausgeführt, und insgesamt dadurch landschaftsverträglich.

Man muss also zugestehen:

In diesem Vorplan von 2013 sind wenigstens einige, wenn auch nicht alle Grundnotwendigkeiten für den Schaidl-Garten erkannt! Es handelt sich dabei um eine große Ausnahme im ISEK-Rahmenplan.

Man vergleiche nun die obigen Aufnahmen, was aus diesem Plan geworden ist:

Der größte Berchinger Gestaltungs-Irrsinn des Jahres 2014!

Wenn zwischen Plan und Realität ein derart himmelweiter Unterschied besteht, dann fragt man sich, ob die Berchinger Bürger nicht sowieso bis zur letzten Minute an der Nase herumgeführt werden!

Der Dilettantismus und die Gigantomanie, die im Schaidl-Garten wirksam geworden sind, sind am besten mit einem Wort von Friedrich Schiller beschrieben: "Wo rohe Kräfte sinnlos walten!"

Es gibt offenkundig weitere Planer und Entscheider in der Verwaltung und im Magistrat von Berching, die vielleicht für Insider, nicht aber für den Normalbürger erkennbar sind, und Schlimmes im Rahmen des ISEK anrichten können - durch Unkenntnis und Fehlplanung im Detail, durch Kompetenz-Überschreitung und Eigenmächtigkeit!

Wer sind diese Leute im Hintergrund?

Sie gehören im Fall des Schaidl-Gartens zur Verantwortung gezogen, ggf. in Haftung genommen!

Wer hierzu weitere Informationen hat, den bitten wir um Rückmeldung!

Die Stadt Berching ist übrigens nach dem Umweltinformationsgesetz von 2004 verpflichtet, alle "Umweltinformationen" offen zu legen! Dazu gehört auch die Benennung der Verantwortlichkeit für die Umweltschäden im Schaidl-Garten!

10. August 2014:

Der sogenannte "Mehrgenerationen-Park" im ehemaligen Schaidl-Garten

Der Anspruch

Das denkmalrechtliche Erscheinungsbild ist der von außen sichtbare Teil des Denkmals, an dem jedenfalls der sachkundige Betrachter den dem Denkmal innewohnenden Wert abzulesen vermag. Da das Erscheinungsbild des Denkmals mit Blick auf Maßnahmen in seiner Umgebung geschützt wird, muss die Beziehung des Denkmals zu dieser Umgebung für den Denkmalwert von Bedeutung sein. (VG Gelsenkirchen am 03.01.2013)
Das Denkmalschutzrecht erlaubt und fordert ein Hinwirken auf die Beseitigung früherer Bausünden. (VG Stade am 19.02.2004)

Nach Lektüre des vorangehenden Artikels [Link] über die einstigen Berchinger Streuobst-Biotope sollte dem Leser klar geworden sein, wozu allein der Schaidl-Garten unter Beachtung des Bebauungsplans von 1990 und Wahrung des Ensembleschutzes prädestiniert ist:

Als Streuobst-Musteranpflanzung vor einer restaurierten und stilvoll in Szene gesetzten Vorstadt-Mauer!

Als Lehrgarten, der an alte Berchinger Zeiten erinnert, der allerdings auch die Fehler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rückgängig macht und zugleich zeigt, wie heute moderner, stadtnaher Streuobst-Anbau richtig geht.

 

Baumblüte im Streuobst-Garten.

Zur Wiederholung: Streuobst-Anbau, das bedeutet immer Ober- und Unternutzung der Gärten zugleich.

Unter Obernutzung versteht man die eigentliche Obstgewinnung und -verwertung, unter Unternutzung die Beweidung der durch die Bäume teilbeschatteten Blumenwiesen, durch kleine Standherden an Niedervieh. Ergänzende Elemente sind die Bienenzucht und ggf. auch die Freizeitnutzung durch den Menschen.

Was wäre hier am Schaidl-Garten mit Gespür für das Wesentliche und gutem Willen alles möglich gewesen!

  • Kultivierung von seltenen, vom Aussterben bedrohten Obstbaumsorten, gepflanzt in der typischen Reihengliederung.

  • Ein Lehrgarten für Obstbaumpflege und Obstbaumschnitt, mit Lehrgängen durch den örtlichen Obst- und Gartenbauverein, oder durch den Landschaftspflegeverband in Neumarkt, der einen seiner Experten vor Ort hat!

  • Eine größere Schafkoppel mit einer Standherde hinter einem geschichtsgerechten Staketenzaun. Unterhalt besonderer Kleinvieh-Arten, wie z. B. der Haidschnucken der Fa. Gloßner/Erasbach. Werbe-Effekt! Das Mähen des Gartens hätten diese Tiere besorgt, regelmäßiger Maschineneinsatz wäre hier nicht mehr nötig gewesen.

  • Ein Lehrpfad mit beschreibenden Schautafeln. Dabei auch Vorstellung der Vorstadt-Mauer und Erklärung ihrer einstigen Funktion, im Rahmen eines Beschilderungskonzeptes, das die gesamte Stadt Berching umfasst. Dasselbe gilt für den historischen Ludwigs-Kanal.

  • Eventuell Bienenzucht, Bienenstöcke, Bienenhaus.

  • Es handelt sich hier um eine ausgesprochene Spaziergängerzone am Rande der Vorstadt, nicht um einen hochfrequentierten Stadtpark im Inneren der Stadt. Ein paar Ruhebänke am Wegrand hätten genügt, die Passanten, Fußgänger und Radfahrer, zum Verweilen einladen.

  • Eine Teilnutzung wie früher, z. B. für Gartenfeste unter blühenden Bäumen, wäre jedoch bei passender Ausgestaltung mit Holzäunen problemlos möglich gewesen (siehe zum Vergleich das Kirschblütenfest in Großweingarten)

  • Selbst den Fischfang am Kanal hätte man als Demonstrationsobjekt hier ergänzen können.

  • Und, und, und...

 

Prädestiniert für den Schaidl-Garten: Schafe unter den Obstbäumen.

Der Schutz des historischen Ensembles von Vorstadt-Mauer und Gartenzone wäre durch solche Maßnahmen vollständig gewährleistet gewesen, die Attraktivität für Besucher auch. Außerdem gibt es für die Streuobst-Kultivierung inzwischen zusätzliche Fördertöpfe, die aktuell ungenutzt bleiben!

 

Die traurige Realität des Jahres 2014

Selbstverständliches ist eben doch nicht immer selbstverständlich. Als wir vor wenigen Wochen durch unser Gartentürl die Vorstadt-Mauer passierten und in den benachbarten Schaidl-Garten blickten, traf uns beinahe der Schlag:

Die Baufirma Englmann hatte die Wochen zuvor im städtischen Auftrag fast den gesamten Schaidl-Garten mit hunderten Tonnen von Magerbeton verpresst und damit einen sinnvoll gehandhabten Streuobst-Anbau ein für alle mal zunichte gemacht!

Auf dieses Zerstörungswerk wäre man zuvor nicht im Traum gekommen!

Ein verbliebener Apfelbaum des Altbestandes wirft seine reifen Früchte verzweifelt auf dem Magerbeton, wo sie alsbald überrollt werden!
Das verheerende Resultat dieser "Neugestaltung":

Weite Zonen des Schaidl-Gartens bestehen jetzt nur noch aus Beton!

Ein Beton-Garten - vermutlich zum Hinterher-Grün-Anstreichen!

Derselbe triste Anblick an anderer Stelle.
Der zuvor humide, äußerst fruchtbare Boden ist irreversibel zerstört; zerstört ist auch die Blumenwiese, die dort noch vor wenigen Wochen blühte!

Welche Altlast ist hier entstanden für eine zukünftige, hoffentlich klügere Generation!

Allerdings zeigen die den Restbäumen vorgestellten Bauplatten, dass tatsächlich eine verbliebene Obstbaumreihe verschont werden soll. Besteht deshalb Grund zur Hoffnung?

Keineswegs!

Falsch verstandener Streuobst-Schutz!

Die Bäume - überwiegend Kirschbäume - sind durch fehlende Pflege und Rückschnitt in den letzten Jahren nach oben ausgewachsen und damit im Sinne der Streuobst-Kultur unbrauchbar geworden. Davon abgesehen, dass Kirschen streng genommen kein Streuobst sind.

Die jetzt konservierten Baum-Bestände des Schaidl-Gartens demonstrieren anschaulich, welche Fehler bereits in der Vergangenheit gemacht wurden, und wie Streuobst-Anbau definitiv nicht geht!
Harmonie gewinnt diese einzelne Baumreihe auch aus anderen Gründen nicht; sie taugt künftig höchstens als weiteres Demonstrationsobjekt planerischen Unvermögens!

Wenn schon Streuobst, dann wäre dies in diesem Garten nur durch überlegte, lineare Neuanpflanzung möglich gewesen!

 

Ein Wort zur Vorstadt-Mauer:

Konservatorische und restaurative Elemente vermissen wir bei den Berchinger ISEK-Impulsprojekten grundsätzlich, dabei müsste die Bestandserhaltung des historischen Erbes an oberster Stelle der Agenda stehen!

Da die historische Vorstadt-Mauer bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen ist und im Bereich des Schaidl-Gartens inzwischen ganz fehlt bzw. durch eine neuzeitliche Kalkstein-Mauer ersetzt ist, hätte ihr an sich der primäre und schwerpunktmäßige Einsatz in diesem Stadtbereich gelten müssen!

Die wertvollsten Mauerteile befinden sich allerdings nördlich des Schaidl-Gartens, im Bereich des Anwesens Meier.

Dieses noch original aus dem 15. Jahrhundert stammende Mauerstück mit dem Rest eines Halbschalenturmes und mit einer originalen Schlüsselscharte hätte im Rahmen des Städtebau-Projekts unbedingt restauriert und in Szene gesetzt werden müssen!

Doch wieder einmal nichts dergleichen: Die Mauerpartie kommt künftig weiter herunter und zerfällt am Ende ganz!

Nirgends fällt das Desinteresse der Stadtplaner und Stadtverantwortlichen am historischen Erbe Berchings so auf wie hier!

Originalmauer aus dem 15. Jahrhundert!

Man beachte die archaische Schönheit dieses überwucherten Mauerstücks. Es ist inzwischen stark zerfallsbedroht!

 

Teilaspekt des Halbschalenturms.

Der Halbschalenturm ist ebenfalls überwuchert und obendrein durch vorgestellte Holzstapel den Blicken entzogen.

Als letzter von früher 5 gleichartigen Türmen der Vorstadt-Mauer gehört der Turmstumpf dringend restauriert und für die Besucher der Stadt in Szene gesetzt! Das gleiche gilt für das nachfolgend Mauerstück mit einer Schlüsselscharte!

 

Das Mauerstück mit der Schlüsselscharte!
Die Art der Schlüsselscharte lässt eine Datierung der Mauer nach 1450, der historische Kontext vor 1470 zu - das macht fast 600 Jahre!

Eine echte Verteidigungsfunktion hat dieser bescheidene Mauerdurchlass dennoch nicht gehabt; er diente wohl eher als Ausguck denn als echte Schießöffnung.

Nicht nur dieses niedrige Mauerstück, sondern die gesamte Vorstadt-Mauer, die zeitlich etwas vor der Innenstadt-Mauer entstand (um 1465), hatte im Gegensatz zu dieser keine höhergradige Verteidigungsfunktion; sie diente lediglich als Schutzmauer vor Tieren, Räubern und Gesindel.

Hier an diesem letzten, privat genützten Originalstück der Vorstadt-Mauer besteht wenigstens noch so etwas wie eine Obst-Kultur!

Noch einmal: Gerade dieser Mauerverband und seine Vormauer-Gartenpartie hätte aus konservatorischen Gründen unbedingt in das ISEK-Impulsprojekt mit einbezogen werden müssen!

 

Zurück zum Schaidl-Garten:

Hier hat man sich aus Lärmschutzgründen zu einer Aufmauerung der "falschen" Vorstadt-Mauer entschlossen. Das sieht nun so aus:

Das "neue" Mauerstück und der neuzeitliche Durchlass zur Innenstadt. Keine Homogenität! Der graue Stromkasten neben den Tor scheint absichtlich hierher platziert worden zu sein - welch ein Schandfleck!

Das neue Mauerstück!

Es handelt sich wieder um ein Musterbeispiel dafür, wie es nicht geht:

Anstatt von unserem eigenen Garten bis zum Tor den mittelalterlichen Aspekt der Vorstadt-Mauer für die Besucher des Parks wiederherzustellen, wird hier ein neues falsches Vorstadt-Mauerstück auf ein altes falsches Vorstadt-Mauerstück gesetzt!

Welch ein Unfug! Welche Überflüssigkeit!

Besser wäre es gewesen, die unpassende Mauer hier bis auf die Fundamente abzubrechen, um sie durch ein Faksimile der Originalmauer zu ersetzen. Mit den frei gewordenen Steinen hätte man das Mauerstück nördlich des Durchlasses erhöhen können, wenn man sich schon nicht leisten kann oder will, die gesamte Vorstadt-Mauer ihrem historischen Anspruch nach zu rekonstruieren.

Frühere Generationen waren hier um Einiges klüger gewesen:

Denn der südliche Mauerabschnitt, der von unserem Garten bis zur Südecke der Vorstadt-Mauer und zum Beilngrieser Tor reicht, entspricht ebenfalls nicht dem Original, wie wir es am Meier-Garten vorfinden, fügt sich aber aufgrund seiner bewusst mittelalterlichen Bauart bestens in das gesamte Mauer-Ensemble ein!

Zu Demonstration dessen, wie hier im Schaidl-Garten eigentlich rekonstruktiv hätte aufgemauert werden müssen, zeigen wir nochmals ein passendes Bruchstein-Mauerstück aus dem Südbereich der Vorstadt in Abbildung:

So sieht ein Mauerstück der Vorstadt aus, wie es sich rekonstruktiv nachvollzogen gehört!
Welch lebendige Struktur, welche Urtümlichkeit dieser südlichen Vorstadt-Mauer - und welch ein Kontrast zum neuen, wie "geleckt" aussehenden Mauerstück im Schaidl-Garten, das noch dazu um Etliches teurer kommt!

So wirft man das Geld der Bürger zum Fenster hinaus und demonstriert gleichzeitig sein Unverständis für korrekten Denkmalschutz!

 

Abschließend zum Mehrgenerationen-Spielzeug des neuen Parks: Es wurde im Schaidl-Garten in mehreren Gruppen einbetoniert, um den anspruchsvollen Namen des Parkes zu rechtfertigen.

Es handelt sich dabei ausschließlich um futuristisch anmutende, vermutlich sündhaft teure Objekte, meist aus Metall und ohne echten Nutzungswert. Warum dies so ist, werden wir gleich erklären! Daran ändern übrigens auch die überdimensionierten Tafeln nichts, die man hier zusätzlich einbetoniert hat. Sie sollen schriftlich erklären, was selbst der Unbedarfteste von selbst begreift!

Typische Produkte von der Stadt-Designer-Stange, die auf ihren Gebrauchswert wohl nicht einmal getestet wurden! Zur alten Vorstadt-Mauerpartie und zu den Resten des Baumbestandes passt dieses postmoderne Freiluft-Fitness-Studio wie die Faust aufs Auge!

Sehen wir uns einige Details an:

Balancier-Spielzeug.

Auf diesen Wackelbäumen, Längsholmen und Drahtseilen sollen also künftig vornehmlich die Senioren balancieren und sich dabei an Handläufen festhalten, die, obwohl aus hartem Stahl bestehend, nicht einmal gerundet und gepolstert sind, sondern als scharfe Kanteisen imponieren:

Ein einziger Fehltritt auf dieser Gerätschaft - und der senile Vorturner schlägt mit seinem Unterkiefer auf diese Holme auf und verletzt sich schwer, womöglich bis hin zum Kieferbruch!

Man darf gespannt sein, ob diese Geräte vom TÜV abgenommen werden! Allerdings sind wir, was amtliche Behörden und ihre Kontroll-Effizienz anbelangt, angesichts des Komplett-Ausfalls der Denkmalschutzbehörde am Pflasterzollhaus höchst misstrauisch geworden.

Also mal sehen: Möglich ist heutzutage alles!

Die Tretwagen-Bahn (momentan noch mit offenem Ende).

Noch gefährlicher geht es auf obigem Gerät zu:

Viel zu kurz übersetzt, lässt der alberne Tretwagen kaum ein ruckfreies Treten zu. Da man sich obendrein nur mit einer Hand und nur in Körperdistanz anhalten kann, besteht höchstgradige Sturzgefahr! Und beim Hinfallen schlägt man dann erneut auf harte Stahl- oder Betonkanten! Diesmal sind allerdings die Beine und Rippen dran!

Ähnliches gilt auch für das läppisch-kleine, hartrandige Trampolin, dessen Abbildung wir uns hier ersparen.

Wer die Turnübungen überlebt hat, darf sich dann auf folgenden "postmodernen Objekten" ausruhen.

Die "Ruhebänke".

Es handelt sich um grob gesägte und gebrochene Jura-Rohblöcke, wie man sie heute leider auch in vielen Privatgrundstücken sieht:

Diese Blöcke billigster Machart sind ein Ausbund an Hässlichkeit, ein Anschauungsmittel für das Unvermögen unserer Generation, noch echte Handwerkskunst abzuliefern!
Jeder Bruchstein der Vorstadtmauer, jeder von Hand zugerichtete Stein der Hochwasserverbauung an der Sulz, die man jetzt auch gedankenlos einreißen will, hat mehr Wert als ein Dutzend dieser Steinmonster!

Davon abgesehen, dass unsere Senioren, die hier zum Turnen verurteilt sind und sich anschließend erholen wollen, einen steifen Rücken mitbringen müssen, denn eine Lehne zum Ausruhen fehlt ganz.

An dieser Stelle muss man sich bewusst machen, dass die an den Schaidl-Garten angrenzende Kanalstrecke, über die man den Park überhaupt erreicht, nicht gerade kurz ist.

Die ehemalige Eisenbahntrasse als Anmarschweg am alten Ludwigs-Kanal.

Er handelt sich allerdings um eine unserer schönsten Spazierstrecken, mit äußerst reizvoller Perspektive, wie das Bild zeigt. Dieser Umstand darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem Senioren, die sich von beiden Seiten auf diesem Weg dem Schaidl-Garten nähern, beim Eintreffen bereits erheblich erschöpft sind.

Dasselbe gilt für diejenigen, die aus der Innenstadt kommen; sie müssen vor dem Tor zum Garten einen relativ steilen Anstieg und am Schluss eine Treppe bewältigen.

Und in diesem geschwächten Zustand sollen die älteren Leute dann auf die Turngeräte und Drahtseile des "Mehrgenerationen-Parks"!

Welch planerischer Zynismus!

Wir können uns die eigentliche Absicht dieses Parks nicht anders erklären, als dass er mit seinen Turngeräten raffiniert das sozialverträgliche Frühableben der älteren Generation fördern soll!

Also liebe Senioren, aber auch liebe Kinder von Berching, nehmt Euch in Acht! Macht, was ihr wollt, aber lasst dieses Gerätschaften aus der Folterkammer unberührt! Dies ist der gut gemeinte Rat Eurer Hausärzte!

Aktuell tröstet uns nur die feste Überzeugung, dass die Zielgruppen sowieso diesen Park aus vielerlei Gründen links liegen lassen werden. Welcher Senior stellt hier schon freiwillig seine eigene Gebrechlichkeit zur Schau?

Wenn wir hier demnächst jemanden finden, dann vermutlich nur jene alkoholisierten Rowdies, die folgende "Reviermarken" hinterlassen und denen man deshalb so wenig Park-Areale wie möglich schaffen und überlassen sollte.

Gefunden bei unserer Besichtigungstour am 9. August 2014.

Sie werden vermutlich in Bälde die Spielzeuge demolieren und unbrauchbar machen!

Na denn, dann hätte sich der Park-Unfug wenigstens erledigt!

Über die weiteren Unsinns-Projekte am Schaidl-Garten - die Plattform im Ludwig-Kanal oder die Wasserfontäne, die lauter als der Straßenverkehr der B299 ist, - berichten wir später, wenn es soweit ist!

 

Zum Abschluss nochmals ein Stimmungsbild zur vertanen Chance am Schaibl-Garten:

Haidschnucken im Streuobstgarten.

So einfach wäre das gewesen:

Eine stilvoll restaurierte Vorstadt-Mauer, Haidschnucken und anderes Niedervieh im Streuobst-Mustergarten - eine Freude für Jung und alt, ein Ort für Blütenfeste, ein Motiv für Hochzeitsfotos, für Bildbände und Tourismusprospekte - vor allem aber eine Attraktion für unsere kinderwagenfahrenden Mütter und ihre Kleinen! Denn genau auf diese sollten wir in Berching in erster Linie unseren Augenmerk legen!

Und nicht zuletzt: Der historische Anspruch und der Ensembleschutz wäre vollständig gewahrt gewesen!

So aber, wie es jetzt gelaufen ist, kann man nur einen Schluss ziehen:

Der "Mehrgenerationen-Park" im ehemaligen Schaidl-Garten ist ein Schandmal des historischen Berching, ein städteplanerischer Murks in Vollendung!

Und gerade weil das Ganze so unpassend und hässlich, so gefährlich und sinnentleert ist, darf es besonders viel kosten. Man spricht von mehr als 600 000 Euro Baukosten!

Armes "reiches" Berching!

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